Arbeiter – Geleit

Arbeiter,
vergiss nie,
für wen du arbeitest,
wessen Brot du isst,
wer dich hinstellt,
wo du bist.
Auf, zu einer neuen Schicht.
Arbeiter,
vergiss nie,
auf wen du hörst.
Ein Ohr leihe der Welt in der du lebst.
Ein Ohr verstopfe,
damit du im täglichen Lärm des Alltags
meine Stimme noch hörst.
Arbeiter,
vergiss nie,
wieder aufzustehen, auch wenn du müde bist.
Verlasse meinen Weg nicht,
hüte dich vor deinen Untiefen.
Fürchte dich nicht,
ich will die Hügel vor dir glätten.
Arbeiter,
vergiss nie,
im Morgengrauen stehe ich mit dir auf,
gehe mit dir jeden Weg durch den Tag,
am Abend gebe ich dir Ruhe und
durch die Nacht wache ich bei dir.
Wo du auch bist, ich bin bei dir.
Arbeiterin

Glückstag

Freu dich, wenn du einen Glückstag hast. Und wenn du einen Unglückstag hast, dann denke daran: Gott schickt dir beide, und du weißt nicht, was als Nächstes kommt.
Prediger 7,14
Mein Glückstag heute,
kann sich morgen
als Unglückstag entpuppen.
Praktisches Beispiel: Hochzeiten
Wie ist der heutige Glückstag
am Trennungstag zu bewerten?
War es nun Glück oder Unglück?
Es war Leben,
das am jeweiligen Tag an der Reihe war.

Sex, Crime & Rubikon

Lieber Luther,
manchmal sind die Auslassungen aussagekräftiger, als das, was dasteht. So ist es mit dem Predigttext dieser Woche. Er besteht nämlich aus Auslassungen (2.Sam 12, 1-10, 13-15a). Zweieinhalb Verse, die es in sich haben, fehlen. Warum?
David ist ein demütiger Mann. Er geht Gottes Wege, auch wenn sie meistens nicht sehr bequem sind. Es geht auf und ab in seinem Leben. Vom Hirten, zum Helden, zum Krieger, zum König, zum Verfolgten, zum Geschlagenen, zum Enttäuschten, zum Müden und immer Diener des HERRN. Er arbeitet dort, wo Gott ihn hinstellt. Aber, wo Stärke ist, ist auch Schwäche. Das gilt auch für David.
Er stolpert, wie später auch sein Sohn Salomon, über eine Frau. Er ist in der Beziehung kein Kind von Traurigkeit. Seine Vielweiberei ist in der Bibel bezeugt. Eines Tages wirft er nicht nur sein Auge auf die Frau eines anderen, schlimmer noch, er lässt ihren Mann ermorden. Er übertritt dabei zweifach Grenzlinien: Er begeht einen Diebstahl, indem er dem anderen die Frau stiehlt und er mordet auch noch dafür. Er bricht, wie ein Dieb in der Nacht, in den Schafstall des anderen ein und nimmt auf Grund seiner Machtfülle, was ihm nicht gehört.
Die Frau, Bathseba, widerstrebt, sie ist eigentlich mit ihrem Mann zufrieden, aber David respektiert das nicht. Er respektiert auch nicht, dass der Mann sein treuer Diener ist, der für ihn in den Krieg gezogen ist und sein Leben riskiert. Dann der absolute Fauxpas: David schickt den Mann des Objektes seiner Begierde durch seinen Heerführer dorthin, wo keiner überlebt. David stiehlt nicht nur die Frau, er liefert auch noch den treuen und loyalen Anhänger aus Eigennutz ans Messer (2.Sam 11). Szenen, die das Leben schreibt.
Der Prophet Nathan weißt David in einem Bild auf sein Fehlverhalten hin. Ein Reicher bekommt einen Gast und will ihm kein eigenes Schaf „zurichten“, sondern nimmt hierfür das Schaf des Armen. Das Schaf ist die Frau, der Gast Davids Begierde. David erkennt, dass dies Unrecht ist, aber nicht, dass er selbst es ist, der Unrecht getan hat. So sagt es ihm Nathan. David erkennt was er selbst nicht erkannt hat und erschrickt in den Tiefen seiner Seele: Ich habe gesündigt wider den HERRN. Nathan antwortet: Ja, was antwortet Nathan?
So hat auch der HERR deine Sünde „weggenommen“; du wirst nicht sterben. So übersetzt du, lieber Luther. Dass dieses „weggenommen“ nicht so ganz in den Zusammenhang passt, ist dir sicherlich auch aufgefallen. Nathan hat nicht die Vollmacht für Gott von Sünden freizusprechen. Woher kommt diese Aussage plötzlich? Kein Prophet spricht in der Bibel von Sünden frei. Es ist, lieber Luther, ein Übergang gemeint. „Abar“ steht im Hebräischen für Übergang von einem Flussufer zum anderen. Es ist gemeint: Du – David – bist vom Weg des Herrn abgewichen und hast den Rubikon zur Sünde überschritten, aber, ich halte dir die Treue, du wirst auch in dem Land jenseits des Sündenflusses nicht für mich sterben.
Das ist die Kernaussage der ganzen Geschichte, die Kernbotschaft. Diese Zusage Gottes, dass er, sofern wir bereuen und umkehren, uns nicht vor seinen Augen sterben lässt. Auch wenn wir wie David den Rubikon überschreiten. Auch wer noch so heilig ist, wie David, sündigt. Jeder sündigt. David ist uns ein Trost und ein Vorbild, wie wir damit umzugehen haben. An David können wir uns festhalten.
Dieses Herzstück der Geschichte fehlt im Predigttext und damit bin ich bei den oben angesprochenen Auslassungen. Sind sie zu eingebettet in das Leben, das oft alles andere als feinfühlig daherkommt? Angst vor Klartext? Die kennt Nathan nicht.
Als Konsequenz prophezeit er: Die Folge deines Fehlverhaltens ist, dass von deinem Haus das Schwert, das du gegen Uria erhoben hast, in alle Ewigkeit nicht lassen soll, weil du von meinem Weg abgewichen bist. Die böse Tat fällt auf den, der sie verübt hat, selbst zurück. Der Mensch, der – meist unwissend und blind – gegen sich selbst wütet und sich selbst zerstört, ungeachtet der Folgen für seine Kinder und die Nachwelt. Nun soll von deinem Haus nicht lassen das Schwert ewiglich. Gott verhindert nicht, Gott greift nicht ein, Gott lässt Mensch gegen sich selbst wüten. So ist es bis heute. Mag jemand widersprechen? Nichts zu lernen? Wieso muss man das auslassen? Worin besteht der Unterschied in menschlichem Verhalten zwischen vor 2000 Jahren und jetzt?
Und weiter prophezeit Nathan: Siehe ich will Unglück über dich erwecken aus deinem eigenen Hause und will deine Weiber nehmen vor deinen Augen und will sie deinem Nächsten geben, dass er bei deinen Weibern schlafen soll an der lichten Sonne“ (2.Sam 12, 10-11).
Das klingt herbe. Da haben die betreffenden Kirchenoberen – moralinsauer – wahrscheinlich gedacht: Das lassen wir lieber auch weg. Noch mehr sexuelle Ausschweifung ist an dieser Stelle der Gemeinde nicht zuzumuten. Ist es das? Haben sie da nicht – ganz Mann – mehr auf die nackten Tatsachen geschielt als auf die Botschaft, mehr Fleisch als Geist vor Augen, blind gegenüber der Realität?
Was Nathan ankündigt, passiert tatsächlich, das lernt man, wenn man ein paar Kapitel weiter liest, es erwächst Unglück aus dem eigenen Haus: Einer von Davids Söhnen, Absalom, verschwört sich gegen ihn, putscht und tut, was heute noch aktuell in solchen Situationen weltweit passiert: Er vergewaltigt die Frauen seines Vaters auf Anraten eines übergelaufenen Beraters (2.Sam 16, 21-23). Nicht aktuell? Warum stehen in der Bibel solche Greueltaten? Bibel ist Mensch wie er leibt und lebt. Bibel zensiert das Leben nicht. In der Bibel stehen die Greueltaten der Menschen, die sich in den 2000 Jahren seither nicht geändert haben. Wer will den ersten Stein auf diese Bibelstelle werfen?
Um was geht es also? Zum einen um Sex, um machtmissbräuchlichen, erzwungenen Sex, um Vergewaltigung als Kriegswaffe. Um männliche Gewalt, die Frauen aufgezwungen wird. Das dies nicht dem Gebot der Nächstenliebe entspricht, bedarf keiner Erläuterung. Es geht aber auch um Diebstahl, um das An-sich-Denken auf Kosten des anderen, das Stehlen der Wohlfahrt des anderen, um das Hintanstellen der Interessen des Nächsten, selbst wenn dieser einem freundlich gewogen ist und einen unterstützt. Es geht um die Heimlichkeiten, die Ränke, die geschmiedet werden, um seine eigenen Ziele zu erreichen: Denn du hast es heimlich getan; ich aber will dies tun vor dem ganzen Israel und an der Sonne.“ (2.Sam 12, 12). Alles kommt irgendwann ans Tageslicht, wird von der Sonne beschienen und muss diesen Schein aushalten.
Jesus formuliert es so: Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer nicht zur Tür eingeht in den Schafstall, sondern steigt anderswo hinein, der ist ein Dieb und ein Mörder (Joh10, 1). Und es geht um die Konsequenzen: Gehe ich mit schlechtem Beispiel voran, gehen andere nach und ich kann mich nicht beklagen, auch nicht über die Kinder. David hat sich nie über Absalom beschwert, im Gegenteil, er hat schwer getrauert um dieses verlorene Kind und ist ihm immer wieder entgegen gegangen, oft zu eigenen Lasten. Auch das zum Lernen.
Lieber Luther, man hätte das Abscheuliche auch, wie der Predigttext es tut, verschweigen können. Damit wir uns damit nicht befassen müssen. Wieso tut es die Bibel nicht: Weil sie sonst ihren Zweck verfehlen würde. Damit wir an ihr unsere eigenen Greueltaten erkennen und am Beispiel lernen. Man schaue auf die Kriege und Vergewaltigungen in dieser Welt. Wer meint, Vielweiberei sei in unseren Breitengraden abgeschafft, schaut auf das Gesetz, nicht auf das Leben und die nackten Tatsachen. David hat sich Gott und dem Leben mit allen Konsequenzen demütig gestellt wie es ist. So sollten wir es auch halten.
Herzliche Grüße
Deborrah

