Reminiscere

Lieber Luther,

der Mensch scheint unbelehrbar. Das war zu Jesu Zeiten so und ist heute so. Im heutigen Predigttext (Mk 12, 1-12) besteht wieder einmal die Chance, die Botschaft zu verkünden, die verstanden werden will. Aber wer tut das? Welcher Pfarrer wagt dies? Kommt heute die Botschaft, um die es geht, von den Kanzeln oder wird fabuliert und abgelenkt, um ja nicht den Verdacht zu erregen, dass der Gott, von dem sie angeblich predigen, etwas verlangt vom Menschen. Es geht, lieber Luther, um den Herrn des Weinbergs. Weiterlesen „Reminiscere“

Verführer

Lieber Luther,

es hätte mich gewundert, wenn ich über den Predigttext vom heutigen Sonntag, Mt 4, 1-11, nicht schon einmal geschrieben hätte, habe ich ihn doch schon viele Male gelesen. Was ich vor zwei Jahren geschrieben habe, kann ich so stehen lassen.

Trotzdem will ich etwas hinzufügen. Weiterlesen „Verführer“

Säen und Ernten

Lieber Luther,

Mariä Lichtmeß, der 2. Februar, ist vorbei und damit definitiv auch die Weihnachtszeit, 40 Tage nach Weihnachten. Früher hieß Maria Lichtmeß: Der Winterruhe ist vorbei, die Feldarbeit beginnt wieder, ausgefeiert, es muss wieder in die Hände gespuckt werden. Das Licht, die Sonne steigt, das Licht, das die Heiden erleuchten soll (Lk 2, 32). Jesu Licht im Jahreskreislauf: Es wird geboren, steigt, fällt, steigt in anderer Gestalt. Und das Ganze wieder von vorn an Weihnachten. Ein Kreislauf von Geburt – Leben – Fallen – Neues Leben, Jesu Lebenskreislauf, der Jahreskreislauf des Wortes, der Natur, des Menschen. Geboren werden – Leben – Sterben – Neues Leben. Die Natur der Natur Gottes. Das Wort wird geboren, gesät, fällt an den Weg, auf felsigen Boden, zwischen Dornengestrüpp oder auch auf gutes Land. Damit sind wir beim Predigttext dieser Woche (Lk 8, 5-15). Weiterlesen „Säen und Ernten“

Erste und Letzte – Groschen gefallen?

Lieber Luther,
die Letzten werden Erste sein und die Ersten Letzte. Darum geht es im Predigttext dieser Woche (Mt 20, 1- 16). Man hört quasi die Gutmenschen erschrecken.
Diejenigen, die denken, sie seien die Ersten. Die Ersten an der Macht, die selbsternannten Könige dieser Welt, die Religions- und Glaubenseifrigen, die Kirchenersten, diejenigen, mit vermeintlich selbstlosem Helfersyndrom. Alles umsonst? Kein Verdienst, keine Besserstellung? Keine Belohnung? Im Gegenteil, ich, der Gute, werde am Ende noch hintangestellt: Die Letzten werden die Ersten sein, die Ersten die Letzten. Verkehrte Welt also, nach der menschlichen Logik der eigenen Profitmaximierung, ob zugegeben oder nicht. Die gottlosen Ausbeuter, diejenigen, die die anderen treten, schlagen, töten, verelenden brauchen nur eine Stunde vor Torschluss noch auf den Zug aufspringen und sind sofort wieder diejenigen, die wieder auf der Gewinnerseite sind? Meinst du das wirklich so, lieber Gott? Ist das gerecht? Das menschliche Ego verweigert sich dem, empfindet es als Zumutung, gekränkte Eitelkeit, enttäuschtes persönliches Gerechtigkeitsempfinden. Innere Rebellion.
Was ist der Zusammenhang? Gleich in einer Reihe von Gleichnissen wird im Matthäusevangelium versucht, den Groschen zum Fallen zu bringen. In Mt 19, 30 steht diese Botschaft, die als Zumutung empfunden wird, schon einmal, etwas anders formuliert: Aber viele, die da sind die Ersten, werden die Letzten, und die Letzten werden die Ersten sein. Genau darin besteht die Hoffnung, die Hoffnung, zu den Letzten zu gehören: Wahrlich ich sage euch, sagt Jesus, ihr, die ihr mir nachfolgt, werdet, wenn ihr in das neue Leben geboren werdet, mit des Menschen Sohn auf dem Stuhl seiner Herrlichkeit sitzen. Wer Häuser, Brüder, Schwestern, Vater oder Mutter, Frau oder Kinder, all sein Habe verlässt, um meines Namens willen, der wird es hundertfältig nehmen und das ewige Leben ererben (Mt 19, 28-29). Lot und seine Frau lassen grüßen. Kapiert und nicht kapiert. Es geht um bedingungslose Nachfolge, darum, dass man Gott alleine folgt und sich nicht an Menschen und irdische Güter klammert. Es geht um Gottvertrauen, es geht darum, das alte gewinnstrebende Leben zu lassen und das neue Leben zu gewinnen.
Vater, Mutter, Frau und Kinder zugunsten der Nachfolge zu verlassen – bei Lukas heißt es gar hassen – da schluckt der ein oder andere, weil er denkt, das ist nicht möglich, weil er ist, wie der reiche Mann im Gleichnis vorher, der alle Gebote hält, aber seinen irdischen Güter höhere Priorität einräumt als der Nachfolge Jesu (Mt 19, 16-23). Oder im Gleichnis von der Ehescheidung, das wörtlich genommen wird, obwohl Jesus sagt: Das Wort fasst nicht jedermann, sondern denen es gegeben ist. Und nochmals mit Ausrufezeichen: Wer es fassen kann, der fasse es! Mt 19, 3-12).
Aber, vergebliche Liebesmühe. Gefasst wird es, aber falsch. Eine banale irdische Ehescheidung zu erfassen bedarf es keines höheren oder tieferen Verständnisses seit es Mann und Frau gibt. Der Groschen ist nicht gefallen, bis auf den heutigen Tag. Deshalb also ein weiterer Anlauf Jesu das Einfache in einem weiteren Bild begreiflich zu machen:
Das Himmelreich ist gleich einem Hausvater, der Arbeiter gewinnen will, um in seinem Weinberg zu arbeiten. Nur wenn man einen Weinberg pflegt, bringt er auch Frucht. In Gottes Weinberg zu arbeiten, heißt mitzuhelfen, dass die Frucht an Gottes Weinstock auch gedeihen kann. Mitzuhelfen heißt, das geht aus dem Gleichnis Mt 19, 28-29 hervor, Jesus nachzufolgen, Gottes Wort zu dienen, den ewigen Bund mit ihm zu halten, keine Hurerei zu betreiben mit anderen Göttern (Mt 19, 3-12), den irdischen Gütern keine Priorität einzuräumen, wie der reiche Mann, der seine irdischen Gütern der Nachfolge vorzieht (Mt 19, 16-23).
Morgens, mittags, nachmittags versucht der Hausvater, der das himmlische Haus bewohnt, Menschen für die Arbeit in seinem Weinberg zu verpflichten. Irdische Reichtümer sind nicht zu gewinnen: Ein Groschen ist der symbolische Lohn. Bis kurz vor Sonnenuntergang, der elften Stunde, versucht der Hausvater, Arbeiter in seinem Weinberg zu sammeln. Und er hat Erfolg. Wieso steht ihr so nutzlos herum, fragt der Hausvater diejenigen, die er findet: Es hat uns niemand gedingt, sagen sie.
Es hat und niemand gedingt. Diese Antwort bricht einem fasst das Herz: Es hat sie niemand geworben für die Arbeit in Gottes Weinberg. Niemand war da, der sie auf Gottes Acker
hingewiesen hat, der ihnen erzählt hat, dass es da etwas zu tun und zu gewinnen gibt. Ihr armen Leute, denkt man, und möchte sie entschuldigend in die Arme nehmen, es tut mir Leid, dass ich säumig war und euch so lange warten ließ. Das Gleichnis vom verlorenen Sohn kommt mir in den Sinn. Es ist das gleiche gemeint. Gott freut sich über jeden, der doch noch in seinen Weinberg gefunden hat, sei es früher oder später. Was zählt, ist: Ich folge dir nach und freue mich über den gerechten Lohn, den ich von dir empfangen werde.
Was ist aber der Lohn? Ein Groschen? Für alle gleichermaßen? Auch für diejenigen, die kurz vor Sonnenuntergang kommen? Bei vielen Arbeitern in Gottes Garten ist der Groschen nicht gefallen. Sie haben zwar brav in Gottes Weinberg gearbeitet, aber bitteschön, lieber Gott, dann will ich entsprechend belohnt werden, und besser als diejenigen, die einen Bruchteil der Mühsal für dich auf sich genommen haben. Gott wird die Rechnung für die Arbeit in seinem Acker präsentiert. Die Erwartungshaltung ist beträchtlich, der Neid auch. Wie hieß es doch gleich: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Sieht so Nächstenliebe aus? Deshalb heißt es: Viele sind berufen, aber wenige auserwählt. Es sind noch ein paar Hochzeitsgäste da, die keine Festtagskleider an haben. Zum schönen Schein arbeiten reicht nicht. Das Prinzip muss den ganzen Menschen durchdringen, Leib und Seele. Und wieder hört man Jesus seufzen: Sie haben es immer noch nicht kapiert.
Ihr habt nicht kapiert, dass euer aller Lebenstag einmal zu Ende geht und dass der Lohn, den es zu gewinnen gibt, das Neue Leben ist, in meinem Weinberg, in meiner Stadt, im neuen Jerusalem, in meinem Haus. Ihr habt Zeit, bis eure Sonne untergeht, ich gebe euch viele Chancen und Möglichkeiten, bis zuletzt. Ihr könnt euch für den Weinberg entscheiden oder die Dunkelheit, die Finsternis. Wenn eure Lebenssonne untergegangen ist und ihr eure Chance nicht genutzt habt, habt ihr das Neue Leben verspielt. EINEN Groschen könnt ihr gewinnen, EINEN, den EINEN, das EINS sein mit dem EINEN, keine irdischen Reichtümer, den EINEN Himmel könnt ihr gewinnen, den Stuhl der Herrlichkeit. Bist du nicht mit mir EINS geworden für nur einen Groschen? Oder bist du etwa ein falscher 50iger?
Eifersucht und Neid sind falsch am Platz. Der Hausherr sagt: Ich gebe euch was recht ist. Auf meine Gerechtigkeit kann jeder zählen. Das ist die Währung, auf die ihr setzen müsst. Was rechtet ihr mit mir? Ich übe Gerechtigkeit. Meint ihr, dass Gerechtigkeit ist, ungleich gerecht zu sein? Einer bekommt mehr Gerechtigkeit, mehr Groschen, als die anderen? Ihr schaut mich unwirsch an, weil ich gerecht und gütig bin?
Und wieder hört man Gott seufzen: Ihr habt es immer noch nicht kapiert, was wichtig ist. Der eine Groschen steht für die eine Gerechtigkeit, die Gott allen gleichermaßen zukommen lässt. Gottes Maßband misst alle nach der gleichen Skala. Das ewige Leben, das neue Leben nach Sonnenuntergang, am Ende der Zeit, kennt keinen Unterschied: Entweder du entscheidest dich für den Himmel oder für das ewige Nichts. Jeder, wirklich jeder, ist willkommen. Bis zur allerletzten Stunde ist die Tür zu meinem Weinberg offen, habt ihr die Möglichkeit zu den Letzten zu gehören. Die Letzten sind aber diejenigen, die im Neuen Leben ankommen, im Himmelreich, in Gottes Reich. Diejenigen, die vor mir Erste, Erstlinge sind, Erstlinge in der Nachfolge des Ersten – Jesus -, die werden auch am Ende die Letzten sein, das heißt die Übriggebliebenen, die im Neuen Leben ankommen, im Neuen Jerusalem.
Lieber Luther, die Ersten werden Letzte, Übriggebliebene, sein, und die Letzten diejenigen, die zu Gottes Ersten gezählt haben. Das heißt, dass, wer Gott im irdischen Leben hat, der hat ihn im fleischlichen Sterben und im Erwachen im Neuen Leben. Wahrlich, sagt Jesus, wer mir nachfolgt, wird das ewige Leben ererben. Meine Ersten werden meine Letzten sein. Lieber Luther, hoffen wir, dass der irdische Groschen für immer fallen wird.
Herzliche Grüße
Deborrah

