Lieber Luther,
über die
Hochzeit von Kanaan habe ich dir schon einmal vor zwei Jahren geschrieben. Verstehen entwickelt sich und so sind mir beim Lesen des Textes Dinge aufgefallen, die ich vor zwei Jahren noch nicht verstanden habe. Ich habe viel zu sehr an der Oberfläche gelesen. Ich beschränke mich deshalb auf die Teile, die ich bisher übersehen habe. Es geht um die alte und neue Weise der Reinigung, es geht um Wasser und Wein, um den Speisemeister, um die Hochzeit, den Bräutigam und vor allem um die richtige Reihenfolge.
Ausgangspunkt sind 6 steinerne Wasserkrüge, gesetzt nach der Weise der jüdischen Reinigung. 6 Tage hat Gott gearbeitet, um das Leben in die Welt zu setzen, jeden Tag Leben geschöpft. 66 Seelen flüchteten mit Jakob nach Ägypten (1.Mo 46, 26). Nach 6 Tagen nahm Jesus Petrus, Jakobus und Johannes, führte sie auf einen Berg und eine Stimme aus der
Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe, den sollt ihr hören (Mt 17, 1-5). Jesus kam, als er müde war von der Reise, um die 6. Stunde am Jakobsbrunnen an (Joh 4, 6). In der 6. Stunde wurde die Welt finster, als Jesus am Kreuz hing (Lk 23, 44). Die Zahl 6 markiert das Ende und gleichzeitig einen neuen Anfang. Es ist der Vorabend zum 7.Tag, dem Tag der Vollendung. Zuvor stehen aber 3 Sechsen: 666, der Inbegriff des Bösen, des Anfechters. Dessen Anfechtung muss erst durchlitten werden, ehe man zur Vollendung durchbricht. Auch Jesus musste das.
Er schwitzte Blut und Wasser bis er angesichts seiner Leiden sagen konnte: Vater, nach deinem Willen.
Es standen 6 Wasserkrüge bereit in verschiedenem Maß, gesetzt nach der Weise der jüdischen Reinigung. Jesus verändert den Inhalt der Krüge. Er reinigt anders als bisher gereinigt wurde. Er füllt die Krüge mit seinem Wein. Oder: Niemand fasst Most in alte Schläuche; sonst zerreißt der Most die Schläuche, und der Wein wird verschüttet, und die Schläuche kommen um. Sondern man soll Most in neue Schläuche fassen (Mk 2,22). Beides meint das gleiche: Jesus bringt etwas Neues. Bei Johannes füllt er das Neue in alte rituelle Krüge, bei Markus in neue Schläuche. Das heißt: Egal ob in alter Form oder neuer Form, der Inhalt machts, der Wein.
Wein gehört von alters her zu den heiligen Speisen, wie Semmelmehl, Öl und Weihrauch (1. Chr 9 , 29). Jeremia beweint, dass die Säuglinge und Unmündigen auf den Gassen verschmachten wie die tödlich Verwundeten, dass sie in den Armen ihrer Mutter den Geist aufgeben, sie fragend, wo ist Brot und Wein? (KL 2, 11-12). Ja, Vater und Mutter, wo ist Brot und Wein, wieso habt ihr das Land so zugerichtet, dass wir im Elend sind? Wieso enthaltet ihr uns Gottes Geist vor?
Ohne Gottes Brot und Wein verhungert der Mensch. Jesus sagt,
ich bin das Brot. Der Wein steht für Gottes Geist. Wein-Geist. Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes ist vergessen worden. Deshalb teilt Jesus Brot und Wein mit seinen Jüngern im letzten Abendmahl: Das Brot steht für ihn, der Wein für den Geist Gottes. Das tut, damit ihr nicht vergesst, was ich zu euch gesagt habe. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben, sagt Jesus, bringt Frucht an meinem Weinstock, sonst wird euch der Wein knapp. Wenn die Zeit des Kelterns kommt, wird sich zeigen, ob ihr guten oder sauren Wein bringt: Jesus wurde am Kreuz mit saurem Wein, mit Essig, getränkt.
Der barmherzige Samariter gießt Öl und Wein in die Wunde dessen, der von Jerusalem ausging und unter die Mörder fiel (Luk 10, 34). (Salb-)Öl und Wein heilen alle Wunden, wo immer man sie einsetzt, auch wenn der Wein zunächst nach saurem Wein schmeckt. Gottes saurer Wein klärt uns, verhilft uns zum richtigen Geschmack, verhindert, dass wir uns im Geschmack irren. Essig hat große Reinigungskraft, das weiß jeder, der putzt.
So sage nun dies Wort: So spricht der HERR, der Gott Israels: Es sollen alle Krüge mit Wein gefüllt werden. So werden sie zu dir sagen: Wer weiß das nicht, dass man alle Krüge mit Wein füllen soll? Siehe, ich will alle, die in diesem Lande wohnen, die Könige, die auf dem Stuhl Davids sitzen, die Priester und Propheten und alle Einwohner zu Jerusalem füllen, dass sie trunken werden sollen und will sie zerstreuen, weder schonen noch übersehen, noch barmherzig sein über ihrem Verderben. So hört nun und merket auf und trotzt nicht; denn der HERR hat’s geredet (Jer 13, 12-15). Auch so kann die Fülle von Gottes Wort klingen. Gott will in alle Krüge Wein füllen. Ihr musst das nur erst kapieren. In der Fülle, versteht ihr das nie. Deshalb fürchtet euch nicht. Gottes Geist ist mit euch, auch wenn der Wein gerade sauer schmeckt. Wenn ihr müde seid und in der Wüste nicht mehr weiter wisst, wird Gott da sein und euch seinen rettenden Weinkelch reichen, wenn ihr ihn nehmt, wird er euch mit seinem Geist erfüllen (2.Sam 16, 2). Er lässt euch nicht verdursten, wenn ihr nicht freiwillig verdurstet.