Waffen

David sprach zu Goliat: Du kommst zu mir mit Schwert, Lanze und Spieß, ich aber komme zu dir im Namen des HERRN Zebaoth. 
1.Samuel 17,45
Wie sehr wir gerüstet sind,
alle irdischen Waffen versagen,
vor dem bloßen Namen des HERRN,
unseres Gottes.

Immanuel

Ich will hoffen auf den HERRN, der sein Antlitz verborgen hat vor dem Hause Jakob. 
Jesaja 8,17
Hier ist Immanuel.
Ein Heiligtum,
ein Stein des Anstoßes,
ein Fels des Ärgernisses.
Viele, die gegen ihn sind,
doch Hoffnung für alle,
die auf ihn vertrauen.

Bleib bei mir – Abendgebet

Bleib bei mir, Herr!
Der Abend bricht herein.
Es kommt die Nacht,
die Finsternis fällt ein.
Wo fänd ich Trost,
wärst du, mein Gott, nicht hier?
Hilf dem, der hilflos ist:
Herr, bleib bei mir!
Wie bald verebbt der Tag,
das Leben weicht,
die Lust verglimmt,
der Erdenruhm verbleicht;
umringt von Fall und Wandel leben wir.
Unwandelbar bist du;
Herr, bleib mir mir!
Ich brauch zu jeder Stund dein Nahesein,
denn des Versuchers Macht brichst du allein.
Wer hilft mir sonst, wenn ich den Halt verlier?
In Licht und Dunkelheit,
Herr, bleib bei mir!
Von deiner Hand geführt,
fürcht ich kein Leid,
kein Unglück,
keiner Trübsal Bitterkeit.
Was ist der Tod,
bist du mir Schild und Zier?
Herr, bleib bei mir.
(Theodor Werner; EKG 488)
Abide with me