Klarheit

Lieber Luther,
der Schlüssel zu dem Predigttext dieser Woche, die Verklärung Jesu in der Version bei Matthäus (Mt 17, 1-9) steht eigentlich in der Bibel schon ein Kapitel vorher:
Denn es wird geschehen, dass des Menschen Sohn komme in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln (Mt 16, 27).
Nach sechs Tagen nahm Jesus die 3 Jünger, die ihm am Nächsten waren – Petrus, Jakobus und Johannes – mit sich auf einen hohen Berg. Immer wieder kommt der „hohe Berg“ als Bild in der Bibel vor. Gott wohnt in der Höhe. Mose hat mit Gott auf einem hohen Berg geredet, Elia ist vor seinen Verfolgern ins Gebirge geflohen, ebenso David. Wenn in der Bibel von Abgöttern die Rede ist, wird meistens gesagt: Ihr betet auf den Höhen zu Baal & Co., tut sie ab von den Höhen, denn – das ist implizit gemeint – allein Gott ist in der Höhe, Gott ist die Höhe. Dieser Platz gehört nur ihm. Gott kam vom Mittag und der Heilige vom Gebirge Pharan. Seines Lobes war der Himmel voll, und seiner Ehre war die Erde voll. Sein Glanz war wie ein Licht; Strahlen gingen aus von seinen Händen; darin war verborgen seine Macht (Hab 3, 3)
Jesus stieg nach sechs Tagen mit den Jüngern auf den Berg, auf dem Gott ihn mit seinem Licht erleuchtete. Auch auf Moses Angesicht hat Gott seinen Glanz gelegt (2.Mose 34, 29), auch nachdem er auf einem hohen Berg, dem Berg Sinai, mit ihm geredet und ihm sein Wort gegeben hat: Den hört, diese beiden hört. Beides beschreibt einen hohen göttlichen Legitimationsakt. Paulus Polemik gegen Mose ist völlig unberechtigt, undemütig, arrogant und selbstherrlich angesichts solch göttlich-herrlichem Geschehen (2.Kor 3, 13-14), Jesus würde Mose, den Freund Gottes (2.Mo 33,11) nie so abgewertet haben. Nicht ein einziges abwertendes Wort ist von ihm über Mose übermittelt. Aber das nur am Rande.
Über die Zahl sechs habe ich dir, lieber Luther, erst kürzlich geschrieben, ich brauche hier nicht alles wiederholen. Dass das weiße Kleid auf Jesus nach sechs Tagen fällt ist konsistent: Die Sieben steht für die Vollendung, für das reine weiße Kleid, das denen angetan wird, die Gott in seinem neuen Jerusalem sammelt: Und der siebte Engel posaunte: und es wurden große Stimmen im Himmel, die sprachen: Es sind die Reiche der Welt unsers HERRN und seines Christus geworden, und er wird regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit (Offb 11, 15). Jesus zieht in die Heilige Stadt ein, in das Neue Jerusalem. Deshalb war es so hell. Als er später in das alte Jerusalem einzog, war es nur laut. Er hat seine Meisterprüfung bestanden! Das heißt „Verklärung“. Er zieht in das Neue Jerusalem ein und wir, ja wir sind aufgefordert, nachzufolgen, irgendwann, wenn unsere Zeit da ist. Er ist derjenige, der uns als Erster vorangeht, uns zeigt, was auch für uns sein wird.
Die Jünger sehen Gottes Herrlichkeit nicht, sie sind noch nicht im Neuen Jerusalem angekommen. Sie sehen nur den Abglanz. Sie sind voll des Schlafes (Lk 9, 32), wie später in Gethsemane. Was geschieht, ist für die Jünger und Jesu Nachfolger nicht in Jesu Klarheit zu sehen, hören und zu erfahren.
Hier ist Wohlsein, soviel begreifen sie, und wollen für Mose, Elia und Jesus je eine Hütte bauen. Intuitiv spüren sie, dass sie hier an etwas Großartigem teilhaftig werden, an etwas, das ihr Verstehen übersteigt. Sie spüren: Hier ist Wohlsein, hier will ich bleiben, hier will ich meine Wohnung und mein Haus bauen.
Und ich hörte eine große Stimme von dem Stuhl, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein (Offb 21, 3). Gott hat seine Hütte in Jesus aufgerichtet: Eine lichte Wolke überschattet sie und eine Stimme kommt aus der Wolke, die sagt: Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe, den sollt ihr hören! (Mt 17,5). Eine andere Hütte muss nicht aufgerichtet werden. Das ist mein lieber Sohn: Das ist die Hütte, das ist die Wohnung.
Die Jünger erschraken, fielen auf ihr Angesicht. Gottes Herrlichkeit übersteigt jedes menschliche Verstehen, das Unbegreifliche schürt Ängste. Jesus rührte sie an und sprach: Fürchtet euch nicht. … und siehe, es kam einer in des Himmels Wolken wie eines Menschen Sohn bis zu dem Alten und ward vor ihn gebracht. Der gab ihm Gewalt, Ehre und Reich, dass ihm alle Völker, Leute und Zungen dienen sollten. Seine Gewalt ist ewig, die nicht vergeht, und sein Königreich hat kein Ende. Ich, Daniel, entsetzte mich davor, und solches Gesicht erschreckte mich (Dan 7, 13-15). Der Mensch kann sich Gott nur begrenzt aussetzen.
Das ist mein Lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe: Und als ich mich umwandte sah ich .. einen, der war eines Menschen Sohn gleich, der war angetan mit einem langen Gewand und begürtet um die Brust mit einem goldenen Gürtel. Sein Haupt aber und sein Haar war weiß wie weiße Wolle, wie der Schnee … und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne. Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen wie ein Toter; und er legte seine rechte Hand auf mich und sprach zu mir: Fürchte dich nicht! (Offb 1, 12-17).
Er rührte ihn an und sage: Fürchte dich nicht! Sein Kleid war weiß wie Schnee, dass kein Färber auf Erden kann so weiß machen (Mk 9, 3). Fürchtet euch nicht! Denn: Nun wissen sie, dass alles, was du mir gegeben hast, sei von dir. Denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben; und sie haben es angenommen und erkannt wahrhaftig, dass sie glauben, dass du mich gesandt hast. Ich bitte nicht für die Welt, sondern für die, die mir gegeben sind; denn sie sind dein. Und alles, was mein ist, das ist dein, und was dein ist, das ist mein; und ich bin in ihnen verklärt. Und ich bin nicht mehr in der Welt; sie aber sind in der Welt (Joh 17, 7-11).
Auch bei Jesu Taufe kam dieses Wort aus dem Himmel: Das ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe (Mt 3, 13). Seither war aber schon vieles geschehen, Jesus hat gelehrt, Gottes Wort durch Jesus war geschehen, Jesu Meisterschaft des Wortes, deshalb heißt es jetzt: Den sollt ihr hören, den Prediger!
Lieber Luther, was zeigt uns das alles? Hört! Hört Jesus zu. Folgt nach, werdet zur Hütte, werdet zur Wohnung Gottes wie Jesus. Wo Gottes Wohlgefallen ist, ist unser Wohlsein. Selbst wenn ihr es nicht verstehen, unverständig seid wie die Jünger. Lasst euch anrühren von Jesus, fürchtet euch nicht, hört den, der euch vorangegangen ist, folgt nach, strebt nach dem weißen Kleid. Hört den Prediger, was er gesagt hat, führt zur Klarheit, verklart ihn in uns.  Das Neue Jerusalem ist dort, wo Jesus mit seiner Klarheit in uns ist, wo er in uns verklärt ist. Lasst euch von Jesus anrühren!
Herzliche Grüße
Deborrah

