Prediger

Lieber Luther,
wie bereits angekündigt hier der dritte Teil meiner Salomon-Triologie. Die Frage ist, was ist die Quintessenz Salomons bezüglich der – oder besser – seiner Weisheit? Wie bereits angedeutet,war Salomon sehr in seinem Selbstverständnis erschüttert, als Gott ihm die rote Karte gezeigt hat, weil er ihm untreu und ungehorsam geworden ist, er anderen Göttern nachgelaufen ist, zu verantworten hat, dass die Stämme Israels, die sein Vater David gesammelt hat, durch sein verantwortungsloses Handeln wieder zerstreut wurden. Das musste einen wie Salomon, der sein Leben lang für Weisheit stand, treffen. Seine gesammelten Lehren aus diesem Desaster sind in dem autobiographischen Buch Prediger verarbeitet. Der Tenor: Ich war hochmütig und ein Narr, lernt von mir Demut! Aber der Reihe nach.
Der Anfang vom Ende Salomons ist schon ganz am Anfang besiegelt, in seiner Bitte, die er gegenüber Gott äußert, als er David beerbt und ihn die Größe des Erbes ängstigt. So bittet er Gott (1.Kön 3, 7-14): Ich bin ein junger Mensch und weiß weder meinen Ausgang noch meinen Eingang. Gib deinem Knecht ein gehorsames Herz, dass er dein Volk richten möge und verstehen, was gut und böse ist. Gott gewährt, aber er setzt hinzu, ich will dir ein langes Leben gewähren, sofern du auf meinen Wegen gehst, wie dein Vater David.
Diese Bitte war vermessen und hat ihn überfordert. Am Ende seines Lebens weiß Salomon das. Das gehorsame Herz hat ihm gefehlt. Das war der entscheidende Unterschied zu seinem Vater David. So kommt er denn auch selbst zu dem Schluss (Pred 9, 18): Weisheit ist besser denn Harnisch, aber ein einziger Bube verderbt viel Gutes. Sein Blatt hatte einige Buben, all die fremden Götter, die er anbetete, deshalb hat sich sein Blatt auch entscheidend gewendet und er am Ende alles verloren.
Seine Lehre daraus (Pred 5, 1-7): Bewahre deinen Fuss, wenn du zum Hause Gottes gehst, und komme, um zu hören. Sei nicht schnell mit deinem Mund, lass dich von deinem Herz nicht verführen, um etwas zu bitten, das für dich zu groß ist. Denn wo viel Sorgen ist, da kommen Träume und wo viele Worte sind, da hört man Narren. Wenn du Gott ein Gelübde tust, mit ihm einen Bund schließt, so halte ihn. Er hat keinen Gefallen an Narren, die ihr Versprechen nicht halten. Es ist besser, du gelobst nichts, als dass du deinen Eid nicht hältst. Halte deinen Mund im Zaum und sprich vor dem Engel nicht: Es ist ein Versehen. Deine Lüge erzürnt ihn, er wendet sich ab und das Glück verlässt dich. Wo viel Träume sind, ist viel Eitelkeit und (zu viele) Worte. Sei demütig und gottesfürchtig.
Salomon ist seine Weisheit zum Verhängnis geworden: Denn wo viel Weisheit ist, da ist viel Gram; und wer viel lernt, der muss viel leiden (Pred 1, 18). Wie Faust sucht er, was die Welt zusammenhält und kommt am Ende zu dem Ergebnis, dass wir nichts wissen können, denn Gott tut alles zu seiner Zeit, man kann weder Anfang noch Ende wissen, man kann weder etwas hinzutun, noch wegnehmen. Alles was der Mensch tut ist vergänglich und hat keinen bleibenden Wert, was aber Gott tut bleibt ewig. Er herrscht über die Zeit und alles hat seine Zeit, das was war, was ist und was sein wird. Kein Mensch wird dies jedoch je fassen können, wie groß seine Weisheit auch sein möge (Pred 3, 11-17).
Salomon lässt sein Leben Revue passieren und seziert sich und seine eitle Wissenssuche nach Recht und Unrecht, nach Gut und Böse, nach dem rechten Leben, gnadenlos. Ich wandte mich um und sah: die Sinnenfreude, die Kultur, das Bauen und Schaffen, das Raffen und die Gier nach Reichtum. Aber, was nützt das alles, wenn ich am Ende meine Seele verliere (Pred 4, 8)? Frage nicht, was Recht und Unrecht ist, denn über den Mächtigen sitzt noch ein Mächtigerer (Pred 5, 8). Die Fülle lässt den Reichen nicht schlafen, sein Reichtum gerät ihm zum Schaden, es bleibt nichts in seiner Hand, er geht nackt, wie er gekommen ist. Alles, was er gerafft hat, vom Winde verweht (Pred 5, 13-16).
Es ist ein großes Unglück für Salomon, dass Gott ihm Reichtum, Güter und Ehre, alles was sein Herz begehrt, gegeben hat, aber nicht die Macht, all diesen Reichtum festzuhalten, sondern dass er an einen anderen übergeht, der davon profitiert (Pred 6, 1). Man hört den Schmerz Salomons förmlich, dass er das Erbe Davids an Jerobeam verspielt hat. Dies ist eine schwere Demütigung und Kränkung für ihn. So klagt er: Selbst wenn einer 100 Kinder zeugte (was in damaliger Zeit ein großer Reichtum war) und hätte ein langes Leben (was ihm Gott zugesagt hat), was nützt ihm das, wenn seine Seele sich nicht des Guten, das er getan hat, erfreuen kann und dann in Frieden gehen kann. Wie kann seine Seele jetzt noch satt werden? Was unterscheidet einen Weisen von einem Narren (Pred 6, 6-8)?
Demut ist Salomons Antwort. Ein Mensch kann nicht hadern mit dem, der ihm zu mächtig ist. Gott kennt den Menschen beim Namen und alles ist bereits in seinem Buch verzeichnet. Wer kann sagen, was dem Mensch wirklich nützt und was nicht (Pred 6, 10-12)?. Der gute Ruf ist besser denn eine gute Salbe, der Tag des Todes besser denn der Tag der Geburt. Es ist besser in das Klagehaus zu gehen, als in das Freudenhaus. Gott hört alle Klagen und nimmt sie zu Herzen. Trauer ist besser als Lachen, da durch Trauer das Herz gebessert wird. Das Herz der Weisen ist im Klagehaus, und das Herz der Narren im Freudenhaus (Pred 7, 1-4). Salomon hat beide durchwandert. Seine Lebenswanderung ging vom Haus der Freude in das Haus der Klage und Trauer.
Zu fragen, ob die Tage der Freude besser waren als die Tage der Trauer, hält er für müßig. Weisheit hilft zwar, das Leben zu meistern. Es freut einen, wenn sie an die Kinder vererbt wird, sie hilft, sein Kapital klug einzusetzen. aber wahre Weisheit lehrt das Leben. Keine Weisheit kann gerade machen, was Gott krümmt. An guten Tagen, sei guter Dinge, die schlechten erachte auch als gut, denn Gottes Werke sind nicht vorhersehbar. Da ist ein Gerechter (wie ich) und er geht unter mit seiner Gerechtigkeit (wie ich) und ein Gottloser, der lebt lange mit seiner Bosheit. Deshalb, so sein bitteres Fazit, sei nicht allzu gerecht und allzu weise, dass du dich nicht selbst verdirbst, sei nicht allzu gottlos und sei kein Narr (wie ich), dass du stirbst zur Unzeit. Wer Gott fürchtet, der entgeht dem allem. Weisheit stärkt den Menschen mehr als Recht, denn es ist kein Mensch so gerecht auf Erden, dass er Gutes tut und nicht dabei sündigt (Pred 7, 10-20).
Salomon will damit sagen: Ich wollte gerecht sein, verstehen, was gut und böse ist, ich wollte richten und habe dabei übersehen, dass ich selbst Unrecht getan und schwer gesündigt habe. Ich habe die Weisheit gesucht, sie blieb aber fern von mir. Alles, was da ist, ist fern und sehr tief, wie kann ein Mensch es ergründen (Pred 7, 23-24)? Ich war ein Narr, mir das anzumaßen. Er hat lange gebraucht, um bei seiner Achillesferse anzukommen, den Frauen. In einer Art Rechtfertigung erklärt er:
Ich wollte die Torheit und den Irrtum der Gottlosen erfahren und erforschen, ich fand: Bitterer als der Tod ist eine Frau, die einen einfängt, knebelt und deren Hände zu Banden werden. Wer Gott gefällt, der wird ihr entrinnen. Aber der Sünder wird durch sie gefangen. Sein nüchternes Urteil: Ich wurde gefangen, von einer nach der anderen. Ich suche immer noch nach den Gründen, warum ich in meinem Volk keine passende Frau gefunden habe. Das einzige was mir klar geworden ist: Gott hat die Menschen aufrichtig gemacht, sie aber hatten Verführungskünste (Pred 7, 25-29). Er hat zwar die Rätsel der Königin von Saba gelöst, aber das Rätsel der Frauen scheint ihm bis zuletzt ein Buch mit sieben Siegeln gewesen zu sein. Die Eitelkeit hat gesiegt.
Wer hätte auch vorhersehen können, welche Konsequenzen das nach sich zieht? Deshalb rät er: Haltet das Wort des Königs und den Bund mit Gott. Niemand kann Gott herausfordern. Wer aber seine Gebote hält, der wird nichts Böses erfahren. Ein Mensch hat weder Macht über den Geist, noch über den Tag seines Todes. Ein Gottloser kann einen Gottlosen nicht retten. Wenn man einen Menschen über sich herrschen lässt, führt das ins eigene Unglück. Da Abwege nicht sofort bestraft werden, hält der Mensch nicht inne. Deshalb sollte der Mensch von sich aus Gott Ehrfurcht entgegenbringen. Die Gottlosen werden nicht lange leben, sie fahren in die Grube, auch wenn es kurzzeitig anders aussieht (Pred 8, 1-14).
Die praktische Anleitung für das tägliche Leben, die Salomon gibt und oft wiederholt, ist: Der Mensch kann nichts Besseres tun als essen, trinken und freudig der Arbeit nachgehen, die Gott ihm jeden Tag gibt. Das ist der (überschaubare) Anteil, die der Mensch hat (z.B. Pred 8, 15). Der Mensch kann den Weltenlauf nicht verstehen, je mehr er sucht, desto weniger findet er, egal wie weise er sich wähnt (Pred 8, 17). Lerne an mir: Ein wenig Torheit wiegt mehr als alle Weisheit und Ehre. Nur ein Narr macht viele Worte (Pred 9). Und einen Rat an die jungen Menschen: Denkt am Anfang schon an den Ausgang, damit euch nicht, wie mir, am Ende eine Rechnung serviert wird, die euch nicht gefällt (Pred 11, 8-10).
Lieber Luther, Salomon ist vom König, vom dem, der Gericht hält, zum Prediger geworden, um einen ähnliches Scherbengericht, wie bei ihm selbst, bei anderen zu vermeiden. Er will warnen, mit sich selbst als schlechtem Beispiel. Es stecken so viele Details und so viel (Alters-)Weisheit in dem Buch, dass ich hier unmöglich auf alles eingehen konnte. Ich musste mich auf das Wesentliche beschränken. Über kein Buch der Bibel – ausgenommen vielleicht die Offenbarung – ist so viel – gelinde gesagt – unweises geschrieben worden, wie über das Prediger-Buch, ohne Verstand und Zusammenhang. Stattdessen eitle Spekulationen darüber, wie „eitel“ und „Haschen nach dem Wind“ wohl zu übersetzen sind. Die Antwort ist einfach: So wie du übersetzt hast, das trifft den Sinn genau. Der Brief ist lang geworden, deshalb keine Auseinandersetzung mit dem Sinnigen und Unsinnigen, was über den Prediger im Umlauf ist. Salomons Weisheit spricht für sich.
Herzliche Grüße
Deborrah

