Karfreitag, Ostern, Jesuskult

Lieber Luther,

lang habe ich gezögert, ob ich dir zu Ostern schreiben soll. Wahrscheinlich setzte ich mich wieder einmal bei einer bestimmten Fraktion in die Nesseln. Ostern, ein Datum, das sich nach den Mondphasen richtet. Was sollen wir von diesem Fest, das die meisten heute nur noch als Familienfest oder zusätzliche Urlaubszeit feiern, halten? Fassen wir zusammen:

Jesus hat wohl gelebt, aber was war er? Ein Charismatiker? Ein Querkopf, der sich mit weltlichen und jüdischen Machthabern angelegt hat? Einer, der in die Mühlen der vermeintlich Rechtwollenden und -schaffenden gekommen ist? Ein Außenseiter? Ein Querdenker? Einer, der unbeugsam war? Fanatisch?

Er war wohl ein Gläubiger. Ein kritisch Gläubiger. Einer, der nicht geglaubt hat, was die christlichen Kirchen heute über ihn erzählen. Da hätte seine Fantasie und Bildung nicht ausgereicht, um sich das auszudenken oder vorherzusehen. Er war einer, der wie Tausende andere, irgendwann ins Fadenkreuz der politischen und kirchlichen Fahnder geriet und dann ans Kreuz geschlagen wurde und dort elendig zugrunde ging. Ans Kreuz wurden damals nur die Outcasts geschlagen, die gesellschaftlich und sozial Ausgestoßenen. Die Letzten der Letzten.

Was wissen wir historisch von Jesus? Nichts, als dass er wohl gelebt hat und vermutlich am Kreuz starb, aber auch das ist historisch nicht wirklich gesichert. Wie ist er dann zu dem geworden, was er ist? Einer, dessen Folterinstrument, an dem er starb, zu seinem Ruhm wurde, ja zum Symbol für die gesamten christlichen Kirchen. Paradox, dass viele Menschen bis heute ein Folterinstrument, das Kreuz, als Schmuck um den Hals tragen.

Heute würde man das Phänomen „Jesus“ und den Kult, der darum betrieben wird, als Resultat einer genialen Marketingstrategie sehen. Jesus wurde – in heutiger Analyse und Sprache – von guten Marketingstrategen über Jahrhunderte zum Superstar aufgebaut. Mit einer fingierten Biographie, die ihm ein Alleinstellungsmerkmal sicherte: Gezeugt vom Heiligen Geist, geboren von einer Jungfrau, wundertätig – und – am Ende der Clou: Für die Sünden der gesamten Menschheit den Märtyrertod am Kreuz gestorben, um die ganze Welt zu entsündigen, personal von den Toten auferstanden, als Auferstandener seinen Jüngern personal begegnet, personal aufgefahren in den Himmel, wo der zur Rechten seines Vaters, Gott persönlich, sitzt und uns irgendwann im Endgericht zu sich zieht. Irgendwie wird Jesus dann zu 3 Personen in einer: Vater, Sohn und Heiliger Geist. So wird es im Glaubensbekenntnis hergebetet. Das sind die Grundpfeiler christlicher Religion.

Mit diesem kirchlichen Superstar lassen sich seit zwei Jahrtausenden veritable Geschäfte machen und Egos pflegen. Von und in Abhängigkeit von Jesus Christ Super Star verdienten und verdienen viele Menschen auf der ganzen Welt.

Ob Jesus schon durch den geistlichen Zeugungsakt göttlich geboren, durch die Taufe göttlich geworden oder erst durch den finalen Akt seiner Himmelfahrt zum Gott aufgestiegen ist, darüber sind sich schon die Evangelisten nicht einig, geschweige denn nachkommende Kleriker, Theologen und Schriftsteller. Entsprechend wird bis heute debattiert, wie es sich wohl verhält und je nach Kirchenschule, Glaubensüberzeugung und Forschungsrichtung kommt man zu einem anderen Ergebnis. Glaube in christlicher Prägung ist Glaube an die nach Jesus aufgestellten Dogmen und Theorien über ihn. Ohne das ganze theoretische Brimborium und den Personenkult um ihn, wäre Jesus nichts als ein gläubiger Mensch, der für seine Glaubensüberzeugungen, die nicht die herrschenden waren, eingestanden ist.