Hochzeitsgesellschaft

Lieber Luther,
Ich muss noch schnell einen Nachklapp zur Hochzeit von Kanaan machen.  Was hat es mit der Hochzeit auf sich?
Die Hochzeit ist ein gängiges Bild in der Bibel, genauso wie Braut und Bräutigam. Die Hochzeit ist eine hohe Zeit. Ehre sei Gott in der Höhe. Gott ist in der Höhe, wir in den Niederungen unseres Menschseins. Wir sind in Ka’naan. Die hohe Zeit wird kommen, die Hoch-Zeit, wenn wir bereit sind, unsere Niederungen zu verlassen, uns zu erheben aus unserem Elend und unserem Dreck, wenn wir bereit sind, Gottes weißes Kleid anzuziehen. Auch wir sind eingeladen. Jedoch, die geladenen Gäste wollen noch nicht kommen, sie wertschätzen die Einladung nicht und von denen, die kommen, hat nicht jeder ein reines Kleid an (Mt 22, 2-11) oder sie wollen sich obenan setzen, auf den Ehrenplatz. Aber: Wer sich selbst erhöht, der soll erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, der soll erhöht werden (Lk 14, 8-11).
Aus der Niedrigkeit erwächst die Höhe. Ka’naan ist die Niederung. Meine Stunde ist noch nicht da, sagt Jesus. Aber, sie wird kommen: Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabfahren, bereitet als eine geschmückte Braut ihrem Mann. Sie hatte die Herrlichkeit Gottes. Ihre Tore werden nicht verschlossen sein und man wird die Herrlichkeit und die Ehre der Heiden in sie bringen  (Offb 21, 2,11-27). Und der Geist und die Braut sprechen: Komm! Und wer es hört, der spreche: Komm! Und wen dürstet, der komme; und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst. (Offenb 22, 17).  Denn: Tochter Zion, so wahr ich lebe, sprich der HERR, du sollst mit deinen Zerbrechern und Verstörern wie mit einem Schmuck angetan werden und wirst sie um dich legen wie eine Braut ihren Schmuck (Jes 49, 18).
Ihr aber sollt Priester des HERRN heißen, und man wird euch Diener unseres Gottes nennen, und ihr werdet der Heiden Güter essen und ihrer Herrlichkeit euch rühmen. Denn ich bin der HERR, der das Rechte liebt, und hasse räuberische Brandopfer; und will schaffen, dass ihr Lohn soll gewiss sein, und einen ewigen Bund will ich mit ihnen machen, denn sie sind gesegnet vom HERRN. Ich freue mich im Herrn, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott; denn er hat mich angezogen mit Kleidern des Heils und mit dem Rock der Gerechtigkeit gekleidet, wie einen Bräutigam, mit priesterlichem Schmuck geziert, und wie eine Braut, die in ihrem Geschmeide prangt (Jes 61, 6-10). Der die Braut hat, ist der Bräutigam (Joh 3, 29).
Die Hoch-Zeit, die hohe Zeit, die Zeit, in der Gott sein Volk im neuen Jerusalem sammelt, ist noch nicht da. Die Braut zickt noch und wird noch ein Weilchen zicken. Alles ist für die Hoch-Zeit vorbereitet.  Der Wein ausgeschenkt, das Lamm und Gott hat zum Abendmahl eingeladen, die Gäste sind aber noch nicht soweit. Sie sind anderweitig beschäftigt, trinken Wasser und halten es für Wein, sind trunken von fehlgeleitetem Ehrgeiz, beten auf den Höhen falsche Götter an. Der Bräutigam wartet vergebens:
Oben auf den Bergen opfern sie, und auf den Hügeln räuchern sie, unter den Eichen, Linden und Buchen, weil sie guten Schatten geben. Darum werden eure Töchter auch zu Huren und eure Bräute zu Ehebrecherinnen werden. Und ich will’s auch nicht wehren, wenn eure Töchter und Bräute geschändet werden, weil ihr einen anderen Gottesdienst anrichtet mit den Huren und opfert mit den Bübinnen. Denn das törichte Volk will geschlagen sein (Hos 4: 13-14). Der Bund mit Gott ist schon vor der Hochzeit gebrochen: Vergisst doch eine Jungfrau ihres Schmuckes nicht, noch eine Braut ihres Schleiers; aber mein Volk vergisst mein ewiglich (Jer 2, 32).
Gott lässt gewähren und wartet. So spricht der HERR: Ich gedenke deiner, weil du einmal eine freundliche, junge Dirne und eine liebe Braut warst, da du mir folgtest in der Wüste, in das Land, da man nichts sät (Jer 2, 2). Ich gedenke meines Bundes mit dir, gedenke auch du deines Bundes mit mir. Ich bleibe bei dir, du siehst aber in deiner Fülle meine Fülle nicht. Deshalb spricht Gott: Siehe, ich will an diesem Ort wegnehmen vor euren Augen und eurem Leben die Stimme der Freude und Wonne, die Stimme des Bräutigams und der Braut (Jer 16, 9). Denn, wenn Lieb bei Lieb ist, weiß Lieb nicht, wie lieb Lieb ist.
Der Bräutigam gibt nicht auf, er wird das Gefängnis der in sich selbst Gefangenen wenden und man wird hören ein Geschrei voll Freude und Wonne, die Stimme des Bräutigams und der Braut und die Stimme derjenigen, die sagen: Danket dem HERRN, denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich (Jer 33, 11).
Man soll dich, Geliebte, nicht mehr die Verlassene noch dein Land eine Verwüstung heißen; sondern du sollst „Meine Lust an ihr“ und dein Land „Liebes Weib“ heißen: Denn der HERR hat Lust an dir und dein Land hat einen lieben Mann. Denn wie ein Mann ein Weib liebhat, so werden dich deine Kinder liebhaben; und wie sich ein Bräutigam freut über die Braut, so wird sich dein Gott über dich freuen (Jes 62, 4-5).
Gott hält seinen Treuebund unverbrüchlich, wie ehebrecherisch sein Volk auch ist. Gottes Liebe übersteigt die Untreue seiner Geliebten. Er wartet, bis wir, seine Geliebten, bereit sind, unsere Niederungen zu verlassen, bereit sind für die Hohe Zeit mit ihm, der Hoch-Zeit, der unverbrüchlichen Gemeinschaft mit ihm und dem Lamm, eine einige Hoch-Zeit- Gesellschaft werden, wir unseren Treueeid halten, wahr und gerecht werden, sein weißes Kleid anziehen. Sie haben nicht Wein, sagt seine Mutter. Meine Stunde ist noch nicht gekommen, sagt Jesus. Er wartet.
Und der Geist und die Braut sprechen: Komm! Und wer es hört, der spreche: Komm!
Herzliche Grüße
Deborrah

