Karfreitag, Ostern, Jesuskult

Lieber Luther,

lang habe ich gezögert, ob ich dir zu Ostern schreiben soll. Wahrscheinlich setzte ich mich wieder einmal bei einer bestimmten Fraktion in die Nesseln. Ostern, ein Datum, das sich nach den Mondphasen richtet. Was sollen wir von diesem Fest, das die meisten heute nur noch als Familienfest oder zusätzliche Urlaubszeit feiern, halten? Fassen wir zusammen:

Jesus hat wohl gelebt, aber was war er? Ein Charismatiker? Ein Querkopf, der sich mit weltlichen und jüdischen Machthabern angelegt hat? Einer, der in die Mühlen der vermeintlich Rechtwollenden und -schaffenden gekommen ist? Ein Außenseiter? Ein Querdenker? Einer, der unbeugsam war? Fanatisch?

Er war wohl ein Gläubiger. Ein kritisch Gläubiger. Einer, der nicht geglaubt hat, was die christlichen Kirchen heute über ihn erzählen. Da hätte seine Fantasie und Bildung nicht ausgereicht, um sich das auszudenken oder vorherzusehen. Er war einer, der wie Tausende andere, irgendwann ins Fadenkreuz der politischen und kirchlichen Fahnder geriet und dann ans Kreuz geschlagen wurde und dort elendig zugrunde ging. Ans Kreuz wurden damals nur die Outcasts geschlagen, die gesellschaftlich und sozial Ausgestoßenen. Die Letzten der Letzten.

Was wissen wir historisch von Jesus? Nichts, als dass er wohl gelebt hat und vermutlich am Kreuz starb, aber auch das ist historisch nicht wirklich gesichert. Wie ist er dann zu dem geworden, was er ist? Einer, dessen Folterinstrument, an dem er starb, zu seinem Ruhm wurde, ja zum Symbol für die gesamten christlichen Kirchen. Paradox, dass viele Menschen bis heute ein Folterinstrument, das Kreuz, als Schmuck um den Hals tragen.

Heute würde man das Phänomen „Jesus“ und den Kult, der darum betrieben wird, als Resultat einer genialen Marketingstrategie sehen. Jesus wurde – in heutiger Analyse und Sprache – von guten Marketingstrategen über Jahrhunderte zum Superstar aufgebaut. Mit einer fingierten Biographie, die ihm ein Alleinstellungsmerkmal sicherte: Gezeugt vom Heiligen Geist, geboren von einer Jungfrau, wundertätig – und – am Ende der Clou: Für die Sünden der gesamten Menschheit den Märtyrertod am Kreuz gestorben, um die ganze Welt zu entsündigen, personal von den Toten auferstanden, als Auferstandener seinen Jüngern personal begegnet, personal aufgefahren in den Himmel, wo der zur Rechten seines Vaters, Gott persönlich, sitzt und uns irgendwann im Endgericht zu sich zieht. Irgendwie wird Jesus dann zu 3 Personen in einer: Vater, Sohn und Heiliger Geist. So wird es im Glaubensbekenntnis hergebetet. Das sind die Grundpfeiler christlicher Religion.

Mit diesem kirchlichen Superstar lassen sich seit zwei Jahrtausenden veritable Geschäfte machen und Egos pflegen. Von und in Abhängigkeit von Jesus Christ Super Star verdienten und verdienen viele Menschen auf der ganzen Welt.

Ob Jesus schon durch den geistlichen Zeugungsakt göttlich geboren, durch die Taufe göttlich geworden oder erst durch den finalen Akt seiner Himmelfahrt zum Gott aufgestiegen ist, darüber sind sich schon die Evangelisten nicht einig, geschweige denn nachkommende Kleriker, Theologen und Schriftsteller. Entsprechend wird bis heute debattiert, wie es sich wohl verhält und je nach Kirchenschule, Glaubensüberzeugung und Forschungsrichtung kommt man zu einem anderen Ergebnis. Glaube in christlicher Prägung ist Glaube an die nach Jesus aufgestellten Dogmen und Theorien über ihn. Ohne das ganze theoretische Brimborium und den Personenkult um ihn, wäre Jesus nichts als ein gläubiger Mensch, der für seine Glaubensüberzeugungen, die nicht die herrschenden waren, eingestanden ist.