Wenn wir heute über den christlichen Osterzyklus nachdenken:
Palmsonntag, mit dem Einzug Jesu in Jerusalem,
Gründonnerstag: Abendmahl und Fußwaschung,
Karfreitag, Jesu Kreuzung und Verfinsterung der Welt,
Ostersonntag, seine Auferstehung und sein personales Erscheinen und
Himmelfahrt mit Jesu personalem Auffahren in den Himmel.

Es ist Personenkult, der um Jesus betrieben wird, Jesus-Kult. Davon leben die christlichen Kirchen, die Kleriker und Theologen, all diejenigen, die unter der Marke „Jesus“ Geschäfte machen und Geld verdienen.

Nur, die Welt ist inzwischen global geworden, die Menschen nehmen den christlichen Kirchen ihre Leitsätze und Dogmen nicht mehr ab. Zwar glauben zwei Drittel der Menschen in Deutschland zu glauben, aber bei weitem nicht an alles, was die Kirchen gerne hätten, dass sie glauben. Der moderne Mensch informiert sich über Religionsgrenzen hinweg. Die Menschen glauben, lassen sich aber nicht mehr vorschreiben, was sie glauben sollen. Sie durchschauen das christliche Moralgebäude und sind nicht mehr willens, sich durch es unter Druck setzen oder überhaupt beeinflussen zu lassen. Die Institution „Kirche“ wird, wenn überhaupt, mehr als Sozialeinrichtung, denn als Glaubensinstanz wahrgenommen und von den Menschen, insbesondere den Älteren, genutzt und akzeptiert. Zu schräg und verstaubt sind die Dogmen, die bis heute vertreten werden. Sie schrecken mehr ab, als dass sie anziehen.

An einen personalen Gott glaubt heute nur noch ein kleiner Teil der Menschen, das zeigen statistisch repräsentative Umfragen. Und an Jesus als einen Gott auch nur noch der kleinere Teil der Zeitgenossen. Die Marketingstrategie der Kirchen funktioniert nicht mehr und die Kirchen sind nicht zu einem dogmatischen Frühjahrsputz bereit, da er ihnen weitgehend ihr theologisches und institutionelles Fundament weghauen würde. Sie haben kaum eine andere Wahl. Sie sind gefangen in ihren eigenen Fangstricken.

Zurück zu Ostern. Welche Natur hat das Osterfest unter diesem Blickwinkel? Wir wissen quasi nichts über Jesus. Was überliefert ist, deutet auf einen Menschen hin, der aus ärmlichsten Verhältnissen kam, ungebildet war, aus der untersten Klasse stammte und für die Armen der Ärmsten eingestanden ist, ihnen eine Perspektive, eine Hoffnung, einen Glauben gegeben hat, nicht an ihn als Person, sondern an Gott, den er Vater nannte, von dem er sprach als sei es sein Vater. Er nannte ihn Vater, weil er sich von ihm allein umsorgt fühlte, weil er auf ihn allein vertrauen konnte, weil er sich ihm allein verbunden und verpflichtet fühlte. Er war ganz auf Gott ausgerichtet, einen monotheistischen Gott in jüdischer Tradition, aber ohne weltlich orientierte jüdische Moral- und Verhaltensregeln.

Jesus vertrat einen Gott, der sich nicht durch Menschen begrenzen oder vereinnahmen lässt, einen, den man im täglichen Leben erfahren kann. Einen, auf den man vertrauen kann, im Leben und im Sterben. Es ist ein Gott, der uns zu sich ins Leben führt, auf wunderbare Weise, die für uns nicht erklärlich ist und die man auch nicht erklären braucht, sondern nur leben und glauben. Jesus predigt einen Gott, der Demut erfordert und ein gutes inneres Ohr, um ihn zu hören. Einen, der keine Religion braucht. Jesus hat sich am Rande oder gar außerhalb seiner Glaubenstradition bewegt. Genau lässt sich das nicht mehr feststellen.