Wein-Geist-Schöpfer

Lieber Luther,
über die Hochzeit von Kanaan habe ich dir schon einmal vor zwei Jahren geschrieben. Verstehen entwickelt sich und so sind mir beim Lesen des Textes Dinge aufgefallen, die ich vor zwei Jahren noch nicht verstanden habe. Ich habe viel zu sehr an der Oberfläche gelesen. Ich beschränke mich deshalb auf die Teile, die ich bisher übersehen habe. Es geht um die alte und neue Weise der Reinigung, es geht um Wasser und Wein, um den Speisemeister, um die Hochzeit, den Bräutigam und vor allem um die richtige Reihenfolge.
Ausgangspunkt sind 6 steinerne Wasserkrüge, gesetzt nach der Weise der jüdischen Reinigung.  6 Tage hat Gott gearbeitet, um das Leben in die Welt zu setzen, jeden Tag Leben geschöpft. 66 Seelen flüchteten mit Jakob nach Ägypten (1.Mo 46, 26). Nach 6 Tagen nahm Jesus Petrus, Jakobus und Johannes, führte sie auf einen Berg und eine Stimme aus derWolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe, den sollt ihr hören (Mt 17, 1-5). Jesus kam, als er müde war von der Reise, um die 6. Stunde am Jakobsbrunnen an (Joh 4, 6). In der 6. Stunde wurde die Welt finster, als Jesus am Kreuz hing (Lk 23, 44). Die Zahl 6 markiert das Ende und gleichzeitig einen neuen Anfang. Es ist der Vorabend zum 7.Tag, dem Tag der Vollendung.  Zuvor stehen aber 3 Sechsen: 666, der Inbegriff des Bösen, des Anfechters. Dessen Anfechtung muss erst durchlitten werden, ehe man zur Vollendung durchbricht. Auch Jesus musste das. Er schwitzte Blut und Wasser bis er angesichts seiner Leiden sagen konnte: Vater, nach deinem Willen.
Es standen 6 Wasserkrüge bereit in verschiedenem Maß, gesetzt nach der Weise der jüdischen Reinigung. Jesus verändert den Inhalt der Krüge. Er reinigt anders als bisher gereinigt wurde. Er füllt die Krüge mit seinem Wein. Oder:  Niemand fasst Most in alte Schläuche; sonst zerreißt der Most die Schläuche, und der Wein wird verschüttet, und die Schläuche kommen um. Sondern man soll Most in neue Schläuche fassen (Mk 2,22). Beides meint das gleiche: Jesus bringt etwas Neues. Bei Johannes füllt er das Neue in alte rituelle Krüge, bei Markus in neue Schläuche. Das heißt: Egal ob in alter Form oder neuer Form, der Inhalt machts, der Wein.
Wein gehört von alters her zu den heiligen Speisen, wie Semmelmehl, Öl und Weihrauch (1. Chr 9 , 29). Jeremia beweint, dass die Säuglinge und Unmündigen auf den Gassen verschmachten wie die tödlich Verwundeten, dass sie in den Armen ihrer Mutter  den Geist aufgeben, sie fragend, wo ist Brot und Wein? (KL 2, 11-12). Ja, Vater und Mutter, wo ist Brot und Wein, wieso habt ihr das Land so zugerichtet, dass wir im Elend sind? Wieso enthaltet ihr uns Gottes Geist vor?
Ohne Gottes  Brot und Wein verhungert der Mensch. Jesus sagt, ich bin das Brot. Der Wein steht für Gottes Geist. Wein-Geist. Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes ist vergessen worden. Deshalb teilt Jesus Brot und Wein mit seinen Jüngern im letzten Abendmahl:  Das Brot steht für ihn, der Wein für den Geist Gottes. Das tut, damit ihr nicht vergesst, was ich zu euch gesagt habe.  Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben, sagt Jesus, bringt Frucht an meinem Weinstock, sonst wird euch der Wein knapp. Wenn die Zeit des Kelterns kommt, wird sich zeigen, ob ihr guten oder sauren Wein bringt: Jesus wurde am Kreuz mit saurem Wein, mit Essig, getränkt.
Der barmherzige Samariter gießt Öl und Wein in die Wunde dessen, der von Jerusalem ausging und unter die Mörder fiel (Luk 10, 34). (Salb-)Öl und Wein heilen alle Wunden, wo immer man sie einsetzt, auch wenn der Wein zunächst nach saurem Wein schmeckt. Gottes saurer Wein klärt uns, verhilft uns zum richtigen Geschmack, verhindert, dass wir uns im Geschmack irren. Essig hat große Reinigungskraft, das weiß jeder, der putzt.
So sage nun dies Wort: So spricht der HERR, der Gott Israels: Es sollen alle Krüge mit Wein gefüllt werden. So werden sie zu dir sagen: Wer weiß das nicht, dass man alle Krüge mit Wein füllen soll? Siehe, ich will alle, die in diesem Lande wohnen, die Könige, die auf dem Stuhl Davids sitzen, die Priester und Propheten und alle Einwohner zu Jerusalem füllen, dass sie trunken werden sollen und will sie zerstreuen, weder schonen noch übersehen, noch barmherzig sein über ihrem Verderben. So hört nun und merket auf und trotzt nicht; denn der HERR hat’s geredet (Jer 13,  12-15). Auch so kann die Fülle von Gottes Wort klingen. Gott will in alle Krüge Wein füllen. Ihr musst das nur erst kapieren. In der Fülle, versteht ihr das nie. Deshalb fürchtet euch nicht. Gottes Geist ist mit euch, auch wenn der Wein gerade sauer schmeckt. Wenn ihr müde seid und in der Wüste nicht mehr weiter wisst, wird Gott da sein und euch seinen rettenden Weinkelch reichen, wenn ihr ihn nehmt, wird er euch mit seinem Geist erfüllen (2.Sam 16, 2). Er lässt euch nicht verdursten, wenn ihr nicht freiwillig verdurstet.
Die sechs rituellen Wasserkrüge stehen für den Menschen. Der Mensch, als Gefäß, von Gott dafür gedacht, Gottes Wort auf- und anzunehmen, angefüllt zu werden mit Gottes süßem oder saurem Wein, beiderlei Gottes Geist. Jesus hat die Macht, das Wasser in den Krügen zu wandeln, allein mit seinem Wort, er kann mit Gottes süßem Wein erfüllen. Nicht alle Krüge haben die gleiche Größe. Die einen sind größer dimensioniert, es gibt welche, die weniger Inhalt aufnehmen können und maßlose. Sie haben keinerlei Krug. Das Quantum, das jeder bereitstellt, ist unterschiedlich.
Jesus sagt: Schöpft! Er sagt es zu den Dienern, seinen Dienern: schöpft von Gottes Geist, schöpft Gottes Wort krügeweise in euch hinein und behaltet es. Werdet Behältnisse meines Wortes. Schöpft von mir. Ich mache euch selbst zu Behältnissen eurer Reinigung. Ich reinige mit Wein, nicht mit Wasser. Mein Wort in euch. Wenn ihr von meinem Wasser schöpft, werde ich daraus Wein machen. Wir sind angesprochen. Schöpft! Gott hat das Leben für euch geschöpft, schöpft mein Wasser, dann schöpfe ich euch für Gottes Geist. Ich bringe guten Wein, auch wenn er nach Wasser aussieht. Jesus, der Gottes-Geist-Schöpfer.
Am Speisemeister geht das alles vorbei. Er versteht in seiner abgehobenen Position nicht, wo dieser besondere Wein herkommt. Die Diener wissen es. Der Speisemeister ist zwar formal Meister seines Faches, der Chef, aber trotzdem ahnungslos und ohne Wissen. Er soll den Wein servieren, ihn zu den Hochzeitsgästen bringen, die davon kosten sollen, versteht aber gar nichts. Anstatt sich zu wundern, wo der Wein herkommt und nachzufragen und sich zu bedanken, ruft er den Bräutigam und belehrt ihn: Den guten Wein serviert man zuerst und den geringeren, wenn die Gäste betrunken sind, dann merken sie nicht, dass du sie mit billigem Fusel (oder Gefasel) abfüllst.
Du hast den guten Wein bisher behalten, beschwert sich der Speisemeister beim Bräutigam. Heißt: lieber Gott, du handelst in der falschen Reihenfolge. Erst kommt das Gute. Wenn die Menschen dann vom Guten berauscht sind, merken sie nichts mehr und wissen nicht, woher der Kater kommt, wenn sie am Morgen aufwachen. Sie bemerken die Moggelpackung gar nicht, wissen nicht, dass ich der böse Bube war, der sie mit Billigem krank gemacht hat, nachdem ich ihnen mit ein paar guten Schlucken aus der Pulle die Sinne vernebelt habe.  Meine Reihenfolge ist genau umgekehrt wie deine, lieber Bräutigam. Das ist 3 mal die 6: 666, das ist der Versucher, der so handelt und spricht.
Gott lässt sich die Reihenfolge nicht vorschreiben. Erst muss man sich der Mühe des Schöpfens unterziehen und dann vertrauen, dass Gott aus dem geschöpften Wasser Wein macht. Gottes Geist wandelt Wasser in Wein. In dem Geist hat auch Jesus das letzte Abendmahl mit seinen Jüngern gefeiert. Vergesst es ja nicht. Wein ohne Geist, ist nichts als Wasser mit Beigeschmack. Der Geist macht den Unterschied. Jesus macht den Unterschied. Insofern hatte der Speisemeister recht, wenn er zum Bräutigam sagt: Du hast den guten Wein bisher behalten. Ja, aber nun ist er in der Welt. Der gute Wein ist da. Jesus bringt den guten Wein. Er kommt und bringt den Wein wann er will, er lässt sich das von keinem Speisemeister der Welt vorschreiben, auch von keiner Mutter. Die Hochzeitsordnung bestimmt er, nicht der Zermonienmeister.
Auf welcher Hochzeit befinden wir uns eigentlich? Das Himmelreich ist gleich einem König, der seinem Sohn Hochzeit macht (Mt 22, 2-3). Nur die klugen Jungfrauen sind bereit, wenn der Bräutigam klopft, um mit ihm Hochzeit zu machen (Mt 25, 10). Das ist wie mit dem Schöpfen: Gott schöpft uns, wir schöpfen Wasser, Jesu Wort schöpft uns für Gott. Am Ende eine einig geschöpfte Hochzeitsgesellschaft.
Jesus ist bereitet, er ist auf der Hochzeit, bereit Wein in Wasser zu verwandeln. Was er euch sagt, das tut, ermahnt Jesu Mutter. Die Diener befolgen den Rat und Wasser wird zu Wein. Wir befinden uns in Ka’naan, d.h. der Niederung und dem Ort der Demut. Demütig sind aber nur die Diener, die dem Wort Jesu folgen, demütig ist auch Jesus in den Niederungen dieser Welt. Allein der Speisemeister ist unwissend, anmaßend und überheblich, sich seines Status bewusst und doch nur Statist.
Der Bräutigam, lieber Luther, nimmt es zur Kenntnis, er antwortet dem Speisemeister nicht. Auch Jesus, der Wein-Geist-Schöpfer nicht. Beredtes Schweigen. Noch ein Schlückchen Wein kann nicht schaden.
Herzliche Grüße
Deborrah

Wo ist Bethlehem? Wo ist die Krippe?

Lieber Luther,

die Frau war tot, gemartert von ihrem Mann und von fremden Männern. Wie ist die Bibelstelle,über die ich gestern geschrieben habe (Richter 19, 1-30), zu verstehen? War es ein sinnloser Tod, den die Frau gestorben ist, oder war es überhaupt der Tod einer Person? Wer ist hier gestorben und worin bestehen die Parallelen zur Weihnachtsgeschichte, zu der Lukasgeschichte von der Geburt Jesu in Bethlehem?

Der Mann, um den es in der Geschichte geht, ist fremd auch dort, wo er wohnt. „Fremdling“ ist ein Wort, das häufig auftaucht in der Bibel. Es ist das Bild für den Suchenden, der dulden und erdulden muss. Aber gerade der Fremdling findet in der Fremde Gott, im Dulden und Erdulden, davon erzählen viele Geschichten der Bibel. Viel dulden und erdulden müssen die Menschen, in dieser Bethlehem-Geschichte. Sie sind auf einer Reise, die sich anders gestaltet, als sie sich das gedacht haben. Gott lässt sich auf dieser Reise anders finden, als gedacht. Wir können aus der Geschichte lernen, wo das wahre Bethlehem liegt, das wahre Bethlehem auch auf unserer Lebensreise.