Wenn wir heute über den christlichen Osterzyklus nachdenken:
Palmsonntag, mit dem Einzug Jesu in Jerusalem,
Gründonnerstag: Abendmahl und Fußwaschung,
Karfreitag, Jesu Kreuzung und Verfinsterung der Welt,
Ostersonntag, seine Auferstehung und sein personales Erscheinen und
Himmelfahrt mit Jesu personalem Auffahren in den Himmel.

Es ist Personenkult, der um Jesus betrieben wird, Jesus-Kult. Davon leben die christlichen Kirchen, die Kleriker und Theologen, all diejenigen, die unter der Marke „Jesus“ Geschäfte machen und Geld verdienen.

Nur, die Welt ist inzwischen global geworden, die Menschen nehmen den christlichen Kirchen ihre Leitsätze und Dogmen nicht mehr ab. Zwar glauben zwei Drittel der Menschen in Deutschland zu glauben, aber bei weitem nicht an alles, was die Kirchen gerne hätten, dass sie glauben. Der moderne Mensch informiert sich über Religionsgrenzen hinweg. Die Menschen glauben, lassen sich aber nicht mehr vorschreiben, was sie glauben sollen. Sie durchschauen das christliche Moralgebäude und sind nicht mehr willens, sich durch es unter Druck setzen oder überhaupt beeinflussen zu lassen. Die Institution „Kirche“ wird, wenn überhaupt, mehr als Sozialeinrichtung, denn als Glaubensinstanz wahrgenommen und von den Menschen, insbesondere den Älteren, genutzt und akzeptiert. Zu schräg und verstaubt sind die Dogmen, die bis heute vertreten werden. Sie schrecken mehr ab, als dass sie anziehen.

An einen personalen Gott glaubt heute nur noch ein kleiner Teil der Menschen, das zeigen statistisch repräsentative Umfragen. Und an Jesus als einen Gott auch nur noch der kleinere Teil der Zeitgenossen. Die Marketingstrategie der Kirchen funktioniert nicht mehr und die Kirchen sind nicht zu einem dogmatischen Frühjahrsputz bereit, da er ihnen weitgehend ihr theologisches und institutionelles Fundament weghauen würde. Sie haben kaum eine andere Wahl. Sie sind gefangen in ihren eigenen Fangstricken.

Zurück zu Ostern. Welche Natur hat das Osterfest unter diesem Blickwinkel? Wir wissen quasi nichts über Jesus. Was überliefert ist, deutet auf einen Menschen hin, der aus ärmlichsten Verhältnissen kam, ungebildet war, aus der untersten Klasse stammte und für die Armen der Ärmsten eingestanden ist, ihnen eine Perspektive, eine Hoffnung, einen Glauben gegeben hat, nicht an ihn als Person, sondern an Gott, den er Vater nannte, von dem er sprach als sei es sein Vater. Er nannte ihn Vater, weil er sich von ihm allein umsorgt fühlte, weil er auf ihn allein vertrauen konnte, weil er sich ihm allein verbunden und verpflichtet fühlte. Er war ganz auf Gott ausgerichtet, einen monotheistischen Gott in jüdischer Tradition, aber ohne weltlich orientierte jüdische Moral- und Verhaltensregeln.

