Warten auf Vertrauen.
Warten auf Trauen.
Warten auf Dich.
Irgendwann blüht der Barbarazweig.
Irgendwann gewinnt das Leben.
Irgendwann ist Weihnachten.
Darauf hoffe ich.
Darauf baue ich.
Darauf vertraue ich.
„Und der Herr sprach zu Abram: Gehe aus deinem Vaterlande und von deiner Freundschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will“ (1.Mose 12,1)
Und Abram geht. In unbekanntes Land. Allein auf ein Versprechen hin, vertrauend auf eine Verheißung. Ohne Rücksicht auf sein Alter, ohne Rücksicht auf seine Umgebung, Rücksicht nehmend nur auf das, was er verstanden hat.
Er mutet seiner Familie und Gemeinschaft viel zu. Und Gott fordert viel von ihm, seinen Verwandten und Freunden, oft an der Grenze des Zumutbaren und darüber hinaus. Gewinnen und geschenkt bekommen, verlieren und verlassen, Freude und Schmerz, immerwährend schwankend zwischen Abram und Abraham. Ein Bund der fördert und fordert. Das Wechselspiel des Lebens, das Wechselspiel mit Gott, ein Wechselspiel, das Abram schwanken und stolpern lässt und Abraham Leben und Verheißung schenkt.
Es ist der ewige Bund Gottes mit seiner Schöpfung. Abram und Abraham, Sarai und Sara, Kain und Abel, das Volk Israel und Gott, das alte und das neue Jerusalem. Grenzen verletzend und Grenzen überschreitend. Einengende Zelle und Keimzelle. Erde und Himmel. Tod und Leben. Ostern und Weihnachten.
Das Leben zwischen Abram und Abraham – Irrlichter und Lichter – Leben im Advent.
Bisher ist mir nur etwas zu „Vertrauen“ eingefallen.Schwieriger wird es beim Miß-Trauen, der anderen Seite der Medaille.
Es ist wie Giersch. Hast du einmal eine Pflanze in deinem Garten, bekommst du sie nicht mehr los. Sie vermehrt sich. Du findest Möglichkeiten, sie nützlich einzusetzen. Dem sind aber Grenzen gesetzt. Immer wieder wächst der Giersch neu und bildet Ableger. Irgendwann kommst du nicht mehr mit, du kannst ihn nicht mehr nützlich verarbeiten. Also versucht du ihn auszutilgen, reißt in aus. Wie sehr du dich auch anstrengst, es bleibt ein winziges Würzelchen, das wieder austreibt und neue Pflanzen und Ableger hervorbringt.
So ist es auch mit dem Miß-Trauen.
Wenn es einmal in dich gepflanzt ist, bringst du es nicht mehr los. Eine Begebenheit reicht – und schon ist es wieder da. Entgegen allen Wünschen und Selbsterziehungsversuchen. Es kriecht in dir hoch und überwuchert alles andere. Es erinnert an deinen Erfahrungsschatz. Es ist ein Echo deiner gesammelten schlechten Erfahrungen.
Ich mag dieses Echo nicht. Wie schalte ich es aus? Wie ist die Angst zu bezwingen, dass das Echo nicht nur leerer Schall ist, irre führender Innenhall? Oder vielleicht doch nicht? Versuchst du dir ein X für ein U vorzumachen?
„Vertrauen wagen dürfen wir getrost, den du, Gott, bist mit uns …. „
Ja, vertraue ich?
Vertraue ich bedingungslos?
Wem vertraue ich?
Oder vertraue ich nur zu meinen Konditionen?
Vertraue ich auch, wenn ich verletzt bin?
Vertraue ich dem, der mich menschlich enttäuscht?
Vertraue ich, wenn nichts als Schweigen ist?
Vertraue ich auf meinen Weg?
Vertraue ich meinem Vertrauen?
Wieso ist Vertrauen so wichtig?
Wieso brauche ich Vertrauen?
Wieso gebe ich Vertrauen?
Was ist Vertrauen?
Wann gebe ich es?
Wann verweigere ich es?
Ist Vertrauen ein Vorschuss, den ich gewähre,
in Erwartung, dass irgendwann etwas zurück kommt?
Von einem Mitmenschen?
Von Gott?
Ist es eine Komfortzone,
in die ich mich begebe,
damit meine Angst weicht und
ich mich sicher fühle?
Brauche ich Antworten auf all diese Fragen?
Vertrauen kennt keine Fragen und braucht keine Antworten.
Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr uns weist,
Vertraut den neuen Wegen und wandert in die Zeit,
Vertraut den neuen Wegen, auf die uns Gott gesandt.
Und so wandere ich weiter, einfach vertrauend. Ganz einfach.
Mir ist heut morgen schon ein sehr schöner Text begegnet.
Wo ein Mensch Vertrauen gibt,
nicht nur an sich selber denkt,
fällt ein Tropfen von dem Regen,
der aus Wüsten Gärten macht.
Wo ein Mensch den andern sieht,
nicht nur sich und seine Welt,
fällt ein Tropfen von dem Regen,
der aus Wüsten Gärten macht.
Wo ein Mensch sich selbst verschenkt
und den alten Weg verlässt,
fällt ein Tropfen von dem Regen,
der aus Wüsten Gärten macht.
(Text: Hans-Jürgen Netz 1975)
Nichts hinzuzufügen.