Zunächst ist da die Frau. Schon ihre Bezeichnung als „Kebsweib“ bedeutete eine Herabwürdigung. Sie ist als Nebenfrau eine Frau zweiter Klasse, im Rang niedriger als die Hauptfrau. Sie ist geduldet und muss erdulden. Das Zusammenleben und die Eifersüchteleien sind groß. Die Dreiecksgeschichte von Abraham, Sara und Hagar zeigen es. Beide sind jedoch in jeder Beziehung abhängig von ihrem Mann, dem Oberhaupt des Hauses. Ihm müssen sie sich in allem fügen.

Die Geschichte der Frau ist insofern erstaunlich, als sie dem Mann davongelaufen zu sein scheint. Das zeugt entweder von großem Leidensdruck – vielleicht ist sie geschlagen worden, jedenfalls misshandelt, sonst wäre sie nicht geflohen. Ein Kebsweib, dem der Mann abhanden kam, war so gut wie eine Hure, sozial die unterste Schicht. Und doch waren gerade diese Frauen die Heldinnen der Bibel: Sie hatten nichts mehr zu lassen, hatten nur noch ihren Überlebenswillen, ihren Glauben, nur noch Gott und sich selbst. Das hat sie von allen Konventionen befreit und stark gemacht. Die Frau hat es gewagt, der Gewalt zu entfliehen.

Wieso reist ihr der Mann nach vier Monaten nach? Lieber Luther, du schreibst, er wollte freundlich mit ihr reden, andere übersetzen, er wollte mit ihrem Herzen reden. Wollte er gut Wetter machen? Bei einem Kebsweib? Auch das ist ungewöhnlich. Mit sich hatte der Mann einen Jungen. Du übersetzt: einen Knaben, andere übersetzen Knecht. Vielleicht ist auch beides richtig: Kinder von Kebsweibern waren in der Regel Knechte der Kinder der Herren. Wollte der Mann das Kind als Druckmittel nehmen, mit dem Kind das Herz der Frau rühren, so dass sie wieder zu ihm zurückkehrt? Von einem Kebsweib verlassen zu werden, war sicher ehrabschneidend und eine Ungeheuerlichkeit. Wenn, dann wurde das Kebsweib verlassen, in die Wüste geschickt, so wie es Abraham mit Hagar und seinem eigenen Kind tat. Aber nicht umgekehrt.

Der Mann wollte mit der Frau sprechen, die hat ihn ABER zu seinem Vater geführt. Wohl, um ihren Status zu verbessern: Lass dein Herz guter Dinge sein. Der Vater nötigt den Mann zu bleiben und weiterhin mit ihm zu Essen und zu zechen. So gestalteten sich in der Regel Verheiratungsverhandlungen. Was er ihm wohl abhandeln wollte? Einerseits ist er über die Anwesenheit des quasi Schwiegersohnes hoch erfreut. Es ist auch ehrabschneidend eine Tochter zu haben, die Kebsweib ist, noch schlimmer, wenn sie dem Mann davonläuft und auch noch ihr Kind verlässt. Schlimmer konnte es für einen Vater zu damaliger Zeit kaum kommen. Andererseits weiß er, dass seine Tochter nicht umsonst geflohen ist. Er will es so lange wie möglich hinausschieben, seine Tochter wieder dem Fremdling auszuliefern. Kann das gutgehen? Lass dein Herz guter Dinge sein.

Wie wir bereits wissen, ist es nicht gutgegangen. Im Weiteren dieser Geschichte begegnen uns die Zutaten der Weihnachtsgeschichte in der Lukasversion. Eine unverheiratete Frau aus Bethlehem mit einem Kind und ein Mann, der in einem schwierigen Verhältnis zu ihr steht. Er macht sich mit der Frau, dem Knaben und zwei Eseln auf den Weg. Sie suchen für die Nacht eine Herberge, aber finden keine. Obwohl sie sich selbst verpflegen können, will die Fremden keiner aufnehmen. Sie müssten auf der Straße nächtigen, begegnete ihnen nicht schließlich doch noch ein barmherziger Mann, der ihnen eine Bleibe für die Nacht anbietet.

Hat Lukas an diese Geschichte gedacht, als er Maria und Joseph in Bethlehem eine Herberge suchen ließ? Bethlehem war für sie wie für das namenlose Paar die Stadt Gibea, an sich eine Stadt, die bei der Landnahme den Leviten zugesprochen wurde. Die Stadt lag im Land der Benjaminiter. Ein Levit, wie der Mann, konnte sich hier eigentlich sicher fühlen, eigentlich. Er hat sich bekanntlich geirrt.
Das Scenario bei der Herbergssuche bei Lukas war vergleichbar: Es gab eine Frau, die mit ihrem Kind zwischen allen Stühlen saß, ein Mann, der sie dann doch zu sich nahm, eine Stadt, die beherrscht wurde von den Römern und ihren einheimischen Erfüllungsgehilfen. Gewalt und Terror auf den Straßen. Der „böse Bube“ ist bei Lukas nicht der Pöbel, sondern Herodes, der nicht dem Mann, sondern dem Kind an den Kragen will. Die Parallelen sind unübersehbar.

Damit sind wir bei der Kernfrage von beiden Geschichten: Was ist ein Fremder, wo sind wir Fremde, wo werden wir wie Fremde behandelt? Bei den Fremden oder bei den Brüdern? Es geht um fehlende Nächstenliebe und es geht um Flucht. Beides ist untrennbar miteinander verbunden. Fehlende Nächstenliebe führt zur Flucht, zur Trennung, zur Selbstzerfleischung. Die tote zerstückte Frau, das Jesuskind auf der Flucht vor dem Terror, der tote Jesus stehen in einer Reihe. Jesus wusste, wieso er dem Gebot der Nächstenliebe so einen hohen Rang eingeräumt hat. Seine Botschaft war: eine feste sichere Stadt findet ihr nur bei Gott. Dort ist das Haus des HERRN, dort müsst ihr es suchen, nicht unter Menschen.

Die zerstückelte Frau ist ein drastisches Bild hierfür, eine Geschichte, die einen mit Bedacht in ihrer Brutalität bis in die Grundfesten erschrecken lassen soll. Sie mahnt zur Umkehr: Die Nachkommen Jakob Israels, Brüder, schänden und ermorden einander gegenseitig, so wie es auch die Nachfolger Jesu bis auf den heutigen Tag tun. Ihr zerlegt euch gegenseitig mit Haut und Knochen, treibt einen Keil durch euch selbst. Das meint, wenn der Mann die Frau in 12 Stücke zerlegt und an die Grenzen Israels schickt. Die Frau symbolisiert die Tochter Zion, die von den Ihren zerlegt wird, der Körper der Kinder Israel, die Nachkommenschaft der Kinder Jakobs, die sich gegenseitig zerstört und zu Tode martert. Deshalb sind auch alle Beteiligten namenlos. Die Botschaft ist universell bis auf den heutigen Tag.

Lieber Luther, als der Morgen rot anbrach, ließen sie die Frau. Sie schleppte sich zur Tür , legte ihre Hand auf die Schwelle, bis es licht war. Das ist die Heilsbotschaft dieser Geschichte. Jesus ist zu ihr gekommen, der Retter. Ich bin die Tür, sagt Jesus, ihr kommt nur über die Schwelle durch mich. Die Frau hat die Hand an die Schwelle gelegt und: Jesus ist kommen, Grund ewiger Freude – in all ihrem Leid.
Diese Geschichte ist nicht leicht zu erzählen. Hat Lukas deshalb eine Kindergartengeschichte daraus gemacht? Eine, in der man träumen kann, in der man einem Kinderglauben nachhängen kann? Den Blick weglenken kann von der rauhen Wirklichkeit auf ein unschuldiges Kind in der Krippe? Jesus ist wie diese Frau gestorben, vom Pöbel zu Tode gemartert. Er liegt, wie mit der Frau, mit vielen Menschen vor unseren Füßen und wir stolpern über ihn. Wir sind oft wie dieser Mann, als er sich mit Unschuldsmiene davonschleichen will, als sei nichts passiert. Gott hat ihn über sein Unrecht stolpern lassen. Er hat es mit eigenen Augen gesehen. Wir sehen unser Unrecht mit eigenen Augen. Und dann stehen wir vor der Krippe und singen frohe Lieder. Wie scheinheilig ist das.

Es ist Zeit, lieber Luther, die Krippe wegzuräumen. Sie ist eine schöne Mär und nichts als Jesusromantik. Es ist Zeit, erwachsen zu werden im Glauben. Zeit, Jesus in den Menschen, die auf dem Boden liegen, zu suchen. Dort ist die Krippe. Kindergartenglauben ist heute nur noch schwer zu vermitteln. Wir sind mit dem Mann, immer noch Fremdlinge, Suchende, Heimatlose, die zum Hause des HERRN ziehen. Wir sollten uns dringend auf den Weg machen.

Herzliche Grüße
Deborrah

Fehlende Herberge – Tödliche Reise

Lieber Luther,

die Geschichte von der fehlenden Herberge spielt nicht in Bethlehem, hat aber einige Gemeinsamkeiten. Sie wurde schon im Ersten Testament erzählt. Es klingt fast, als hätte sich die Lukaserzählung Teile dort ausgeliehen. Aber nur ausgewählte Teile. Es liest sich wie ein Krimi, mit tödlichem Ausgang (Richter 19, 1- 30). Genauso wie die Geschichte Jesu.

