Ohne sich

Wer meint,
in dieser Welt etwas zu sein,
während er doch nichts ist,
betrügt sich selbst.
Jeder untersuche nochmals sein Tun und
suche seine Vervollkommnung in sich selbst und
niemals in anderen oder durch andere.
(Johannes Tauler)
Mensch,
ganz auf sich geworfen,
ganz in sich gesetzt.
ganz ohne sich.

Land der Freude

Ich will ihr Trauern in Freude verwandeln.
Jeremia 31,13
Trauer wiegt schwer,
wie Zentnerlast liegt sie auf den Schultern.
Die Lebensfreude ächzt unter ihrem Gewicht
und geht in die Knie.
Einem Marathonläufer gleich,
sind wir daran gewöhnt sie weiter zu schleppen,
auf Stecken und Stab gestützt,
vor Augen wie eine Fata Morgana
einen gedeckten Tisch
und einen Kelch Wein.
Das verheißene Land der Freude,
wie unerreichbar fern es erscheint.
Ganz Knecht nehmen wir trotzdem den Stab und gehen weiter.
Solange die Füße tragen.
Und wenn sie es nicht mehr tun,
ist es erreicht –
das Land der Freude.
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Glaubt nur

Nun hat der HERR mir die Bitte erfüllt, die ich an ihn gerichtet hatte. 
1.Samuel 1,27
Jesus sprach: Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubt nur, dass ihr’s empfangt, so wird’s euch zuteil werden. 
Markus 11,24
Glaube
Ich glaube
Oder: Ich glaube ich glaube?
Was Jesus vergessen hat zu erwähnen: Wie lange wird es dauern bis es wird?
Wir haben da morgen im Sinn.
Er morgen oder die Ewigkeit.
Glaubt nur.
Nur.

Zerreiß deine Pläne

Ein Rezept gegen die Angst von Mascha Kaléko in „Mein Lied geht weiter. Hundert Gedichte“.

Ohne weitere Worte:

Jage die Ängste fort
Und die Angst vor den Ängsten.
Für die paar Jahre
Wird wohl alles noch reichen.
Das Brot im Kasten
Und der Anzug im Schrank.

Sage nicht mein.
Es ist dir alles geliehen.
Lebe auf Zeit und sieh,
Wie wenig du brauchst.
Richte dich ein.
Und halte den Koffer bereit.

Es ist wahr, was sie sagen:
Was kommen muß, kommt.
Geh dem Leid nicht entgegen.
Und ist es da,
Sieh ihm still ins Gesicht.
Es ist vergänglich wie Glück.

Erwarte nichts.
Und hüte besorgt dein Geheimnis.
Auch der Bruder verrät,
Geht es um dich oder ihn.
Den eignen Schatten nimm
Zum Weggefährten.

Feg deine Stube wohl.
Und tausche den Gruß mit dem Nachbarn.
Flicke heiter den Zaun
Und auch die Glocke am Tor.
Die Wunde in dir halte wach
Unter dem Dach im Einstweilen.

Zerreiß deine Pläne. Sei klug
Und halte dich an Wunder.
Sie sind lang schon verzeichnet
Im grossen Plan.
Jage die Ängste fort
Und die Angst vor den Ängsten.

30c84-wunder

Umwege

Ich bin der HERR, dein Gott, der dich lehrt, was dir hilft, und dich leitet auf dem Wege, den du gehst. 
Jesaja 48,17
Nur, lieber Gott, ich verstehe dich nicht immer.
Manchmal stehe ich auf der Leitung.
Oder stelle auf Durchzug.
Nicht immer bin ich gelehrig,
manchmal will ich nicht so wie du.
Dann machen wir zwei einen Umweg,
und am Ende landen wir doch da,
wo du mit mir hinwillst.
Ich weiß das,
und ich weiß auch,
dass dein Weg für mich der richtige ist.
Und trotzdem ist es wie es ist.
Kann es sein, dass du mich auch auf die Umwege leitest?
Denn auch sie lassen mich lernen.
Bei dir ist nichts Zufall.
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Lehrgeld