Weisheit, Gerechtigkeit und Recht

Lieber Luther,
an Salomon kommt man nicht vorbei, ohne sich mit seiner Weisheit zu beschäftigen. Von so einem weisen Mann muss doch etwas zu lernen sein. Aber was? Um sich Salomons Weisheit zu nähern, muss man sich zunächst mit den Rahmenbedingungen beschäftigen.
Salomon war jung, als er seinen Vater David als König beerbte und es muss ihm etwas bange vor der Größe der Herausforderung gewesen sein. So betet er zu Gott und dieser erscheint ihm in einem Traum. Folgender Dialog entwickelt sich (1.Kön 3, 7-14):
Ich bin ein junger Mensch und weiß weder meinen Ausgang noch meinen Eingang, sagt Salomon. Gib deinem Knecht ein gehorsames Herz, dass er dein Volk richten möge und verstehen, was gut und böse ist. Den wer vermag dein mächtiges Volk zu richten?
Und Gott antwortet: Weil du das von mir erbittest und nicht bittest um ein langes Leben, Reichtum oder die Seele deiner Feinde, sondern um Verstand, damit du gerecht richten kannst, so sei es dir gewährt. Ich habe dir ein weises und verständiges Herz gegeben, das einzigartig unter den Menschen ist und auf ewig sein wird. Weder vor noch nach dir, wird jemand so weise sein wie du. Und dazu gebe ich dir Reichtum und Ehre, so dass kein König, der zu deiner Zeit lebt, mit dir an Pracht und Herrlichkeit vergleichbar ist. Wenn du auf meinen Wegen gehst, meine „Sitten“ und meine Gebote hältst, wie dein Vater David, so will ich dir ein langes Leben geben.
Da kann nichts mehr schiefgehen, denkt man zunächst. Sein Reichtum mehrt sich wie fast von selbst, er baut prachtvolle Bauwerke, seine Weisheit und sein Ansehen wird sprichwörtlich, über die Grenzen seiner Herrschaft und über die Jahrtausende hinweg. Das fordert heraus, wie die Episode mit der Königin von Saba zeigt. Kann ein Mensch wirklich so weise sein (1.Kön 10, 1-13)?
Die Königin von Saba ist gekommen, um Salomon mit Rätseln herauszufordern. Sie muss aber schnell feststellen, dass weder das Gesagte noch das Ungesagte vor Salomon verborgen bleibt: Deine Weisheit und dein Gut übertrifft alle Beschreibungen. Glückselig die Menschen, die allezeit vor dir stehen und deine Weisheit hören. Gepriesen sei der HERR, dein Gott, der Wohlgefallen an dir hat und dich auf den Thron Israels gesetzt hat, damit du Recht und Gerechtigkeit übst.
Salomon ist der Inbegriff der Weisheit. Seine Mission ist, von Gottes Weisheit zu künden. Er ist nur der Übermittler dessen, was Gott in seinen Mund gelegt hat. Er soll uns sagen, die Quelle von Gottes Gesetz, seinem Recht, seiner Gerechtigkeit, seines Gerichts ist seine Weisheit. Sie kennt alles, ihr ist nichts fremd. Sie ist frei von einfachem Schwarz-Weiß-Denken. Salomon erzählt, was gerecht richten vor Gott heißt. Gott hat es ihn erkennen lassen.
Wenn man die Weisheitssprüche Salomons liest, versteht man, dass das, was vor Gott Recht und rechtschaffen ist, beileibe nicht auf die 10 Gesetzestafeln Moses passen, sich auf 10 Allgemeinsätze reduzieren lässt. Wer dieses glauben machen will, verfällt in den Fehler der Pharisäer, den Jesus anprangert: Er missbraucht das Wort und macht es aus eigenen Interessen zu Schul- und Lehrsetzungen, die den Menschen verpflichtet anstatt befreit. Jesus ist massiv dagegen angegangen. Die 10 Gebote gehen auf (oder unter) in Gottes Recht, sie sind nicht das, was unter Recht und Gerechtigkeit im Tenor der Bibel, nicht in Einzel(teil)sätzchen – um bei der Rechtssprache zu bleiben – gemeint ist. Was Gott unter Recht und Gerechtigkeit versteht, ist nicht nur, aber im Zusammenhang in der Hauptsache, von Salomon überliefert. Gottes Recht ist – im Gegensatz zum menschlich gesetzten Recht – nur in Verbindung mit Gerechtigkeit zu denken, gegründet in Gottes allesverstehender Weisheit.
Lieber Luther, die Weisheitssätze Salomons lehren uns: Gott richtet wesentlich differenzierter als manche Theologie. Gott schaut das Leben an und setzt in den Kontext, er urteilt nicht lebensfern. Die von Salomon überlieferte Weisheit erweitert den Horizont und befreit uns in das Vertrauen auf Gottes Gericht, in das Vertrauen auf Gottes Weisheit, aus der heraus er, Jesus Christus, gerecht richtet und richten wird. So wie zu Salomon alle Welt freiwillig kommt, um seine Gerechtigkeit zu sehen, hierfür steht die Königin von Saba, so sollen wir freiwillig zu Jesus kommen, der auf Gottes Thron und Richtstuhl sitzt, und dessen Weisheit und Gerechtigkeit sehen, ihm und seiner Gerechtigkeit vertrauen. Sie übersteigt, davon zeugt Salomon, jegliche menschliche Weisheit, denn siehe, Jesus ist mehr als Salomon (Mt 12, 42).
Salomon steht aber auch dafür, dass menschliche Weisheit nicht heißt, dass Mensch auch immer weise handelt. Auch Salomon stolpert, wie so manch anderer auch in der Bibel und jetzt, über seine Lust. Er baut nicht nur, worauf er Lust hat, er nimmt sich auch die Frauen, auf die er Lust hat. Wie so oft, hilft da bei Salomon auch alle Weisheit und alle Gottesfürchtigkeit nicht. Fleisch siegt auch bei ihm über jeglichen Verstand. Angelegt ist das schon zu Anfang: Er wandelte nach den Sitten seines Vaters David, „nur dass er auf den Höhen opferte und räucherte“ (1.Kön 3, 2). Er folgte nämlich nicht gänzlich dem HERRN, wie sein Vater David (1.Kön 11,1-13), baute dem Namen Gottes zwar einen glänzenden Tempel, aber ging auf fremd. Wie konnte das geschehen?
In der Bibel steht lapidar: Aber der König Salomon liebte viele ausländische Weiber. Wie bei allem, übersteigt Salomon auch hier alle Vorstellungskraft: Von 700 „vornehmen“ Frauen und 300 weiteren Geliebten ist die Rede. Die andersgläubigen Frauen verführten ihn dazu, den fremden Göttern zu opfern. Eva wurde ihrem Namen gerecht und Adam ließ sich willig verführen. Bei Salomon scheint die Verführbarkeit zur Abgötterei eine Alterserscheinung gewesen zu sein, heutzutage würde man sagen: Midlife Crisis oder aber – wahlweise – Demenz. Wenn Gott etwas nicht mag, dann Abgötterei, die Vielweiberei ist ihm egal, fleischliche Belanglosigkeit, solange er die Frauen versorgt. Abgötterei, oft in der Bibel als Hurerei bezeichnet, ist das einzige, für das er keine Toleranz und kein Verständnis aufbringt. Die gesamte Bibel zeugt davon, von dem EINEN Gott, der darum bettelt, dass wir ihn allein als unseren Gott (an)erkennen, unseren mit ihm geschlossenen Bund halten und ihm treu sind. Salomon sollte die Konsequenzen seiner Untreue, des Bruchs seines Bundes mit Gott, erfahren.
Salomon hat den Frauen seine Treue zu Gott geopfert. Er, den Gott mit Weisheit und Reichtum gesegnet hat, hat diesen Segen mit Füßen getreten. Er hat in all seiner Weisheit nicht erkannt, dass er den falschen Weg einschlägt. Gott gibt zu erkennen: Weil du meinen Bund und meine Gebote nicht gehalten hast, will ich das Königreich von dir reißen und deinem Knecht geben. Nicht dir, aber deinem Sohn wird dies geschehen. Ich will ihm aber einen Stamm lassen, nicht deinetwegen, sondern deines Vaters David wegen, auf dass David, mein Knecht, vor mir eine Leuchte habe auf all seinen Wegen in der Stadt Jerusalem, die ich mir erwählt habe, dass ich meinen Namen in ihr aufrichte. (1.Kön 11, 36). Alles musste so geschehen, damit etwa 1000 Jahre später Jesus in die Stadt Davids einziehen konnte. Die Weisheit Gottes hat alles schon vorher bedacht.
Lieber Luther, Salomon hat beinahe alles, was sein Vater über Jahrzehnte hart und mit viel Entbehrungen erkämpft hatte, verspielt. Er konnte in Weisheit zwar die anderen richten, aber bei sich selbst war er betriebsblind. Das muss ihn in seinen Grundfesten erschüttert haben.  Keine Weisheit hat ihn vor dem entscheidenden Fehler bewahrt. Er hat das von Gott verliehene Königtum für sein persönliches Vergnügen leichtfertig verschenkt. Gott hat ihn daraufhin von Thron über ganz Israel gestoßen, das Königreich war aus seiner Hand genommen. Demut und Gottvertrauen war gefragt, Dürre nach der Fülle.
Lieber Luther, Weisheit bewahrt nicht vor Einfalt, Verstand nicht vor Unverstand, Gottes Herrlichkeit nicht vor Selbstherrlichkeit. Salomon, der über den Dingen geschwebt hat, musste feststellen, dass auch er nur ein fehlbarer Mensch ist. Das hat ihn verändert. Er wurde vom gerechten Richter, vom bewunderten König, zum Prediger. Die Welt sollte von ihm und dem, was er über die Weisheit gelernt hat, lernen. Weisheit, wo fängst du an und wo sind deine Grenzen? Das war die Frage, die ihn fortan beschäftigte. Zu welchem Ergebnis ist er gekommen? Davon nächstens mehr.
Herzliche Grüße
Deborrah