Ein Mann, ein levitischer Fremdling, wohnte am Rande des Gebirges Ephraim. Er hatte ein Kebsweib, d.h. eine Nebenfrau aus Bethlehem, heute würde man sagen, eine Geliebte. Nebenfrauen waren zu der Zeit üblich. Nachdem sie, wie du, lieber Luther, übersetzt, mit ihm gehurt hatte, ist sie zurück nach Bethlehem in ihr Elternhaus geflohen. Die Nebenfrau scheint den Mann verlassen zu haben.

Er zieht mit zwei Eseln und Knecht hinter ihr her, um sie zurückzuholen. Der Mann ist gekommen, um freundlich mit ihr zu reden, aber die Frau führt ihn zum Vater, welcher über sein Erscheinen erfreut zu sein scheint. Er bewirtet den Schwiegersohn wie es Brauch ist und nötigt ihn Tag für Tag zu bleiben. Fünf Tage ließ sich der Mann aufhalten und auch am 5.Tag versuchte ihn sein Schwiegervater weiter festzuhalten: Siehe der Tag hat sich geneigt und es will Abend werden, bleibe über Nacht. Du kannst noch morgen früh deines Weges ziehen. Hier hast du Herberge. Lass dein Herz guter Dinge sein.
Doch der Mann will sich nicht weiter aufhalten lassen. So nimmt er Frau und Esel und zieht los, obwohl es schon Nachmittag ist und es bald dunkel wird. Etwa 10 km weiter, nahe der Stadt Jebus, dem damaligen Jerusalem, schlug der Knecht vor, dort zu übernachten. Der Mann lehnt ab. In der „Fremden Stadt“ will er nicht übernachten. Die Stadt war noch „fremd“, weil der Stamm der Jebusiter dort noch wohnte, denn die Kinder Benjamin hatten die Jebusiter, die in Jerusalem wohnten, nicht vertrieben (Richter 1, 21).

Als sie etwa 8 km weiter gezogen waren, ging die Sonne endgültig unter und es war kein weiterkommen ohne Licht. Sie erreichten die Stadt Gibea , eine Stadt der Kinder Israel. Hier dachten sie, könnten sie sich sicher fühlen. Aber es kam ganz anders.

Sie mussten ihr Quartier auf der Straße aufschlagen. Die Benjaminiter wollten sie nicht beherbergen. Da kam ein alter Mann des Weges, der gebürtig auch vom Gebirge Ephraim war und folglich selbst ein Fremder in der Stadt. Der alte Mann „hob seine Augen auf“ (der Ausdruck wird im AT verwendet, wenn Gottes Geist aus jemandem spricht) und fragt: Wo willst du hin, wo kommst du her? Antwort: Wir reisen von Bethlehem in Juda an den Rand des Gebirges Ephraim. Da komme ich her. Ich bin gen Bethlehem gezogen und ziehe jetzt zum Hause des HERRN, und niemand will mich beherbergen. Wir haben alles bei uns, Stroh, Futter für die Esel, Brot und Wein für mich, deine Magd (= die Nebenfrau) und den Knaben. Wir liegen keinem auf der Tasche.

Da antwortete der alte Mann: Es soll dir wohlergehen. Alles was dir fehlt findest du bei mir. Er führte sie ins Haus und gab den Eseln Futter, sie wuschen ihre Füße, aßen und tranken miteinander. Und ihr Herz war guter Dinge.

Dann nimmt die Geschichte eine tragische Wendung:
Es kamen böse Buben aus der Stadt, umringten das Haus, klopften an die Tür und forderten von dem alten Mann: Bringe den Mann heraus, der in dein Haus gekommen ist, damit wir ihn erkennen. In der Bibel wird das Wort verwendet, um Geschlechtsverkehr zu umschreiben. Im Klartext heißt das also: Das Gesindel, das sich eingefunden hatte, wollte den fremden Mann vergewaltigen.

Der alte Mann ist in Not, er hatte dem Mann Wohlergehen in seinem Haus versprochen und so schlägt er ein Tauschgeschäft vor: nehmt stattdessen meine Tochter, sie ist noch Jungfrau, und die Nebenfrau des Mannes. Ich bringe sie heraus. Die mögt ihr zu Schanden machen und mit ihr tun, was euch gefällt. Aber vergreift euch nicht an dem Mann. Jedoch der Pöbel wollte den Mann. Da ergriff der Mann seine Geliebte und zwang sie hinaus. Die Rotte vergewaltigte sie und trieb die ganze Nacht ihren Mutwillen an ihr; als der Morgen rot anbrach ließen sie sie gehen.

Die Frau schleifte sich vor die Tür des Hauses, in dem der Mann übernachtete. Sie lag da, bis es licht wurde. Als der Mann morgens aus der Tür trat um weiterzuziehen, lag da seine Nebenfrau, die Hände auf der Schwelle. „Steh auf, und lass uns ziehen“. Aber sie antwortete nicht. Er lud sie auf den Esel, machte sich auf und zog in seinen Ort. Da nahm er ein Messer und zerstückelte sie in zwölf Teile und sandte sie an alle Grenzen Israels.

Wer das sah, sprach: Solches ist nicht geschehen und nicht gesehen, seit die Kinder Israel aus Ägypten gezogen sind, bis auf diesen Tag. Denkt darüber nach, gebt einen Ratschlag, und macht diesen bekannt.
Lieber Luther, erst einmal schaudert man, dem ersten Reflex folgend, zusammen. Das führt dazu, dass man die vielschichtige Botschaft übersieht. Worin besteht sie? Hat diese Geschichte etwas mit Weihnachten zu tun? Lieber Luther, die Antwort lässt sich nicht in einem Satz zusammenfassen. Nicht nur die Kinder Israel, auch ich muss erst nochmals darüber nachdenken. Morgen vielleicht mehr!

Herzliche Grüße
Deborrah

Besitztümer

Fällt euch Reichtum zu, so hängt euer Herz nicht daran. 
Psalm 62,11
Eher geht ein Kamel durch das Nadelöhr,
als ein Reicher in das Himmelreich kommt.
Das wusste schon der Psalmschreiber,
das sagt auch Jesus.
Der Reiche hängt sein Herz an seinen Reichtum,
er will ihn festhalten und wenn er die Wahl hat,
will er seinen Besitz nicht loslassen.
Der Besitz, den man nicht lassen will,
kann materieller Besitz sein,
können Menschen sein,
kann geistiger Besitzstand sein.
Der Mensch besetzt dieses Feld,
steckt seinen Claim ab und
sitzt darauf wie eine Glucke auf ihren Küken.
Um das Himmelreich zu gewinnen muss man aber alles loslassen.
Das ist ein wesentlicher Kern von Jesu Botschaft,
nur so wird man leer,
um Gottes Geist und seinen Willen in sich einfließen zu lassen.

