Partyfieber

Die letzte große Party, die ich ausgerichtet habe, ist 12 Jahre her, abgesehen von den Konfirmationen meiner Kinder. Lang ist es her. Die Feten neuerer Zeit in unserem Haus wurden von meinen Kindern organisiert. Jetzt ist es wieder einmal soweit. Zuerst unfreiwillig. Mein Mann hatte einfach anlässlich seines runden Geburtstages eingeladen. Er hat nicht einmal vorher gefragt. Sein Geburtstag, dachte ich aufsässig. Soll er sich kümmern. 4 Wochen vorher hatten wir noch keinen Caterer, obwohl ich ihm schon 8 Wochen vorher eine Adresse gegeben hatte. Dass dieser dann ausgebucht war, als er endlich in die Pötte kam, war keine große Überraschung mehr. Ich befürchte, was er dann bestellt hat, entspricht nicht so ganz meinen Vorstellungen. Aber ich wollte mich ja raushalten. Je näher das Ereignis jedoch kam, desto nervöser wurde ich. Kurz entschlossen habe ich jetzt 2 Wochen Urlaub genommen, um einem Nervenzusammenbruch und dem Vollchaos zu entgehen.

Die Verwandtschaft und Bekanntschaft reist von weither an. Damit es sich auch lohnt, kommen sie eher und bleiben länger. Ein Teil will im Garten zelten. Es sind allerdings angesichts des Dauerregens inzwischen weniger geworden. Der ein oder andere hat sich doch noch entschlossen, unserem Rat zu folgen, und sich fürs Hotel um die Ecke umentschieden.

Damit ich auch in Partylaune komme, dröhne ich mich schon die ganze Woche mit Partyhits von den 50igern bis heute zu. Spotify sei Dank. Musiktechnisch war das vor 12 Jahren definitiv noch schwieriger. Deko bestellen, weil so spät, alles über Express. Kommt (hoffentlich) in den nächsten Tagen noch im letzten Moment. 30 Meter Organza und 30 Meter Tischdeckenstoff warten darauf, verarbeitet zu werden. Über 100 Gläser gespült, die man sonst nicht braucht, außerdem das Geschirr, das sonst nur im Schrank steht.

Dann einkaufen. Aber dazu ist es nicht gekommen. Statt einzukaufen, habe ich mich ausgeschlossen. Falscher Autoschlüssel, ohne Hausschlüssel. Ersatzschlüssel hatten meine Männer inzwischen anscheinend woanders deponiert, ohne mich zu informieren. War aber keiner da, der mich wieder ins Haus lassen konnte. Handy und Handtasche im Haus. Kann also nicht einkaufen. Aufsteigenden Zorn bekämpfen. Was tun? Ich kann doch jetzt nicht 3 Stunden ins Auto sitzen und warten, bis einer kommt. Also Außenarbeiten: Spinnweben entfernen, Gehwege von Unkraut befreien. Der Rücken schmerzt. Endlich kommt mein Mann. Irgendwie hatte das Unkrautjäten anscheinend beruhigende Wirkung. Er kommt gnädig davon.

Wenn ich es recht sehe, habe ich am Freitag 14 Menschen zu verköstigen, am Samstag 32, am Sonntag 15, und dann die Folgewoche Montag bis Donnerstag nochmals jeweils 6. Bin in die Essensplanung eingestiegen. Es ist ja nicht so, dass sie nur zu einer Mahlzeit da sind, nein, es gibt jeweils Frühstück, Mittagessen, Kaffee und Abendessen. Und am Sonntag ist EM – Endspiel. Das wird sich wahrscheinlich zum privaten Public Viewing auswachsen. Bis jetzt bin ich noch guter Dinge. Liege gut im Zeitplan. Aus den Lautsprechern tönt gerade „Verdam lang her“ von BAP. Ja, verdammt lang her, das letzte Partyfieber…

Let’s dance!Party – Let’s dance