Lebensstütze

Erhalte mich durch dein Wort, dass ich lebe, und lass mich nicht zuschanden werden in meiner Hoffnung.
Psalm 119,116
Dein Wort, o Gott, sei Stecken und Stab,
sei Lebensstütze gemäß deiner Zusage,
Lass mich nicht vergeblich hoffen.

Krückstock

Lobe den HERRN, der dir alle deine Sünde vergibt und heilet alle deine Gebrechen.
Psalm 103,2.3
Komm ich mit dem Krückstock daher,
du lässt mich springen,
komm ich von Kummer gebeugt,
du richtest mich auf,
komm ich mit schweren Rucksack beladen,
Herr, du entlastest mich.
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Versprechen

Ich will dich nicht verlassen, bis ich alles tue, was ich dir zugesagt habe. 
1.Mose 28,15
Ich nehme dich, o Gott, beim Wort,
und gehe weiter,
du verlässt mich nicht,
du bist mit mir,
wohin ich auch gehe,
immer wieder sagst du mir das,
damit ich es auch ja nicht vergesse.
Meine Himmelsleiter,
das ist versprochen.
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Tränen

Sammle meine Tränen in deinen Krug; ohne Zweifel, du zählst sie.
Psalm 56,9
Zähle die Wege meiner Flucht,
meine Heimatlosigkeit hast du abgemessen,
mein Umherirren zählst du,
aufgezeichnet hast du meine Wege im Elend.
Fasse meine Tränen in deinen Krug und
lass ihn nicht überlaufen,
schütte sie um in deinen Schlauch,
damit keine verloren geht.

Der ungerechte Richter oder: Gebt nicht auf!

Lieber Luther,

der heutige Predigttext (Lk18, 1-8) ist mir vor drei Wochen schon einmal begegnet und zwar in einer Form, die ich sicher mein ganzes Leben nicht mehr vergessen werde. An einem Ort, an dem sein ganzer Sinn plötzlich im Raum stand. Gott hat sich quasi neben die Menschen, die es angegangen ist, auf die Kirchenbank gesetzt und hat gewirkt. Alle Beteiligten haben seine Anwesenheit verspürt. Weiterlesen „Der ungerechte Richter oder: Gebt nicht auf!“

Kind

Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.
2.Mose 20,1
Ehre deinen Vater und deine Mutter, auf dass deine Tage verlängert werden in dem Lande, das dein Gott dir gibt.
Das Land, das du hier versprichst, mein Gott, ist nicht von dieser Welt.
Das Land, das du hier versprichst, ist dein ewiges Reich,
Das Land, das uns verheißen ist.
Du sagst, ehre deinen Vater, ehre deine Mutter.
Du meinst unseren Urquell, in dem du uns Vater und Mutter bist, Heimat.
Du verlangst, unsere Kindschaft anzuerkennen.

Ungerechter Richter

Gerechtigkeit und Recht,
Recht und Wahrheit.
Ungerechtigkeit und Unrecht,
Unheil anrichtende Kurzsichtigkeit.
Ungerechter Richter und gerechter Richter,
Richter sind wir alle.
Gerechtigkeit und Wahrheit ist nur bei dem Einen.
Menschengeschick.
(Gedanken zum Predigttext Lukas 18, 1-8)
Träneneiche

Niedergeschlagen

Der HERR richtet auf, die niedergeschlagen sind. 
Psalm 146,8
Da hast du viel zu tun, lieber Gott.
Wir sind niedergeschlagen,
weil wir niederschlagen,
weil wir niedergeschlagen werden,
weil wir uns niederschlagen lassen,
weil wir der Niederschlag von Mensch sind.

Bund aus Freiwilligkeit

Was hast du von meinen Geboten zu reden und nimmst meinen Bund in deinen Mund, da du doch Zucht hassest und wirfst meine Worte hinter dich? 
Psalm 50,16-17
Wir denken, lieber Gott,
du bist die Liebe.
Was braucht es da Ordnung?
Was braucht es da Gebote?
Was braucht es da Schrift und Wort?
Ein Bund ist ein Geben und Nehmen
Ein Bund besteht aus Freiwilligkeit.
Solange ihr nur auf euch hört,
nur nehmt und nicht gebt,
schließt ihr keinen Bund mit mir.
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Not

HERR, sei mir gnädig, denn mir ist angst! 
Psalm 31,10
Ich bin in Bedrängnis, o Herr,
meine innere Not trübt den Blick auf dich,
meine Seele schreit und
das Messer, das in meinem Bauch steckt,
fährt mir durch die Eingeweide.
Vor Kummer schwindet mein Leben dahin.
Als Psalmist darf man das sagen,
Als Normalbürger gilt man dann als depressiv.