Durchbrecher

Lieber Luther,
wie schon angesprochen: Jesus ist aller Wahrscheinlichkeit nach nicht in Bethlehem geboren, nichts, außer die Lukasgeschichte, bringt seine Geburt damit in Verbindung. Ob die Jungfrauengeburt so zu nehmen ist, wie sie genommen wird, ist sehr die Frage. Den Kindermord hat es nicht gegeben, die peniblen römischen Historiker hätten es nicht übersehen. Die Flucht aus Ägypten ist aus einem Missverständnis des Propheten Hosea geboren. Eine Fülle ist zu sagen zu Jesu Geburt und was aus der Bibel zu verstehen ist. Es passt unmöglich in einen Blog. So denke ich, dass es ein Zyklus werden wird. Wie meistens, weiß ich noch nicht, wohin mich das führt. Viel beschäftigt mich und drängt mich, es in Schriftform zu fassen, da es hilft, die Gedanken zu strukturieren.
Die frühen Christen hatten ihr Fundament im Judentum, in der Schrift, so wie sie überliefert war. Auch die Evangelisten standen in dieser über ein Jahrtausend langen Tradition. Vieles war selbstverständlich, was uns heute nicht mehr selbstverständlich, ja fremd erscheint. Das ein oder andere wurde auch vergessen, weil es keiner mehr erzählt hat oder den Zusammenhang hergestellt hat.
Jesus stand fest auf dem Fundament des Alten Testamentes. Ich komme, sagt er, nicht das Gesetz zu brechen, sondern ihm zum Durchbruch zu verhelfen: Ihr sollt nicht wähnen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen (Mt 5, 17). Die alles entscheidende Frage stellt er selbst, nachdem ihm die Schriftgelehrten eins um andere Mal versuchen, ihn herauszufordern: Wie steht es im Gesetz geschrieben? WIE liest du? (Lk 10,26). Das macht den Unterschied zu ihm und der herkömmlichen Lehre: Jesus liest anders als die Schriftgelehrten, er legt anders aus, er belehrt sie. Sie ziehen dabei den Kürzeren, sie machen gegen ihn keinen Stich, was sie sehr gegen ihn aufbringt. Verletzte Eitelkeit. Was erlaubt sich dieser Mensch?
Jesus durchbricht ihre Denkmechanismen und Regeln, die sich im Laufe der Jahrhunderte so eingeschliffen haben, dass sie keiner mehr wirklich hinterfragt hat, etwas für Gottes Gesetz ausgegeben wird, was ursprünglich nur dazu gedacht war, die mosaische soziale Gemeinschaft in eine Ordnung zu bringen, das Zusammenleben in größeren Menschengruppen ermöglicht.
Jesus ist der Durchbrecher, der beim Prophet Micha angekündigt ist (Micha 2, 1-13): Ich will aber dich, Jakob, versammeln …; ich will sie wie Schafe miteinander in einen festen Stall tun und wie ein Herde in ihre Hürden, dass es von Menschen tönen soll. Es wird ein Durchbrecher vor ihnen herauffahren; sie werden durchbrechen und zum Tor ausziehen; und ihr König wird vor ihnen her gehen und der HERR vornean. Der HERR ist in diesem Verständnis Gott, nicht Jesus.
Der Geburt des Durchbrechers erinnern wir uns an Weihnachten. Er hat viele rituelle Regeln, die von Menschenhand mit Berufung auf Mose gesetzt wurden, durchbrochen. Aber nicht mit dem Ziel, sie aufzuheben, sondern sie wieder auf ihren Kern zurückzuführen. Missbrauch aufzudecken und den Glauben an Gott, der in Regeln zu ersticken drohte, zu befreien von den ihn einschnürenden Vorschriften. Er hat keine Scheu, Tabus zu brechen, wie etwa in der Sabbatfrage. Er fragt nicht lange, er durchbricht sie. Er zieht mit seiner Lehre aus dem Tempeltor hinaus, auf die Straße, durchbricht jegliche Sperre, auch die eigene Angst. Er ist kein Tempelprediger, sondern ein Straßenprediger. Er kommt zum Volk und das Volk läuft ihm zu. Er bringt seine Lehre auf den langen Marsch durch die Jahrtausende.
In der Nachfolge ziehen seine Schüler in die Welt und verkünden in den Evangelien seine Lehre. Ausschließen will ich hier ausdrücklich Paulus, der seine eigene Lehre verkündet. Dass er damit auch Jesu Lehre verbreitet, liegt in seiner Mission. Das ist sicher kein Zufall. Jesus steht fest im Alten Testament, er pariert jeden Einwand gekonnt, Paulus hat sich dagegen vom Christenhasser zu einem Judenhasser entwickelt und alles verdammt, was in dieser Tradition steht. Dass sich die Kirchenlehre stark auf Paulus gründet, sollte Anlass zum Nachdenken geben. Er folgt damit nicht Jesu Lehre.
Jesus hat nicht nur Zäune niedergerissen, er hat neue Einfriedungen gebaut und die Herde neu gesammelt. Er hat ihr damit neue Sicherheit gegeben. Viele Gleichnisse handeln von Hirtenund von (verlorenen) Schafen. Er hat befreit, Eingrenzungen niedergerissen, gleichzeitig aber eine neue religiöse Heimat, einen neuen Schafstall, errichtet, neu eingegrenzt, einen neuen Schutzraum geschaffen, für Mensch und Gott, frei von Altlasten und Ballast.
Lieber Luther, mit Blick auf den Zustand der Kirchen und ihrer Lehren, auch mancher irrigen, mag man seufzen und uns Jesus im Heute wünschen. Einen der erklärt, zurecht rückt, korrigiert, verwirft. Jesus, seine Lehre, ist nur vor dem Hintergrund des Alten Testamentes zu verstehen. Er war fest in diesem Fundament verankert. Alle Bilder kommen von dort. Er hat sie gekannt und wie alten Wein in neue Schläuche gegossen, so wie bei der Hochzeit von Kanaanbeschrieben. Sie steht nicht umsonst zu Beginn von Jesu Wirkungsgeschichte bei Johannes.
Lieber Luther, mein Weihnachtszyklus fängt gut an. Ich habe etwas ganz anderes geschrieben, als ich im Sinn hatte. Weil es so schön passt und eines meiner Lieblingslieder im Gesangbuch ist (EKG 66), hänge ich den Text noch an. Die Verse, denen ich nicht zustimmen kann, habe ich ausgelassen. Bis demnächst!
Herzliche Grüße
Deborrah
Jesus ist kommen, Grund ewiger Freude
1) Jesus ist kommen, Grund ewiger Freude;
A und O, Anfang und Ende steht da.
Gottheit und Menschheit vereinen sich beide;
Schöpfer, wie kommst du uns Menschen so nah!
Himmel und Erde, erzählet’s den Heiden:
Jesus ist kommen, Grund ewiger Freuden.
2) Jesus ist kommen, nun springen die Bande,
Stricke des Todes, die reißen entzwei.
Unser Durchbrecher ist nunmehr vorhanden;
er, der Sohn Gottes, der machet recht frei,
bringet zu Ehren aus Sünde und Schande;
Jesus ist kommen, nun springen die Bande.
5) Jesus ist kommen, der König der Ehren;
Himmel und Erde, rühmt seine Gewalt!
Dieser Beherrscher kann Herzen bekehren;
öffnet ihm Tore und Türen fein bald!
Denkt doch, er will euch die Krone gewähren.
Jesus ist kommen, der König der Ehren.
7) Jesus ist kommen, die Quelle der Gnaden:
komme, wen dürstet, und trinke, wer will!
Holet für euren so giftigen Schaden
Gnade aus dieser unendlichen Füll!
Hier kann das Herze sich laben und baden.
Jesus ist kommen, die Quelle der Gnaden.
8) Jesus ist kommen, die Ursach zum Leben.
Hochgelobt sei der erbarmende Gott,
der uns den Ursprung des Segens gegeben;
dieser verschlinget Fluch, Jammer und Tod.
Selig, die ihm sich beständig ergeben!
Jesus ist kommen, die Ursach zum Leben.
9) Jesus ist kommen, sagt’s aller Welt Enden.
Eilet, ach eilet zum Gnadenpanier!
Schwöret die Treue mit Herzen und Händen.
Sprechet: wir leben und sterben mit dir.
Amen, o Jesu, du wollst uns vollenden.
Jesus ist kommen, sagt’s aller Welt Enden.

Weihnachtskitsch

Die Gemeinde werde inne, dass der HERR nicht durch Schwert oder Spieß hilft. 

1.Samuel 17,47

Die Versammlung werde inne,

dass Gott nicht durch Schwert oder Spieß rettet,

sondern durch Streit.

( So heißt es ohne Auslassung)

Der, den ihr gerade verkitscht,

ist vorangegangen,

er ist keinem Streit ausgewichen,

wenn es darum ging, für Gottes Reich zu fechten.

Ob er sich das, was wir veranstalten,

wohl zu seinem Geburtstag wünscht?

Schwer vorstellbar.

Brot

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von allem, was aus dem Mund des HERRN geht. 

5.Mose 8,3

Ich bin das Brot, sagt Jesus.

Alles, was aus meinem Mund kommt,

nährt euch.

Deshalb sorgt euch nicht,

mein Brot vermag euch niemand zu nehmen,

es sei denn ihr selbst.

Werft es nicht weg,

denn von diesem Tag an werdet ihr hungern.

Nächstenliebe

Ich gebiete dir und sage, dass du deine Hand auftust deinem Bruder, der bedrängt und arm ist.
5.Mose 15,11
Nächstenliebe ist kein Gebot,
das von Jesus erfunden wurde.
Nächstenliebe ist Gott.
Mit Gott ist jeder Arme reich,
ohne Gott jeder Reiche arm.

Fallgruben

Menschenfurcht bringt zu Fall; wer sich aber auf den HERRN verlässt, wird beschützt.
Sprüche 29,25
Vor den Menschen kann man sich fürchten.
Jeden Tag Greueltaten.
Es wird wieder gekreuzigt.
Seit es Menschen gibt, verachten Menschen
die Menschenwürde anderer Menschen.
Rund um den Erdball.
Jesus kannte den Menschen.
Er wusste, zu was Mensch alles fähig ist.
Ihm graute davor.
Auch er hatte Angst
vor der hässlichen Fratze der Menschen.
Er hat sie bis zum Letzten ausgekostet.
Ob wir leben oder sterben, so sind wir des HERRN.
Gott lässt sich von Menschen nicht aufhalten.
Er hebt uns aus den Fallgruben heraus,
durchtrennt alle Fallstricke,
lässt alle Fallbeile stumpf werden,
heilt – im Leben oder Sterben –
jede von Menschen zugefügte Wunde.
Dein Glaube macht dich heil.

Tun, ohne Verantwortung?

Das Herz blutet,
das Herz schreit.
Um die toten Söhne,
um die missbrauchten Töchter,
um die verlorenen Kinder.
Mensch, du sitzt auf der Anklagebank!
Wie immer du schönfärbst,
wie oft du weg siehst,
in welche Wolkenkuckucksheime du dich flüchtest,
welche Entschuldigungen du auch an den Haaren herbeiziehst,
wie oft es auch immer nur die anderen sind:
Mensch, du hast deinen Anteil.
Die bösen Taten werden dir zugerechnet.
Wem auch sonst?
Wer mordet? Mensch, mehrheitlich Männer. Sie tun es. Unschuldige Opfer?
Wer vergewaltigt? Männer. Sie tun es. Unschuldige Opfer?
Wer unterdrückt? Mensch, mehrheitlich Männer. Sie tun es. Unschuldige Opfer?
Mensch ist nicht schuld?
Wer dann?
Tun, ohne Verantwortung?
Das hat schon einmal eine ganze Generation ins Feld geführt.
Ich werde ihnen ihre bösen Taten auf den Kopf fallen lassen.
Das steht viele Male in der Bibel.
Prophetenwort.
Jesu Wort.
Und vergib uns unsere Schuld!
Blutendes Herz

Verirrung

Lass dein Schreien und Weinen und die Tränen deiner Augen; denn deine Mühe wird noch belohnt werden, spricht der HERR. 
Jeremia 31,16
Du sagst,
wir sollen angesichts des Leides nicht schreien,
ohne Wehklagen das Elend beschauen,
nicht weinen, um die verlorenen Kinder.
Alles Töten, alle Verletzungen, allen Nächstenhass,
durch uns hindurch ziehen lassen?
Du sagst:
Sie werden aus der Verirrung zurückkehren.
O Jesus, meine Zuversicht.