Der feste Glaube an diesen Gott ist das, was wir an Jesus lernen können. Ein Glaube, der auch nicht angesichts der menschlichen Gewalt, Verwüstung und Verrohung der Menschen, der Einsamkeit und Unverlässlichkeit seiner engsten Freunde ins Wanken kam. Und selbst wenn er doch ins Wanken gekommen sein sollte, spricht das nur für sein Menschsein, für das Brudersein Jesu im Glauben.

Die Evangelisten, Theologen, Historiker und Schriftsteller sind sich wie bei Jesu Geburt auch über sein Sterben nicht einig. Wie könnten sie auch, es war keiner dabei, auch keiner, der später aufgeschrieben hat, was Jesu angeblich gesagt und getan hat, als er starb. Absolute Wahrheiten gibt es in dieser Hinsicht nicht. Vielleicht starb Jesus genauso namenlos und unspektakulär wie Tausende andere. Es ist eine Möglichkeit, die genauso plausibel oder unplausibel ist wie jede andere. Das Wie ist reine Spekulation. Nur soweit kann Konsens zwischen allen Menschen hergestellt werden: Sterben muss jeder, musste auch Jesus. Alles andere darüber hinaus kann man glauben, muss es aber nicht, was nicht heißt, dass man nicht glaubt, sondern nur, dass man die Ausschmückungen und Dogmen christlicher Prägung nicht zwangsläufig glauben muss.

Lieber Luther, du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Das ist das erste und vornehmste Gebot. Ich bin sicher, das galt auch und gerade für Jesus. Den christlichen Kult, den man um seinen Tod (und seine Geburt) nachträglich machte, ist – wie das Wort schon sagt – Kult um jemanden, den man – unfreiwillig – zum Superstar ernannt hat, vor dem Hintergrund mannigfaltiger Interessen. Die Osterbräuche sind eine Umdefinition heidnischer Bräuche in christliche. Man musste dem Volk etwas bieten. Mit Brot und Spielen, das wussten nicht nur die weltlichen Herrscher, ködert man die Massen. Das lässt sich historisch auch nachvollziehen.

Viel Menschenblut und -not kostete das Marketing der kirchlichen Machtstrategen – insbesondere für Protzbauten und Kriege. Vielleicht wäre es eine gute Idee, heute – an Karfreitag – an diese Menschen zu denken: an die Opfer, die den Theologen, Klerikern und Kirchenleuten, den Religionen weltweit zum Opfer fielen und fallen. Karfreitag als Gedenktag an den Tod Jesus und an alle Opfer von Religionen und religiöser Verfolgung. Karfreitag hätte als Gedenktag einen Sinn, den auch Jesus mittragen könnte.

Lieber Luther, Religion und Glauben sind zwei Paar Stiefel: Dafür stand, steht und starb Jesus. Das war sein Ruhm, nicht sein unrühmlicher Tod. Den hat er sich wahrscheinlich auch angenehmer gewünscht, jedenfalls ist er nichts, was es zu feiern gibt. Nicht für den- und diejenigen, die so sterben mussten, nicht für diejenigen, die diese Tode zu verantworten haben, und schon gar nicht für diejenigen, die diesen grausamen Tod nachträglich glorifiziert haben und weiterhin glorifizieren.

Herzliche Grüße
Deborrah

Säulen

Lieber Luther

Psalm 75 ist der Anlass, dir wieder einmal zu schreiben. Gottes Wort wird hier ziemlich unterschiedlich zitiert, je nach Übersetzung. Ich habe etwa 10 gelesen und sie sind ziemlich unterschiedlich, abhängig, wie immer, von der Glaubensauffassung, die dahintersteht. Was soll uns Psalm 75 sagen?