Vergebens predigt Salomon…

Salomon, nach Wilhelm Busch – Lesart:
Vergebens predigt Salomo.
Die Leute machen’s doch nicht so.
Wer mal so ist, der bleibt auch so.
Wer auf den rechten Weg will,muss durchaus durch sich selbst hindurch.
Fortwährend hinter angenehmen Erwartungen schleichen die unangenehmen Möglichkeiten.
Der klugen Leute Ungeschick stimmt uns besonders heiter.
Man fühlt doch für den Augenblick sich auch einmal gescheiter.
Er muss die letzte Strophe mitsingen.
Mit sich selbst ist man nicht immer in der vornehmsten Gesellschaft.
»Bitte, sagen Sie nichts von der Verlobung!« –
»Tut mir leid. Mariechen ist grade damit los.«
Ein böses Wort läuft bis ans Ende der Welt.
Ihr ging’s wie dem neugierigen Zicklein, das in den Korb sah, wo die Katze mit den Jungen saß.
»Das erfrischt!« sagte die Katz‘, da fiel sie ins Regenfass.
»Das wird ein warmer Tag!« sagte die Hexe, da sollte sie verbrannt werden.
»Es wird mir so eng in der Haut!« sagte die Laus, da wurde sie geknickt.
Oben hält er den Sack zu, der unten ein Loch hat.
Der Ungeduldige fährt sein Heu nass ein.
Lamm: »Warum zerrupfst du mein Kleid?«
Dornenstrauch: »Weil es mich freut.«
Bettelleut‘ hat keiner gern,
Mehr beliebt sind reiche Herrn.
Es geht der Krieger, der gerechte,
Mit frohem Mute zum Gefechte.
Indessen ist es ihm doch lieber,
Wenn alles erst mal gut vorüber.
Horcher: Die Seele guckt ihm aus den Ohren.
Er gräbt ein Loch; ein zweites, um die Erde hereinzubringen (Schuldenmacher).
Schneid einen Dieb vom Galgen, und er bestiehlt dich.
Niemand holt sein Wort wieder ein.
Den Lasterhaften tadelt oft, wer ihn beneidet.
Der Vater Adam sockte weiter
Nachdem er Kain das verwies.
Er sprach: »Auf seiner eignen Leiter
Kommt keiner in das Paradies.«
Er wäre was, wenn er was hätte.
Fliehende Frucht

Da steh ich nun, ich armer Tor

Was hält die Welt zusammen?
Salomon, faustisch ausgedrückt:
Faust Monolog
Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin,
Und leider auch Theologie
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
Da steh‘ ich nun, ich armer Tor,
Und bin so klug als wie zuvor!
Heiße Magister, heiße Doktor gar,
Und ziehe schon an die zehen Jahr‘
Herauf, herab und quer und krumm
Meine Schüler an der Nase herum –
Und sehe, daß wir nichts wissen können!
Das will mir schier das Herz verbrennen.
Zwar bin ich gescheiter als alle die Laffen,
Doktoren, Magister, Schreiber und Pfaffen;
Mich plagen keine Skrupel noch Zweifel,
Fürchte mich weder vor Hölle noch Teufel –
Dafür ist mir auch alle Freud‘ entrissen,
Bilde mir nicht ein, was Rechts zu wissen,
Bilde mir nicht ein, ich könnte was lehren,
Die Menschen zu bessern und zu bekehren.
Auch hab‘ ich weder Gut noch Geld,
Noch Ehr‘ und Herrlichkeit der Welt;
Es möchte kein Hund so länger leben!
Drum hab‘ ich mich der Magie ergeben,
Ob mir durch Geistes Kraft und Mund
Nicht manch Geheimnis würde kund;
Daß ich nicht mehr mit sauerm Schweiß
Zu sagen brauche, was ich nicht weiß;
Daß ich erkenne, was die Welt
Im Innersten zusammenhält,
Schau‘ alle Wirkenskraft und Samen,
Und tu‘ nicht mehr in Worten kramen.
(Johann Wolfgang von Goethe)

