Georg kroch aus dem schlammigen Graben in den stickigen Stollen. In der Mitte stand ein qualmender kleiner Ofen, der wenigstens etwas Wärme abgab. Bei der einzigen Öllampe saß der Richtkanonier, der mit Dreiecken, Mittelsenkrechten und Kreisen berechnete, wie die Kanonen auszurichten waren. Sie sollten Deckung geben, während er und noch fünf andere dazu befohlen wurden, die Drahtverhaue, die vor ihnen lagen, aufzuschneiden, bevor die anderen die Steigung hinaufzustürmen hatten. Es war ein Himmelfahrtskommando. Georg spürte, dass sein letzter Tag in diesem Irrsinnskrieg angebrochen war. Er dachte an seine Frau und die kleine Tochter. Nur nicht nachdenken. Dann kam das Kommando.
Alles in 100 Wörtern.Näheres und weitere Beiträge zum Drabble Dienstag, den Regeln und den verwendeten Wörtern MITTELSENKRECHTE – OFEN – STEIGUNG siehe bei Wupperpostille:
Und er sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Es sind etliche von denen, die hier stehen, welche den Tod nicht schmecken werden, bis sie das Reich Gottes, in Macht gekommen, gesehen haben. MARKUS 9:1 ELB
Das Leben nach dem Tod ist ein Mysterium, das vom Glauben gespeist wird. Kommen wir alle gleich dort an, egal was wir gelebt haben, was wir getan und nicht getan haben? Keiner weiß es und das ist gut so.
Du wirst in Rüstigkeit in das Grab kommen, wie der Garbenhaufen eingebracht wird zu seiner Zeit. – JOB 5:26 ELB
Irgendwann kommt für jeden die Zeit, wenn die Ernte endgültig eingefahren wird. Aussaat, Wachstum, Reife, Winterschlaf im Friedewald, die Natur in ihrem Kreislauf.
Gesang werdet ihr haben wie in der Nacht, da das Fest geweiht wird, und Freude des Herzens gleich denen, die unter Flötenspiel hinziehen, um zu kommen auf den Berg Jehovas, zum Felsen Israels.
Jesaja 30,29
Der Tag,
an dem wir auf Gottes Berg ankommen,
ist ein Freudentag,
egal, was wir auf dem Kerbholz haben.
Erhebet Jehova, unseren Gott, und fallet nieder an seinem heiligen Berge! Denn heilig ist Jehova, unser Gott.
Psalm 99,9
Unser Heil ist bei Gott.
Er heilt uns im Leben,
im Sterben und
im neuen Leben.
Viele Chancen,
unsere Wunden
verbinden zu lassen.
Wir müssen dem Arzt
nur trauen.
Du aber geh hin auf das Ende zu! Und du wirst ruhen und wirst auferstehen zu deinem Anteil am Ende der Tage.
Daniel 12, 13
Die Verständigen und Einsichtigen
werden geprüft, gereinigt und geläutert werden,
die Unverbesserlichen werden unverständig bleiben.
Am Ende der Tage werden alle ihren Anteil bekommen,
so wie sie ihn sich erlebt haben.
Und ihr werdet erkennen, dass ich der HERR bin, wenn ich eure Gräber öffne und euch aus euren Gräbern heraufkommen lasse als mein Volk. Und ich gebe meinen Geist in euch, dass ihr lebt, und werde euch in euer Land setzen. Und ihr werdet erkennen, dass ich, der HERR, geredet und es getan habe, spricht der HERR.
Hesekiel 37,13-14
Der Mensch zweifelt, hadert, bis ins Grab.
Mit Gott leben wir, auch nach dem Sterben,
sein Geist belebt unseren Geist.
Auch die Unverständigen werden das erkennen,
an dem Tag,
der nicht mehr in Menschenhand liegt.
Gott führt uns selbst aus dem Grab –
und unseren Gräben – heraus,
Jede Dunkelheit überwinden wir mit ihm.