Es geht um Gottes Zeitlosigkeit, um sein Wirken in einem verhüllten Zeit-Raum, um seine Unbegrenztheit und seine Ewigkeit. Es geht darum, dass er uns sagt, dass er uns im Jetzt eine Stütze ist, eine Säule, auf die wir bauen können. Und es geht um Demut. Gott sagt uns (Lutherübersetzung):

„Denn zu seiner Zeit, so werde ich recht richten. Das Land zittert und alle, die darin wohnen; aber ich halte seine Säulen fest“ (Ps 75:2-3)

Gott sagt, wenn ich meine Verabredung mit euch habe, zu meiner Zeit, mache ich den Boden eben, schaffe eine friedliche und heilsame Ordnung in euch, mache alle Berge flach, so dass ihr keine Mühe mehr habt. Ich versammle mich mit euch nicht im Osten, Westen oder Süden, nicht an euren Orten, nicht bei eurem Aufgang noch bei eurem Niedergang, nicht bei eurer Geburt, noch bei eurem Tod. Ich versammle mich mit euch in einer Weise, die unabhängig von eurem Verständnis von Zeit und Raum ist.

Seid ihr auch mutlos, verzagt, verwüstet euch selbst und euren Planeten: Meine Säulen und diejenigen die ich dazu gemacht habe, stehen fest. Weder wanken sie, noch fallen sie. Meine Statik hält in Ewigkeit. Auch wenn ihr euch aufschwingt, über mich zu richten, mein Sein in Frage stellt, euch über mich erhebt, gegen mich in den Krieg zieht, versucht, meine Säulen ins Wanken zu bringen: Ihr könnt mir nichts anhaben.

Ihr vertraut auf eure Intelligenz, auf euer Wissen, das sich auf Wissenschaft stützt, anstatt auf Erkenntnis und Weisheit und zerstört mit eurem ganzen Wissen und eurer scheinbaren Wissenschaft euch und eure Lebensgrundlage. Mit eurer Ausbeutung der Natur, mit eurem Umweltfrevel, schlagt ihr immer tiefere Wunden in ihr Gleichgewicht, bringt die Säule eures Daseins ins Wanken und am Ende ins Einstürzen. Mit Eurer Gentechnik und euren Manipulationen des Menschen versucht ihr Gott zu spielen und überseht nicht, was ihr anrichtet. Mit immer erfinderischeren Kriegswaffen versucht ihr euch gegenseitig zum Einsturz zu bringen, ohne Rücksicht auf Verluste. Ihr schlagt euch mit eurem ganzen Wissen selbst euer Lebens-Fundament weg. Ihr führt euch auf wie Narren.

Jedoch: Meine Säulen wanken nicht. Ich habe sie eingezogen und ihr könnt sie, was immer ihr anstellt, nicht einmal ins Wanken bringen, geschweige denn zum Einsturz. Ihr könnt euch nicht, wie sehr ihr euch auch anstrengt und es euch einbildet, über mich aufschwingen. Seid nicht so selbstgewiss, arrogant, stolz und überheblich. Ihr seid wie ein eitler Gockel, der seinen Kamm zu hoch stellt. Euer leeres Geplapper ist nichts als Bewegung von Zunge und Kiefer, ihr wisst nicht, was recht ist, ihr denkt nur, es zu wissen.

Ich aber weiß, was recht und gerecht ist im Ausgleich allen Seins, in der Einebnung aller Ungerechtigkeiten, im Ausgleich zwischen reich und arm, zwischen Freiem und Unterdrückten, zwischen böse und gut. Nur ich bin es, der dies vermag. Nur ich bin der Weg zur zeitlosen und ortsungebundenen Gerechtigkeit, zum ewigen Gut. Ihr seid wie ein Becher schäumender Wein in meiner Hand, gewürzt mit allen Facetten des Lebens. In euch gärt es, arbeitet es, schäumt auf und über. Das Leben müsst ihr mit allen Zutaten trinken, das ist euch als Mensch immanent. Aber irgendwann, das ist der Trost, nach Ende des Gärungsprozesses, werdet ihr alter und guter Wein sein.

