Bonhoeffer – Vom rechten Beten

Gestern (09. April) war der 70. Todestag von Dietrich Bonhoeffer.

Ich schlage aus diesem Anlass die Nachfolge auf und lande – Zufälle gibt es nicht: Beim Beten im Stillen Kämmerlein und bei seiner Auslegung des Vaterunsers.

Dietrich Bonhoeffer schreibt in der „Nachfolge“ im Kapitel über „Die Verborgenheit des Gebetes“, dass man auch beim Beten im stillen Kämmerlein Gefahr laufen kann, sich zu beweihräuchern: Am Beten an sich. Der Mensch ist auch nicht im stillen Kämmerlein sicher, dass er Gottes Wille mit seinem Willen überlagert. Er schreibt:

Wie soll ich mich selbst schützen?
Vor meiner Reflexion?
Wie töte ich mit meiner Reflexion die Reflexion?
Das Wort ist gefallen: mein eigener Wille, mit meinem Gebet irgendwie mich selbst durchzusetzen, muss sterben, getötet werden. Wo Jesu Wille allein in mir herrscht und all mein eigener Wille in seinen hineingegeben ist, in der Gemeinschaft Jesu, in der Nachfolge, stirbt mein Wille. Dann kann ich beten, dass der Wille dessen geschehe, der weiß, was ich bedarf, ehe ich bitte. Dann allein ist mein Gebet gewiss, stark und rein, wenn es aus dem Willen Jesu kommt. Dann ist Beten auch wirklich. Das Kind bittet den Vater, den es kennt. Nicht die allgemeine Anbetung, sondern das Bitten ist das Wesen des christlichen Gebets. Das entspricht der Haltung des Menschen vor Gott, dass er mit ausgestreckter Hand den bittet, von dem er weiß, dass er ein väterliches Herz hat.

Das Vaterunser richtet das Gebet – ohne Heuchelei – allein auf Gott aus. Das Vaterunser ist DAS Gebet schlechthin. Alles Beten hat in ihm sein Wesen und seine Grenze. Jesus führt mit dem Vaterunser in die volle Klarheit des Gebets. In der Gemeinschaft Jesu Christi haben die Nachfolgenden ihren Willen ganz an Gottes Willen hingegeben, kein Geschöpf soll ihm widerstreben.

Genau das habe ich in meiner kleinen Vaterunser-Reihe herausgearbeitet: Jesus begibt sich ganz in den väterlichen Willen, unterwirft sich total, ist 100% Demut, 100% Gottes Wille. Er unterwirft sich nicht nur im Gebet, sondern in seinem ganzen Sein. Wir sind aufgefordert es ihm nachzutun.

Ich denke, Dietrich Bonhoeffer hat dies verinnerlicht:

DEIN WILLE GESCHEHE.

Das letzte, was von Dietrich Bonhoeffer übermittelt ist:

DAS IST DAS ENDE – FÜR MICH DER BEGINN DES LEBENS.

Bevor ihm die Schlinge über den Kopf gezogen wurde, hat er innig gebetet, sich ganz in den göttlichen Willen begeben. So kann man gelassen gottergeben sterben.

WIE SOLLTE DER NICHT FRÖHLICH SEIN,
DER AUF DEN HERRN HOFFT!

(Dietrich Bonhoeffer in einem Nachruf)

rote-glockenblume

Bonhoeffer

Das Buch steht schon etwas länger in meinem Regal.
Ich habe es auf mancher Reise mitgenommen,
aber nie angefasst.

Ich wusste warum,
ich wusste um den Schmerz und die Sehnsucht,
die mir dort begegnen würde,
hatte Angst vor der Wirkung,
Angst, beides durch mich hindurchgehen zu lassen.

Nun habe ich zu dem Buch gegriffen,
veranlasst durch einen kleinen Nebensatz in der letzten Sonntagspredigt,
bereit, dem Schmerz und der Sehnsucht ins Auge zu blicken.

Wenn Sehnsucht und Schmerz sich in dir vereint,
gehst du am besten hindurch,
umarmst das Kreuz.

Was das heißt,
Dietrich Bonhoeffer hat es mir erklärt.
Ich kann viel von ihm lernen.

Im Tränenmeer