Du, HERR, sei nicht ferne; meine Stärke, eile, mir zu helfen! 
Psalm 22,20
Nein, ferne bist du mir nicht.
Nur die Vorstellungen, wann deine Hilfe zu erwarten ist,
driften manchmal auseinander.
Ich denke zu oft,
Mein Wille sei dein Wille.
Und zahl dabei immer wieder Lehrgeld.
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Rosinenpicken

Lieber Luther
Beim heutigen Evangelium (Mark 8, 31-38) stutzt man.
Jesus ist mit seinen Jüngern auf dem Weg nach Cäsarea Philippi. Er ist neugierig, was man so über ihn redet und so fragt er seine Jünger: Sie sagen, du seist Johannes der Täufer oder Elia oder ein Prophet.
Und was denkt ihr? Petrus ist mutig und sagt: Du bist Christus!
Und was macht Jesus. Er „bedroht“ sie, dass sie niemand etwas sagen sollen.
Er erklärt ihnen, dass der Menschensohn viel werde leiden müssen, dass er verurteilt und getötet werden wird, aber nach drei Tagen auferstehen werde.
Wiederum Petrus wagt Widerworte. Jesus wendet sich um, sieht seine Jünger an und j“bedroht“ Petrus: „Gehe hinter mich, du Satan! Denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist.“
Und weiter: Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben behalten will, der wird es verlieren; und wer sein Leben verliert um meinet- und des Evangelium willen, der wird es behalten.
Da hat Jesus aber starke Geschütze gegen Petrus aufgefahren. Zuerst bedroht er seine Jünger, dann herrscht er Petrus an. Letzteren nennt er sogar „Satan“. Welch ein Affront gegen Petrus, seinen späteren Fels.
Es ist nicht das erste und einzige Mal, dass Jesus auffahrend ist. Seiner Mutter gegenüber, aber auch anderen, insbesondere den Pharisäern gegenüber. Als sie mit Argusaugen verfolgen, ob er etwa am Sabbat heile, sah er sie an mit „Zorn“ (Mark 3, 5). Ein anderes Beispiel ist die Demütigung der Frau am Jakobsbrunnen. Es ließen sich noch viele andere Beispiele aufzählen.
Nein, so wollen wir unseren Jesus gar nicht. Darüber schweigt man gerne hinweg. Das passt nicht in das Bild des Guten und Sanftmütigen.
Machen wir es da nicht wie Petrus: Rosinenpicken?
Wieso fährt Jesus Petrus so an? Weil er nur die Wunder und das Wunderbare sehen will, nicht aber das Kreuz, nicht aber das Leid, bis hin zur Bereitschaft, sein Leben zu geben, um Jesus und des Evangeliums willen. Dieser unbequemen Wahrheit will sich Petrus nicht stellen.
Jesus rührt an ein Tabuthema. Den Tod hat man schon damals lieber totgeschwiegen. Ja, Jesus ist der Christus. Was von ihm bei den Propheten geschrieben steht, müsste auch Petrus wissen. Er müsste wissen, wie das endet. Davor verschließt er aber die Augen. Er will lieber am Leben festhalten. Als der Hahn das dritte Mal gekräht hat, ist dies offensichtlich.
„Menschlich“ nennt Jesus das und er hat recht damit. Der Mensch hält gern das Leben fest. Die schwere Seite der Medaille, die das Christsein immer einschließt, ignoriert er gern. Gottes Liebe nimmt man gern, nicht aber Jesu Leiden und das Kreuz. Deshalb hat Petrus Jesus Zorn getroffen.
So ist es auch mit Jesus. Man will ihn nur als den Sanftmütigen, den Guten, den Geduldigen, den Liebenden. Der Zornige, der Aufbrausende, der Demütigende, der Rechthaberische, der gegenüber den Pharisäern Unerbittliche, den wollen wir nicht sehen. Das sind wir selbst. Von einer Lichtgestalt wie Jesus wollen wir das nicht sehen. Da wollen wir nur das, was wir denken, es sei die Zuckerseite.
Wieso eigentlich nicht? Er ist der Menschensohn, Mensch. Andersherum hat Gott uns nach seinem Ebenbild geschaffen und Gott ist im Alten Testament oft zornig, sehr sogar. Wieso wollen wir den Zorn als etwas nicht Göttliches ausschließen? Antwort: Passt nicht in unser Zuckerhasen-Bild.
Jesus ist durch das Leid des Kreuzes gegangen, durch den Spott, die Geißelung, das Verlassenwerden von seinen Jüngern. Er ist durch die Demütigung, den körperlichen Schmerz, den seelischen Abgrund gegangen. Er hat den Menschen in all seinen unmenschlichen Zügen selbst durchlitten. Er war Mensch. Er wurde menschlich geboren und ist menschlich gestorben. Deshalb durfte er auch zornig, aufbrausend und menschlich (nicht göttlich) ungerecht sein. Es war seine Bestimmung, Mensch in seiner ganzen Bandbreite zu sein. Das war der göttliche Wille. Ansonsten wäre er unglaubwürdig, seine Mission gescheitert.
Ist das enttäuschend? Keinesfalls, ganz im Gegenteil. Es bringt ihn uns näher, macht es uns leichter ihm nachzufolgen. Er zeigt, dass Mensch Mensch sein darf, mit all seinen Schwächen. Er hatte sie auch.
Indem wir Jesus sein lassen, was er war ? menschlicher Gottessohn ? bringen wir ihn uns näher als wenn wir ihn auf einen Sockel heben und ihn damit von uns wegheben. Nein, ich glaube, das hätte er nicht gewollt. Ich glaube, das ist nicht Gottes Wille. Er wollte uns eindrücklich einen vor Augen bringen, der unseresgleichen ist, einer der es uns ermöglicht, mit ihm zu ziehen, mit ihm Schritt zu halten, mit ihm zu gehen, ein Menschensohn eben, ein göttliches Ebenbild in Menschengestalt wie wir. Und er wollte uns sagen: So wie dieser Sohn durch das Kreuz gegangen ist, so müsst auch ihr durch das Kreuz gehen. Tut es ihm nach.
Jesus hält das seinen Jüngern unerbittlich unter die Nase, ob sie es hören wollen oder nicht. Seht, das ist es, was meine Nachfolge ausmacht, das Kreuz.
Und: Das gilt bis auf den heutigen Tag. Rosinenpicken ist eben nicht.
Ich gebe zu, lieber Luther, ich wage mich da wieder einmal weit vor. Ich hatte nicht die Zeit, deine Werke zu durchstöbern, um zu sehen, ob du dich um das Thema auch herumgedrückt hast. Wenn ja, gebe ich Dir hiermit eine Steilvorlage, die du gerne kontern kannst. Ich bin, wie immer, sehr disputierfreudig.
Herzliche Grüße
Deborrah