Jesus vertrat einen Gott, der sich nicht durch Menschen begrenzen oder vereinnahmen lässt, einen, den man im täglichen Leben erfahren kann. Einen, auf den man vertrauen kann, im Leben und im Sterben. Es ist ein Gott, der uns zu sich ins Leben führt, auf wunderbare Weise, die für uns nicht erklärlich ist und die man auch nicht erklären braucht, sondern nur leben und glauben. Jesus predigt einen Gott, der Demut erfordert und ein gutes inneres Ohr, um ihn zu hören. Einen, der keine Religion braucht. Jesus hat sich am Rande oder gar außerhalb seiner Glaubenstradition bewegt. Genau lässt sich das nicht mehr feststellen.

Der feste Glaube an diesen Gott ist das, was wir an Jesus lernen können. Ein Glaube, der auch nicht angesichts der menschlichen Gewalt, Verwüstung und Verrohung der Menschen, der Einsamkeit und Unverlässlichkeit seiner engsten Freunde ins Wanken kam. Und selbst wenn er doch ins Wanken gekommen sein sollte, spricht das nur für sein Menschsein, für das Brudersein Jesu im Glauben.

Die Evangelisten, Theologen, Historiker und Schriftsteller sind sich wie bei Jesu Geburt auch über sein Sterben nicht einig. Wie könnten sie auch, es war keiner dabei, auch keiner, der später aufgeschrieben hat, was Jesu angeblich gesagt und getan hat, als er starb. Absolute Wahrheiten gibt es in dieser Hinsicht nicht. Vielleicht starb Jesus genauso namenlos und unspektakulär wie Tausende andere. Es ist eine Möglichkeit, die genauso plausibel oder unplausibel ist wie jede andere. Das Wie ist reine Spekulation. Nur soweit kann Konsens zwischen allen Menschen hergestellt werden: Sterben muss jeder, musste auch Jesus. Alles andere darüber hinaus kann man glauben, muss es aber nicht, was nicht heißt, dass man nicht glaubt, sondern nur, dass man die Ausschmückungen und Dogmen christlicher Prägung nicht zwangsläufig glauben muss.

Lieber Luther, du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Das ist das erste und vornehmste Gebot. Ich bin sicher, das galt auch und gerade für Jesus. Den christlichen Kult, den man um seinen Tod (und seine Geburt) nachträglich machte, ist – wie das Wort schon sagt – Kult um jemanden, den man – unfreiwillig – zum Superstar ernannt hat, vor dem Hintergrund mannigfaltiger Interessen. Die Osterbräuche sind eine Umdefinition heidnischer Bräuche in christliche. Man musste dem Volk etwas bieten. Mit Brot und Spielen, das wussten nicht nur die weltlichen Herrscher, ködert man die Massen. Das lässt sich historisch auch nachvollziehen.

Viel Menschenblut und -not kostete das Marketing der kirchlichen Machtstrategen – insbesondere für Protzbauten und Kriege. Vielleicht wäre es eine gute Idee, heute – an Karfreitag – an diese Menschen zu denken: an die Opfer, die den Theologen, Klerikern und Kirchenleuten, den Religionen weltweit zum Opfer fielen und fallen. Karfreitag als Gedenktag an den Tod Jesus und an alle Opfer von Religionen und religiöser Verfolgung. Karfreitag hätte als Gedenktag einen Sinn, den auch Jesus mittragen könnte.

Lieber Luther, Religion und Glauben sind zwei Paar Stiefel: Dafür stand, steht und starb Jesus. Das war sein Ruhm, nicht sein unrühmlicher Tod. Den hat er sich wahrscheinlich auch angenehmer gewünscht, jedenfalls ist er nichts, was es zu feiern gibt. Nicht für den- und diejenigen, die so sterben mussten, nicht für diejenigen, die diese Tode zu verantworten haben, und schon gar nicht für diejenigen, die diesen grausamen Tod nachträglich glorifiziert haben und weiterhin glorifizieren.