Denn: Meine Säulen stehen fest: Ich lasse nicht zu, dass mein Wein umkippt und zu ungenießbarem Essig wird. Amen.

Herzliche Grüße
Deborrah

Nichtweiterso, Ohrenbläser

Lieber Luther,

Die (falschen) Worte des Ohrenbläsers, der Spruch für den gestrigen Tag, ist mir, wie eigentlich immer, gestern im Leben begegnet. Ich habe einen Text gelesen, einen Vorstellungstext und gedacht: Den kennst du doch. Eine Passage ist mir darin damals schon aufgefallen, weil sie offensichtlich geflunkert war, und nun stand sie schon wieder da.

Nachgeschaut, und tatsächlich, ich bin fündig geworden, ein Griff und ich hatte das Heftchen zur Hand. 2008 geschrieben. Der beinah identische Text, Alter, Frau und Ort ausgewechselt, eiliges Leben, und fertig ist die Laube.

Alte vergilbte Tapeten für neue zu verkaufen, in der Hoffnung oder sogar Erwartung, dass es keiner merkt – wer hat schon so ein langes Gedächtnis – mag arbeitsökonomisch sein, ist aber dennoch Unrecht an den Menschen, an die sie gerichtet sind, sie denken und erwarten, das Gesagte komme aus ehrlichem Herzen und entspreche der Wahrheit und es ist doch nichts als Betrug. Weiterlesen „Nichtweiterso, Ohrenbläser“

Bibel Zwistigkeiten

Lieber Luther,

wie du sicher bemerkt hast, befasse ich mich verstärkt mit der Weisheitsliteratur der Bibel, mit den Sprüchen und Psalmen. Beides sind Schatztruhen für den Glauben. Die Inhalte können auch heute noch bestehen, sofern man sich nicht von kirchlichen Dogmen in seinem Blickfeld begrenzen lässt. So will ich dieses Jahr schauen, wohin mich diese Weisheitsliteratur führt, das ein oder andere mit dir teilen. Womit ich mich sicher nicht befasse, sind die Predigttexte für dieses Kirchenjahr. Episteln. Jede Woche lese ich und versuche, etwas aus ihnen herauszuziehen, was nicht Dogma ist, aber es gelingt nicht. So lasse ich diese Texte links liegen, ich brauche mich nicht selbstkasteien.

Wofür hat Jesus gestanden? Weiterlesen „Bibel Zwistigkeiten“

Psalmen und Sprüche

Lieber Luther,

ich habe mich entschlossen, nach einem Jahr Pause wieder einen Bibelleseplan anzufangen, der mich täglich einen Blick in die Bibel werfen lässt. Ich will mir nicht mehr so viel zumuten wie 2014, das könnte ich neben meinen übervollen Berufsalltag nicht schaffen. Ich werde also die nächsten 372 Tage Psalmen und Sprüche lesen. Ich habe gerade angefangen und merke, wie mich das inspiriert.

Psalmen sind Lobgesänge. Schon im Lesen merkt man, wie der innere Mensch, die Seele, anfängt, die Schönheit und Erhabenheit Gottes zu besingen. Weiterlesen „Psalmen und Sprüche“

Danket dem HERRN

Lieber Luther,

der Weihnachtstrubel ist vorbei, die Menschen rennen zum nächsten Ereignis, die Silvesterparty ruft. Zeit einzuhalten. Psalm 118:

Danket dem Herrn, denn er ist gütig.

Danke, du Volk Gottes.
Danke, du Samen Jakobs.
Danke, der du Gott in Ehrfurcht begegnest.

Du bist angesprochen,
du Volk Gottes,
du Familie seiner Nachfolger,
du Mensch, der sich zu Gott bekennt.

Du verirrtes Volk,
du zerstrittene Familie,
du selbstsüchtiger Mensch,

ihr alle,
die ihr in Not Gott anruft:
Lobet den HERRN,
denn er ist unser Heil.

Öffnet eure Herzenspforten,
befriedet euch,
damit ihr zum Eckstein
in Gottes Haus werdet.