Enten Tsunami

Wir sehen in einen Spiegel und
wir sehen ein Abbild,
ein sich immer während sich veränderndes Abbild.
Kein Augenblick ist Stillstand.
Millionen von Augenblicken gehen vorbei,
Millionen von Wassertropfen fließen den Bach hinunter,
unzählbare Augenblicke,
jeder in der Fülle seiner Besonderheit nicht wahrzunehmen.
In die Bewegung kommt Bewegung von außen.
Das friedliche Bild wird gestört durch Störenfriede.
Wie unschuldige Enten kommen sie uns in die Quere,
lassen das Bild verschwimmen,
wühlen es auf.
Geduld ist gefragt,
bis sie durchs Bild geschwommen sind,
bis der Tsunami, den sie aufgewühlt,
sich wieder beruhigt.
Gerade denkst du,
nun kehrt wieder Ruhe ein,
da kommt eine neue Bugwelle,
und wühlt das Wasser wieder auf.
Selbst wenn keine Enten mehr stören,
bleibt die Lage aufgewühlt,
Seitenwinde peitschen das Wasser auf,
unterbrochen von unerwarteten Strudeln,
die abwärts ziehen.
Alles Warten hilft nichts,
Millionen von Wassertropfen sind inzwischen durchgezogen,
der Augenblick von vorher ist nicht wiederzubringen.
Langsam, stückchenweise beginnt sich das Bild wieder aufzubauen,
aber, es braucht Zeit und die richtige Witterung,
bis sich das Wasser wieder geglättet hat und
das Spiegelbild wieder klar ist.
Spiegelbild des Lebens.