Prediger

Lieber Luther,
wie bereits angekündigt hier der dritte Teil meiner Salomon-Triologie. Die Frage ist, was ist die Quintessenz Salomons bezüglich der – oder besser – seiner Weisheit? Wie bereits angedeutet,war Salomon sehr in seinem Selbstverständnis erschüttert, als Gott ihm die rote Karte gezeigt hat, weil er ihm untreu und ungehorsam geworden ist, er anderen Göttern nachgelaufen ist, zu verantworten hat, dass die Stämme Israels, die sein Vater David gesammelt hat, durch sein verantwortungsloses Handeln wieder zerstreut wurden. Das musste einen wie Salomon, der sein Leben lang für Weisheit stand, treffen. Seine gesammelten Lehren aus diesem Desaster sind in dem autobiographischen Buch Prediger verarbeitet. Der Tenor: Ich war hochmütig und ein Narr, lernt von mir Demut! Aber der Reihe nach.
Der Anfang vom Ende Salomons ist schon ganz am Anfang besiegelt, in seiner Bitte, die er gegenüber Gott äußert, als er David beerbt und ihn die Größe des Erbes ängstigt. So bittet er Gott (1.Kön 3, 7-14): Ich bin ein junger Mensch und weiß weder meinen Ausgang noch meinen Eingang. Gib deinem Knecht ein gehorsames Herz, dass er dein Volk richten möge und verstehen, was gut und böse ist. Gott gewährt, aber er setzt hinzu, ich will dir ein langes Leben gewähren, sofern du auf meinen Wegen gehst, wie dein Vater David.
Diese Bitte war vermessen und hat ihn überfordert. Am Ende seines Lebens weiß Salomon das. Das gehorsame Herz hat ihm gefehlt. Das war der entscheidende Unterschied zu seinem Vater David. So kommt er denn auch selbst zu dem Schluss (Pred 9, 18): Weisheit ist besser denn Harnisch, aber ein einziger Bube verderbt viel Gutes. Sein Blatt hatte einige Buben, all die fremden Götter, die er anbetete, deshalb hat sich sein Blatt auch entscheidend gewendet und er am Ende alles verloren.
Seine Lehre daraus (Pred 5, 1-7): Bewahre deinen Fuss, wenn du zum Hause Gottes gehst, und komme, um zu hören. Sei nicht schnell mit deinem Mund, lass dich von deinem Herz nicht verführen, um etwas zu bitten, das für dich zu groß ist. Denn wo viel Sorgen ist, da kommen Träume und wo viele Worte sind, da hört man Narren. Wenn du Gott ein Gelübde tust, mit ihm einen Bund schließt, so halte ihn. Er hat keinen Gefallen an Narren, die ihr Versprechen nicht halten. Es ist besser, du gelobst nichts, als dass du deinen Eid nicht hältst. Halte deinen Mund im Zaum und sprich vor dem Engel nicht: Es ist ein Versehen. Deine Lüge erzürnt ihn, er wendet sich ab und das Glück verlässt dich. Wo viel Träume sind, ist viel Eitelkeit und (zu viele) Worte. Sei demütig und gottesfürchtig.
Salomon ist seine Weisheit zum Verhängnis geworden: Denn wo viel Weisheit ist, da ist viel Gram; und wer viel lernt, der muss viel leiden (Pred 1, 18). Wie Faust sucht er, was die Welt zusammenhält und kommt am Ende zu dem Ergebnis, dass wir nichts wissen können, denn Gott tut alles zu seiner Zeit, man kann weder Anfang noch Ende wissen, man kann weder etwas hinzutun, noch wegnehmen. Alles was der Mensch tut ist vergänglich und hat keinen bleibenden Wert, was aber Gott tut bleibt ewig. Er herrscht über die Zeit und alles hat seine Zeit, das was war, was ist und was sein wird. Kein Mensch wird dies jedoch je fassen können, wie groß seine Weisheit auch sein möge (Pred 3, 11-17).
Salomon lässt sein Leben Revue passieren und seziert sich und seine eitle Wissenssuche nach Recht und Unrecht, nach Gut und Böse, nach dem rechten Leben, gnadenlos. Ich wandte mich um und sah: die Sinnenfreude, die Kultur, das Bauen und Schaffen, das Raffen und die Gier nach Reichtum. Aber, was nützt das alles, wenn ich am Ende meine Seele verliere (Pred 4, 8)? Frage nicht, was Recht und Unrecht ist, denn über den Mächtigen sitzt noch ein Mächtigerer (Pred 5, 8). Die Fülle lässt den Reichen nicht schlafen, sein Reichtum gerät ihm zum Schaden, es bleibt nichts in seiner Hand, er geht nackt, wie er gekommen ist. Alles, was er gerafft hat, vom Winde verweht (Pred 5, 13-16).
Es ist ein großes Unglück für Salomon, dass Gott ihm Reichtum, Güter und Ehre, alles was sein Herz begehrt, gegeben hat, aber nicht die Macht, all diesen Reichtum festzuhalten, sondern dass er an einen anderen übergeht, der davon profitiert (Pred 6, 1). Man hört den Schmerz Salomons förmlich, dass er das Erbe Davids an Jerobeam verspielt hat. Dies ist eine schwere Demütigung und Kränkung für ihn. So klagt er: Selbst wenn einer 100 Kinder zeugte (was in damaliger Zeit ein großer Reichtum war) und hätte ein langes Leben (was ihm Gott zugesagt hat), was nützt ihm das, wenn seine Seele sich nicht des Guten, das er getan hat, erfreuen kann und dann in Frieden gehen kann. Wie kann seine Seele jetzt noch satt werden? Was unterscheidet einen Weisen von einem Narren (Pred 6, 6-8)?