Der HERR lässt’s gelingen und
es erscheint wie ein Wunder.
Das ist der Tag,
den der HERR gemacht hat!

Freut euch mit Gott,
wir werden nicht sterben,
sondern von seinen Werken erzählen.
Ach HERR, lass doch gelingen.

Gesegnet sind alle,
die da kommen
im Namen des HERRN.
Ach HERR, erleuchte uns.

Preist den HERRN, denn er ist gütig.

Eckstein
Wer setzt den Eckstein?
Ihr lest es, tut es aber nicht!

Gefangen in Dogmen

Lieber Luther,

wieso scheinen die Kirchen so unbeweglich, so starr und so tot? Sie sind Gefangene ihrer Dogmen. Diese knebeln sie so sehr, dass sie letzten Endes an ihre Selbstfesselung ersticken werden. Die Grundfrage dahinter ist: Lässt sich Gott und seine Allumfasstheit wissenschaftlich erfassen? Weiterlesen „Gefangen in Dogmen“

Körperschaftlich praktizierte Nächstenliebe

Lieber Luther,

nicht dass du meinst, ich habe vergessen, dass heute Reformationstag ist. Fast nirgends findet man einen Hinweis darauf. Auch die Kirchen übergehen diesen Tag mittlerweile sanglos. Aus Ärger darüber habe ich genau heute vor 3 Jahren meinen Briefwechsel mit dir angefangen. Was würdest du wohl zu dem heutigen Zustand der Kirchen sagen? Bei uns im Landkreis, so berichtet die örtliche Zeitung, haben sie sich zu einem „Krisengipfel“ getroffen, weil immer mehr Menschen die Kirche verlassen. Und was haben die Kirchenfunktionäre, „die höchsten Geistlichen der Region“, 2 evangelische und 1 katholischer Vertreter, dazu zu sagen? Die Antworten sprechen Bände. Weiterlesen „Körperschaftlich praktizierte Nächstenliebe“

Luthers Bibelverständnis – Kirchenpolitik als Hidden Agenda

Lieber Luther,

ich habe mich ja schon in meinem letzten Brief mit der Frage auseinandergesetzt, ob die Bibel das offenbarte Wort Gottes ist und dies negativ beantwortet. Trotzdem hat es mich beschäftigt, wie all die Missverständnisse zustande gekommen sind, wieso man ein so verdrehtes Bibelverständnis überhaupt haben kann und wieso Menschen im 21.Jahrhundert noch behaupten und lehren, die Bibel sei Gottes Wort, stellvertretend durch den Heiligen Geist in „die“ Bibel geschrieben. Es gibt die Schreiber der Texte, den Text an sich, die Leser oder Hörer, aber auch die Lehrer, die ihre Schäfchen lehren, wie man Gott und die Bibel insbesondere zu lesen und zu verstehen hat. Das Übel beginnt an der Wurzel. Darin liegt die Krux und damit will ich mich heute beschäftigen. Weiterlesen „Luthers Bibelverständnis – Kirchenpolitik als Hidden Agenda“

Das Neue Testament: Antisemitisch, frauenfeindlich, homophob?

Lieber Luther,

ich will nahtlos an meinen letzten Brief anknüpfen, an die These Ehrmanns, dass das Neue Testament ein gefährliches, frauenfeindliches, antisemitisches und homophobes Buch ist. Es ist natürlich so gekommen, wie es schon vorauszusehen war: Schon allein, wenn man sich der These stellt, die ja nicht so weit hergeholt ist, wenn man die Texte neutral liest, wird einem Unglauben unterstellt, wird gerichtet, mit dem Finger gezeigt, ganz unchristlich Christus im Munde führend. Aber ist es nicht eine Chance nachzudenken und Antworten zu finden, die in unsere Zeit passen? Ich will mich der These stellen, ich finde es herausfordernd, spannend. Zerbröckelt der Glaube unter den Erkenntnissen der Wissenschaft und lässt er sich wirklich nur verteidigen, indem man anfeindet, negiert und in bewährter paulinischer Tradition ausgrenzt?
Weiterlesen „Das Neue Testament: Antisemitisch, frauenfeindlich, homophob?“

Kirchen – Herrschaft

Lieber Luther,

schon lange habe ich kein Buch mehr von der ersten bis zur letzten Seite gelesen, da man in der Regel nach 120 Seiten die Argumentationsketten des Autors verstanden hat und sie nicht noch in zig Wiederholungen lesen muss. Nicht so bei diesem Buch:

Bart D.Ehrman, Jesus im Zerrspiegel, Die verborgenen Widersprüche in der Bibel und warum es sie gibt. Gütersloh, 2010.