Herzliche Grüße
Deborrah

Nichtweiterso, Ohrenbläser

Lieber Luther,

Die (falschen) Worte des Ohrenbläsers, der Spruch für den gestrigen Tag, ist mir, wie eigentlich immer, gestern im Leben begegnet. Ich habe einen Text gelesen, einen Vorstellungstext und gedacht: Den kennst du doch. Eine Passage ist mir darin damals schon aufgefallen, weil sie offensichtlich geflunkert war, und nun stand sie schon wieder da.

Nachgeschaut, und tatsächlich, ich bin fündig geworden, ein Griff und ich hatte das Heftchen zur Hand. 2008 geschrieben. Der beinah identische Text, Alter, Frau und Ort ausgewechselt, eiliges Leben, und fertig ist die Laube.

Alte vergilbte Tapeten für neue zu verkaufen, in der Hoffnung oder sogar Erwartung, dass es keiner merkt – wer hat schon so ein langes Gedächtnis – mag arbeitsökonomisch sein, ist aber dennoch Unrecht an den Menschen, an die sie gerichtet sind, sie denken und erwarten, das Gesagte komme aus ehrlichem Herzen und entspreche der Wahrheit und es ist doch nichts als Betrug. Weiterlesen „Nichtweiterso, Ohrenbläser“

Psalmen und Sprüche

Lieber Luther,

ich habe mich entschlossen, nach einem Jahr Pause wieder einen Bibelleseplan anzufangen, der mich täglich einen Blick in die Bibel werfen lässt. Ich will mir nicht mehr so viel zumuten wie 2014, das könnte ich neben meinen übervollen Berufsalltag nicht schaffen. Ich werde also die nächsten 372 Tage Psalmen und Sprüche lesen. Ich habe gerade angefangen und merke, wie mich das inspiriert.

Psalmen sind Lobgesänge. Schon im Lesen merkt man, wie der innere Mensch, die Seele, anfängt, die Schönheit und Erhabenheit Gottes zu besingen. Weiterlesen „Psalmen und Sprüche“

Das Neue Testament: Antisemitisch, frauenfeindlich, homophob?

Lieber Luther,

ich will nahtlos an meinen letzten Brief anknüpfen, an die These Ehrmanns, dass das Neue Testament ein gefährliches, frauenfeindliches, antisemitisches und homophobes Buch ist. Es ist natürlich so gekommen, wie es schon vorauszusehen war: Schon allein, wenn man sich der These stellt, die ja nicht so weit hergeholt ist, wenn man die Texte neutral liest, wird einem Unglauben unterstellt, wird gerichtet, mit dem Finger gezeigt, ganz unchristlich Christus im Munde führend. Aber ist es nicht eine Chance nachzudenken und Antworten zu finden, die in unsere Zeit passen? Ich will mich der These stellen, ich finde es herausfordernd, spannend. Zerbröckelt der Glaube unter den Erkenntnissen der Wissenschaft und lässt er sich wirklich nur verteidigen, indem man anfeindet, negiert und in bewährter paulinischer Tradition ausgrenzt?
Weiterlesen „Das Neue Testament: Antisemitisch, frauenfeindlich, homophob?“

Schweigen

Lieber Luther,

der entscheidende Satz im heutigen Predigttext fehlt, wurde fälschlicherweise abgeschnitten:

Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden; man wird auch nicht sagen: Siehe hier! oder: da ist es! Denn seht, das Reich Gottes ist inwendig in euch (Lk 17, 20-21).

Was hat sich zugetragen (Lk 17, 12-14)? Jesus ist ein Wanderprediger mit Charisma, dem der Ruf eines Heilers voraneilt. Zehn Menschen mit äußerlichem Gebrechen, einer Hautkrankheit, sehen ihn von weitem kommen und rufen: Meister Jesus, habe Erbarmen mit uns. Sie denken an ihre Krankheit und erwarten von ihm, dass er sie davon heilt. Man kann es ja versuchen.