Gnade

Wenn nicht dein Angesicht vorangeht, so führe uns nicht von hier hinauf.
2.Mose 33,15
Ich will vor dir her senden einen Engel,
um euch in das Land zu bringen,
in dem Milch und Honig fließt.
Ich will aber nicht mir dir hinaufziehen,
denn ihr seid halsstarrig.
Dennoch rede ich aus der Wolkensäule mit dir,
deren Name ich kenne.
Hab Gnade mit uns, oh Gott, und
lass uns deinen Weg wissen,
erbarme dich deiner dummen Kinder,
gib uns gnädig das Geleit.
Wem ich aber gnädig bin, dem bin ich gnädig,
wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich.
Mein Angesicht soll vorangehen.
Damit will ich dich leiten.
Mein Angesicht wirst du aber nicht sehen,
denn kein Mensch wird leben,
der mich sieht.
Es ist aber ein Raum mit mir,
in dem wirst du auf dem Fels stehen und
ich werde meine Hand über euch halten.

Stückwerk Liebe

Wie schön klingt das,
wie schmelzen wir dahin,
wenn wir die Elegie auf die Liebe lesen,
eine Ahnung vom Scheitern schon im Hinterkopf (1.Korinther 13, 1-3):
Wenn ich mit Menschen- und mit Engelszungen redete
Und hätte die Liebe nicht,
so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle.
Und wenn ich prophetisch reden könnte und
wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnisse und hätte allen Glauben,
so dass ich Berge versetzen könnte,
Und hätte die Liebe nicht,
so wäre ich nichts.
Und wenn ich all meine Habe den Armen gäbe und
ließe meinen Leib verbrennen,
Und hätte die Liebe nicht,
so wäre mir’s nichts nütze.
Die Liebe ist langmütig und freundlich,
die Liebe eifert nicht,
die Liebe treibt nicht Mutwillen,
sie bläht sich nicht auf,
sie verhält sich nicht ungehörig,
sie sucht nicht das Ihre,
sie lässt sich nicht erbittern,
sie rechnet das Böse nicht zu,
sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit,
sie freut sich aber an der Wahrheit;
sie erträgt alles,
sie glaubt alles,
sie hofft alles,
sie duldet alles.

Soweit die Beschreibung, was Liebe ist. Hier hören wir in der Regel auf zu lesen, denn dann kommt die unerbittliche Realität:

Die Liebe hört niemals auf, wo doch
das prophetische Reden aufhören wird und
das Zungenreden aufhören wird und
die Erkenntnis aufhören wird.
Denn unser Wissen ist Stückwerk undunser prophetisches Reden ist Stückwerk.
Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören.
Wir würden gut daran tun, die romantische Brille abzunehmen, wenn wir in unseren Spiegel schauen. Im Korintherbrief ist göttliche Liebe beschrieben, keine menschliche Liebe. Mensch kann diesem Anspruch niemals genügen. Ich kenne nicht einen.
Es ist die Liebe beschrieben, die uns umfassen wird, wenn das menschliche Stückwerk aufgehört hat, wenn das Vollkommene kommen wird.
Menschliche Liebe zeigt sich egoistisch und endet früher oder später allermeist in Tränenfluten, in denen man ertrinkt. Weil wir auf Dauer keinem einzigen der oben beschriebenen Merkmale genügen können. Weder ich, noch der-/diejenige, auf den wir unsere Liebe projizieren, den wir denken zu lieben.
Deshalb sollten wir uns von der menschlichen Illusion von der Liebe im irdischen Dasein trennen. Das würde uns besser bekommen. Bei der Unzulänglichkeit des Menschen sind wir damit auf Dauer überfordert. Menschliche Liebe ist eine Selbsttäuschung. Menschliches Stückwerk, das irgendwann die Betroffenen zerstückelt hinterlässt. Sich darauf einzulassen ist auf Sicht masochistisch.
Brillen und Spiegel putzen ist schwere Arbeit und fördert einen Blick zutage, der uns gar nicht gefällt.
Liebe ist ein Kuckucksnest von Illusionen, in das wir uns verstricken und das viel zu hoch hängt für uns.