Tempelbau

Lieber Luther,
manchmal denken wir, die Fußstapfen, in die wir treten sollen, sind uns zu groß, viel zu groß. Wir trauen uns nichts zu, sind mehr als misstrauisch gegenüber uns selbst. Aber, man kann auch große Fußstapfen beerben, wenn man seinen Weg findet. Salomon zeigt uns das. Er führte keine Kriege, sondern er baute, unter anderem dem „Namen des HERRN“ ein Haus. Er baute lange, im elften Jahr war das Haus so, wie es sein sollte (1. Kön 6, 38).
Gott sagt: So sei es mit dem Haus, das du baust: Wirst du in meinen Geboten wandeln und nach meinen Rechten tun und alle meine Gebote halten, darin zu wandeln, so will ich mein Wort, das ich deinem Vater David geredet habe, bestätigen und will wohnen unter den Kindern Israel und mein Volk nicht verlassen (1.Kön 6, 12-13).
Rückblende: Gott sagt David vorher: Ich will meinem Volk einen Ort setzen, an dem es gepflanzt ist und es wohnen soll. Es soll nicht mehr in die Irre gehen. Wenn du dich mit deinen Vätern schlafen legst, will ich deinen Samen nach dir erwecken, der von deinem Leib kommen soll; dem will ich sein Reich bestätigen. Er soll meinem Namen ein Haus bauen, und ich will den Stuhl seines Königreichs bestätigen ewiglich. Ich will sein Vater sein, und er soll mein Sohn sein (2.Sam 7, 10-15). Diese Prophezeiung kann nur Jesus meinen.
Salomon, der gern und viel baut, „auf das er Lust hat“, sieht sich in der Nachfolge und nimmt diese Prophezeiung als Legitimation, ein prächtiges Haus aus Stein, Zedernholz und Gold zu bauen, ein physisches Haus. Aber es schwant ihm, dass das vielleicht nicht gemeint sein könnte. Bei der Einweihung des Tempels betet er (1.Kön 8, 25-61):
HERR, halte, was du meinem Vater verheißen hast. Denn sollte in Wahrheit Gott auf Erden wohnen? Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen; wie sollte es denn dies Haus tun, das ich gebaut habe?
Höre, o Gott, mein Gebet, mein Lob und mein Flehen, wache über dies Haus Tag und Nacht, über die Stätte, von der du gesagt hast: Mein Name soll da sein. Sei uns gnädig.
Wenn jemand sündigt wider seinen Nächsten, schaffe Recht, spreche den Gerechten gerecht, der Gottlose trage seine Gottlosigkeit selbst.
Wenn jemand an dir sündigt und sich wieder zu dir bekehrt, deinen Namen bekennt, zu dir betet und fleht, nehme ihn wieder in Gnaden an.
Wenn der Himmel verschlossen ist ob der Sünden, die deine Kinder an dir begehen, und sie deinen Namen bekennen und sich von ihren Sünden bekehren, weil du ihnen Einsicht verschaffst, so weise ihnen den guten Weg, den sie gehen sollen und lass deine Gnade auf sie regnen, auf das Land, das du ihnen zum Erbe gegeben hast.
Wenn der Mensch geplagt ist, von Anfeindung, Krankheit, innerer Leere, Verfolgung, sei gnädig dem, der da bittet und fleht, der in seinem Herzen die Plage erkennt und seine Hände ringend nach dir ausstreckt. Gib jedem nach seinem Lebenswandel, wie du sein Herz erkennst, denn du allein kennst das Herz aller Menschenkinder, auf dass sie gottesfürchtig leben, solange sie in dem Land leben, dass du ihnen zum Erbe gegeben hast.
Wenn ein Fremder, der nicht zu deinen Kindern zählt, zu deinem Haus kommt, um deines Namens willen, so erhöre das Rufen dieser Fremden, auf dass alle Menschen auf Erden deinen Namen erkennen, dass auch sie gottesfürchtig leben.
Wenn jemand für deinen Namen ficht, so verschaffe ihm Recht. 
Wenn ein Mensch sich gegen dich versündigt – denn es ist kein Mensch, der nicht sündigt – er sich von dir trennen lässt und sich in Gefangenschaft von falschen Göttern begibt, gib Barmherzigkeit denen, in deren Gefangenschaft er gerät, denn er ist dein Kind und Erbe.
Gott antwortet (1.Kön 9, 3-9):
Ich habe dein Gebet und Flehen gehört, ich habe das Haus, das du gebaut hast, geheiligt, und werde ewig meinen Namen in es setzen. Meine Augen und mein Herz sollen ewig da sein. Du sollst vor mir wandeln wie dein Vater David, mit rechtschaffenem Herzen und aufrichtig, dass du tust, was vor mir recht ist. Solange du dies tust, wird es dir nicht an einem fehlen, den ich auf den Stuhl in meinem Land gesetzt habe. Wendet ihr euch aber von mir ab, werde ich mein Angesicht auch von euch abwenden und ihr werdet euch über euch selbst entsetzen.
Die Botschaft ist: Gott interessiert die prächtige Äußerlichkeit überhaupt nicht, keines Wortes wert. Die äußere Pracht des Tempels ist völlig belanglos. Kein äußerer Pomp kann die Innerlichkeit ersetzen, Form geht nicht vor Inhalt. Beten und Flehen, umkehren, sich der Gnade Gottes anempfehlen, das ist, was vor Gott alleine zählt. Wenn der menschliche Baukörper, von dem dies ausgeht, Gott heiligt, dann heiligt Gott auch ihn. Aber es muss aufrichtig, mit rechtschaffenem Herzen geschehen. Wer das tut, kann auf Jesus bauen, den Rechtschaffenen, der auch dem Sünder Recht in alle Ewigkeit angedeihen lässt, seine Gnade und Barmherzigkeit, die aus menschlichen Gefängnissen zu Gottes Tempel befreit. Jesus ist der König, auf den wir uns verlassen können, was immer uns äußerlich geschieht, er allein sitzt auf dem Gnaden- und Richterstuhl, der unserem inneren Menschen immer gerecht wird, wie immer unterdrückt, entrechtet, gefangen der äußere Mensch auch ist. Gott wohnt in unserem Tempel, wenn wir ihn lassen. Äußeren Glanz bedarf es dazu nicht.
Menschliche Pracht besteht darin, sich in allen Wechselfällen des Lebens Gott, seiner Gnade und Barmherzigkeit anzuvertrauen, umzukehren, ehrlich zu bereuen, wenn man geirrt hat, Gott wahrhaftig und reinen Herzens anzurufen und ihn um Wegweisung zu bitten. Es geht nicht um die Sünden, Sünder ist jeder Mensch. Es geht darum, sich seiner Sünden bewusst zu werden, sie zu erkennen, sie rechtschaffen und ehrlich vor Gott zu bekennen und umzudrehen. Salomons Gebet zeugt davon.
Lieber Luther, fast hätte ich mich vom äußerlichen Glanz von Salomons Bauten blenden lassen. Aber warum ist von diesen sagenhaften Bauten Salomons, in denen so viel Gold verbaut wurde, nichts mehr übrig, auch mit neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen nichts nachweisbar. Ich habe lange darüber nachgedacht, was uns das sagen soll. Es gibt keinerlei außerbiblische Information über Salomon, in keiner anderen altorientalischen Schrift, noch archäologisch (vgl. Herders Neuer Bibelatlas, S.134). Schwere Kost für alle, die denken, die Bibel sei ein Geschichtsbuch. Fällt mit der historischen Nichtbeweisbarkeit der Tempel Salomons in sich zusammen? Nein, ganz und gar nicht.
Der Glanz in Salomons Tempel, steht für die Herrlichkeit, den Glanz und den Reichtum Gottes, das Gold für seine Treue und Gerechtigkeit. Das Zedernholz ist vor Wurmfrass sicher, es steht für das sichere Fundament, das Gott für uns ist, kein Wurm, keine Schlange, kein Satan kann ihm etwas anhaben. Die Zeder steht für Schönheit und Wohlgeruch. Der Gerechte vor Gott wächst wie die Zeder des Libanons (Ps 92, 13). Jedes Detail hat seinen Sinn und eine Aussage, ohne dass ich hier in dem begrenzten Rahmen weiter darauf eingehen kann.
Der Tempel Salomons ist eine Allegorie auf Gottes Tempel in uns. Er ist, was in 1.Kor 3, 16 gemeint ist: Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? Der Salomonische Tempelbau gibt Anleitung, worin dieser Tempel besteht und wie man ihn baut. Oder in Off 3, 12: Wer überwindet, den will ich machen zum Pfeiler in dem Tempel meines Gottes. Die beiden Säulen, die vor Salomons Tempel standen, hießen Jachin (= Gott lässt fest stehen) und Boas (=Lebensfülle). Wer Gott einen Tempel in sich baut, lässt Gott fest stehen und gibt Lebensfülle, wird zu einem Pfeiler in Gottes Tempel.
Lieber Luther, an dem Tempel, den ich in mir Gott baue, der ich bin, muss ich lange bauen, länger wahrscheinlich als Salomon, bis er in reinem Gold, von Anfechtung frei, in Gerechtigkeit dasteht wie die Zeder des Libanons, frei von Wurmfrass. Vielleicht bleibt es, wir wissen es nicht, ein unvollendetes Gebäude, aber, lieber Luther, wir bauen daran, weil wir eine Ahnung davon haben, dass der Glanz und der Raum, den wir ihm geben, längst nicht der Glanz ist, der dem Glanz Gottes angemessen ist. Wir können aber die Tür öffnen, so dass Gott uns helfen kann zu bauen, dass wir nicht müde werden, das innere Gold auf Hochglanz zu bringen. So erweisen wir, jeder wie er kann, Gott die Ehre, egal in welchem Bauzustand der Tempel in einem ist. Hauptsache angefangen. So gehe ich jetzt, und behaue ein paar Steine.
Herzliche Grüße
Deborrah