Demut ist Salomons Antwort. Ein Mensch kann nicht hadern mit dem, der ihm zu mächtig ist. Gott kennt den Menschen beim Namen und alles ist bereits in seinem Buch verzeichnet. Wer kann sagen, was dem Mensch wirklich nützt und was nicht (Pred 6, 10-12)?. Der gute Ruf ist besser denn eine gute Salbe, der Tag des Todes besser denn der Tag der Geburt. Es ist besser in das Klagehaus zu gehen, als in das Freudenhaus. Gott hört alle Klagen und nimmt sie zu Herzen. Trauer ist besser als Lachen, da durch Trauer das Herz gebessert wird. Das Herz der Weisen ist im Klagehaus, und das Herz der Narren im Freudenhaus (Pred 7, 1-4). Salomon hat beide durchwandert. Seine Lebenswanderung ging vom Haus der Freude in das Haus der Klage und Trauer.
Zu fragen, ob die Tage der Freude besser waren als die Tage der Trauer, hält er für müßig. Weisheit hilft zwar, das Leben zu meistern. Es freut einen, wenn sie an die Kinder vererbt wird, sie hilft, sein Kapital klug einzusetzen. aber wahre Weisheit lehrt das Leben. Keine Weisheit kann gerade machen, was Gott krümmt. An guten Tagen, sei guter Dinge, die schlechten erachte auch als gut, denn Gottes Werke sind nicht vorhersehbar. Da ist ein Gerechter (wie ich) und er geht unter mit seiner Gerechtigkeit (wie ich) und ein Gottloser, der lebt lange mit seiner Bosheit. Deshalb, so sein bitteres Fazit, sei nicht allzu gerecht und allzu weise, dass du dich nicht selbst verdirbst, sei nicht allzu gottlos und sei kein Narr (wie ich), dass du stirbst zur Unzeit. Wer Gott fürchtet, der entgeht dem allem. Weisheit stärkt den Menschen mehr als Recht, denn es ist kein Mensch so gerecht auf Erden, dass er Gutes tut und nicht dabei sündigt (Pred 7, 10-20).
Salomon will damit sagen: Ich wollte gerecht sein, verstehen, was gut und böse ist, ich wollte richten und habe dabei übersehen, dass ich selbst Unrecht getan und schwer gesündigt habe. Ich habe die Weisheit gesucht, sie blieb aber fern von mir. Alles, was da ist, ist fern und sehr tief, wie kann ein Mensch es ergründen (Pred 7, 23-24)? Ich war ein Narr, mir das anzumaßen. Er hat lange gebraucht, um bei seiner Achillesferse anzukommen, den Frauen. In einer Art Rechtfertigung erklärt er:
Ich wollte die Torheit und den Irrtum der Gottlosen erfahren und erforschen, ich fand: Bitterer als der Tod ist eine Frau, die einen einfängt, knebelt und deren Hände zu Banden werden. Wer Gott gefällt, der wird ihr entrinnen. Aber der Sünder wird durch sie gefangen. Sein nüchternes Urteil: Ich wurde gefangen, von einer nach der anderen. Ich suche immer noch nach den Gründen, warum ich in meinem Volk keine passende Frau gefunden habe. Das einzige was mir klar geworden ist: Gott hat die Menschen aufrichtig gemacht, sie aber hatten Verführungskünste (Pred 7, 25-29). Er hat zwar die Rätsel der Königin von Saba gelöst, aber das Rätsel der Frauen scheint ihm bis zuletzt ein Buch mit sieben Siegeln gewesen zu sein. Die Eitelkeit hat gesiegt.
Wer hätte auch vorhersehen können, welche Konsequenzen das nach sich zieht? Deshalb rät er: Haltet das Wort des Königs und den Bund mit Gott. Niemand kann Gott herausfordern. Wer aber seine Gebote hält, der wird nichts Böses erfahren. Ein Mensch hat weder Macht über den Geist, noch über den Tag seines Todes. Ein Gottloser kann einen Gottlosen nicht retten. Wenn man einen Menschen über sich herrschen lässt, führt das ins eigene Unglück. Da Abwege nicht sofort bestraft werden, hält der Mensch nicht inne. Deshalb sollte der Mensch von sich aus Gott Ehrfurcht entgegenbringen. Die Gottlosen werden nicht lange leben, sie fahren in die Grube, auch wenn es kurzzeitig anders aussieht (Pred 8, 1-14).
Die praktische Anleitung für das tägliche Leben, die Salomon gibt und oft wiederholt, ist: Der Mensch kann nichts Besseres tun als essen, trinken und freudig der Arbeit nachgehen, die Gott ihm jeden Tag gibt. Das ist der (überschaubare) Anteil, die der Mensch hat (z.B. Pred 8, 15). Der Mensch kann den Weltenlauf nicht verstehen, je mehr er sucht, desto weniger findet er, egal wie weise er sich wähnt (Pred 8, 17). Lerne an mir: Ein wenig Torheit wiegt mehr als alle Weisheit und Ehre. Nur ein Narr macht viele Worte (Pred 9). Und einen Rat an die jungen Menschen: Denkt am Anfang schon an den Ausgang, damit euch nicht, wie mir, am Ende eine Rechnung serviert wird, die euch nicht gefällt (Pred 11, 8-10).
Lieber Luther, Salomon ist vom König, vom dem, der Gericht hält, zum Prediger geworden, um einen ähnliches Scherbengericht, wie bei ihm selbst, bei anderen zu vermeiden. Er will warnen, mit sich selbst als schlechtem Beispiel. Es stecken so viele Details und so viel (Alters-)Weisheit in dem Buch, dass ich hier unmöglich auf alles eingehen konnte. Ich musste mich auf das Wesentliche beschränken. Über kein Buch der Bibel – ausgenommen vielleicht die Offenbarung – ist so viel – gelinde gesagt – unweises geschrieben worden, wie über das Prediger-Buch, ohne Verstand und Zusammenhang. Stattdessen eitle Spekulationen darüber, wie „eitel“ und „Haschen nach dem Wind“ wohl zu übersetzen sind. Die Antwort ist einfach: So wie du übersetzt hast, das trifft den Sinn genau. Der Brief ist lang geworden, deshalb keine Auseinandersetzung mit dem Sinnigen und Unsinnigen, was über den Prediger im Umlauf ist. Salomons Weisheit spricht für sich.
Herzliche Grüße
Deborrah