Wenn man den Weg verfehlt,
die falsche Abzweigung nimmt,
den Abhang hinunterpurzelt,
die Knie aufschlägt,
ausgetrocknet liegen bleibt,
unfähig ist, klar zu denken,
sich nicht mehr bewegen kann,
gelähmt ist von dem,
was es auszuhalten gilt,
Lebensangst in einem hochsteigt,
erinnere dich:
Gott schickt ein Licht in der dunkelsten Nacht.
Und ein Streichholz, es wieder anzünden,
wenn der Sturm es ausgepustet hat,
bereitgelegt, damit du wohlbehalten
in das Morgen kommst.
Die dunkelste Nacht ist hell,
wenn man die Augen aufmacht,
und sie nicht vor dem verschließt,
was man nicht wahrhaben will.
Sich in der Nacht verstecken heißt,
den Sonnenaufgang verpassen.
Und wieder den Weg verfehlen.
Ob man will oder nicht,
manchmal bleibt nur,
sich zu fügen.
Bin in ein unsichtbares Loch getreten.
Rechter Fuß blau,
Band gezerrt,
linkes Knie geschwollen und anfangs gar nicht,
dann schwer,
jetzt schon wieder besser beweglich.
Das ist schon was wert.
Unfreiwillige Verlangsamung.
Und Demut.
Ohne Hilfe ist anfangs kein Zentimeter gelaufen.
Vorgeschmack auf die Zeit,
wenn man wieder wie ein Baby verpflegt werden muss.
Ziehe vor, eher zu sterben.
Hätte ich letzten Freitag fast geschafft,
bin beinahe den Erstickungstod gestorben.
Aber sollte anscheinend noch nicht sein.
Und wenn es unrund läuft, dann richtig.
Fliegen konnte ich natürlich für diese Woche
völlig vergessen, nächste Woche mal sehen.
Meinen Key habe ich letzten Freitag vergessen und
kann mich im Geschäft nicht einloggen.
Aber … in Workarounds bin ich Meister.
Habe natürlich einen Weg gefunden…
Vielleich ein paar Winke mit dem Krückstock?
In welche Richtung,
da habe ich ja jetzt reichlich Auswahl,
vielleicht auch eine Vorstellung.
Mal sehen, in welche Richtung
der Krückstock ausschlägt.
Und egal wie, grünen wird
er in jedem Fall,
da bin ich zuversichtlich.
Du sollst dem Tauben nicht fluchen und sollst vor den Blinden kein Hindernis legen, denn du sollst dich vor deinem Gott fürchten.
3.Mose 19,14
Lieber Gott,
an was willst du mich erinnern?
Vor drei Tagen bin ich fast erstickt,
und vor zwei Tagen bin ich ungeschickt gefallen,
so dass ich noch ein Weilchen davon habe.
Lege, o Gott, so wenig Hindernisse wie möglich vor mich,
damit ich nicht falle.
Der tiefste Fall wäre, dich zu verlieren,
im Leben oder Sterben.
(PS: Diese Hindernisse haben auch dau geführt, dass ich den Losungstext in 31/2 Jahren zum ersten Mal nicht tagesaktuell veröffentlicht habe. Die Stammleser werden es gemarkt haben. In das ein oder andere kann man sich nur fügen, man wird nicht gefragt, ob es einem passt)
HERR, du hast mich heraufgeholt aus dem Totenreich, zum Leben mich zurückgerufen von denen, die hinab zur Grube fuhren.
Psalm 30,4
In der Elberfelder Übersetzung heißt es:
Jahwe! Du hast meine Seele aus dem Scheol heraufgeführt, hast mich belebt aus denen, die in die Grube hinabfahren.
Die Seele ist mit Gott in Berührung.
Sie ist sein Anteil an uns
und unser Anteil an ihm.
Der wahre Tod ist unleiblich.
Es ist der Seelentod.
Er hat nichts mit irgendeiner Äußerlichkeit zu tun.
Gott kann uns vom Seelentod befreien,
wenn wir ihn retten lassen.
