Handyumzug

Mein Smartphone war schon etwas in die Jahre gekommen,
das Betriebssystem wird schon länger nicht mehr gewartet,
war in der schnelllebigen Elektronikwelt schon ein Methusalem.
Entsprechend langsam war es inzwischen und
alle Apps sind auch nicht mehr gelaufen.
Es ist sozusagen schon am Stock gegangen.
Da unterscheiden sich Mensch und Technik nicht so sehr.
So habe ich mir den Luxus eines neuen gegönnt.
Zu lange mag ich nicht hinter der neuesten Technik herhinken,
sonst wird mir das Neulernen vielleicht irgendwann zuviel,
ich verzage jetzt schon hin und wieder,
aber aufgeben tue ich nie, auch wenn es 5 Versuche braucht.
Entsperren mit Fingerabdruck und Irisscann, Edges
und was es sonst noch alles neu gibt,
nicht zu reden von der Kamerafunktion für Selfies,
die uns im besten Licht zeigen.
Da braucht es schon eine Anleitung –
das verschiebe ich noch, mache ja gar keine Selfies.
Aber wissen, wie es geht, will ich trotzdem.
Schon interessant, was inzwischen so alles geht.
Meine Neugier treibt mich weiter voran.
Allein das alte Smartphone umzuziehen, ist eine Aktion für sich.
Alle Accounts neu einrichten,
zahllose Male die Passwörter neu eingeben.
Widgets gibt es nicht mehr, erkläre ich meinem Sohn.
Der schaut mich zweifelnd an und zeigt mir,
wo ich sie jetzt finde.
Den Wecker testen,
damit ich am Montag ruhig schlafe und
nicht alle 5 Minuten aufwache,
weil ich Angst habe, den Flug zu verpassen.

Und erst die Gear.
Sie zum Laufen zu bringen,
ist erst mal nicht einfach,
wenn man so ein Ding zum ersten Mal in Händen hält.
Apps installieren, richtig einsetzen, lernen zu navigieren.
Wirklich ein Wunderwerk, ich bin beeindruckt.
Dann kann ich bei meinem Sohn punkten.
Er findet es eine Frechheit,
dass man YouTube nicht einbinden kann.
Kann nicht sein, sage ich.
Man muss nur richtig googeln –
und siehe da, es gelingt mir.
Sohnemann ist beeindruckt.
Bin gestern die Streif hinuntergerast,
mir ist heute noch schlecht.
360° und 3D,
Groß-Kino in der Brille vor meinen Augen.
Ich bin sicher,
diese Technik wird eines Tages, wenn sie ausgereifter ist,
unseren Alltag ein weiteres Mal revolutionieren.

Jetzt bin ich nach vielen Stunden durch,
misstraue meinen neuen Smartphone noch ein bisschen,
ob es beim Aufladen auch nicht explodiert.
Es unterstehe sich ….
Ich habe erst einmal wieder vom Handyumzug
für ein paar Jahre genug,
bin froh, dass ich es geschafft habe und –
es graust mich schon vor dem nächsten Umzug.

 Handyumzug