Jesus macht nicht viele Worte. Erstaunlicherweise sagt er: Zeigt euch den Priestern! Wie? Was hat das mit den Priestern zu tun? Von Jesus wird die Heilung erwartet? Obwohl ihnen die Anweisung wohl seltsam erschienen sein mag, machen sie sich auf den Weg und während sie gehen, werden sie rein.

Man sieht schon, wie sich diverse Stirne in Falten legen. Wieder so eine Wundergeschichte über Jesus… Weiterlesen „Schweigen“

Fremdenhass und Nächstenliebe

Lieber Luther,

fast jeder kennt die Geschichte, um die es im heutigen Predigttext (Lk 10, 25-37) geht: Die Geschichte vom Barmherzigen Samariter. Es geht um Menschen, die die Straßenseite wechseln, anstatt dem Bedürftigen zu helfen, und um andere Menschen, die ihren geschäftigen Alltag zurückstellen, einen Umweg machen, um zu helfen, Geld in die Hand nehmen. Die Geschichte ist brandaktuell, angesichts brennender Asylbewerberheime, toter Menschen in Transportern und untergegangener Seelenverkäufer im Mittelmeer. Welche Rolle spielen wir? Ja, du! Jeder einzelne ist gefragt. Weiterlesen „Fremdenhass und Nächstenliebe“

Unfrieden – Jesus weint

Lieber Luther,

der Predigttext für diesen Sonntag (Lk 19, 41-48) macht mich betroffen und ich weiß nicht wirklich wieso. Weil Jesus um uns weint? Weil er mit der Bitte angegangen wird, seine Jünger zu strafen? Zu strafen, weil sie ihm bei seinem Einzug in Jerusalem zujubelten? Zu strafen, weil sie sagen: Gelobt sei, der da kommt In Gottes Namen. Friede sei im Himmel und auf Erden!

Jesus weint um Weiterlesen „Unfrieden – Jesus weint“

Fischzug

Lieber Luther,

der heutige Predigttext, Lk 5, 1-11, ist wohlbekannt und doch wiederum nicht. Fahrt hinaus in die Höhe und in die Tiefe, damit ihr einen Zug tut und einen Fang macht, ich will euch zu Menschenfischern machen, folgt mir nach. Das ist die zentrale Botschaft Jesu in der Geschichte (vgl auch Mk 1, 17; Mt 4, 19). Etwas genauer steht es bei Johannes (Joh 21, 6): Werft das Netz zur Rechten des Schiffs, so werdet ihr finden.

Wie üblich, wenn Jesus im Dialog mit seinen Anhängern ist, gibt es viel Miss- oder Unverständnis. Jesus spricht von etwas ganz anderem Weiterlesen „Fischzug“

Glaubt an mein Kreuz

Lieber Luther,

Glaubt an mein Kreuz, sagt Jesus im Jakobusbrief, der in den Texten von Nag Hammadi überliefert ist. Welche Litanei rattert da bei vielen im Kopf herunter? Jesus musste leiden, weil es sein Vater so gewollt hat, für uns, damit er durch sein Leiden und seinen Tod uns von unseren Sünden erlöst. Jesus, der vom Vater für uns geopfert wurde, Jesus, der sich selbst opferte, weil beide uns so lieben, dass ihnen jedes Opfer für unsere Rettung recht ist. Jesus, das Lamm Gottes, das schweigsam und tapfer die Sünden der Welt ans Kreuz trägt. Christus, du (Schlacht)Lamm Gottes, der du trägst die Sünde der Welt, erbarm dich unser. Gott als unbarmherziger Vater, der seinen Sohn opfert, seinen vollkommenen Sohn für die Sünden und Boshaftigkeiten anderer unperfekterer Söhne? Kein Vater handelt so, wieso ausgerechnet Gott, der Inbegriff des Gut?