So kehrt nun um von euren bösen Wegen. Warum wollt ihr sterben?
Hesekiel 33,11
Im Zusammenhang heißt der Vers nach Elberfelder Übersetzung:
Sprich zu ihnen: So wahr ich lebe, spricht der Herr, Jahwe, ich habe kein Gefallen am Tode des Gesetzlosen, sondern daß der Gesetzlose von seinem Wege umkehre und lebe! Kehret um, kehret um von euren bösen Wegen! Denn warum wollt ihr sterben, Haus Israel?
Gott will uns sagen:
Ihr Nachkommen Jakobs,
ich will euch alle,
ich leide, wenn ihr euch anders entscheidet,
um jeden trauere ich.
Überlegt es euch noch einmal…
Wir sind Fremdlinge und Gäste vor dir wie unsere Väter alle. Unser Leben auf Erden ist wie ein Schatten und bleibet nicht.
1.Chronik 29,15
In der Elberfelder ist übersetzt:
Denn wir sind Fremdlinge vor dir und Beisassen, wie alle unsere Väter; wie ein Schatten sind unsere Tage auf Erden, und keine Hoffnung ist da, hienieden zu bleiben.
Wir wohnen, o Gott, im Erdschatten,
in deinem Schatten,
aus dem heraus wir eines Tages
in dein Licht treten.
Nachdem ich heute mit zweistündiger Flieger-Verspätung ins Wochenende gestartet bin, habe ich zu Hause ein Lebenszeichen vorgefunden. Einen Brief meines weisen Bruders! Er hat sich tatsächlich ins Leben zurückgemeldet. Ich schicke dir, hat er geschrieben, keine Todesanzeige, ich schicke dir ein Lebenszeichen. Ein mannigfaltiges Wunder.
Ich erzähle es, wie auch schon bei anderen Gelegenheiten, wenn es ums Sterben geht, weil diese verschiedenen Sterben vom Leben erzählen und nicht vom Tod, weil sie Mut machen und zeigen: Sterben ist nicht einfach, aber, geglücktes Sterben erzählt vom Leben, dem kein Tod etwas anhaben kann.
Mein weiser Bruder kämpfte, als er sein Telefonat mit mir beendet hatte, mit dem Tod. Er war in tiefster Not. In dieser tiefsten existentiellen Not schlich er sich mit letzter Kraft ins Oratorium vor Jesus , vor seinen Richter, wie er dachte. Wortlos. Hilflos dem Bienenkorb in seinem Kopf und dem Felsenstein auf seiner Brust ausgeliefert. Aber – er starb nicht. Irgendwann schlich er sich in sein Zimmer zurück. Zwei Tage, von denen er nicht mehr weiß, wie er sie zubrachte. Er hat eine unendliche Disziplin und Demut. Am dritten Tag schleppte er sich in die Vigil. Mein weiser Bruder, der Beter, betete:
Psalm 61,2:
Vom Ende der Erde rufe ich zu dir. Mit verzagendem Herzen, führe mich auf den FELSEN, der mir zu hoch ist.
Und Gott hat gehört. Mit einem Schlag verschwand der Bienenkorb in seinem Kopf und der Felsen von seiner Brust. Und er wusste sofort: Gott hat gehört. Er gibt mir Leben.
Die Macht des Betens. Er war mit einem Schlag durch Gottes Willen wieder so klar, dass er den Brief lesen konnte, den ich ihm nach unserem Telefonat geschrieben hatte, und: Er konnte etwas, was er schon seit mehr als einem Jahr nicht mehr konnte, weil sein Arm es nicht mehr konnte und was ihn selbst völlig überraschte: Er konnte mir einen wunderbar poetischen Brief schreiben, den ich nun in Händen halte und in dem er klar und in allen Einzelheiten beschreibt, was es heißt, den Tod vor Augen zu haben.