Hirten

Lieber Luther,
Jeremia war ein großer Prediger des Unbequemen, ein Prophet, der Könige und Priester, ihre Gottesferne und ihre Irrlehren anprangerte. Er predigte, was keiner hören wollte und ist dafür von denjenigen, die sich auf den Schlips getreten fühlten, so an den Rand gedrängt worden, verfolgt und verspottet, dass er darüber nicht mehr froh wurde. Dennoch hat er seinen Auftrag erfüllt, immer wieder, hat keinem nach dem Mund geredet, die unbequeme Botschaft wohl gescheut, aber nicht ausgelassen.
Jeremia hat sich vor allem mit den Herrschenden angelegt. Vergebliche Mühe, vergebliches Leiden, sie haben nicht auf ihn gehört, auch die Hirten nicht, bis auf den heutigen Tag (Jeremia 23):
Weh euch Hirten, die ihr die Herde meiner Weide umbringt und zerstreut, spricht der HERR. Ihr vertreibt, anstatt zu hüten und für sie zu sorgen. Deshalb will ich euch heimsuchen, um eures bösen Wesens willen. Ich will diejenigen, die zerstreut sind, selbst sammeln und auf meine Weide bringen. Dort sollen sie wachsen und sich vermehren. Ich will Hirten über sie setzen, die kein Unrecht mehr an meinen Schafen tun. Ich will einen erwecken, der für Recht und Gerechtigkeit auf Erden sorgen wird. Sein Name wird sein: Der HERR unsrer Gerechtigkeit. Er wird euch gerecht machen. Ich sage das und werde das tun, wider alle eure Reden und Predigten!
Das Land ist voll Ehebrecher und Hurerei, voller Menschen, die den Bund mit mir brechen, ihr Treueversprechen, das sie mir gegeben haben, hintanstellen, mich hintergehen. Ihr Leben ist böse und ihr Tun taugt nicht vor meinen Augen. Beide, falsche Propheten und Priester, sind Knechte des Bösen, die auch in meinem Haus zu finden sind.
Sie gehen auf einer schiefen Ebene, die sie unweigerlich ausgleiten und nach unten rutschen lässt. Ich will Unglück über sie kommen lassen, spricht der HERR, im Jahr ihrer Heimsuchung. Sie brechen den Bund mit mir und verbreiten Lügen. Sie stärken die Boshaften, auf dass ja keiner umkehre und sich zu mir bekehre. Sie bewohnen Sodom und Gomorra, das Reich des Verführers. Ich will sie mit Galle tränken, da sie mit ihrer falschen Rede und Heuchelei das Volk verführen. So spricht der HERR: Gehorcht nicht den Worten dieser falschen Propheten, sie betrügen euch, denn sie predigen, was sie in ihren dunklen Herzen sehen, nicht was aus dem Mund des HERRN kommt.
Sie beschwichtigen diejenigen, die mich nicht achten: „Der HERR hat’s gesagt, es wird euch wohl gehen,“ und all denen, die sich nach ihren eigenen Vorstellungen richten, sagen sie: „Es wird kein Unglück über euch kommen.“ Wie anmaßend seid ihr! Ich frage euch: Wer ist von euch im Rat der Gerechten vor dem HERRN gestanden? Wer von euch hat sein Wort gesehen, vernommen und gehört?
Siehe es wird ein Ungewitter kommen, das auf sie regnen wird. Gottes Zorn über diese Untaten wird nicht nachlassen, bis sein Wille geschehen ist. Am Ende werdet ihr es wohl begreifen müssen und erfahren. Ich habe die falschen Propheten weder gesandt noch mit ihnen geredet. Das hält sie nicht davon ab, in ihrem eigenen Kaffeesatz zu lesen. Wären sie bei meinem Wort geblieben und hätten sie es dem Volk gepredigt, so wäre das Volk nicht davongelaufen, sondern hätte sich zu mir bekehrt. Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, oder auch ein Gott, der über allem steht und alles sieht? Meinst du etwa, vor mir könne jemand sein wahres Wesen verbergen? Bin ich nicht die Fülle, die Himmel und Erde umfasst?
Ich höre die falschen Prediger sehr wohl, die vorgeben, in meinem Namen zu sprechen, die sich eigene Geschichten ausdenken, anstatt sich an mein Wort zu halten und damit bewirken, dass mein Volk meinen Namen vergisst. Der Träumer soll träumen, wer aber mein Wort hat, der predigt recht. Wer mich recht erkennt, zeigt denjenigen, die meiner bedürfen, was mein Recht ist (Jer 22, 16). Es ist wie mit Stroh und Weizen: Wie bringe ich die Frucht in die Scheuer, anstatt Stroh, das unter meinem Wort verbrennt? Versetzt mein Wort nicht Berge? Darum siehe, ich werde den falschen Predigern, die einander gegenseitig in Ammenmärchen übertrumpfen, aber nicht mein Wort verkünden, einmal zeigen, was mein Recht ist. Sie verführen mein Volk mit ihren Lügen und verantwortungslosen Reden. Sie sind kein Nutzen, sondern Schaden.
Wenn ihr gefragt werdet, was die Last des Herrn sei, dem sagt: Ihr seid die Last des Herrn, ich will euch deshalb abwerfen. Wer mein Recht und meine Gerechtigkeit als Last ansieht, den will ich heimsuchen. Der HERR sagt: Nennt mein Recht und meine Gerechtigkeit nicht mehr „Last des HERRN“. Denn ihr werdet nach eurem Wort gemessen. Einem jeden wird sein Wort eine „Last“ sein, weil ihr die Worte des lebendigen Gottes verdreht.
Und was antwortet ihr den falschen Propheten und Predigern: Weil ihr meine Worte „Last des HERRN“ nennt, obwohl hier geschrieben steht, ihr es lesen könnt, dass ihr das lassen sollt, deshalb will ich euch hinwegnehmen und von meinem Angesicht verwerfen, euch zur ewigen Schmach und Schande.
Lieber Luther, kennen wir diese Wehe-Rufe über die Hirten nicht von Jesus? Sind sie nicht wie seine Wehe-Rufe über die Pharisäer und Schriftgelehrten? Er sagt auch, ich bin nicht gekommen zu trennen, sondern das Wort der Propheten zu erfüllen. Er kann zwischen Berufspropheten und berufenen Propheten unterscheiden.
Oder, lieber Luther: Gilt das überlieferte Wort vielleicht gar nicht mehr? Ist ja Altes Testament, interessiert uns nicht mehr? Es waren nur die alten Hirten gemeint, nicht die jetzigen. Oder: Jesus hat alles aufgehoben, was Gott vorher durch die Propheten gesprochen hat? Oder: Mit der Taufe hebt sich alles vorher von Gott Gesprochene auf, insbesondere die Teile, die von Recht, Gesetz und Geboten, Verpflichtungen, zu haltendem Bund verkünden? Oder: Was getauft ist, ist Christ per se, egal was er treibt und tut und wie gottlos er auch im Herzen ist? Oder: Alles hinweggefegt durch Paulus? Der selbsternannte Apostel bekommt das Gewicht von Gottes Wind, bläst das von den Propheten überlieferte Wort Gottes und Jesu Wort in den Evangelien mit seiner Theologie hinweg? Oder, der Gipfel: Hirten und Schafe meinen eine landwirtschaftliche Betätigung? Alles schon von Berufsgeistlichen gehört. Jeremia gibt Orientierung.
Herzliche Grüße
Deborrah