Dolchstoß Legende

Dolchstoß – Legende,
hört sich bedrohlich an,
fühlt sich nicht gut an.
Man glaubt sich in seinem Rücken sicher,
und unvermutet kommt einer,
den man eigentlich zu seinen Freunden zählte, und
rammt einem einen Dolch in den Rücken.
Der Dolch trifft dich ins Herz,
die Eingeweide quellen heraus und
du verblutest,
stirbst unter schweren Schmerzen
bei vollem Bewusstsein.
Legende – weil es deine subjektive Sicht ist.
Der, der den Dolch führt, sieht es vielleicht anders.
Das spielt aber keine Rolle,
weil du es bist, der am Ende tot ist.

Bund fürs Leben

Ich will einen ewigen Bund mit meinem Volk schließen, dass ich nicht ablassen will, ihnen Gutes zu tun.
Jeremia 32,40
Und wie lautet der Bund?
Ich will einen ewigen Bund mit dir schließen,
auf den du dich verlassen kannst:
Ich will dir meine Furcht ins Herz geben,
damit du nicht von mir weichst.
Ich will dir Gutes tun, zu meinem Wohlgefallen.
Auch wenn es für dich nach Unglück aussieht.
Ich will dich zum verheißenen Land führen,
weil ich es aus ganzem Herzen und aus tiefster Seele will.
Was ich an dir bewirke, tue ich meinetwillen, nicht deinetwillen.
Nicht treulos, wie menschliche Bünde.
Nicht wortbrüchig, wie menschliche Versprechen.
Nicht unzuverlässig, wie menschliche Zusagen.
Der Bund ist
Dein „ich will“ zu mir.
Mein „ich will“ zu dir.
Ein Bund fürs Leben.
Ein Bund für die Ewigkeit.
Einer, der hält.

Verlassen

So spricht der HERR: Verflucht ist der Mann, der sich auf Menschen verlässt und weicht mit seinem Herzen vom HERRN. Gesegnet aber ist der Mann, der sich auf den HERRN verlässt und dessen Zuversicht der HERR ist.
Jeremia 17,5.7
Mensch, du bist arm dran,
wenn du dich auf Menschen verlässt.
Mensch, du überschätzt dich,
wenn du denkst, dein Arm könne alles bewegen.
Mensch, wenn Gott nicht in deinem Herzen leuchtet,
bist du blind und siehst es gar nicht.
Mensch, wenn du dich auf deinen göttlichen Kern verlässt,
grünt dein Inneres auch wenn dein Äußeres vedorrt.
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Gerechtigkeit

Ich gehe einher in der Kraft Gottes des HERRN; ich preise deine Gerechtigkeit allein. 
Psalm 71,16
Du machst mich gerecht, dadurch,
dass du an und in mir wirkst,
dass du mir nah bist und mir zur Hilfe eilst,
wenn ich dich brauche.
Deine Gerechtigkeit hat aber nichts zu tun mit dem, was Mensch für gerecht hält.
Deine Gerechtigkeit wächst mir aus dem Glauben an dich zu, da in ihm deine Gerechtigkeit ist.
Der Glaube macht gerecht vor dir,
nicht unbedingt vor den Menschen,
nicht unbedingt vor mir selbst.