Obwohl von einem Wissenschaftler geschrieben, ist es verständlich. Es beschreibt und macht die Widersprüche im Neuen Testament dem nicht theologisch gebildeten Menschen in der führenden historisch-kritischen Sichtweise offenkundig. Alles nichts Neues, jeder Theologe, jeder Pastor, müsste den Inhalt kennen. Von den Kanzeln kommt nichtsdestotrotz die orthodoxe Lehre, nach dem Motto: Augen zu, Ohren zu, damit ich nicht all die kritischen Fragen, die daraus entstehen und auf die ich keine Antwort habe, beantworten muss. Weiterlesen „Kirchen – Herrschaft“

Schweigen

Lieber Luther,

der entscheidende Satz im heutigen Predigttext fehlt, wurde fälschlicherweise abgeschnitten:

Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden; man wird auch nicht sagen: Siehe hier! oder: da ist es! Denn seht, das Reich Gottes ist inwendig in euch (Lk 17, 20-21).

Was hat sich zugetragen (Lk 17, 12-14)? Jesus ist ein Wanderprediger mit Charisma, dem der Ruf eines Heilers voraneilt. Zehn Menschen mit äußerlichem Gebrechen, einer Hautkrankheit, sehen ihn von weitem kommen und rufen: Meister Jesus, habe Erbarmen mit uns. Sie denken an ihre Krankheit und erwarten von ihm, dass er sie davon heilt. Man kann es ja versuchen.

Jesus macht nicht viele Worte. Erstaunlicherweise sagt er: Zeigt euch den Priestern! Wie? Was hat das mit den Priestern zu tun? Von Jesus wird die Heilung erwartet? Obwohl ihnen die Anweisung wohl seltsam erschienen sein mag, machen sie sich auf den Weg und während sie gehen, werden sie rein.

Man sieht schon, wie sich diverse Stirne in Falten legen. Wieder so eine Wundergeschichte über Jesus… Weiterlesen „Schweigen“

Fremdenhass und Nächstenliebe

Lieber Luther,

fast jeder kennt die Geschichte, um die es im heutigen Predigttext (Lk 10, 25-37) geht: Die Geschichte vom Barmherzigen Samariter. Es geht um Menschen, die die Straßenseite wechseln, anstatt dem Bedürftigen zu helfen, und um andere Menschen, die ihren geschäftigen Alltag zurückstellen, einen Umweg machen, um zu helfen, Geld in die Hand nehmen. Die Geschichte ist brandaktuell, angesichts brennender Asylbewerberheime, toter Menschen in Transportern und untergegangener Seelenverkäufer im Mittelmeer. Welche Rolle spielen wir? Ja, du! Jeder einzelne ist gefragt. Weiterlesen „Fremdenhass und Nächstenliebe“

Zweiklassengesellschaft

Lieber Luther,

Der Gedanke, den Jesus im heutigen Predigttext (Lk 18, 9-14) an den Mann / die Frau bringen will, ist nicht neu.

Er sagte aber zu etlichen, die sich selbst vermaßen, daß sie fromm wären, und verachteten die andern, ein solch Gleichnis: Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel, zu beten, einer ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stand und betete bei sich selbst also: Ich danke dir, Gott, daß ich nicht bin wie die anderen Leute, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich habe. Und der Zöllner stand von ferne, wollte auch seine Augen nicht aufheben gen Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage euch: Dieser ging hinab gerechtfertigt in sein Haus vor jenem. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.