Manna-Gier

Lieber Luther,
wir machen es uns gerne bequem. Auf den ersten Blick ist die Geschichte vom Manna in der Wüste, der Predigttext für den kommenden Sonntag, eine Geschichte, die zu falschen Schlüssen verführt. Sie könnte dazu verführen es sich einfach zu machen in der Botschaft, Botschaft wie immer: Gott sorgt in der Not für einen, er lässt uns nicht verhungern. Business as usual, Predigt drüber und abhaken. Sollten wir es uns wirklich so einfach machen.
Um was geht es?
Das Volk Israel ist aus Ägypten unter Führung von Mose und Aaron aufgebrochen, um in das Land zu ziehen, in dem Milch und Honig fließt. Die Bedingungen, um in dieses Land zu kommen, sind hart: Hunger, Durst, Missgunst, Neid. Das Volk, das in dieses Land unterwegs ist, ist allen menschlichen Anfechtungen ausgesetzt, die damals wie heute unverändert sind. Der Verführer lauert an jeder Ecke. Das verführte Volk murrt und lehnt sich gegen ihre Anführer auf. Es hat die Not und die Unterdrückung, unter der es gestöhnt hat, verdrängt, und denkt nur noch an die gefüllten Fleischtöpfe, an das leibliche Wohlbefinden. Der Bauch ist ihm näher als die Freiheit. Es unterwirft sich lieber selbst sklavisch den Wohlstandsgöttern, als sich von ihnen unter Aufgabe der Bequemlichkeit zu befreien. Alltag auch heute noch.
Mose wächst das alles über den Kopf und so wendet er sich in seiner Not an Gott und will ihm den Bettel hinschmeißen: Ich habe dieses Volk nicht geboren, wieso hast du mir die Last aufgebürdet, sie ist mir auf die Dauer zu schwer, ich kann dieses Volk nicht mehr tragen und nicht mehr ertragen. Die Situation droht zu eskalieren. Gott muss handeln und so schickt er Wachteln und Manna, um den Hunger zu sättigen, das Volk zu beruhigen. Er gibt auch Verhaltensregeln: Nehmt nur so viel, wie ihr braucht. Natürlich hält sich das Volk nicht daran, sammelt,  auch wenn es nicht sammeln soll, weil es bereits genug hat. Die Gier siegt (2.Mose 16).
Man könnte sagen: Gott hat seine Gnade in der Not erwiesen. Aber, so ist es nicht. Die Botschaft der Geschichte ist eine ganz andere. Sie wird in zwei weiteren Mosebüchern erneut aufgenommen und näher erklärt, was von ihrer Wichtigkeit zeugt (4.Mose 11, 5.Mose 8). Es geht um den Unglauben, das Murren des Volkes, das mangelnde Gottvertrauen, darum, dass sie sich beklagen, dass er sie aus der Knechtschaft führt. Sie vertrauen nicht demütig und geduldig auf ihn, sondern das Volk „gierte voller Begierde“ nach Fleisch, nach Leben. Selbst über das, was Gott gibt, beklagen sie sich: Nichts als Manna ist doch auf die Dauer langweilig. Gott reagiert und schickt weitere Zeichen: Ich werde eurer Gier nachgeben und euch Fleisch schicken, bis es euch zur Nase herauskommt und euch zum Ekel wird, weil ihr den HERRN, der in eurer Mitte ist, verworfen und gejammert habt, wo es nicht zu jammern gibt, wegen eurer ungezügelten Gier (4.Mose 11, 20). Aaron bringt es denn dann auch auf den Punkt: Ihr beklagt euch nicht über uns, ihr beklagt euch über Gott und seinen Willen! Ihr nehmt nicht, was er euch gibt, ihr wollt anderes und mehr. Ihr setzt euren Willen über seinen Willen.
Gott prüft die Herzen, oberflächliches Zungengefasel von Gott lässt er nicht gelten (5.Mose 8). Er prüft, ob wir auch in der Not seinen Willen und seine Hand (an)erkennen, oder ob wir abfallen, sobald es nicht nach unserem Kopf und Willen geht. Gott tut Zeichen, indem er Fleisch und Man schickt. Man ist einzigartig, niemand zuvor hat Man gesehen. Er setzt eindeutige Zeichen. Er überschüttet sie geradezu mit Man und Wachteln, so dass sie begreifen sollen, dass nur er es sein kann, der solche unerklärbaren Zeichen schickt. Und er zeigt ihnen das Maß ihrer Gier. Erkenne Mensch, dass Gott dich erzieht, wie er ein Kind erzieht. Er will wissen, ob du wirklich an ihn glaubst oder nur so tust. Gib deshalb Acht, dass du ihn in deinem Wohlstand nicht vergisst und ihn auch als deinen Gott (an)erkennst, wenn es dir nicht so gut geht. Wahrer Glaube enthüllt sich in der Not, nicht im Wohlstand. Demut, nicht Gier ist sein Gebot. Die Kinder Israel haben in der Wüste die Prüfung Gottes nicht bestanden.
Die Lehre, die wir daraus ziehen sollen: Versuche Gott nicht, wie sie es getan haben, pass auf, dass du an deiner Gier nicht erstickst. Laufe nicht deinen eigenen Göttern nach. Glaube , dass er es allein ist, der dir Kraft und Vermögen verleiht. Breche den Bund mit ihm nicht wie sie, er, der seinen Bund mit dir niemals bricht. Verlange nicht immer Zeichen, die du dann doch nicht verstehst, halte seine Werte hoch und breche sie nicht. Lerne seine Zeichen lesen, er tut keine Zeichen nur der Zeichen wegen, sondern dass du erkennst, dass er der HERR, dein Gott ist (5.Mose 8). Bescheide dich.
Die gleiche Geschichte wiederholt sich 1500 Jahre später, in der Speisung der 5000 (Joh 6, 26 ff). Jesus sagt: Begreift ihr nicht, dass Gott alle Zeichen tut, um euch von eurem Unglauben abzubringen. Ihr sucht mich aber nicht, weil ihr das Zeichen begreift, das mein Vater um euretwillen getan hat, sondern weil eure Mägen voll geworden sind. So wie bei euren Vätern in der Wüste. Beide Geschichten werden nicht per Zufall in Zusammenhang gebracht. Das Volk bleibt trotzdem völlig unverständig und fragt wiederum als sei die Speisung der 5000 nicht geschehen: Unsere Väter haben Manna in der Wüste gegessen, aber was wirkst du?
Ihr Schafsköpfe, sagt Jesus, versteht ihr nicht, dass ich euer Manna und euer Fleisch bin? Eure Väter haben in der Wüste Wachteln und Manna gegessen und sind gestorben. Das Zeichen, das ich bringe, ist ungleich größer: Ich bin das Brot. Wer von diesem Brot isst, wird leben in Ewigkeit, wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, wird leben in Ewigkeit. Ich bin das Zeichen, ich bin mehr als Wachteln und Manna. Ich bin eure gute Speise. Aber, so wie einst eure Väter, so murrt auch ihr und glaubt nicht. So verlangt auch ihr fortgesetzt Zeichen und versteht sie dann nicht. Ihr (an-)erkennt nicht, dass es Gottes Herrlichkeit ist, die wirkt. Ihr seht nicht, dass ich es bin, den er anstatt von nur Wachteln und Brot schickt. Ihr versteht damals wie heute nicht, dass es Glaube ist, den ihr mit mir essen müsst, wollt ihr in Ewigkeit leben. Nur Wachteln und Manna reichen dazu nicht aus, sie sind äußere Zeichen. Der Glaube, Demut und Gehorsam müssen dazukommen.
Lieber Luther, in Psalm 78, 22 ff ist es zusammengefasst: Anstatt demütig, tritt der Mensch (heraus)fordernd gegenüber Gott auf, weil er nicht glaubt und auf seine Hilfe vertraut. Gott lässt, auch wenn er darüber zornig ist, trotzdem zum Zeichen, dass er den Bund mit uns Menschen nicht vergessen hat, Himmelsgetreide auf uns regnen, gibt uns seine Frucht, nährt mit seinem Geist. Auch wenn es der Mensch nicht begreift. Die Gier nach Manna liegt nahe bei der Gier nach Money. Wie vor 3500 Jahren, wie vor 2000 Jahren, so auch jetzt. Gott bleibt hartnäckig, trotz jeglicher menschlicher Anmaßung. Das Himmelsbrot nährt uns auch heute noch jeden Tag, sofern wir Hunger auf es verspüren und wir es in unserer Wohlstands-Sattheit, zwischen unserem Tafelsilber, in unseren schönen Häusern, die recht besehen Elendsquartiere sind,  im Morgenlicht glitzern sehen.
Herzliche Grüße
Deborrah

