Lieber Luther,
manchmal denken wir, die Fußstapfen, in die wir treten sollen, sind uns zu groß, viel zu groß. Wir trauen uns nichts zu, sind mehr als misstrauisch gegenüber uns selbst. Aber, man kann auch große Fußstapfen beerben, wenn man seinen Weg findet. Salomon zeigt uns das. Er führte keine Kriege, sondern er baute, unter anderem dem „Namen des HERRN“ ein Haus. Er baute lange, im elften Jahr war das Haus so, wie es sein sollte (1. Kön 6, 38).
Gott sagt: So sei es mit dem Haus, das du baust: Wirst du in meinen Geboten wandeln und nach meinen Rechten tun und alle meine Gebote halten, darin zu wandeln, so will ich mein Wort, das ich deinem Vater David geredet habe, bestätigen und will wohnen unter den Kindern Israel und mein Volk nicht verlassen (1.Kön 6, 12-13).
Rückblende: Gott sagt David vorher: Ich will meinem Volk einen Ort setzen, an dem es gepflanzt ist und es wohnen soll. Es soll nicht mehr in die Irre gehen. Wenn du dich mit deinen Vätern schlafen legst, will ich deinen Samen nach dir erwecken, der von deinem Leib kommen soll; dem will ich sein Reich bestätigen. Er soll meinem Namen ein Haus bauen, und ich will den Stuhl seines Königreichs bestätigen ewiglich. Ich will sein Vater sein, und er soll mein Sohn sein (2.Sam 7, 10-15). Diese Prophezeiung kann nur Jesus meinen.
Salomon, der gern und viel baut, „auf das er Lust hat“, sieht sich in der Nachfolge und nimmt diese Prophezeiung als Legitimation, ein prächtiges Haus aus Stein, Zedernholz und Gold zu bauen, ein physisches Haus. Aber es schwant ihm, dass das vielleicht nicht gemeint sein könnte. Bei der Einweihung des Tempels betet er (1.Kön 8, 25-61):
HERR, halte, was du meinem Vater verheißen hast. Denn sollte in Wahrheit Gott auf Erden wohnen? Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen; wie sollte es denn dies Haus tun, das ich gebaut habe?
Höre, o Gott, mein Gebet, mein Lob und mein Flehen, wache über dies Haus Tag und Nacht, über die Stätte, von der du gesagt hast: Mein Name soll da sein. Sei uns gnädig.
Wenn jemand sündigt wider seinen Nächsten, schaffe Recht, spreche den Gerechten gerecht, der Gottlose trage seine Gottlosigkeit selbst.
Wenn jemand an dir sündigt und sich wieder zu dir bekehrt, deinen Namen bekennt, zu dir betet und fleht, nehme ihn wieder in Gnaden an.
Wenn der Himmel verschlossen ist ob der Sünden, die deine Kinder an dir begehen, und sie deinen Namen bekennen und sich von ihren Sünden bekehren, weil du ihnen Einsicht verschaffst, so weise ihnen den guten Weg, den sie gehen sollen und lass deine Gnade auf sie regnen, auf das Land, das du ihnen zum Erbe gegeben hast.
Wenn der Mensch geplagt ist, von Anfeindung, Krankheit, innerer Leere, Verfolgung, sei gnädig dem, der da bittet und fleht, der in seinem Herzen die Plage erkennt und seine Hände ringend nach dir ausstreckt. Gib jedem nach seinem Lebenswandel, wie du sein Herz erkennst, denn du allein kennst das Herz aller Menschenkinder, auf dass sie gottesfürchtig leben, solange sie in dem Land leben, dass du ihnen zum Erbe gegeben hast.
Wenn ein Fremder, der nicht zu deinen Kindern zählt, zu deinem Haus kommt, um deines Namens willen, so erhöre das Rufen dieser Fremden, auf dass alle Menschen auf Erden deinen Namen erkennen, dass auch sie gottesfürchtig leben.
Wenn jemand für deinen Namen ficht, so verschaffe ihm Recht.
Wenn ein Mensch sich gegen dich versündigt – denn es ist kein Mensch, der nicht sündigt – er sich von dir trennen lässt und sich in Gefangenschaft von falschen Göttern begibt, gib Barmherzigkeit denen, in deren Gefangenschaft er gerät, denn er ist dein Kind und Erbe.
Gott antwortet (1.Kön 9, 3-9):
Ich habe dein Gebet und Flehen gehört, ich habe das Haus, das du gebaut hast, geheiligt, und werde ewig meinen Namen in es setzen. Meine Augen und mein Herz sollen ewig da sein. Du sollst vor mir wandeln wie dein Vater David, mit rechtschaffenem Herzen und aufrichtig, dass du tust, was vor mir recht ist. Solange du dies tust, wird es dir nicht an einem fehlen, den ich auf den Stuhl in meinem Land gesetzt habe. Wendet ihr euch aber von mir ab, werde ich mein Angesicht auch von euch abwenden und ihr werdet euch über euch selbst entsetzen.