An sich, lieber Luther, zeigt schon der gesamte Glaubenskontext, der in der Bibel insgesamt, im Ersten Testament aufgeblättert wird, dass das so nicht sein kann. Weiterlesen „Glaubt an mein Kreuz“

Abnabelung

Lieber Luther,

nachdem ich dir über den heutigen Predigttext (Joh 3, 1-11), Jesu Belehrung des Nikodemus, schon zu Himmelfahrt geschrieben haben, finde ich Zeit, das Thema, das mich seit Wochen beschäftigt, weiter zu verfolgen. GEIST, WORT und PREDIGT, das ist die Trinität, über die heute, an Trinitatis, nachgedacht werden sollte, anstatt über Kirchenlehren, die von 3 Personen in einer Person fabulieren.

Nachdem ich mein Bibelleseprojekt abgeschlossen habe, erschließe ich nach und nach andere Schatzkästlein, apogryphe Texte. Und wie es so will kommt mir ein Text unter die Augen, der nahtlos an das anschließt, was ich dir letzte Woche geschrieben habe, es ist der „Brief des Jakobus“ aus den Texten aus Nag Hammadi (NHC, 1, 2). Was dort steht, die Botschaft, wird wohl nicht in einen Blog passen. Es lohnt sich in jedem Fall. Es ist ein ganz erstaunlicher Text mit noch erstaunlicher Botschaft. Weiterlesen „Abnabelung“

Heiliger Geist – Pfingsten

Lieber Luther,

heute ist Pfingsten, das Geistfest der Kirchen. Ich habe mich schon viele Male mit dem Geist beschäftigt. Das Wirken des Geistes Gottes ist ein zentrales Element unseres Gottesglaubens. Pfingsten ist eine Erinnerung daran. Pfingsten findet allerdings als sichtbares Ereignis nur in der Apostelgeschichte statt (Apg 2, 1-47), am 49. Tag nach Ostern, am Tag an dem die Juden Schwuot feiern, den Tag der Offenbarung der Tora an das Volk Israel. Es ist sozusagen ein zu einem christlichen Fest umgemodeltes jüdisches Fest. Anstatt Tora, betrachtet man die Aussendung des Heiligen Geistes auf die Apostel und Jünger als Initiation der Kirchengründung. Der vorhandene jüdische Feiertag wurde, wie so mancher heidnische, christlich uminterpretiert. Weiterlesen „Heiliger Geist – Pfingsten“

Himmelfahrt

Lieber Luther,

die Menschen sind reichlich verwirrt, wenn es um Auferstehung, Himmelfahrt und Pfingsten geht. Sie sind verwirrt, weil sie nicht verstehen, was gezeigt werden soll, weil sie personal fleischlich denken. Wie weit dieses Denken von der Denke Jesus entfernt ist, habe ich dir schon viele Male geschrieben. Jesus interessiert das Fleischliche nicht, weil es vor Gott hinderlich ist. Er versucht immer das Augenmerk davon wegzulenken. So ist es auch mit seiner sog. Himmelfahrt. Was will mit diesem Bild gesagt sein? Weiterlesen „Himmelfahrt“

Vaterunser (10) – Gottes Demokratie

Lieber Luther,

ein benediktinischer Pater hat einmal vor ein paar Jahren ganz abfällig zu mir gesagt: Das ist nichts, das ist Gefasel, das ist Larifari, ganz als sei es der letzte Dreck. Die Rede war von einem Kernbestandteil des Vaterunsers: Weiterlesen „Vaterunser (10) – Gottes Demokratie“

Vaterunser (9) – Erste Liebe

Lieber Luther,

niemals kann ein Mensch seinen Bruder von seinen Sünden, seiner Bösartig- und Schlechtigkeit lösen, denn zu kostbar ist seine Seele. Es bedarf des Atemhauches Gottes. So viel kann ein Mensch nicht in die Waagschale werfen, damit es den Atemhauch Gottes aufwiegen würde. Gott allein ist es, der den Menschen von der Gewalt des Scheols, von der menschlichen Hand in ihrer Abgründigkeit, vom Menschen, der ohne Atemhauch Gottes handelt, entreißen kann. Gott allein kann lösen, kann erlösen (Ps. 49, 9-16). In Psalm 49 steht, um was es geht, wenn wir im Vaterunser beten: Weiterlesen „Vaterunser (9) – Erste Liebe“