Der Gedanke, dass es bei Gott keine Zwei- oder Mehrklassengesellschaft gibt, dass vor Gott alle gleich sind und die gleichen Rahmenbedingungen haben, ist ein Gedanke, der mit dem EINEN Gott verknüpft ist, seit es den Gedanken an ihn gibt.

Ein gesellschaftliches Oben und Unten gibt es, seit Menschen sich in größeren sozialen Verbänden organisieren. Die Evangelien sind im Kern eine Kampfansage gegen soziale Ungerechtigkeit, gegen die Unterdrückung der Kranken, Schwachen und Armen durch die Mächtigen und Wohlhabenden: Weiterlesen „Zweiklassengesellschaft“

Unfrieden – Jesus weint

Lieber Luther,

der Predigttext für diesen Sonntag (Lk 19, 41-48) macht mich betroffen und ich weiß nicht wirklich wieso. Weil Jesus um uns weint? Weil er mit der Bitte angegangen wird, seine Jünger zu strafen? Zu strafen, weil sie ihm bei seinem Einzug in Jerusalem zujubelten? Zu strafen, weil sie sagen: Gelobt sei, der da kommt In Gottes Namen. Friede sei im Himmel und auf Erden!

Jesus weint um Weiterlesen „Unfrieden – Jesus weint“

In Gottes Namen

Lieber Luther,

gehet hin und lehret alle Völker und tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes und lehrt sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende, heißt es im heutigen Predigttext (Mt 16-20). Das ist die Kernaufgabe, die Jesus seinen Predigern aufgetragen hat. Tauft auf den NAMEN des Vaters, den NAMEN des Sohnes, den NAMEN des Heiligen Geistes. LEHRT HALTEN, alles, was ich euch gelehrt habe.

Tauft auf den NAMEN der göttlichen Einheit zwischen Vater Weiterlesen „In Gottes Namen“

Fischzug

Lieber Luther,

der heutige Predigttext, Lk 5, 1-11, ist wohlbekannt und doch wiederum nicht. Fahrt hinaus in die Höhe und in die Tiefe, damit ihr einen Zug tut und einen Fang macht, ich will euch zu Menschenfischern machen, folgt mir nach. Das ist die zentrale Botschaft Jesu in der Geschichte (vgl auch Mk 1, 17; Mt 4, 19). Etwas genauer steht es bei Johannes (Joh 21, 6): Werft das Netz zur Rechten des Schiffs, so werdet ihr finden.

Wie üblich, wenn Jesus im Dialog mit seinen Anhängern ist, gibt es viel Miss- oder Unverständnis. Jesus spricht von etwas ganz anderem Weiterlesen „Fischzug“

Glaubt an mein Kreuz

Lieber Luther,

Glaubt an mein Kreuz, sagt Jesus im Jakobusbrief, der in den Texten von Nag Hammadi überliefert ist. Welche Litanei rattert da bei vielen im Kopf herunter? Jesus musste leiden, weil es sein Vater so gewollt hat, für uns, damit er durch sein Leiden und seinen Tod uns von unseren Sünden erlöst. Jesus, der vom Vater für uns geopfert wurde, Jesus, der sich selbst opferte, weil beide uns so lieben, dass ihnen jedes Opfer für unsere Rettung recht ist. Jesus, das Lamm Gottes, das schweigsam und tapfer die Sünden der Welt ans Kreuz trägt. Christus, du (Schlacht)Lamm Gottes, der du trägst die Sünde der Welt, erbarm dich unser. Gott als unbarmherziger Vater, der seinen Sohn opfert, seinen vollkommenen Sohn für die Sünden und Boshaftigkeiten anderer unperfekterer Söhne? Kein Vater handelt so, wieso ausgerechnet Gott, der Inbegriff des Gut?

An sich, lieber Luther, zeigt schon der gesamte Glaubenskontext, der in der Bibel insgesamt, im Ersten Testament aufgeblättert wird, dass das so nicht sein kann. Weiterlesen „Glaubt an mein Kreuz“