Die Botschaft ist: Gott interessiert die prächtige Äußerlichkeit überhaupt nicht, keines Wortes wert. Die äußere Pracht des Tempels ist völlig belanglos. Kein äußerer Pomp kann die Innerlichkeit ersetzen, Form geht nicht vor Inhalt. Beten und Flehen, umkehren, sich der Gnade Gottes anempfehlen, das ist, was vor Gott alleine zählt. Wenn der menschliche Baukörper, von dem dies ausgeht, Gott heiligt, dann heiligt Gott auch ihn. Aber es muss aufrichtig, mit rechtschaffenem Herzen geschehen. Wer das tut, kann auf Jesus bauen, den Rechtschaffenen, der auch dem Sünder Recht in alle Ewigkeit angedeihen lässt, seine Gnade und Barmherzigkeit, die aus menschlichen Gefängnissen zu Gottes Tempel befreit. Jesus ist der König, auf den wir uns verlassen können, was immer uns äußerlich geschieht, er allein sitzt auf dem Gnaden- und Richterstuhl, der unserem inneren Menschen immer gerecht wird, wie immer unterdrückt, entrechtet, gefangen der äußere Mensch auch ist. Gott wohnt in unserem Tempel, wenn wir ihn lassen. Äußeren Glanz bedarf es dazu nicht.
Menschliche Pracht besteht darin, sich in allen Wechselfällen des Lebens Gott, seiner Gnade und Barmherzigkeit anzuvertrauen, umzukehren, ehrlich zu bereuen, wenn man geirrt hat, Gott wahrhaftig und reinen Herzens anzurufen und ihn um Wegweisung zu bitten. Es geht nicht um die Sünden, Sünder ist jeder Mensch. Es geht darum, sich seiner Sünden bewusst zu werden, sie zu erkennen, sie rechtschaffen und ehrlich vor Gott zu bekennen und umzudrehen. Salomons Gebet zeugt davon.
Lieber Luther, fast hätte ich mich vom äußerlichen Glanz von Salomons Bauten blenden lassen. Aber warum ist von diesen sagenhaften Bauten Salomons, in denen so viel Gold verbaut wurde, nichts mehr übrig, auch mit neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen nichts nachweisbar. Ich habe lange darüber nachgedacht, was uns das sagen soll. Es gibt keinerlei außerbiblische Information über Salomon, in keiner anderen altorientalischen Schrift, noch archäologisch (vgl. Herders Neuer Bibelatlas, S.134). Schwere Kost für alle, die denken, die Bibel sei ein Geschichtsbuch. Fällt mit der historischen Nichtbeweisbarkeit der Tempel Salomons in sich zusammen? Nein, ganz und gar nicht.
Der Glanz in Salomons Tempel, steht für die Herrlichkeit, den Glanz und den Reichtum Gottes, das Gold für seine Treue und Gerechtigkeit. Das Zedernholz ist vor Wurmfrass sicher, es steht für das sichere Fundament, das Gott für uns ist, kein Wurm, keine Schlange, kein Satan kann ihm etwas anhaben. Die Zeder steht für Schönheit und Wohlgeruch. Der Gerechte vor Gott wächst wie die Zeder des Libanons (Ps 92, 13). Jedes Detail hat seinen Sinn und eine Aussage, ohne dass ich hier in dem begrenzten Rahmen weiter darauf eingehen kann.
Der Tempel Salomons ist eine Allegorie auf
Gottes Tempel in uns. Er ist, was in 1.Kor 3, 16 gemeint ist: Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? Der Salomonische Tempelbau gibt Anleitung, worin dieser Tempel besteht und wie man ihn baut. Oder in Off 3, 12: Wer überwindet, den will ich machen
zum Pfeiler in dem Tempel meines Gottes. Die beiden Säulen, die vor Salomons Tempel standen, hießen Jachin (= Gott lässt fest stehen) und Boas (=Lebensfülle). Wer Gott einen Tempel in sich baut, lässt Gott fest stehen und gibt Lebensfülle, wird zu einem Pfeiler in Gottes Tempel.
Lieber Luther, an dem Tempel, den ich in mir Gott baue, der ich bin, muss ich lange bauen, länger wahrscheinlich als Salomon, bis er in reinem Gold, von Anfechtung frei, in Gerechtigkeit dasteht wie die Zeder des Libanons, frei von Wurmfrass. Vielleicht bleibt es, wir wissen es nicht, ein unvollendetes Gebäude, aber, lieber Luther, wir bauen daran, weil wir eine Ahnung davon haben, dass der Glanz und der Raum, den wir ihm geben, längst nicht der Glanz ist, der dem Glanz Gottes angemessen ist. Wir können aber die Tür öffnen, so dass Gott uns helfen kann zu bauen, dass wir nicht müde werden, das innere Gold auf Hochglanz zu bringen. So erweisen wir, jeder wie er kann, Gott die Ehre, egal in welchem Bauzustand der Tempel in einem ist. Hauptsache angefangen. So gehe ich jetzt, und behaue ein paar Steine.
Herzliche Grüße
Deborrah
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