Die Frau sei dem Mann untertan

Himmel und Erde sind dein, du hast gegründet den Erdkreis und was darinnen ist. Nord und Süd hast du geschaffen. 
Psalm 89,12-13
Bleibt nur die Frage, wieso soll denn die Frau, lieber Gott, in deiner Schöpfung dem Mann untertan sein? Wie muss ich das verstehen? So, wie das allgemein verstanden wird, kann das nicht sein. Das kann ich mir absolut nicht vorstellen. Also wie dann (Genesis 2,3)?
Und Gott sprach zum „Menschen“: Weil du auf die Stimme deiner Frau gehört hast, anstatt auf mein Gebot, ist verflucht der Erdboden deinetwegen.
Die Frau hatte noch keinen Namen, ist nicht zu den „Menschen“ gerechnet.
Und der Mensch gab seiner Frau den Namen Eva (Leben), „denn sie wurde die Mutter aller Lebenden“.
Es ist ein Bild: Adam steht für den physischen Menschen, der seine Mühsal mit und seine Verantwortung für Gottes Natur hat, Eva steht für alles Lebendige, Fruchtbare und Unbezähmbare in Gottes Natur.
Deshalb macht Gott auch Adam zum „Herr“ über Eva: Er sagt zu den Menschen: in der ersten Schöpfungsgeschichte: „herrscht und macht die Erde euch untertan“. Das ist die gleiche Botschaft nur anders ausgedrückt. Adam und Eva sind ein Bild, indem Gott seinen Menschen mit seiner Natur verheiratet und ihm die Verantwortung dafür übergibt. „.. er aber wird über dich herrschen.“
Ja, das gibt einen Sinn, ist auch für den modernen Menschen zu verstehen. Passt nahtlos zu meinen Gedanken über die Schöpfungsgeschichte.
Eine Wendung, die mich selbst überrascht. Habe ich doch geahnt, dass da eine Antwort jenseits oberflächlicher Deutungsmuster sein muss.
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Liebeserklärung

Lieber Luther,
gestern habe ich eine Lanze für die Bibel gebrochen, heute will ich eine für Dich brechen. Auch das ist mir ein Anliegen, das aus dem Herzen kommt. Der ein oder andere glaubt doch tatsächlich, du verstehst nichts von der Bibel.
Zunächst: Du hast meine höchste Hochachtung: dein Pensum, dein Rückgrat, dein Einstehen für die Bibel und das Wort, egal um welchen persönlichen Preis, ist absolut bewundernswert. Du kennst Glauben und Bibel wie wenige in den eineinhalbtausend Jahren der Neuzeit. Du predigst oft täglich 3-4 mal. Du kennst die Bibel fast auswendig.
Du bist ein Genie, was die Übersetzung von schwierigen biblischen Zusammenhängen in eine Sprache anbelangt, die auch ungebildete Menschen verstehen. Du bringst die Dinge klar und deutlich auf den Punkt. Was zu schwierig ist, lässt du in deinen Alltags-Predigten klug weg, um die Menschen nicht zu überfordern.
In deinen Traktaten und Streitschriften gehst du keiner Auseinandersetzung aus dem Weg. Du bist in deiner stringenten und geradlinigen Argumentation nur sehr schwer zu widerlegen. Deine katholischen Häscher haben mit Dir eine schwere Nuss zu knacken. Argumentativ bist du ihnen klar überlegen. Du bist nicht nur ein begnadeter charismatischer Prediger, du bist auch ein angesehener, genial argumentierender Wissenschaftler.
Auch die Gebildeten kommen von sehr weit angereist, um eine Lutherpredigt zu hören. Du bist in deinem Ansatz und in der direkten Ansprache von Jedermann völlig innovativ. Du willst, dass Gottes Wort von jedem verstanden und gelebt wird. Klingt einfach, ist aber ein riesiger Anspruch. Um den zu erreichen, scheust Du keinen Einsatz.
Deine Furchtlosigkeit, mit der du gegen soviel Verfolgung kämpfst, lässt sich nur mit Deinem unerschütterlichen Glauben erklären. Dein Mut, radikal mit katholischen Traditionen zu brechen, wie etwa das Aufgeben des Zöllibats, ist zu bewundern. Wo haben wir heute einen, der Vergleichbares leistet, der so mutig Farbe bekennt.
Wenn wir heute auch nur einen Luther hätten, der die Massen so bewegt wie Du, wären die Kirchen nicht so leer.
Ich lese jedes Wochenende einer Deiner Predigten mit Gewinn.
Ja ich liebe meinen Luther.
In diesem Sinne,
herzliche Grüße
Deborrah

