Lieber Luther,
der heutige Predigttext befasste sich mit der Speisung der 5000 (Luk 9, 10-17). Irgendwie bin ich dabei nicht ganz satt geworden. Deshalb habe ich das Bedürfnis, noch einen Happen nachzuschieben, ich verspüre immer noch Hunger.
Ich will versuchen, mich nicht zu wiederholen. Ich habe dir zum Thema
„Ich bin das Brot“schon mehrmals geschrieben , auch im Hinblick auf das
Abendmahl, das untrennbar auf das „Brot“ verweist.
Brot und Fisch kommen bei Jesus immer an Schlüsselstellen vor.
Als er seinen Jüngern nach der Auferstehung erscheint und sie ungläubig sind,
isst er mit ihnen Brot und Fisch. Mit dem Brot haben wir es leichter als mit dem Fisch. Als „Brot“ definiert er sich selbst, In der wichtigen „Brotrede“: Ich bin das lebendige Brot, vom Himmel gekommen. Wer von diesem Brot essen wird, der wird leben in Ewigkeit. Und das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, welches ich geben werde für das Leben der Welt. (Joh 6.51). Im Abendmahl essen wir dieses Brot des Lebens immer von neuem.
Viele Menschen hatten sich an Jesu Fersen geheftet, da sie von seinen Wundertaten gehört hatten. Sie hatten eine gewisse Erwartungshaltung. Jesus war dessen müde und wollte dem entkommen. Das Volk blieb aber hartnäckig und so tat er, was sie erwarteten, er lehrte das Wort Gottes und heilte. „Entlass die Volksmenge“, meinten die Jünger abends, wie wenn Jesus sie festhalten würde. Vielleicht war das auch so. Er wollte davon nichts wissen. Wie könnte auch ein Vater seine Kinder hungrig wegschicken? So bewirkte er das Wunder der Speisung der 5000 mit 5 Broten und 2 Fischen. Aber was vermehrte er da?
Die Zahl 5 symbolisiert in der biblisch-hebräischen Zahlensymbolik die menschliche Bedürftigkeit und die Erlösung durch die Gnade Gottes. Genau das geschah bei der Speisung der 5000. Jesus nahm sich der Bedürftigkeit der hungrigen Menschen an, hielt sie vor Gott und durch Gottes Gnade wurden am Ende alle satt. Nicht nur ihre Mägen wurden satt, sie wurden alle satt im Glauben.
Ähnlich wie später bei den ungläubigen Jüngern und wie heute noch bei uns durch das Abendmahl wächst durch das Essen des Jesus-Brotes der Glaube. Jesu Leib für uns gegeben. Trotz aller Müdigkeit, die Jesus ob der an ihm zerrenden Menschen beschlichen haben mag, gibt er sich, seinen Leib, die Kraft seines Wortes vor Gott für die hungernden Menschen, für uns. Brot ist für Jesus nicht nur ein Nahrungsmittel, um den Hunger zu stillen und die Kraft der Menschen zu stärken, sondern immer auch ein Mittel um den Glauben zu stärken. Dafür gibt er sich ganz, setzt sich mit allem, was er hat ein, am bitteren Ende gibt er auch seinen Körper, sein Leben dafür.
Jesus teilt das Brot nicht selbst aus, er beauftragt seine Jünger. „Gebt ihr ihnen zu essen“. Die Jünger sehen sich aus eigener Kraft nicht in der Lage, so hilft er und gibt genaue Anweisung. Lasst sie sich setzen in Schichten, je fünfzig und fünfzig. Im Markusevangelium heißt es dazu verständlicher: Und er gebot ihnen, dass sie sich alle lagerten, tischweise, auf das grüne Gras. Und sie setzten sich nach Schichten, je hundert und hundert, fünfzig und fünfzig (Mark 6, 39).
Er versammelte die Massen gruppenweise um Tische, sie bildeten eine Tischgemeinschaft um seinen Tisch. Materielle Tische werden sie kaum plötzlich in der Wüste aufgetrieben haben. Es wurden größere und kleinere Gruppen gebildet. Sie sitzen im Gras, was einigermaßen erstaunlich ist, da sie sich nahe der Wüste aufhalten: Fürwahr, das Volk ist Gras, das Gras verdorrt, aber das Wort unseres Gottes besteht in Ewigkeit (Jes 40, 6ff). Das Volk bildet kleine Gemeinschaften. Sie werden von den Jüngern mit Fisch und Brot versorgt, wie später die neuen Gemeinden durch die Apostel, wie heute unsere Kirchengemeinden von ihren Pfarrern und Pfarrerinnen. Das Geschehen weist bis zu uns.
Was aber mit den zwei Fischen? Jesus sammelt seine Jünger u.a. bei den Fischern: Ich werde euch zu Menschenfischern machen (Matth 4, 19). Das „Fischen“ meint, um das zerstreute Volk Gottes zu sammeln, sind Fischer notwendig: Siehe, ich will zu vielen Fischern senden, spricht der Herr, die sollen sie fischen“ (Jer 16,16). Dass Jesus die Jünger die Massen speisen lässt und es nicht selbst tut, verweist darauf. Er fordert von den Jüngern Aktion, heißt auch: Ich alleine kann es nicht richten, ich brauche euch, um dem vielen Volk die wahre Nahrung zu geben, die es braucht, um meine Netze zu füllen. Und siehe, ich bin bei euch, ob es hier in der Wüste ist, wo ihr das Volk allein nicht satt machen könnt, oder ob es in rauher See ist, wo ihr die Netze nur füllt, wenn ich bei euch bin. Vergesst nie, dass immer etwas übrig bleibt. Ihr könnt geben und trotzdem verbleibt ein gefüllter Korb. Die Jünger „legten vor“, ob und wie viel jeder aß, lag bei jedem einzelnen, der um den Tisch versammelt war. So ist es auch noch heute.
Der Korb ist prall gefüllt mit Gottes Wort. Ob und wer isst, ob und wer zum Menschenfischer wird, ob und wer in das Netz des Glaubens schwimmt, wer satt wird und wer nicht: Jesus macht da keine Vorschriften. Er bietet den vollen Tisch an, ob man sich daran setzt und isst, liegt in der Entscheidung des Einzelnen.
Brot in Wort und Schrift gibt uns immer Nahrung, zwei Fische sind immer da: der eine Gott und sein Mittler, Jesus, der Vater und der Sohn. Mahl halten mit dem Einen in beiden, können wir bei jedem Abendmahl. Bei ihnen und mit ihnen werden wir nie hungern. Wir sitzen mit am Tisch der 5000, wenn wir wollen.
Lieber Luther, schon die gewaltige Symbolik dieser „Speisung der 5000“ macht uns satt, glaubenssatt. Jesus, der in Beth’lehem geboren wurde, im „Haus des Brotes“, Jesus tut dieses Nähr-Wunder mit Brot und Fisch in Beth‘saida, was übersetzt heißt „Haus des Fischens“. Er sättigt mit Brot und Fisch, macht glaubensstark mit seinem Wort, lässt uns wie ein Fisch in sein Netz schwimmen, gibt Anweisung und Hilfestellung, wenn uns das Nähren und Fischen nicht so gelingen mag. Unglaublich kraftgebend und sättigend ist diese Speise.
Guten Appetit wünscht Dir
Herzlich
Deborrah
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