Das neue Jahr ist jetzt also da. Morgen muss ich wieder arbeiten. Das ist eine Herausforderung. Ich bin in einem ganz anderen Land. Es kommt mir vor, wie wenn ich aus einem warmen sonnigen Land in eine Eiswüste müsste. Ein ziemliches Kontrastprogramm von heute auf morgen. Ich muss mich darauf vorbereiten, damit ich nicht gleich in Schockstarre verfalle.
Wie gehe ich das an? Wie vermeide ich, dass ich unterwegs nicht erfriere oder von hungrigen Raubtieren aufgefressen werde? Jedes Jahr stelle ich mir die Frage aufs Neue. Am Ende spuckt mich meine Arbeitswelt wieder halbverdaut aus, so dass ich lange suchen und kämpfen muss, bis ich wieder in ein Land komme, in dem ich Wärme spüre.
Oberschlaumeier meinen, man sei selbst Herr über seinen Terminkalender. Das hört sich gut an, ist aber nur bedingt richtig. Ein großer Teil von Arbeitswelt ist Fremdbestimmung. Ein Pastor kann auch nicht einfach sagen, heute halte ich die Trauerfeier nicht, mein Terminkalender ist bereits voll. Sterben lässt sich nicht planen. Genauso ist es bei der Arbeit: entweder ich mache meinen Job oder nicht, einen Tod muss ich sterben. Und mein Job ernährt nicht nur mich.
Wie gehe ich es also an? Ich habe mich für Struktur und Disziplin entschieden, ein Wort Korsett. Einer Blog-Freundin sei Dank für den Hinweis auf die Tageslosungen.
Ich habe sie mir in Buchform gekauft, werde sie auf meinen Schreibtisch legen, mir morgens, wenn ich ins Büro komme oder im Flugzeug sitze, sie mir zur Gemüte führen. Wenn ich ungeduldig werde mit meinen Kollegen, fällt hoffentlich mein Blick auf das Büchlein und entlädt mich blitzartig.
Die Idee ist, den Arbeitstag mit einem Losungswort anzufangen, mich in das Wort einzupacken und durch den Tag leiten zu lassen. Jeden Tag auf Neue. Wie eine Schutzhülle, die mich den Anforderungen standhalten lässt, mich vor (eigener) Überforderung schützt und mich vor meinen Untugenden bewahrt. Auf dass die Worte mich kleiden mögen
wie die Röcke aus Fellen, die Gott Adam und Eva gemacht hat, gerade im Scheitern. Wie eine Rüstung, die ich mir jeden Morgen anlege.
Ich bin sehr gespannt, wie das funktionieren wird. Ich werde einen neuen Blog anfangen „Los-Lösungen“, um dieses Experiment gedanklich zu begleiten, zu sehen, wie Losung und/oder Lehrtext mich ansprechen und leiten, was in mir spontan im Lesen aufblitzt, was die Blitzlichter sind, die meinen Tag erhellen. Wie sie mich aus meinem Gefangensein in mir selbst und in denen, die mich umgeben, los-lösen.
So sei dies Wort mein Jahreslosung:
Sie sah aber einen starken Wind; da erschrak sie und hob an zu sinken, schrie und sprach: HERR, hilf mir! Jesus reckte alsbald die Hand aus und ergriff sie und sprach zu ihr: O du Kleingläubige, warum zweifeltest du? (nach Matth 14, 30-31)
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