David & Abigail – Speise in Fülle

Lieber Luther,
endlich komme ich dazu, dir zu schreiben, was ich eigentlich schon letzte Woche schreiben wollte, aber in den Rahmenbedingungen der Auseinandersetzung Davids mit dem Widersacher steckengeblieben bin. Es geht um eine der schönsten Stellen in der Bibel, die mich restlos begeistert. Wie meist an solchen Stellen, spielt dabei eine Frau eine entscheidende Rolle, es geht um David und Abigail (1.Samuel 25). Wenn man die Vorgeschichte nicht versteht, versteht man auch den Dialog zwischen David und Abigail nicht, deshalb war erst die Beschäftigung mit den Rahmenbedingungen der Kerngeschichte notwendig.
Abigail war die Frau eines reichen, rücksichtslosen, geldgierigen, jähzornigen Mannes. Sie war – welcher Gegensatz – klug und schön. Die beiden waren wie Feuer und Wasser. Die Frauen waren damals, wie in manchen Gegenden der Welt immer noch, Handelsware, dem ausgeliefert, was Männer über sie bestimmten. Sie mussten ihr mangelndes Recht mit Klugheit ausgleichen. Oft sind sie die entscheidenden Stellschrauben Gottes zur Wende zum Guten. So auch Abigail.
David ist nicht damit einverstanden, wie Nadal die Menschen, die sein Eigentum sind, behandelt. Er will deshalb intervenieren. Die Lage droht zu eskalieren. Einer der Botschafter, die David schickt, um – vergebens – zu verhandeln, spricht – und das ist sehr außergewöhnlich für die damaligen Gesellschaftsstrukturen – auch mit seiner Frau. Er erklärt ihr die Hintergründe ihrer Mission und Davids Eintreten für die „Hirten„. Der Gute Hirte ist das Bild für Jesus, Gott, der uns behütet, Hirten stehen für Menschen, die Gott nachfolgen und Menschen auf Gottes Wegen behüten. Deshalb werden auch Pfarrer als „Hirten“ bezeichnet, obwohl sie manchmal auch zu den verlorenen Schafen zählen. Alles ist zusammengefasst in Psalm 23, dem Psalm Davids. Die Geschichte, um die es hier geht, erklärt Psalm 23 an einem praktischen Beispiel, an David selbst, der hier fast vom Hirten zu einem verlorenen Schaf wird.
Der geldgierige Nadal beutet die Menschen in seinem Herrschaftsgebiet unerbittlich aus und unterdrückt sie. Die Hirten versuchen zu lindern, wo sie lindern können, werden dafür aber von Nadal drangsaliert. David, der zusammen mit diesen Hirten die anvertrauten Schafe gehütet hat, will das nicht dulden und dagegen angehen. David tritt für diese Menschen ein, weil er ihnen danbar ist, dass sie gastfreundlich waren und ihm, dem von Saul Verfolgten und Flüchtling, Unterschlupf und Brot gewährt haben. Sie sind ihm und den Menschen, die mit ihm von einem Ort zum anderen flohen, „Mauern gewesen Tag und Nacht“. Sie waren eine Zufluchtsstätte für sie. Jetzt, wo diese Menschen selbst in Not sind, will er eine Mauer und Zufluchtsstätte für diese Menschen sein. Ein Bund der Menschlichkeit und des füreinander Eintretens.
Abigail kann, wie David auch, nicht einfach die Hände in den Schoß legen und tatenlos dem Leid zusehen. Deshalb nimmt sie das in die Hand, was in der Symbolik der Bibel, Altem wie Neuem Testament, die Seite Gottes symbolisiert: Brot, Wein, Mehl Rosinenkuchen, gemacht aus der getrockneten Frucht des Weinstocks, sowie Feigenkuchen. Wo der Feigenbaum Frucht bringt, ist Gott. Jesus erzählt viele Gleichnisse von Feigenbaum, Weinstock und Weizenkorn. Alles Gewächse auf Gottes Acker. Symbole für Gottes Frucht, für Menschen, die Frucht bringen. Es ist also kein Zufall, dass Abigail diese Speisen in die Hand nimmt. Es gilt Hungrige zu sättigen.
Leider ist das Wissen um die Zahlensymbolik der Bibel weitgehend verloren gegangen. Einige Gelehrte versuchen, es wieder herzustellen. Die Liste der „Zutaten“ Gottes, die Abigail, in die Hand nimmt, hat eine Bedeutung, deshalb die genaue Mengenangabe. Abigail nimmt z.B. 5 gekochte Schafe. Die Zahl 5 steht für die menschliche Bedürftigkeit und die göttliche Erlösung (s. Adolf Heller, Biblische Zahlensymbolik). Abigail nimmt im Bild der 5 gekochten Schafe die Bedürftigkeit der geknechteten, geschundenen, wehrlosen, weichgekochten Menschen unter der Willkürherrschaft ihres Mannes und lädt sie auf den lastbaren Esel. Wie später Maria und Joseph auf einem Esel vor Herodes fliehen, wie Jesus, der auf dem lastbaren Esel in Jerusalem einreitet, auf seinen Schultern das kommende Leid. Der Esel trägt das Leid der bedürftigen Menschen. Es würde sich sicher lohnen, den Sinn auch hinter den anderen Zahlen und Speisen ihrer Zutatenliste weiter zu ergründen, um die gesamte Botschaft zu entschlüsseln. Leider, liebe Luther, habe ich hier dazu weder Raum noch genügend Zeit.
Abigail macht sich also auf zu David und zwar – und das ist ungeheuerlich in damaliger Zeit – ohne Wissen ihres Mannes. Sie schickt die Boten voraus, „siehe ich komme hernach“. David kommt ihr entgegen. Auch dazu gibt es Parallelen, etwa wenn Isaak Rebekka entgegen kommt. Das Entgegen-Gehen ist ein Aufeinander-Zugehen.
David sagt: Ich habe die Menschen, die deinem Mann gehören, umsonst in der Wüste behütet. Es war zu seinem Nutzen, er aber hat es mit Bösem vergolten. Gott wird es ihm entsprechend vergelten und, wenn der „lichte Morgen“ anbricht, wird Gottes Licht nichts von ihm übriglassen, er wird nichts von dem Bösen vererben, das heißt alles „was männlich ist“ wird nicht überleben. David ist bereit zu streiten und er denkt er streitet für Gott.
Abigail demütigt sich vor David, sie fällt zu seinen Füßen: Herr, mein sei die Missetat, höre deiner Magd zu. Setze dein Herz nicht gegen Nabal, denn er ist ein Narr, sein Name bezeugt es. Werde nicht selbst zum Narren. Ich habe verstanden, es ist Gottes Wille, dass du selbst nicht gekommen bist, sondern die Boten. Es geschah zu deinem Schutz, damit du nicht in Gefahr geraten bist, deine Hände mit Missetaten zu verunreinigen, dass du dir nicht mit eigener Hand hilfst, sondern auf Gottes Hand vertraust. Das ist so, „so wahr der HERR lebt und so wahr deine Seele lebt“. Es ist Segen auf dem, was ich dir sage, damit du diesen Segen an die Menschen weitergeben kannst, die unter der Herrschaft meines Mannes leiden. Vergib mir, wenn du das als Anmaßung betrachtest. Aber ich weiß, dass der HERR dir dafür ein Haus bauen wird, das ewig besteht. Denn du führst die Kriege des HERRN, nicht deine eigenen Kriege. Es soll nichts Böses an dir gefunden werden, solange du lebst. Und wenn du Verfolgung erleidest, so wird dir nichts geschehen, denn du bist ein Gesegneter Gottes, deine Seele ist im kleinen „Bündlein“ der immer Lebendigen Gottes geborgen. Gott wird deine Feinde von dir wegschleudern und dich zum Herzog (nicht König, das wird ein anderer) über Israel setzen. Ich bin gesandt, damit dein Fuß an keinen Stein stößt, du nicht stolperst und vom richtigen Weg abweichst und anstatt auf Gott auf dich selbst vertraust.
Welche Ansprache! Ohne Beispiel in der Bibel, dass eine Frau einen wie David, einen von Gott Gesalbten, so belehrt. Welche Friedensbotschaft! Abigail ist wie David eine Gesegnete, durch die Gott spricht, um David nicht vom richtigen Kurs abweichen zu lassen. Er selbst ist durch sein Ego blockiert, er braucht jemand, der ihm Anleitung gibt. Sie ist ihm ebenbürtig, von der gleichen Wurzel. David erkennt das sofort: Gelobt sei der HERR, der Gott Israel, der dich mir heute entgegen geschickt hat. Gesegnet seist du, dass du verhindert hast, dass ich von Gottes Weg abweiche und anstatt auf Gott auf mich selbst vertraue, dass ich selbst richte, anstatt Gott richten zu lassen. David nimmt demütig stellvertretend von „ihrer Hand“ wie von Gottes Hand. Ziehe in Frieden, sagt er, ich gehorche dem, was du sagst. Ich sehe, dass du mir von Gott gesandt bist.
Zwangsläufig ist, was da kommt. Gottes Werk folgt dem Wort. Abigail kehrt zu ihrem Mann zurück, der sich an sich selbst und seinem Reichtum betrinkt. Nach 10 Tagen stirbt er. Zehn steht in der biblischen Zahlensymbolik u.a. für Verantwortlichkeit. Gott., nicht David, richtet. Das Böse, veranschaulicht durch den rücksichtslos weltliche Güter an sich raffenden, sich an sich selbst berauschenden und über Leichen gehenden Nadal, muss sich seiner Verantwortung vor Gott stellen. Irgendwie selbstverständlich ist, dass David nach Nadals Tod für Abigail sorgt und sie zur Frau nimmt. Abigail spielt als Person im Weiteren der Bibel keine Rolle mehr. Es geht in den Geschichten der Bibel nicht um die Person als Individuum an sich, es geht immer um ihre Rolle in der Vermittlung der Botschaft, die transportiert werden soll.
Die Botschaft dieser Geschichte ist: Gott sorgt für unseren Frieden, wenn wir zuhören, ohne Ansehen der Person, die Ohren aufmachen, die Botschaft hören, die einem gesagt ist, nicht irdischen Reichtümern nachrennen, nicht eigenen Gewinn maximieren, demütig sein, innehalten, wenn wir vom Weg abzuweichen drohen, nicht in unsere Hand nehmen, was in seine Hand gehört, nicht richten, sondern Gott richten lassen, Gott folgen, nicht dem Verführer in uns. Es geht in der Geschichte um die äußere und innere Verführung. Für die äußerliche Verführung steht Nadal: für die Rücksichtslosigkeit und Raffgier, die falschen Götter, denen wir nachlaufen. Die innere Verführung ist das Ego, das sich in den Vordergrund vor Gott stellt und David fast vom rechten Weg abweichen lässt. Aber nur fast. Gott weiß das zu verhindern. Das gelingt nur, weil David zuhört und Abigails Worten demütig auch in der Tat folgt. Die ganze Botschaft auch heute noch gültige Botschaft. Anwendbar jeden Tag.
Lieber Luther, was für eine Fülle in ein paar Bibelsätzen! Das Gute und das Böse, das Männliche und das Weibliche, der Friede und der Unfriede, Gott und der Verführer im Widerstreit. Was für eine wunderbare Geschichte! Alles in mir freut sich. Es ist einer der schönsten Bibelstellen überhaupt. Der Dialog zwischen David und Abigail ist, als ob Gott sich mit sich selbst unterhält und wir haben das unendliche Glück, zuhören zu dürfen. Brot und Wein in Fülle. Wie genährt dürfen wir in diesen Sonntag gehen!
Herzliche Grüße
Deborrah