Herbstmosaik

Sommer, wohin bist du geflohen?
Kalt kommst du daher,
dein Mantel ist Regen,
dein Kleid Wind.
Der Herbst errötet vor der Zeit,
in buntes Mosaik gehüllt,
zeigt seine bunten Flügel,
letztes Farbspektakel,
das in seiner ersterbenden Fülle
im Flug dem irdenen Leben entrückt.
Herbsmosaik – Jungfer

Friedenslitanei

Gelobet sei der HERR, der seinem Volk Israel Ruhe gegeben hat, wie er es zugesagt hat. 
1.Könige 8,56
Wenn jemand seinen Nächsten verletzt, Herr schaff Frieden.
Wenn jemand sich von dir abkehrt, Herr lass ihn umkehren und schaff Frieden.
Wenn die Einsicht verschlossen ist, Herr öffne das Verstehen und schaff Frieden.
Wenn der Mensch geplagt ist, sei gnädig, lindere seine Not und schaff Frieden.
Wenn jemand zu dir betet und dich bittet, öffne dein Ohr und schaff Frieden.
Wenn jemand für dich ficht, sei ihm eine Waffe und schaff Frieden.
Wenn jemand gefangen ist, öffne sein Herz und schaff Frieden.
Wenn jemand ohne dich ist, Herr erbarme dich und schaff Frieden.
Gelobt seist du, o HERR, der einen Frieden gibt, den niemand streitig machen kann.