Sturmtief

Sollte Gott etwas sagen und nicht tun? Sollte er etwas reden und nicht halten? 
4.Mose 23,19
Was Gott sagt, tut er auch.
Oft hat er uns das durch seine Propheten sagen lassen.
Zum Zeichen, dass wir es glauben.
Es ist dann auch so gekommen.
Von Babel bis hin zu Jesu Mission.
Auch Jesus ist uns zum Zeichen geschickt.
Wer nicht glaubt, dass Gott tut, was er sagt,
unterliegt einer verhängnisvollen Selbsttäuschung.
Wer Gottes Wort kennt, und es in den Wind schlägt,
den fegt der Sturm hinweg.
Wir kommen aus dem Sturmtief gar nicht mehr heraus.

Manna-Gier

Lieber Luther,
wir machen es uns gerne bequem. Auf den ersten Blick ist die Geschichte vom Manna in der Wüste, der Predigttext für den kommenden Sonntag, eine Geschichte, die zu falschen Schlüssen verführt. Sie könnte dazu verführen es sich einfach zu machen in der Botschaft, Botschaft wie immer: Gott sorgt in der Not für einen, er lässt uns nicht verhungern. Business as usual, Predigt drüber und abhaken. Sollten wir es uns wirklich so einfach machen.
Um was geht es?
Das Volk Israel ist aus Ägypten unter Führung von Mose und Aaron aufgebrochen, um in das Land zu ziehen, in dem Milch und Honig fließt. Die Bedingungen, um in dieses Land zu kommen, sind hart: Hunger, Durst, Missgunst, Neid. Das Volk, das in dieses Land unterwegs ist, ist allen menschlichen Anfechtungen ausgesetzt, die damals wie heute unverändert sind. Der Verführer lauert an jeder Ecke. Das verführte Volk murrt und lehnt sich gegen ihre Anführer auf. Es hat die Not und die Unterdrückung, unter der es gestöhnt hat, verdrängt, und denkt nur noch an die gefüllten Fleischtöpfe, an das leibliche Wohlbefinden. Der Bauch ist ihm näher als die Freiheit. Es unterwirft sich lieber selbst sklavisch den Wohlstandsgöttern, als sich von ihnen unter Aufgabe der Bequemlichkeit zu befreien. Alltag auch heute noch.
Mose wächst das alles über den Kopf und so wendet er sich in seiner Not an Gott und will ihm den Bettel hinschmeißen: Ich habe dieses Volk nicht geboren, wieso hast du mir die Last aufgebürdet, sie ist mir auf die Dauer zu schwer, ich kann dieses Volk nicht mehr tragen und nicht mehr ertragen. Die Situation droht zu eskalieren. Gott muss handeln und so schickt er Wachteln und Manna, um den Hunger zu sättigen, das Volk zu beruhigen. Er gibt auch Verhaltensregeln: Nehmt nur so viel, wie ihr braucht. Natürlich hält sich das Volk nicht daran, sammelt,  auch wenn es nicht sammeln soll, weil es bereits genug hat. Die Gier siegt (2.Mose 16).
Man könnte sagen: Gott hat seine Gnade in der Not erwiesen. Aber, so ist es nicht. Die Botschaft der Geschichte ist eine ganz andere. Sie wird in zwei weiteren Mosebüchern erneut aufgenommen und näher erklärt, was von ihrer Wichtigkeit zeugt (4.Mose 11, 5.Mose 8). Es geht um den Unglauben, das Murren des Volkes, das mangelnde Gottvertrauen, darum, dass sie sich beklagen, dass er sie aus der Knechtschaft führt. Sie vertrauen nicht demütig und geduldig auf ihn, sondern das Volk „gierte voller Begierde“ nach Fleisch, nach Leben. Selbst über das, was Gott gibt, beklagen sie sich: Nichts als Manna ist doch auf die Dauer langweilig. Gott reagiert und schickt weitere Zeichen: Ich werde eurer Gier nachgeben und euch Fleisch schicken, bis es euch zur Nase herauskommt und euch zum Ekel wird, weil ihr den HERRN, der in eurer Mitte ist, verworfen und gejammert habt, wo es nicht zu jammern gibt, wegen eurer ungezügelten Gier (4.Mose 11, 20). Aaron bringt es denn dann auch auf den Punkt: Ihr beklagt euch nicht über uns, ihr beklagt euch über Gott und seinen Willen! Ihr nehmt nicht, was er euch gibt, ihr wollt anderes und mehr. Ihr setzt euren Willen über seinen Willen.
Gott prüft die Herzen, oberflächliches Zungengefasel von Gott lässt er nicht gelten (5.Mose 8). Er prüft, ob wir auch in der Not seinen Willen und seine Hand (an)erkennen, oder ob wir abfallen, sobald es nicht nach unserem Kopf und Willen geht. Gott tut Zeichen, indem er Fleisch und Man schickt. Man ist einzigartig, niemand zuvor hat Man gesehen. Er setzt eindeutige Zeichen. Er überschüttet sie geradezu mit Man und Wachteln, so dass sie begreifen sollen, dass nur er es sein kann, der solche unerklärbaren Zeichen schickt. Und er zeigt ihnen das Maß ihrer Gier. Erkenne Mensch, dass Gott dich erzieht, wie er ein Kind erzieht. Er will wissen, ob du wirklich an ihn glaubst oder nur so tust. Gib deshalb Acht, dass du ihn in deinem Wohlstand nicht vergisst und ihn auch als deinen Gott (an)erkennst, wenn es dir nicht so gut geht. Wahrer Glaube enthüllt sich in der Not, nicht im Wohlstand. Demut, nicht Gier ist sein Gebot. Die Kinder Israel haben in der Wüste die Prüfung Gottes nicht bestanden.
Die Lehre, die wir daraus ziehen sollen: Versuche Gott nicht, wie sie es getan haben, pass auf, dass du an deiner Gier nicht erstickst. Laufe nicht deinen eigenen Göttern nach. Glaube , dass er es allein ist, der dir Kraft und Vermögen verleiht. Breche den Bund mit ihm nicht wie sie, er, der seinen Bund mit dir niemals bricht. Verlange nicht immer Zeichen, die du dann doch nicht verstehst, halte seine Werte hoch und breche sie nicht. Lerne seine Zeichen lesen, er tut keine Zeichen nur der Zeichen wegen, sondern dass du erkennst, dass er der HERR, dein Gott ist (5.Mose 8). Bescheide dich.
Die gleiche Geschichte wiederholt sich 1500 Jahre später, in der Speisung der 5000 (Joh 6, 26 ff). Jesus sagt: Begreift ihr nicht, dass Gott alle Zeichen tut, um euch von eurem Unglauben abzubringen. Ihr sucht mich aber nicht, weil ihr das Zeichen begreift, das mein Vater um euretwillen getan hat, sondern weil eure Mägen voll geworden sind. So wie bei euren Vätern in der Wüste. Beide Geschichten werden nicht per Zufall in Zusammenhang gebracht. Das Volk bleibt trotzdem völlig unverständig und fragt wiederum als sei die Speisung der 5000 nicht geschehen: Unsere Väter haben Manna in der Wüste gegessen, aber was wirkst du?
Ihr Schafsköpfe, sagt Jesus, versteht ihr nicht, dass ich euer Manna und euer Fleisch bin? Eure Väter haben in der Wüste Wachteln und Manna gegessen und sind gestorben. Das Zeichen, das ich bringe, ist ungleich größer: Ich bin das Brot. Wer von diesem Brot isst, wird leben in Ewigkeit, wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, wird leben in Ewigkeit. Ich bin das Zeichen, ich bin mehr als Wachteln und Manna. Ich bin eure gute Speise. Aber, so wie einst eure Väter, so murrt auch ihr und glaubt nicht. So verlangt auch ihr fortgesetzt Zeichen und versteht sie dann nicht. Ihr (an-)erkennt nicht, dass es Gottes Herrlichkeit ist, die wirkt. Ihr seht nicht, dass ich es bin, den er anstatt von nur Wachteln und Brot schickt. Ihr versteht damals wie heute nicht, dass es Glaube ist, den ihr mit mir essen müsst, wollt ihr in Ewigkeit leben. Nur Wachteln und Manna reichen dazu nicht aus, sie sind äußere Zeichen. Der Glaube, Demut und Gehorsam müssen dazukommen.
Lieber Luther, in Psalm 78, 22 ff ist es zusammengefasst: Anstatt demütig, tritt der Mensch (heraus)fordernd gegenüber Gott auf, weil er nicht glaubt und auf seine Hilfe vertraut. Gott lässt, auch wenn er darüber zornig ist, trotzdem zum Zeichen, dass er den Bund mit uns Menschen nicht vergessen hat, Himmelsgetreide auf uns regnen, gibt uns seine Frucht, nährt mit seinem Geist. Auch wenn es der Mensch nicht begreift. Die Gier nach Manna liegt nahe bei der Gier nach Money. Wie vor 3500 Jahren, wie vor 2000 Jahren, so auch jetzt. Gott bleibt hartnäckig, trotz jeglicher menschlicher Anmaßung. Das Himmelsbrot nährt uns auch heute noch jeden Tag, sofern wir Hunger auf es verspüren und wir es in unserer Wohlstands-Sattheit, zwischen unserem Tafelsilber, in unseren schönen Häusern, die recht besehen Elendsquartiere sind,  im Morgenlicht glitzern sehen.
Herzliche Grüße
Deborrah

Schemel

Ich erkenne meine Missetat, und meine Sünde ist immer vor mir.
Psalm 51,5
Mancher verschließt gern die Augen
vor seinen Sünden und seinen Missetaten,
geschweige denn, dass er Konsequenzen daraus zieht.
Es regiert das „Immer weiter so“.
Erwarten wir, dass Jesus die Augen verschließt,
wenn wir uns dereinst als Schemel unter seinen Füßen wiederfinden?
Oder dass er die Augen aufmacht?
Die Konsequenzen sind unterschiedlich.
Jeder sollte eine Antwort für sich finden.