Selbstgerechtigkeit

Wir sind alle wie die Unreinen, und alle unsre Gerechtigkeit ist wie ein beflecktes Kleid. 
Jesaja 64,5
Rein vor Gott sind wir nur,
wenn wir von ihm aus und wieder in ihn eingehen.
Gott macht uns gerecht im Glauben,
den Gott uns selbst anzieht.
Hin und wieder bekleckern wir das Kleid
mit unserer Selbstgerechtigkeit.

Ruhen im Herrn

Er ist nahe, der mich gerecht spricht; wer will mit mir rechten? 
Jesaja 50,8
Ich bot meinen Rücken den Schlagenden und
meine Wangen den Raufenden,
mein Angesicht verbarg ich nicht
vor Schmach und Speichel.
Jesaja oder Bonhoeffer.
So viel Größe im Herrn,
so viel Ruhen im Herrn,
so viel Unabhängigkeit von Menschen.
Kann man das lernen oder ist es,
wie der Glaube,
eine Gnade?

Falsche Schwüre

Lieber Luther,
wenn wir denken, etwas besonders ehrlich zu meinen, schwören wir. Bei der Vereidigung von Politikern, Richtern, Soldaten, wird geschworen, auf die Verfassung, auf die Bibel. Auch ewige Liebe wird geschworen, Treue. Wenn geschworen wird, beteuert derjenige der schwört, ich halte mich an das Gesetz, an die Verfassung, an den Bund.
Damit ist schon offensichtlich, Mensch sollte nicht schwören, den es ist schon vorprogrammiert, dass er nicht halten wird, was er gerade noch im Munde führt. Es geht, lieber Luther, um den Predigttext an diesem Sonntag: Matthäus 5, 33-37:
Ich aber sage euch, dass ihr überhaupt nicht schwören sollt, weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Stuhl, noch bei der Erde, denn sie ist seiner Füße Schemel, noch bei Jerusalem, denn sie ist des großen Königs Stadt. Auch sollst du nicht bei deinem Haupt schwören; denn du vermagst nicht ein einziges Haar weiß oder schwarz zu machen. Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel.
Jesus weist uns hier in unsere Schranken und will uns gleichzeitig vor uns selbst bewahren: Ihr sollt nicht falsch schwören bei meinem Namen und entheiligen den Namen deines Gottes; denn ich bin der Herr (3.Mose 19, 12), denn du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht (2.Mose 20, 7; 5 Mose 5, 11). Das steht im 2. Gebot.
Das heißt, du sollst nicht ein Versprechen abgeben, das du nicht hältst, das heißt, Gott nicht im Munde führen und gleichzeitig Lug, Trug, Betrug, Falschheit, Nichtigkeiten leben, in die Welt tragen. Denn was in der Welt ist, das IST und lässt sich nicht mehr rückgängig machen, es ist und bleibt mit dir und deinem Namen verbunden. Du sollst nicht Hinterhältigkeit, Bosheit, Lüge im Munde führen, denn so trägst du keine Frucht, so bist du Spreu, die der Wind hinwegfegt, so kommst du nicht in Gottes Tenne.
Erhebe, Mensch, nicht die Hand zum Schwur. Du kannst nicht halten, was du schwörst. Schwören heißt, einen Eid leisten, sich verpflichten vor Gott, sich bekennen zu Gott und der Wahrheit. Wer schwört und nicht einhält, den trifft Gottes Strafe. Gott mag es nicht dulden, dass man seinen Namen benutzt, um Lügen zu begründen, Meineide zu rechtfertigen, Falschheiten zu beschönigen.
Der Einzige, der Schwüre hält, ist Gott. Gott schwört und hält Treue zu den Menschen. Als Mose ihn an seinen Schwur erinnert, den er vor sich selbst abgelegt hat, Abraham und seinen Nachkommen das Land, das er ihnen verheißen hat, zu geben, tut Gott etwas, was er höchst selten tut: Er revidiert sein Urteil, das er schon gegen sein Volk gesprochen hatte (2.Mose 13-14). Gott ist treu und hält sein Wort. Es zeigt aber auch, wie ernst es Gott selbst mit der Worttreue nimmt, er sagt uns: Mein Wort ist mein Eid, mein Schwur, zu euch. Was ich sage, das werde ich halten. In dieser unumstößlichen Gewissheit und Wahrheit kann dies nur Gott versprechen.
Gott schwört bei sich selbst: Ich schwöre bei mir selbst, und ein Wort der Gerechtigkeit geht aus meinem Munde, dabei soll es bleiben: Mir sollen sich alle Knie beugen und alle Zungen schwören (Jes 45, 23). Der einzige, der diesen Eid einfordern kann, ist Gott. Das einzige, was zu sagen bleibt auf diesen eingeforderten Eid, ist ein doppeltes Ja: ein Ja zum Vater und ein Ja zum Sohn, zur ihrer Wahrheit und Treue, zu unserer Umkehr und Reue, und ein doppeltes Nein: ein Nein zur Lüge und zu allem Bösen.
Führe den Himmel nicht im Munde, berufe dich nicht auf Gottes Schöpfung, noch auf Gottes Stadt Mensch, denn du vermagst nicht ein einziges Haar weiß oder schwarz zu machen. Du überschätzt dich, wenn du auf etwas schwörst, das deinen Möglichkeiten entzogen ist. Das kommt allein Gott zu. Es wiegt doppelt schwer, wenn du dich auf Gottes Gesetz berufst und es dann nicht hältst (Sir 23, 11).
Lieber Luther, es heißt, Gottes Namen vergeblich führen, wenn man Gott den Herrn nennt, dabei falsch ist, obwohl das Herz es anders weiß, wie du selbst im Großen Katechismus schreibst. „Denn lügen und trügen ist an sich selbst große Sünde, wird aber viel schwerer, wenn man sie noch rechtfertigen will und sie zu bestätigen Gottes Namen anzieht und zum Schanddeckel macht, also, dass aus einer eine zweifältige, ja vielfältige Lüge wird“.
Ja, Jesus wollte uns mit seiner Warnung vor uns selbst bewahren. Begnügt euch mit einem Ja oder Nein, ohne euch noch auf Gott zu berufen. Steht zu eurem Ja oder Nein. Doch selbst ein offenes Ja oder Nein, ein offenes Stehen, zu dem, was unser Herz sagt, fällt Mensch oft schwer. Und so betrügt er, sich und andere.
Tröstlich ist, lieber Luther, dass Gott in alle Herzen sieht, alle Wahrheit kennt und vor ihm jeder Betrug aufgedeckt wird, auch der Selbstbetrug. Auch wir sind davon nicht frei.
Herzliche Grüße
Deborrah