Vaterunser (8) – Versuchungen

Lieber Luther,

… und führe uns nicht in Versuchung. Wie oft habe ich schon gehört, Jesus versucht nicht, das wollen wir von unserem guten Jesus nicht hören und nicht sehen. Er will nur das Beste für uns. Stimmt. Deshalb steht es auch im Vaterunser:

Und führe uns nicht in Versuchung.

Korrekt übersetzt heißt es: Und führe uns nicht in die Prüfung. Was meint das? Weiterlesen „Vaterunser (8) – Versuchungen“

Vaterunser (7) – Schulden (3)

Lieber Luther,

seit ein paar Wochen und Blogs schon beschäftige ich mich mit dem Vaterunser und bin hängengeblieben beim:

Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

Das Thema ist voller Missverständnisse. Seit wir von Gott wissen, vergibt er uns unsere Missetaten. Bis auf Jesus hat jeder Grund zu sagen: Vater, vergib mir meine Schuld. Zu sehr lassen wir uns ablenken und unsere Aufmerksamkeit von Gott weglenken, denken in unseren rein menschlichen Kategorien, die für Jesus eine Kategorie ohne Bedeutung war. Jesus ist voll auf Gott fokussiert. Jesus dreht die Sichtrichtung wieder um. Er predigt, man muss Vater und Mutter verlassen, Jedermann auf Erden, und zum Vater, zum Lebensspender zurückkehren. Mit Jesus schließt sich der Kreis, ist die Richtung zum Leben wieder in ihren Ursprung zurückgedreht, im Wort und im Tun. Jesus ist der Wendepunkt, der uns wieder auf Gott zurückverweist, uns neu verpflichtet, im neuen Bund. Weiterlesen „Vaterunser (7) – Schulden (3)“

Vaterunser (6) – Und vergib JEDERMANNs Schuld (2)

Lieber Luther,

die Entdeckung der Bildlichkeit in 1.Mose 4, 17-25, von der ich dir gestern geschrieben habe, hat mich nicht ruhen lassen. Das was da erzählt ist, hat schon eine Vorgeschichte. Also muss ich auch die Vorgeschichte mit neuen Augen betrachten. Mein Thema gerade, das Vaterunser,

Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsren Schuldigern,

hat ihre Wurzeln ganz am Anfang. Wir müssen also noch einen Schritt zurück gehen.

Ich habe mich schon verschiedentlich mit der Schöpfungsgeschichte, mit Teilen daraus, beschäftigt. Man spricht von der 1. Schöpfungsgeschichte (den 7 Tagen an denen Gott die Welt erschuf) und der 2. Schöpfungsgeschichte, die Paradiesgeschichte. Gestern ist mir aufgegangen, dass das nicht 1. und 2. Schöpfungsgeschichte ist, sondern EINE Schöpfungsgeschichte, bis man anfängt auf der Erde den Namen des HERRN zu predigen. Weiterlesen „Vaterunser (6) – Und vergib JEDERMANNs Schuld (2)“

Vaterunser (5) – Und vergib uns unsere Schuld (1)

Lieber Luther,

zum nächsten Teil des Vaterunsers:

Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern,

musste ich einen langen Anlauf nehmen, neu Kraft schöpfen. Schon der erste Teil des Vaterunsers fordert viel, überfordert uns oft.

Der Anlauf geht ganz zurück, ganz an den Anfang der Schrift. Weiterlesen „Vaterunser (5) – Und vergib uns unsere Schuld (1)“