Weisheit, Gerechtigkeit und Recht

Lieber Luther,
an Salomon kommt man nicht vorbei, ohne sich mit seiner Weisheit zu beschäftigen. Von so einem weisen Mann muss doch etwas zu lernen sein. Aber was? Um sich Salomons Weisheit zu nähern, muss man sich zunächst mit den Rahmenbedingungen beschäftigen.
Salomon war jung, als er seinen Vater David als König beerbte und es muss ihm etwas bange vor der Größe der Herausforderung gewesen sein. So betet er zu Gott und dieser erscheint ihm in einem Traum. Folgender Dialog entwickelt sich (1.Kön 3, 7-14):
Ich bin ein junger Mensch und weiß weder meinen Ausgang noch meinen Eingang, sagt Salomon. Gib deinem Knecht ein gehorsames Herz, dass er dein Volk richten möge und verstehen, was gut und böse ist. Den wer vermag dein mächtiges Volk zu richten?
Und Gott antwortet: Weil du das von mir erbittest und nicht bittest um ein langes Leben, Reichtum oder die Seele deiner Feinde, sondern um Verstand, damit du gerecht richten kannst, so sei es dir gewährt. Ich habe dir ein weises und verständiges Herz gegeben, das einzigartig unter den Menschen ist und auf ewig sein wird. Weder vor noch nach dir, wird jemand so weise sein wie du. Und dazu gebe ich dir Reichtum und Ehre, so dass kein König, der zu deiner Zeit lebt, mit dir an Pracht und Herrlichkeit vergleichbar ist. Wenn du auf meinen Wegen gehst, meine „Sitten“ und meine Gebote hältst, wie dein Vater David, so will ich dir ein langes Leben geben.
Da kann nichts mehr schiefgehen, denkt man zunächst. Sein Reichtum mehrt sich wie fast von selbst, er baut prachtvolle Bauwerke, seine Weisheit und sein Ansehen wird sprichwörtlich, über die Grenzen seiner Herrschaft und über die Jahrtausende hinweg. Das fordert heraus, wie die Episode mit der Königin von Saba zeigt. Kann ein Mensch wirklich so weise sein (1.Kön 10, 1-13)?
Die Königin von Saba ist gekommen, um Salomon mit Rätseln herauszufordern. Sie muss aber schnell feststellen, dass weder das Gesagte noch das Ungesagte vor Salomon verborgen bleibt: Deine Weisheit und dein Gut übertrifft alle Beschreibungen. Glückselig die Menschen, die allezeit vor dir stehen und deine Weisheit hören. Gepriesen sei der HERR, dein Gott, der Wohlgefallen an dir hat und dich auf den Thron Israels gesetzt hat, damit du Recht und Gerechtigkeit übst.
Salomon ist der Inbegriff der Weisheit. Seine Mission ist, von Gottes Weisheit zu künden. Er ist nur der Übermittler dessen, was Gott in seinen Mund gelegt hat. Er soll uns sagen, die Quelle von Gottes Gesetz, seinem Recht, seiner Gerechtigkeit, seines Gerichts ist seine Weisheit. Sie kennt alles, ihr ist nichts fremd. Sie ist frei von einfachem Schwarz-Weiß-Denken. Salomon erzählt, was gerecht richten vor Gott heißt. Gott hat es ihn erkennen lassen.
Wenn man die Weisheitssprüche Salomons liest, versteht man, dass das, was vor Gott Recht und rechtschaffen ist, beileibe nicht auf die 10 Gesetzestafeln Moses passen, sich auf 10 Allgemeinsätze reduzieren lässt. Wer dieses glauben machen will, verfällt in den Fehler der Pharisäer, den Jesus anprangert: Er missbraucht das Wort und macht es aus eigenen Interessen zu Schul- und Lehrsetzungen, die den Menschen verpflichtet anstatt befreit. Jesus ist massiv dagegen angegangen. Die 10 Gebote gehen auf (oder unter) in Gottes Recht, sie sind nicht das, was unter Recht und Gerechtigkeit im Tenor der Bibel, nicht in Einzel(teil)sätzchen – um bei der Rechtssprache zu bleiben – gemeint ist. Was Gott unter Recht und Gerechtigkeit versteht, ist nicht nur, aber im Zusammenhang in der Hauptsache, von Salomon überliefert. Gottes Recht ist – im Gegensatz zum menschlich gesetzten Recht – nur in Verbindung mit Gerechtigkeit zu denken, gegründet in Gottes allesverstehender Weisheit.
Lieber Luther, die Weisheitssätze Salomons lehren uns: Gott richtet wesentlich differenzierter als manche Theologie. Gott schaut das Leben an und setzt in den Kontext, er urteilt nicht lebensfern. Die von Salomon überlieferte Weisheit erweitert den Horizont und befreit uns in das Vertrauen auf Gottes Gericht, in das Vertrauen auf Gottes Weisheit, aus der heraus er, Jesus Christus, gerecht richtet und richten wird. So wie zu Salomon alle Welt freiwillig kommt, um seine Gerechtigkeit zu sehen, hierfür steht die Königin von Saba, so sollen wir freiwillig zu Jesus kommen, der auf Gottes Thron und Richtstuhl sitzt, und dessen Weisheit und Gerechtigkeit sehen, ihm und seiner Gerechtigkeit vertrauen. Sie übersteigt, davon zeugt Salomon, jegliche menschliche Weisheit, denn siehe, Jesus ist mehr als Salomon (Mt 12, 42).
Salomon steht aber auch dafür, dass menschliche Weisheit nicht heißt, dass Mensch auch immer weise handelt. Auch Salomon stolpert, wie so manch anderer auch in der Bibel und jetzt, über seine Lust. Er baut nicht nur, worauf er Lust hat, er nimmt sich auch die Frauen, auf die er Lust hat. Wie so oft, hilft da bei Salomon auch alle Weisheit und alle Gottesfürchtigkeit nicht. Fleisch siegt auch bei ihm über jeglichen Verstand. Angelegt ist das schon zu Anfang: Er wandelte nach den Sitten seines Vaters David, „nur dass er auf den Höhen opferte und räucherte“ (1.Kön 3, 2). Er folgte nämlich nicht gänzlich dem HERRN, wie sein Vater David (1.Kön 11,1-13), baute dem Namen Gottes zwar einen glänzenden Tempel, aber ging auf fremd. Wie konnte das geschehen?
In der Bibel steht lapidar: Aber der König Salomon liebte viele ausländische Weiber. Wie bei allem, übersteigt Salomon auch hier alle Vorstellungskraft: Von 700 „vornehmen“ Frauen und 300 weiteren Geliebten ist die Rede. Die andersgläubigen Frauen verführten ihn dazu, den fremden Göttern zu opfern. Eva wurde ihrem Namen gerecht und Adam ließ sich willig verführen. Bei Salomon scheint die Verführbarkeit zur Abgötterei eine Alterserscheinung gewesen zu sein, heutzutage würde man sagen: Midlife Crisis oder aber – wahlweise – Demenz. Wenn Gott etwas nicht mag, dann Abgötterei, die Vielweiberei ist ihm egal, fleischliche Belanglosigkeit, solange er die Frauen versorgt. Abgötterei, oft in der Bibel als Hurerei bezeichnet, ist das einzige, für das er keine Toleranz und kein Verständnis aufbringt. Die gesamte Bibel zeugt davon, von dem EINEN Gott, der darum bettelt, dass wir ihn allein als unseren Gott (an)erkennen, unseren mit ihm geschlossenen Bund halten und ihm treu sind. Salomon sollte die Konsequenzen seiner Untreue, des Bruchs seines Bundes mit Gott, erfahren.
Salomon hat den Frauen seine Treue zu Gott geopfert. Er, den Gott mit Weisheit und Reichtum gesegnet hat, hat diesen Segen mit Füßen getreten. Er hat in all seiner Weisheit nicht erkannt, dass er den falschen Weg einschlägt. Gott gibt zu erkennen: Weil du meinen Bund und meine Gebote nicht gehalten hast, will ich das Königreich von dir reißen und deinem Knecht geben. Nicht dir, aber deinem Sohn wird dies geschehen. Ich will ihm aber einen Stamm lassen, nicht deinetwegen, sondern deines Vaters David wegen, auf dass David, mein Knecht, vor mir eine Leuchte habe auf all seinen Wegen in der Stadt Jerusalem, die ich mir erwählt habe, dass ich meinen Namen in ihr aufrichte. (1.Kön 11, 36). Alles musste so geschehen, damit etwa 1000 Jahre später Jesus in die Stadt Davids einziehen konnte. Die Weisheit Gottes hat alles schon vorher bedacht.
Lieber Luther, Salomon hat beinahe alles, was sein Vater über Jahrzehnte hart und mit viel Entbehrungen erkämpft hatte, verspielt. Er konnte in Weisheit zwar die anderen richten, aber bei sich selbst war er betriebsblind. Das muss ihn in seinen Grundfesten erschüttert haben.  Keine Weisheit hat ihn vor dem entscheidenden Fehler bewahrt. Er hat das von Gott verliehene Königtum für sein persönliches Vergnügen leichtfertig verschenkt. Gott hat ihn daraufhin von Thron über ganz Israel gestoßen, das Königreich war aus seiner Hand genommen. Demut und Gottvertrauen war gefragt, Dürre nach der Fülle.
Lieber Luther, Weisheit bewahrt nicht vor Einfalt, Verstand nicht vor Unverstand, Gottes Herrlichkeit nicht vor Selbstherrlichkeit. Salomon, der über den Dingen geschwebt hat, musste feststellen, dass auch er nur ein fehlbarer Mensch ist. Das hat ihn verändert. Er wurde vom gerechten Richter, vom bewunderten König, zum Prediger. Die Welt sollte von ihm und dem, was er über die Weisheit gelernt hat, lernen. Weisheit, wo fängst du an und wo sind deine Grenzen? Das war die Frage, die ihn fortan beschäftigte. Zu welchem Ergebnis ist er gekommen? Davon nächstens mehr.
Herzliche Grüße
Deborrah