Dein Wort

Es ist nicht eins dahingefallen von allen seinen guten Worten, die er geredet hat durch seinen Knecht Mose. 
1.Könige 8,56
Alles, was du uns sagst, o Gott,
durch deine Heiligen,
durch deine Boten,
kein Wort, gesprochen
durch Mose, Jakob, David, Jesus,
verschriftlicht in der Schrift,
ist einfach dahin gesagt,
unbeabsichtigt gefallen.
Jedes Wort hat seinen Sinn und deine Botschaft.
Man muss sie nur lesen und verstehen können,
was nicht jedem gegeben ist.
Auch die Demut, das anzunehmen,
ist nicht jedem gegeben.

November

Der November ist erreicht,
die Ampeln in Natur und Mensch auf Stop gestellt.
Der November bereitet sich in mir aus.
Nebel und Nieselregen auf meiner Seele.
Der November bricht sich Bahn,
als ob alles in mir den Atem anhält.
Der November ist Stillstand,
ohne Energie, die vorwärts treibt.
Der November hält in mir Einzug,
die Trauer explodiert.
Der November erinnert an die Vergänglichkeit,
konfrontiert mit dem Vergehen.
Der November ist wie sterben,
Leben im Rückzug.
Der November ist wie ein Atemanhalten.
November ist der Hinterhof von Weihnachten.
Novemberhürden

Abwenden

Der HERR Zebaoth hat’s beschlossen – wer will’s wehren? Und seine Hand ist ausgereckt – wer will sie wenden? 
Jesaja 14,27
Abwenden können sich die Menschen von dir äußerlich.
Innerlich können sie dich mit Lebensmüll verdecken.
Aber abwenden, abwenden können sie dich nicht.
Du lebst in unser aller Seele,
Du streckst die Hand aus und hilfst uns ans Licht,
wenn der Müll von unserer Seele weggeräumt ist.
Abwenden, abwenden können wir dich nicht.
Abwenden, abwenden wollen wir dich nicht.