Vor einer Woche habe ich 2 Tage geweint vor Schmerz, dass ich diesen wunderbaren Bruder wohl bald verlieren werde. Heute mag ich weinen, ob der Herrlichkeit Gottes, und vor Dankbarkeit, sie schauen zu dürfen.
Mit innerer Freude habe ich auf das Jahr geblickt,
nicht wissend,
woher sie kommt.
Bisher hat das Neue Jahr nur Nackenschläge gebracht.
Beide habe ich vorausgesehen und
doch schmerzen sie unendlich,
wenn sie eintreten.
Heute hat mich mein weiser Bruder angerufen,
mein Bruder im Geist,
mein Bruder im Glauben,
mein Bruder im Leben.
Das Telefonat musste er sich abringen.
Ich habe keine Zeit,
hat er gesagt.
Er meinte damit,
das habe ich erst später verstanden,
er habe nicht mehr lange zu Atmen.
Ich habe es kommen sehen.
Und nun, wo der Augenblick nah ist,
rinnen mir die Tränen über das Gesicht.
Er hat mich begleitet,
ich habe ihn begleitet.
Gedanken ausgetauscht,
gemeinsam Gott gesucht,
Glaubenserfahrungen bestaunt,
ohne Scheu Dogmen überwunden,
gemeinsam verstanden,
gemeinsam gesehen,
wo andere blind sind,
wie mit keinem anderen geglaubt,
tiefer und tiefer,
weiter hinein in unbekanntes Land,
weiter Gott entgegen …
Mein weiser Bruder,
der Benediktinermönch,
hat sich heute von mir verabschiedet:
Ich werde mich eine ganze Weile nicht mehr melden.
Nein, ins Krankenhaus gehe er nicht.
Er ist 87 oder 88 Jahre,
ich weiß es nicht genau.
Er hat viele Brüder beim Sterben begleitet,
er hat viele gut und nicht gut sterben sehen,
das harte Leben hat ihn weise gemacht,
er weiß, wann es soweit ist und
Gott seine Tür aufmacht.
Ich danke dir für alles, hat er gesagt,
und eine ganze Reihe aufgezählt,
ich danke dir für alles,
was du mir gegeben hast.
Ich danke dir,
dass ich dich kennen durfte.
Das wollte ich dir noch einmal
direkt gesagt haben.
Seine Liebe und Zuneigung
floss mir entgegen.
Ich habe es kommen sehen.
Und nun, wo der Augenblick nah ist,
rinnen mir die Tränen über das Gesicht.
Er hat gehört,
wie ich die Fassung verloren habe,
ich konnte ihm noch tränenerstickt zurufen:
Bis irgendwann einmal!
Ja, bis irgendwann einmal,
hat er gesagt.
Wir beide wissen,
dass es so ist.
Und wenn nicht,
dann rufe ich wieder an.
Ich glaube, wir beide wissen,
dass wir zum letzten Mal
telefoniert haben.
Dann hat er schnell aufgelegt.
Nur nicht sentimental werden.
Ich habe es kommen sehen.
Und nun, wo der Augenblick nah ist,
rinnen mir die Tränen über das Gesicht.
Er wird sich schlafen legen,
er ist vorbereitet,
wir haben oft über den Tod,
über seinen Tod gesprochen.
Und darüber, dass der Tod
der Weg ins andere Leben ist.
Da sind wir beide ganz gewiss.
Mein weiser Bruder,
wie unendlich werde ich dich vermissen.
Ich hoffe und bete und glaube,
Gott schickt dir einen Engel
auf dem Weg in sein Reich;
dorthin, wo der große Atem ist,
du wieder Atem schöpfen kannst und
der Mensch aufatmen kann.
Und du,
befreit von deinem müden Körper,
befreit von engen Klostermauern
befreit von jeglicher Begrenzung,
befreit wird deine Seele fliegen wie ein Adler,
der seinen Horst findet.
Flieg, mein weiser Bruder, flieg!
Ich habe es kommen sehen.
Und nun, wo der Augenblick nah ist,
rinnen mir die Tränen über das Gesicht.