Tagträume

HERR, mein Gott, groß sind deine Wunder und deine Gedanken, die du an uns beweisest; dir ist nichts gleich!
Psalm 40,6
Ehe der neue Tag wird,
hast du, o Gott, ihn schon gedacht;
ein Wunder,
wenn wir uns auf deinen Gedanken
tragen lassen würden,
durch Tag und Raum,
durch Zeit und Ewigkeit,
tagträumend deinen Traum.

Tempelbau

Lieber Luther,
manchmal denken wir, die Fußstapfen, in die wir treten sollen, sind uns zu groß, viel zu groß. Wir trauen uns nichts zu, sind mehr als misstrauisch gegenüber uns selbst. Aber, man kann auch große Fußstapfen beerben, wenn man seinen Weg findet. Salomon zeigt uns das. Er führte keine Kriege, sondern er baute, unter anderem dem „Namen des HERRN“ ein Haus. Er baute lange, im elften Jahr war das Haus so, wie es sein sollte (1. Kön 6, 38).
Gott sagt: So sei es mit dem Haus, das du baust: Wirst du in meinen Geboten wandeln und nach meinen Rechten tun und alle meine Gebote halten, darin zu wandeln, so will ich mein Wort, das ich deinem Vater David geredet habe, bestätigen und will wohnen unter den Kindern Israel und mein Volk nicht verlassen (1.Kön 6, 12-13).
Rückblende: Gott sagt David vorher: Ich will meinem Volk einen Ort setzen, an dem es gepflanzt ist und es wohnen soll. Es soll nicht mehr in die Irre gehen. Wenn du dich mit deinen Vätern schlafen legst, will ich deinen Samen nach dir erwecken, der von deinem Leib kommen soll; dem will ich sein Reich bestätigen. Er soll meinem Namen ein Haus bauen, und ich will den Stuhl seines Königreichs bestätigen ewiglich. Ich will sein Vater sein, und er soll mein Sohn sein (2.Sam 7, 10-15). Diese Prophezeiung kann nur Jesus meinen.
Salomon, der gern und viel baut, „auf das er Lust hat“, sieht sich in der Nachfolge und nimmt diese Prophezeiung als Legitimation, ein prächtiges Haus aus Stein, Zedernholz und Gold zu bauen, ein physisches Haus. Aber es schwant ihm, dass das vielleicht nicht gemeint sein könnte. Bei der Einweihung des Tempels betet er (1.Kön 8, 25-61):
HERR, halte, was du meinem Vater verheißen hast. Denn sollte in Wahrheit Gott auf Erden wohnen? Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen; wie sollte es denn dies Haus tun, das ich gebaut habe?
Höre, o Gott, mein Gebet, mein Lob und mein Flehen, wache über dies Haus Tag und Nacht, über die Stätte, von der du gesagt hast: Mein Name soll da sein. Sei uns gnädig.
Wenn jemand sündigt wider seinen Nächsten, schaffe Recht, spreche den Gerechten gerecht, der Gottlose trage seine Gottlosigkeit selbst.
Wenn jemand an dir sündigt und sich wieder zu dir bekehrt, deinen Namen bekennt, zu dir betet und fleht, nehme ihn wieder in Gnaden an.
Wenn der Himmel verschlossen ist ob der Sünden, die deine Kinder an dir begehen, und sie deinen Namen bekennen und sich von ihren Sünden bekehren, weil du ihnen Einsicht verschaffst, so weise ihnen den guten Weg, den sie gehen sollen und lass deine Gnade auf sie regnen, auf das Land, das du ihnen zum Erbe gegeben hast.
Wenn der Mensch geplagt ist, von Anfeindung, Krankheit, innerer Leere, Verfolgung, sei gnädig dem, der da bittet und fleht, der in seinem Herzen die Plage erkennt und seine Hände ringend nach dir ausstreckt. Gib jedem nach seinem Lebenswandel, wie du sein Herz erkennst, denn du allein kennst das Herz aller Menschenkinder, auf dass sie gottesfürchtig leben, solange sie in dem Land leben, dass du ihnen zum Erbe gegeben hast.
Wenn ein Fremder, der nicht zu deinen Kindern zählt, zu deinem Haus kommt, um deines Namens willen, so erhöre das Rufen dieser Fremden, auf dass alle Menschen auf Erden deinen Namen erkennen, dass auch sie gottesfürchtig leben.
Wenn jemand für deinen Namen ficht, so verschaffe ihm Recht. 
Wenn ein Mensch sich gegen dich versündigt – denn es ist kein Mensch, der nicht sündigt – er sich von dir trennen lässt und sich in Gefangenschaft von falschen Göttern begibt, gib Barmherzigkeit denen, in deren Gefangenschaft er gerät, denn er ist dein Kind und Erbe.
Gott antwortet (1.Kön 9, 3-9):
Ich habe dein Gebet und Flehen gehört, ich habe das Haus, das du gebaut hast, geheiligt, und werde ewig meinen Namen in es setzen. Meine Augen und mein Herz sollen ewig da sein. Du sollst vor mir wandeln wie dein Vater David, mit rechtschaffenem Herzen und aufrichtig, dass du tust, was vor mir recht ist. Solange du dies tust, wird es dir nicht an einem fehlen, den ich auf den Stuhl in meinem Land gesetzt habe. Wendet ihr euch aber von mir ab, werde ich mein Angesicht auch von euch abwenden und ihr werdet euch über euch selbst entsetzen.
Die Botschaft ist: Gott interessiert die prächtige Äußerlichkeit überhaupt nicht, keines Wortes wert. Die äußere Pracht des Tempels ist völlig belanglos. Kein äußerer Pomp kann die Innerlichkeit ersetzen, Form geht nicht vor Inhalt. Beten und Flehen, umkehren, sich der Gnade Gottes anempfehlen, das ist, was vor Gott alleine zählt. Wenn der menschliche Baukörper, von dem dies ausgeht, Gott heiligt, dann heiligt Gott auch ihn. Aber es muss aufrichtig, mit rechtschaffenem Herzen geschehen. Wer das tut, kann auf Jesus bauen, den Rechtschaffenen, der auch dem Sünder Recht in alle Ewigkeit angedeihen lässt, seine Gnade und Barmherzigkeit, die aus menschlichen Gefängnissen zu Gottes Tempel befreit. Jesus ist der König, auf den wir uns verlassen können, was immer uns äußerlich geschieht, er allein sitzt auf dem Gnaden- und Richterstuhl, der unserem inneren Menschen immer gerecht wird, wie immer unterdrückt, entrechtet, gefangen der äußere Mensch auch ist. Gott wohnt in unserem Tempel, wenn wir ihn lassen. Äußeren Glanz bedarf es dazu nicht.
Menschliche Pracht besteht darin, sich in allen Wechselfällen des Lebens Gott, seiner Gnade und Barmherzigkeit anzuvertrauen, umzukehren, ehrlich zu bereuen, wenn man geirrt hat, Gott wahrhaftig und reinen Herzens anzurufen und ihn um Wegweisung zu bitten. Es geht nicht um die Sünden, Sünder ist jeder Mensch. Es geht darum, sich seiner Sünden bewusst zu werden, sie zu erkennen, sie rechtschaffen und ehrlich vor Gott zu bekennen und umzudrehen. Salomons Gebet zeugt davon.
Lieber Luther, fast hätte ich mich vom äußerlichen Glanz von Salomons Bauten blenden lassen. Aber warum ist von diesen sagenhaften Bauten Salomons, in denen so viel Gold verbaut wurde, nichts mehr übrig, auch mit neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen nichts nachweisbar. Ich habe lange darüber nachgedacht, was uns das sagen soll. Es gibt keinerlei außerbiblische Information über Salomon, in keiner anderen altorientalischen Schrift, noch archäologisch (vgl. Herders Neuer Bibelatlas, S.134). Schwere Kost für alle, die denken, die Bibel sei ein Geschichtsbuch. Fällt mit der historischen Nichtbeweisbarkeit der Tempel Salomons in sich zusammen? Nein, ganz und gar nicht.
Der Glanz in Salomons Tempel, steht für die Herrlichkeit, den Glanz und den Reichtum Gottes, das Gold für seine Treue und Gerechtigkeit. Das Zedernholz ist vor Wurmfrass sicher, es steht für das sichere Fundament, das Gott für uns ist, kein Wurm, keine Schlange, kein Satan kann ihm etwas anhaben. Die Zeder steht für Schönheit und Wohlgeruch. Der Gerechte vor Gott wächst wie die Zeder des Libanons (Ps 92, 13). Jedes Detail hat seinen Sinn und eine Aussage, ohne dass ich hier in dem begrenzten Rahmen weiter darauf eingehen kann.
Der Tempel Salomons ist eine Allegorie auf Gottes Tempel in uns. Er ist, was in 1.Kor 3, 16 gemeint ist: Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? Der Salomonische Tempelbau gibt Anleitung, worin dieser Tempel besteht und wie man ihn baut. Oder in Off 3, 12: Wer überwindet, den will ich machen zum Pfeiler in dem Tempel meines Gottes. Die beiden Säulen, die vor Salomons Tempel standen, hießen Jachin (= Gott lässt fest stehen) und Boas (=Lebensfülle). Wer Gott einen Tempel in sich baut, lässt Gott fest stehen und gibt Lebensfülle, wird zu einem Pfeiler in Gottes Tempel.
Lieber Luther, an dem Tempel, den ich in mir Gott baue, der ich bin, muss ich lange bauen, länger wahrscheinlich als Salomon, bis er in reinem Gold, von Anfechtung frei, in Gerechtigkeit dasteht wie die Zeder des Libanons, frei von Wurmfrass. Vielleicht bleibt es, wir wissen es nicht, ein unvollendetes Gebäude, aber, lieber Luther, wir bauen daran, weil wir eine Ahnung davon haben, dass der Glanz und der Raum, den wir ihm geben, längst nicht der Glanz ist, der dem Glanz Gottes angemessen ist. Wir können aber die Tür öffnen, so dass Gott uns helfen kann zu bauen, dass wir nicht müde werden, das innere Gold auf Hochglanz zu bringen. So erweisen wir, jeder wie er kann, Gott die Ehre, egal in welchem Bauzustand der Tempel in einem ist. Hauptsache angefangen. So gehe ich jetzt, und behaue ein paar Steine.
Herzliche Grüße
Deborrah