Singen

Ich will singen von der Gnade des HERRN ewiglich und seine Treue verkünden mit meinem Munde für und für.
Psalm 89,2
Ich bin gerade nicht so gut bei Stimme,
das Singen fällt mir eher schwer.
Ein Loblied kommt mir nicht so richtig von den Lippen,
So schweige ich lieber.
Das ist ehrlicher als falsches Singen.
Ich denke, du verstehst auch mein stummes Lied.
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Bibel – Eine Streitschrift

Lieber Luther,

ich glaube, ich muss mal eine Lanze für die Bibel brechen. Es drängt in mir mit aller Macht. Ich weiß, bei Dir ist das Eulen nach Athen tragen, aber dennoch muss es heraus, ich habe in letzter Zeit so vieles gehört, gegen das mein Widerstand sich regt.

Kann man an den christlichen Gott glauben und die Inhalte der Bibel pauschal ablehnen? Manche meinen das. Kommt es auf das einzelne Wort an, wenn man Bibel liest und versteht? Oder auf die Summe der Wortzusammenhänge, wobei dem einzelnen Wort und seiner Übersetzung in der Masse eher eine untergeordnete Bedeutung zukommt? Kommt es nicht auf die immer gleiche Botschaft an, die in vielen Varianten und Bildern immer wieder aus anderen Blickwinkeln und Erfahrungszusammenhängen erzählt wird?

Der ein oder andere denkt, Bibel muss falsch sein, da mehrfach übersetzt, da können nur Verdrehungen dabei herauskommen. Oder, eine andere Variante, es wird unterstellt, der Prediger, auch du, verstehest die Bibel gar nicht. Was indirekt unterstellt, der Untersteller verstehe sie, er habe ja den Durchblick. Was für grandiose Missverständnisse!

Kommt es nicht vielmehr darauf an, mit welcher Brille ich die Bibel lese? Meiner eigenen oder einer fremden? Kommt es nicht darauf an, seine eigene Brille zu putzen, damit man selbst lesen kann und nicht darauf angewiesen ist, was andere einem vorlesen? Kann ich das nicht nur, wenn ich mich auseinandersetze und lerne zu lesen, ganz langsam zu Anfang, wie ein ABC Schütze? Mit Wegsehen lernt man das Lesen nicht. Auch auf anderen Misthaufen als dem eigenen zu kehren, hilft einem persönlich nicht wirklich weiter, sofern es nicht nur um schnöde Profilierung geht, um Ablenkungsmanöver von eigenen Misthaufen.

Ich glaube. Glaube an was? Glaube ohne Bibel? Glaube an einen abstrakten leeren Gott ohne Inhalt? Einen Gott, der aus mir heraus entsteht, dem ich Inhalt gebe? Ich als selbsternannter Gottgebärer, Gott als Verstandesgeburt? Mensch, wie überschätzt du dich.

Am Anfang war das Wort. Am Anfang ist das Wort. Alles wird durch das Wort. Wie wird das Wort transportiert? Wie wird der Satz? Aus was ergibt sich der Wort- und Satzsinn?

Bibel ist mehrfach übersetzt worden. Spricht das gegen die Bibel und deren Inhalt? Ist es entscheidend, ob der eine im Detail so oder so übersetzt? Im Großen ist das völlig unerheblich. Die Botschaft als Ganzes ist davon absolut unberührt.

Es geht um ein Begreifen des Inhalts und sonst um nichts. Wohl mag da ein Unterschied sein, ob etwas z.B. aktiv oder passiv übersetzt wird, aber das ist die Herausforderung an mich: Wo liegt der Sinn für mich? Darum geht es bei der Bibel. Den Inhalt, das Wort auf mich wirken lassen ohne am Wort zu kleben. Tage kann man so mit einem Satz verbringen und laufend entdeckt man neue Seiten an diesem Satz. Ich kann mich wochenlang mit einem Satz beschäftigen und mühelos viele Seiten über diesen Satz füllen. Wie wirkt das Wort auf mich? Wie verändert sich das jeden Tag? Was bewirkt diese Veränderung? Welchen Einfluss haben meine täglichen Lebensumstände? Was heißt das für den Sinn im Augenblick? Das Wort lebt mit mir und entwickelt sich in mir mit jedem Tag. Das Wort auf mich wirken, in mich einfließen, in mir arbeiten lassen. Nichts anderes zählt.