Die sechs rituellen Wasserkrüge stehen für den Menschen. Der Mensch, als Gefäß, von Gott dafür gedacht, Gottes Wort auf- und anzunehmen, angefüllt zu werden mit Gottes süßem oder saurem Wein, beiderlei Gottes Geist. Jesus hat die Macht, das Wasser in den Krügen zu wandeln, allein mit seinem Wort, er kann mit Gottes süßem Wein erfüllen. Nicht alle Krüge haben die gleiche Größe. Die einen sind größer dimensioniert, es gibt welche, die weniger Inhalt aufnehmen können und maßlose. Sie haben keinerlei Krug. Das Quantum, das jeder bereitstellt, ist unterschiedlich.
Jesus sagt: Schöpft! Er sagt es zu den Dienern, seinen Dienern: schöpft von Gottes Geist, schöpft Gottes Wort krügeweise in euch hinein und behaltet es. Werdet Behältnisse meines Wortes. Schöpft von mir. Ich mache euch selbst zu Behältnissen eurer Reinigung. Ich reinige mit Wein, nicht mit Wasser. Mein Wort in euch. Wenn ihr von meinem Wasser schöpft, werde ich daraus Wein machen. Wir sind angesprochen. Schöpft! Gott hat das Leben für euch geschöpft, schöpft mein Wasser, dann schöpfe ich euch für Gottes Geist. Ich bringe guten Wein, auch wenn er nach Wasser aussieht. Jesus, der Gottes-Geist-Schöpfer.
Am Speisemeister geht das alles vorbei. Er versteht in seiner abgehobenen Position nicht, wo dieser besondere Wein herkommt. Die Diener wissen es. Der Speisemeister ist zwar formal Meister seines Faches, der Chef, aber trotzdem ahnungslos und ohne Wissen. Er soll den Wein servieren, ihn zu den Hochzeitsgästen bringen, die davon kosten sollen, versteht aber gar nichts. Anstatt sich zu wundern, wo der Wein herkommt und nachzufragen und sich zu bedanken, ruft er den Bräutigam und belehrt ihn: Den guten Wein serviert man zuerst und den geringeren, wenn die Gäste betrunken sind, dann merken sie nicht, dass du sie mit billigem Fusel (oder Gefasel) abfüllst.
Du hast den guten Wein bisher behalten, beschwert sich der Speisemeister beim Bräutigam. Heißt: lieber Gott, du handelst in der falschen Reihenfolge. Erst kommt das Gute. Wenn die Menschen dann vom Guten berauscht sind, merken sie nichts mehr und wissen nicht, woher der Kater kommt, wenn sie am Morgen aufwachen. Sie bemerken die Moggelpackung gar nicht, wissen nicht, dass ich der böse Bube war, der sie mit Billigem krank gemacht hat, nachdem ich ihnen mit ein paar guten Schlucken aus der Pulle die Sinne vernebelt habe. Meine Reihenfolge ist genau umgekehrt wie deine, lieber Bräutigam. Das ist 3 mal die 6: 666, das ist der Versucher, der so handelt und spricht.
Gott lässt sich die Reihenfolge nicht vorschreiben. Erst muss man sich der Mühe des Schöpfens unterziehen und dann vertrauen, dass Gott aus dem geschöpften Wasser Wein macht. Gottes Geist wandelt Wasser in Wein. In dem Geist hat auch Jesus das letzte
Abendmahl mit seinen Jüngern gefeiert. Vergesst es ja nicht. Wein ohne Geist, ist nichts als Wasser mit Beigeschmack. Der Geist macht den Unterschied. Jesus macht den Unterschied. Insofern hatte der Speisemeister recht, wenn er zum Bräutigam sagt: Du hast den guten Wein bisher behalten. Ja, aber nun ist er in der Welt. Der gute Wein ist da. Jesus bringt den guten Wein. Er kommt und bringt den Wein wann er will, er lässt sich das von keinem Speisemeister der Welt vorschreiben, auch von keiner Mutter. Die Hochzeitsordnung bestimmt er, nicht der Zermonienmeister.
Auf welcher Hochzeit befinden wir uns eigentlich? Das Himmelreich ist gleich einem König, der seinem Sohn Hochzeit macht (Mt 22, 2-3). Nur die klugen
Jungfrauen sind bereit, wenn der Bräutigam klopft, um mit ihm Hochzeit zu machen (Mt 25, 10). Das ist wie mit dem Schöpfen: Gott schöpft uns, wir schöpfen Wasser, Jesu Wort schöpft uns für Gott. Am Ende eine einig geschöpfte Hochzeitsgesellschaft.
Jesus ist bereitet, er ist auf der Hochzeit, bereit Wein in Wasser zu verwandeln. Was er euch sagt, das tut, ermahnt Jesu Mutter. Die Diener befolgen den Rat und Wasser wird zu Wein. Wir befinden uns in Ka’naan, d.h. der Niederung und dem Ort der Demut. Demütig sind aber nur die Diener, die dem Wort Jesu folgen, demütig ist auch Jesus in den Niederungen dieser Welt. Allein der Speisemeister ist unwissend, anmaßend und überheblich, sich seines Status bewusst und doch nur Statist.
Der Bräutigam, lieber Luther, nimmt es zur Kenntnis, er antwortet dem Speisemeister nicht. Auch Jesus, der Wein-Geist-Schöpfer nicht. Beredtes Schweigen. Noch ein Schlückchen Wein kann nicht schaden.
Herzliche Grüße
Deborrah
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