Lutherdekade – Gedanken zum Reformationstag 2013

Lieber Luther,
erinnerst du dich? Wir zwei feiern heute Geburtstag. Genau seit einem Jahr korrespondieren wir. Vor einem Jahr habe ich dir geschrieben, aus meinem Zorn heraus, dass der Reformationstag deinen evangelisch – lutherischen Kirchen keinen Gottesdienst mehr wert ist. Ein inneres Bedürfnis, das ich verspürt hatte, aber ins Leere lief und sich deshalb in anderer Weise Bahn gebrochen hat.
Ich habe gerade auch nochmals die 95 Thesen, die ich vor einem Jahr aufgeschrieben habe, gelesen. Jede einzelne ist noch genauso gültig und stimmig für mich wie letztes Jahr, vielleicht noch mehr.
Heißt das, keine Veränderung? Das kann man nicht sagen. Was den Zustand deiner Kirche anbelangt, sicher nicht, da geht es eher weiter bergab. Deine katholischen Brüder erleben mit der eigenen Zunft ein Waterloo nach dem anderen. Wie ich letztes Jahr schon schrieb, krankt der Patient Kirche schwer an sich selber,
an den eigenen Abgründen,
am Geblendet-sein vom Tand. von fremden Göttern, von Blendern,
am verheerenden Zustand der Institution Kirche,
an der sittlich, geistlich und spirituellen Erosion der kirchlichen Rolleninhaber.
Äußere Schätze stehen vor inneren,
der Umgang der Amtskirche mit Kritikern und Abweichlern ist nach wie vor unsäglich.
Es dominiert entgeistigter Zeitgeist,
billig produzierte geistige Wellness von der Stange oder Internet.
Die Litanei ist unverändert seit letztem Jahr, angereichert mit aktuellem Anschauungsunterricht, in dessen Folge sich viele Kirchenmitglieder mit Grausen abwenden und die Beine in die Hand nehmen.
Auch du bist in vieler Munde, schließlich sind wir in der sogenannten Lutherdekade. Deiner Reformation zu gedenken, reicht schließlich kein Tag oder Jahr, man braucht schon ein Jahrzehnt. Vielleicht wirst du einfach auch nur in Beschlag genommen, um im Gespräch zu bleiben. Schon bei der Benennung dieser Dekade haben die Absetzbewegungen von dir eingesetzt, wie bezeichnend.
„Luther“-Botschafter will man nicht sein (Frau Käßmann) und von „Luther“-Dekade nur in Gänsefüßchen reden, man spricht von unangemessener Engführung auf eine Person – du bist gemeint. Und – wie kurios – das EKD-Projekt „Reformdekade“ ja nicht mit der Luther-Reformationsdekade verwechseln. Nichts als Eitelkeiten, lieber Luther, aber immerhin restaurierte Kirchen und Plätze. Dir würde grausen, ob all der Indienststellung deines Namens für ganz unheilige Zwecke.
Die Großen kümmern sich unverändert nach wie vor um Prunk und schönen Schein, das Fußvolk ringt, ziemlich allein gelassen, um den Glauben, versucht in der Wüste und Einöde die suchenden Seelen nicht verhungern zu lassen, immer in Gefahr selbst zu verhungern. Das nährende Brot, die Unterstützer sind rar, es herrscht, insbesondere unter den Berufskirchlichen, viel geistige Dürre. Ein Ausdruck, der eher in deine Zeit passt, der aber den Kern genau trifft.
Als guten Aufhänger nimmt man dich gern. Heute beginnt ein neues Jahr in der ausgerufenen Luther(????)dekade mit dem Schwerpunkt „Reformation und Politik“, innere und äußere Freiheit, Paradies und Politik. Was hat das Ganze eigentlich mit Glauben zu tun? Interessiert das Ganze eigentlich jemanden außerhalb derjenigen, die Teil der Fest-Inszenierung sind und derjenigen, die politikhalber mitspielen, die innerkirchlichen und außerkirchlichen Profiteure? Interessiert eigentlich die Masse der Gläubigen oder nur die Kasse?
Lieber Luther, letztes Jahr war ich voller Zorn über den Zustand deiner Kirche. Er hat sich nicht gebessert. Im Gegenteil. Wenn ich auf mein eigenes „Kirchenleben“ blicke, so mag im Augenblick weder Kampfgeist, noch Andacht, noch Geist aufkommen, nur noch ein schwarzes Loch. Ich laufe nicht einmal mehr ins Leere oder auf, ich laufe gar nicht mehr hin. Eigentlich nur noch Trauer.
Wenden wir den Blick lieber ab. Schauen wir doch lieber in die Bibel. Da finde ich den Tröster, der hilft mir weiter, als der Blick auf Kirche. Deshalb Schluss nun, damit noch Zeit für das Wesentliche bleibt.
Reformatorisch gestimmt,
herzliche Grüße
Deborrah