Ich glaube man muss sich von der falschen Vorstellung lösen, Bibel hätte einen allgemein gültigen festen Inhalt, der von allen Menschen über Tausende von Jahren gleich gesehen werden müsse. Gehe in ein Theaterstück und frage anschließend im Publikum, was für ein Stück gegeben wurde. Es gibt so viele Antworten wie man Personen fragt. Frage in 100 Jahren wieder und die Antworten werden ganz anders sein. Macht die Anzahl der unterschiedlichen Antworten das Theaterstück an sich richtig oder falsch? Objektive Richtigkeit gibt es noch nicht einmal in der Mathematik. Es ist keine Kategorie, die zu einer einzig richtigen Antwort führt, sie begrenzt nur im Kopf.

Bibel erzählt von Menschen und ihren Erfahrungen mit Gott, vom Leben mit dem Menschensohn. Sie beinhaltet Erfahrungswissen über Tausende von Jahren von Menschen, die sich Gott verschrieben haben, sich mit ihm auseinandergesetzt haben und in der Regel auch eine besondere Nähe zu ihm hatten. Ein unvergleichlicher Erfahrungsschatz. Erfahrung ist und bleibt Erfahrung, menschliches Erfahren, das aufgeschrieben ist, vor dem Hintergrund und im Wortverständnis des Schreibers.

Jedes Buch der Bibel lässt einen das jeweilige Erleben erfahren. Das tiefe Sehen Jesajas, das Leiden Jeremias, die wunderschöne Poesie Hiobs trotz aller Hiobsbotschaften. Jedes Buch eröffnet ein anderes Erfahrenstor.

Je nach meiner eigenen Verfassung lese ich mal lieber das eine Buch oder das andere. Das macht den Reichtum der Bibel. Viele Menschen vor mir hatten schon ähnliche Erfahrungen, ich kann mich bei ihnen zu Hause fühlen, verstanden. Die Fülle und der Reichtum ist so groß, dass ich immer etwas finde, was gerade für mich passt.

Den Denkanstoß, die Inspiration, die man daraus erhält, im für sich begreifenden Verstehen, führt ansatzlos in die direkte Auseinandersetzung mit Gott. So entsteht ein für mich ungemein fruchtbarer Dialog, in dem ich immer weiter hinein in das Verstehen geleitet werde.

Bibel ist etwas höchst Subjektives und zugleich zutiefst Persönliches, sie bewegt mich im Inneren und Äußeren. Was ein Text und sein Zusammenhang mit mir macht, kann keineswegs verallgemeinert werden. Ich lese ihn vor meinem Lebens- und Erfahrungskontext. Ich übersetze ihn für mich. Ich erkenne meine Wahrheiten in dem Text. Er schafft einen Draht zwischen mir und Gott.

Bibel lebt. Mit den Menschen, von denen sie erzählt, mit mir, jeden Tag. Indem ich lese, ersteht das göttliche Wort in meinem Verstehen. Das Wort lebt. Jedem steht es offen. Er muss nur die Initiative ergreifen. Amen.

Herzliche Grüße
Deborrah

Zuflucht

HERR, du bist meine Stärke und Kraft und meine Zuflucht in der Not! 
Jeremia 16,19

Deine Stärke
Deine Kraft
Meine Zuflucht in deiner Stärke und Kraft.
Mein einziger Rettungsanker.
Verlass mich nicht,
sonst bin ich verloren.
Jeden Augenblick.
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Raben

Wer bereitet dem Raben die Speise, wenn seine Jungen zu Gott rufen und irrefliegen, weil sie nichts zu essen haben? 
Hiob 38,41
Elia wagte schlechte Nachrichten zu bringen und so musste er fliehen. Und die Raben sorgten für ihn mit Brot und Fleisch am Morgen und am Abend (1.Könige 17,6)
Vertraue auf Gott und wenn du dabei in Not gerätst, wird er einen Raben schicken, der dich nährt. Oder einen gefiederten Engel.
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