Schriftsprache

Lieber Luther,
für dich nichts Neues, aber für manch anderen: die Bibel spricht in Bildern und Gleichnissen, weil wie Jesus sagt, die Menschen es nicht anders begreifen. Durch die Bilder werden die Botschaften allgemein gültig, über Tausende von Jahren. Es geht nicht um das physische Geschehen, es ist nur das Behältnis für das Heilsgeschehen, das erklärt und bezeugt werden soll. Die Menschen, die die Botschaften in der Bibel aufgeschrieben haben, haben nur in Symbolen gedacht. Jeder Name, jede Zahl, jedes Bild war ein Symbol. Hinter jedem Symbol öffnet sich eine Bedeutungswelt, die mehr aussagt, als tausend Worte und Sätze aussagen könnten. Wäre die Welt hinter jedem Symbol beschrieben, die Bibel hätte ein Vielfaches an Umfang.
Das Wissen der Bedeutung und Symbolik des Wortes hinter dem Wort ist mit der Zeit verloren gegangen und damit auch die Botschaft an sich. Die Bilder des Ersten Testamentes werden heute kaum mehr verstanden. Die Bilder, die Jesus und auch die Apostel gebrauchen, sind die aber Bilder des Ersten Testamentes. Jesus erneuert nur die Botschaft, in Bildern, die auf die alten Bilder verweisen. So wird bei der Auslegung beider Testamente fleißig geraten und phantasiert, was sich aus der Schrift zweifelsfrei herleiten ließe.
Ein gutes Beispiel für die Symbolik in der Bibel ist die Geschichte von David und seiner Auseinandersetzung mit Nabal (heißt übersetzt „Narr“), ein „heilloser“ Mann (1.Samuel 25, 1-13). Er war sehr reich, hatte viele Schafe und Ziegen. Er war persönlich böse, aber sein „Wesen“ (=Gemeinwesen) war „zu Karmel“ (übersetzt: ein Fruchtgarten Gottes), das heißt die Menschen, denen er vorstand, brachten Frucht auf Gottes Acker, sie waren „Hirten“ und versuchten ihre Schafe zu schützen, denn Nadal „schor seine Schafe“, beutete sie aus, bis sie nackt bis auf die Haut waren. David hörte davon und konnte nicht einfach zusehen. So schickte er Botschafter zu Nadal, um ihn aufzufordern, mit diesem gottlosen Treiben aufzuhören, denn „wir sind auf einen guten Tag gekommen“, wir sind gekommen, damit alles gut werde. Gib deinen Knechten, fordert er, und deinem Sohn David, was deine Hand findet. Versuche das Gute aus dir herauszuholen. Nabal aber hört Davids Botschaft nicht, stattdessen sieht er nur, dass David seinem Dienstherrn Saul entflohen ist.
Nadal lässt David ausrichten: Sollte ich mein Brot, Wasser und Fleisch nehmen, das ich für die Scherer geschlachtet habe, und den Leuten geben, die ich nicht kenne, den Hergelaufenen? Soll ich, was durch und für meine Handlanger aus meinem Volk herausgepresst wurde, etwa wieder an es verteilen? Das ist die Kampflinie, um die es geht.
David forderte seine Männer auf: gürte ein jeglicher sein Schwert „um sich“, um gegen Nabals Ungerechtigkeiten zu kämpfen. Das gürten ist ein Bild des sich mit Gott Gürten: Und ich will ihm deinen Rock anziehen und ihn mit deinem Gürtel gürten und deine Gewalt in seine Hand geben, dass er Vater sei derer, die zu Jerusalem wohnen (Jes 22, 21). Von Jesus ist vorausgesagt: Denn er zieht Gerechtigkeit an wie ein Panzer, setzt einen Helm des Heils auf sein Haupt, zieht sich an zur Rache und kleidet sich mit Eifer wie mit einem (Waffen-)Rock, in dem er gegen seine Widersacher streiten wird. Jesus streitet für und im Namen seines Vaters mit Eifer (Jes 59, 17-20).
Bei Paulus heißt es sinngleich: Denn die Waffen unserer Ritterschaft sind nicht fleischlich, sondern mächtig vor Gott, zu zerstören Befestigungen (2.Kor 10,4). Die Ritterschaft besteht im Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes, durch Waffen der Gerechtigkeit (2.Kor 6, 7). Genau das ist der Kern der Geschichte von David gegen Nadal. Die Bilder, die Paulus benutzt, kommen aus dem Ersten Testament.
David ist ein Krieger Gottes, er streitet mit Gottes Waffen. Wenn David den gottlosen Goliath mit der Schleuder niederstreckt, heißt das, Gott trifft Goliath, der Fels bringt das Böse, das gegen sein Gutes kämpft, bildlich zu Fall. Es ist einer der großen Irrtümer mancher Bibelleser, die meinen, es gehe in der Bibel um irdische Kriege mit irdischen Waffen, Gott sei blutrünstig. „Blut“ ist ein Bild für das Leben, Blut ist Lebenssaft. Wenn reichlich Blut fließt, fließt Lebenssaft, Gottes Leben. „Blut“ verweist in der Bibel auf Gottes Leben, nicht auf den menschlichen Tod.
Wenn David gegen die Philister zieht, zieht er gegen das Böse bzw. gegen die Heiden zu Felde. Es ist nicht die physische Ermordung gemeint, sondern die geistliche Ermordung der Gottlosigkeit durch Gott. Deshalb kann ein Mann bei diesen Kriegen auch immer gegen eine Übermacht etwas ausrichten, weil Gott seine Streitmacht ist. Gott gibt seine Waffen, um seinen Sieg zu erringen. Der physische Mensch ist keine Kategorie, die gemeint ist, es ist der Gottesmensch gemeint.
Mit den gängigen Bildern des Krieges wird in der Bibel die Macht und Überlegenheit von Gottes Streitmacht bezeugt. Lieber Luther, keiner der großen und gottesfürchtigen Gottesmänner hätte sich vor über 1000 Jahren träumen lassen, dass sie Tausende Jahre später von recht meinenden, unfrommen Friedensbewegten als Kriegstreiber gebrandmarkt würden, als irdische Kriegstreiber, Mörder und zu verachtende Blutrünstige, von denen man sich in jedem Fall distanzieren muss. Welch fehlendes Verständnis. Die Gottesfürchtigen und dem Wort Nachfolgenden der Bibel werden von den Gottlosen und falschen Nachfolgern zu den Bösen gemacht. Welche Umkehrung der tatsächlichen Verhältnisse, welch eine Verblendung.
Lieber Luther, Gottes Wille ist darauf ausgerichtet, alle Völker zu sammeln. Alle Bücher der Bibel beschreiben das in einer logischen Fortsetzung. Die Unterscheidung zwischen Erstem und Zweiten Testament ist eine künstliche Trennung, die völlig aus der Spur führt, hin zu den Grabenkämpfen zwischen Christen und Juden und anderen Gruppierungen, abgelenkt hin zu oberflächlichen Diskussionen über Riten und den rechten Glauben. Es gibt keinen „alten“ und „neuen“ Gott, Jesus kam nicht zu trennen, sondern fortzuführen. Wenn Jesus die Pharisäer und Schriftgelehrten angeht, geht er nicht das Judentum an, sondern den Missbrauch des Amtes, die falschen Lehrer und Propheten. Glaube an den EINEN Gott kann immer nur EIN Glaube sein, der nicht verbogen und umdefiniert werden kann, wie es einem gerade so gefällt. Jesus geht gerade gegen die Beliebigkeit an, die sich über die Jahrtausende in die Auslegung des Glaubens eingeschlichen hatte, und dagegen, dass man aus einem falschen oder gar keinem Schriftverständnis heraus auf Dinge verfällt, die ursprünglich so gar nicht in der Schrift gemeint waren. Deshalb auch die vielen Wortgefechte Jesu mit den Pharisäern. Beliebig war für Jesus nichts im Glauben, schon gar nicht die Auslegung der Schrift. Dort wird von Gott gezeugt, nicht in der Phantasie der Ausleger.
Herzliche Grüße
Deborrah

