Manchmal hat man im Unglück Glück.
Stehe ich beim Checkin,
großer Koffer, Rucksack, Handtasche,
ich bin gleich dran.
Da fällt mir siedend heiß ein:
Du hast die Flasche Wein im Handgepäck,
die dir die Kollegin im Tausch
gegen deutsches Bier vermacht hat.
Nein, die opfere ich jetzt nicht.
In Windeseile Zahlenschloss des Koffers entriegelt,
Wein umgepackt.
Gut, kann weitergehen,
aber:
Wo ist jetzt mein Ausweis,
den ich gerade noch in Händen gehalten habe?
Ich winke meinen Hintermann vorbei
und beginne in den unendlichen Tiefen
meiner Handtasche zu suchen.
Kein Ausweis.
OK. Rucksack.
Kein Ausweis.
Ok. Koffer wieder aufmachen:
Kein Ausweis.
Ok. Nochmals Handtasche.
Winterjacke ausgezogen,
ich schwitze.
Kein Ausweis.
OK, es ist peinlich,
aber alles aus der Tasche ausgeräumt:
Kein Ausweis.
Nochmals Rucksack.
Nochmals Koffer.
Kein Ausweis!!!
Das kann nicht sein, ich hatte ihn gerade noch in Händen!!!
Mittlerweile sind alle hinter mir durchgewunken.
Ich stehe allein vor dem Checkin.
Der junge Mann vom Checkin kommt auf mich zu:
Im Zweifelsfall reicht auch Ihr Firmenausweis.
Ich schaue ihn zweifelnd an:
Wie komme ich durch die Passkontrolle,
die es in Frankreich immer noch gibt?
Don’t worry!
Trotzdem sind die Worries bei mir groß,
die französischen Freunde sind manchmal ziemlich pingelig.
So suche ich weiter.
Wieder Tasche:
Kein Ausweis….
Schließlich gebe ich auf
und checke tatsächlich
mit meinem Firmenausweis ein.
Vor der Passkontrolle eine unglaublich lange Schlange.
Neben mir ein Kollege,
man erkennt sich an den Firmeninsignien.
Leicht panikartig blickt er auf die Menschenschlangen vor ihm.
Er würde am liebsten überholen.
Ich bleibe eisern stehen und so macht er es dann auch.
Die ganze Zeit suche ich weiter in meinen Taschen nach meinem Ausweis.
Kein Ausweis!
Als ich endlich an der Reihe bin,
schaue ich mir die 4 Passkontrolleure genau an:
Welchen nimmst du?
Welchem traust du zu, dass er dich
mit deinem Firmenausweis durchlässt?
In mir ein Horrorszenario.
Er lässt dich nicht durch,
dein Koffer ist abgefertigt,
fliegt ohne mich nach Hause und
ich bleibe hier, mit nichts.
Schon beim Gedanken bin ich den Tränen nahe.
Ich traue meinen französischen Freunden alles zu.
Ich bete, lieber Gott, verlass mich nicht,
tue mir das nicht an.
Ich entscheide mich für einen etwas jüngeren Mann,
schiebe ihm mein Ticket und meinen Firmenausweis hin:
I have a problem …
Und: er winkt mich ohne längere Diskussion durch.
Wie bin ich dankbar!
Gerade nochmal so von der Schippe gesprungen.
Als ich am Gate ankomme,
wird gerade geboardet.
Als Zweite gehe ich an Bord,
sorry, I miss my passport,
und halte ihr meinen Firmenausweis hin.
Sie sagt:
I know, und winkt mich an Bord.
Irgendwie doch wunderbar.
und wo isser nu geblieben, der Ausweis?
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Kaum daheim, habe ich das gleiche Spiel wieder gemacht, diesmal aber alles richtig ausgeleert, was du ja am Checkin nicht machen kannst: Tasche: kein Ausweis, Koffer: kein Ausweis, Rucksack mit meinem mobilen Büro: kein Ausweis. Unerklärlich. Als letztes habe ich mein Notizbuch genommen, das jede Menge Zettel, Klarsichthüllen mit Unterlagen etc enthält und richtig ausgeschüttelt, so dass der ganze Papierkram vor mir lag, et voilà, da war er, mein Ausweis. Habe als erstes ein Dankgebet gen Himmel geschickt und mir wieder einmal vorgenommen alles, aber auch wirklich alles, bewusst zu machen.
Der Stress, zu dem großen Stress, den ich eh schon habe, hat mir den Rest gegeben, so dass ich, nachdem ich noch die dringlichsten Emails verschickt habe, wie tot war. Ich vermochte nicht einmal mehr zu bloggen.
Na ja, morgen bzw heute ist auch noch ein Tag…
Ein schönes Wochenende euch allen!
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na gut, dass er da ist – puuuh – Stein vom Herzen fällt…
und ja – das hatten wir grad noch in Utopios Blog – alles bewusst machen
https://utopiosmessage.wordpress.com/2016/02/12/kaffeeentzug/
siehe in den Kommentaren
aber bei dem Gewühle, reisen und so, ist das natürlich manchmal leichter gesagt, als getan
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Genau, hast Du des Personales Ausweis gefunden? Gibt es übrigens in keinem anderen Land der Welt. Einen Staat mit Personal. ..
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Ja, ich habe…. Siehe meine Antwort bei Anandas Kommentar.
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Oh, dieses Gefühl, diese Momente kenne ich , auf Reisen muss man ständig aufpassen, wo man die Wertsachen hat …
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