Prophetenwort

Lieber Luther,
manchmal muss man lange Wege gehen, bis einem ein Licht aufgeht und es einem wie Schuppen von den Augen fällt. Ich musste mich bis ans Ende der Bibel durchlesen, bis zur Offenbarung, bis sich mir der Blick öffnete. Mir ist nochmals deutlich geworden, wie wichtig für das Verständnis es ist, die Bibel im gesamten Zusammenhang zu lesen. In Mosaikteilchen gelesen, kann man insbesondere die Offenbarung nicht verstehen, aber auch das Zweite Testament nicht ohne das Erste und umgekehrt. Beide sind Schlüssel und Schloss.
In den Tagen der Stimme des siebenten Engels, wenn das siebte Siegel bricht, wenn er posaunen wird, soll vollendet werden das Geheimnis Gottes, wie er seinen Knechten, den Propheten, verkündet hat (Offb 10,7). Denn der HERR hat euch einen Geist des harten Schlafs eingeschenkt und eure Augen zugetan, dass euch alle Prophezeiungen sein werden wie die Worte eines versiegelten Buches, welches man gäbe einem, der lesen kann, und spräche: Lies doch das! und er spräche: Ich kann nicht, denn es ist versiegelt; oder gleich als wenn man’s gäbe dem, der nicht lesen kann, und spräche: Lies doch das! und er spräche: Ich kann nicht lesen (Jes 29, 10-12).
So stehen viele Menschen vor den Buchstaben, die die heiligen Männer in der Schrift überliefert haben und können sie nicht lesen, verstehen Boten und Botschaft nicht. Auch das ist vorhergesagt: Gehe hin und sprich zu diesem Volk: Höret, und verstehet‘s nicht; sehet, und merket’s nicht! Das gilt bis auf den heutigen Tag, solange, bis der siebte Engel posaunen wird. Anstatt dem überlieferten Gesetz und dem Zeugnis, das von Gott gegeben ist, glauben sie lieber den selbstgebastelten Göttern. Deshalb werden sie die Morgenröte nicht sehen, sondern hungrig bleiben, in ihrem Elend und Gott fluchen: Sie werden gaffen, unter sich die Erde ansehen und nichts finden als Trübsal und Finsternis; denn sie sind im Dunkel der Angst und gehen irre im Finstern (Jes 8, 20-22). So steht es auch in der Offenbarung (z.B. Offb 16, 9-11). Anstatt Angst vor der Macht der Verführung zu haben, haben sie Angst vor Gottes Gericht. Anstatt diesem freudig entgegenzufiebern, da es die Erlösung bringt, bleiben sie lieber in Babylon, dem Sitz des Bösen, der Hölle auf Erden, verkaufen sich und ihre Seele an andere Götter. „Hurerei“ wird das in der Bibel genannt. Denn die geistlichen Leiter dieses Volkes sind Verführer; und die, die sich leiten lassen, sind verloren (Jes 9, 15).
Ihr schwört bei dem Namen des HERRN und gedenkt Gottes, aber nicht in Wahrheit und Gerechtigkeit. Ihr nennt euch Gottes Kinder und trotzt Gott. Alles, was in der Schrift gesagt ist, ist gesagt, damit ihr nicht sagen könnt, es ist Zufall, veraltet, das gilt für mich nicht. Denn: Ich habe es zuvor verkündet, das Zukünftige ist aus meinem Mund gekommen. Ich habe es sagen lassen. Ich tue es auch. Es kommt plötzlich. Denn ich weiß, dass du hart bist. Deshalb habe ich es dir zuvor sagen lassen, damit du nicht sagen kannst: Mein Götze tut’s, und mein Bild und Abgott hat es befohlen. Du hast alles gehört, in der Schrift ist es geschrieben, und du verkündest es nicht. Ich habe dir Neues und Verborgenes gesagt, das du zuvor nicht wusstest. Nun ist es geschaffen. Ich weiß wohl, dass du mein Wort verachten und vom Mutterleib an ein Übertreter sein wirst (Jes 48, 1-6)
Lieber Luther, in der Schrift ist uns Gottes Wort gesagt, es ist uns vorhergesagt bis wir vor Gottes Stuhl – Richter- und Gnadenstuhl zugleich – stehen werden. Es ist alles vorausgesagt, damit wir, wenn es eintritt, erkennen, dass es Gott ist, der da am Werk ist. Deshalb hat Jesus auch gesagt: Ihr sollt nicht wähnen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen (Mt 5, 17). Als Jesus nach Nazareth kommt, wird ihm das Buch des Propheten Jesaja gereicht und er schlägt auf: Der Geist des Herrn ist bei mir. Er hat mich gesandt um das Evangelium den Armen zu verkünden, zu heilen, die zerstoßenen Herzens sind, den Gefangenen zu predigen, dass sich ihre Fesseln lösen, den Blinden, dass sich ihre Augen öffnen, und den Zerschlagenen, dass sie wieder aufgerichtet werden (Luk 4, 16-18).
Jesu Leben war ein Erfüllen der Schrift, ein Dienst im Wort dessen, was Gott uns schon durch die Schrift im Ersten Testament hat verkünden lassen: Damit wir glauben, dass das, was geschieht, in seinem Namen geschieht, dass alles bereits im Lebensbuch verzeichnet (Offb 3, 5), alles vorgedacht ist. Was im ersten Testament vorausgesagt ist, hat sich im zweiten erfüllt. Vom Anfang Jesu Wirken bis zu dessen Ende: Mit Jesu Taufe durch Johannes erfüllt sich die Schrift (z.B. Mt 3, 3) bis er am Kreuz hängt: Ihr sollt ihm kein Bein zerbrechen (Joh 19,36). Als er wusste, dass schon alles vollbracht ist, dass die Schrift erfüllt ist, spricht er: Mich dürstet, nimmt den sauren Wein des Lebens und stirbt. Es ist vollbracht! (Joh 19, 28). Er hat erfüllt, es hat sich erfüllt. Wie vorhergesagt.
Lieber Luther, wer denkt, er findet den Gott, von dem Jesus spricht, außerhalb der Schrift, irrt gewaltig. Davon zeugt die gesamt Bibel vom ersten bis zu letzten Buch, vom A bis zum O. Die Lehre der Weisen ist eine Quelle des Lebens, zu meiden die Stricke des Todes (Spr 13, 14). Gott gibt in der Schrift durch seine Auserwählten Zeugnis von sich, von seinem Recht und seiner Gerechtigkeit. Die Offenbarung fasst zusammen und gibt uns einen klaren Blick wie Gottes Gerechtigkeit aussieht, wie er uns sammelt und was passiert, wenn wir Widerstand leisten. Was bei Jesaja steht, steht auch in der Offenbarung. Das zweite Testament bekräftigt das erste. Meine Worte, die ich in deinen Mund gelegt habe, sollen von deinem Mund nicht weichen, noch vom Mund deiner Kindeskinder, spricht der HERR, von nun an bis in Ewigkeit (Jes 59, 21).
An vielen Stellen der Bibel wird vor falschen Predigern gewarnt, auch Jesus hat eindringlich gewarnt und vorhergesagt, dass sie auftreten werden. Der Verführer wird vortäuschen er wäre ich, hat er gesagt. Die Offenbarung gibt reichlich Zeugnis davon. Lieber Luther, wenn man die bibelfernen Predigten unserer Pfarrer anhört, was sie über Gott sagen und was so gar nicht im Geiste der Bibel und damit in Gottes Geist ist, man Zweifel hat, ob sie die Bibel jemals im Zusammenhang gelesen haben, man sich mit Grausen abwendet, kann einem der Gedanke kommen, dass Gott selbst dafür sorgt, dass sie nicht zu viel Unheil anrichten, indem er ihnen einfach die Kundschaft entzieht und sich eigene Wege sucht, sein Wort zu verkünden. Lieber Luther, der Antichrist hat sich massiv in deiner Kirche im Tarntalar eingenistet, so wie im ersten und im zweiten Testament vorausgesagt, zusammengefasst in der Offenbarung. Man lese, aufdass man lesen lerne! Bis ins Mark erschrocken über den Zustand der Prediger deiner Kirche
herzliche Grüße
Deborrah

Werke

Lieber Luther,

Gott ist ein Gott der Abwägung, der unsere guten Seiten sieht und unsere schlechten. Es entgeht ihm nichts. Sein ganzes Bestreben ist darauf gerichtet, uns zu ihm zu bekehren. Wir sind ein harter Brocken. Unser Alltag frisst uns auf, wir lassen uns aber auch auffressen, so dass wir immer in Gefahr sind, bei allem werkeln das falsche Gewerk anzupacken. Gottes Wort ist Wegzeiger jeden Tag, Maßstab zur kritischen Selbstreflexion, Wegweisung zu Umkehr, Reue und Buße, Betriebsanleitung, dass unser Werk vor ihm gelingen kann.

Die Sendschreiben zu Beginn der Offenbarung sind wie Mahnschreiben, die uns unverblümt eine Analyse unseres Tuns vor Augen halten. Jesus Christus lässt uns ausrichten:

Ich kenne deine Werke, deine Arbeit, deine Geduld um meines Namens willen, deinen unermüdlichen Kampf gegen das Böse, gegen die falschen Apostel und Lehrer, deren Lügen du entlarvst. Aber du lässt dich verwickeln, deine Liebe ist mehr Eigenliebe, mehr Liebe unter Menschen als Gottesliebe, ich nichts als ein Vorwand. Diene Gott anstatt den Menschen. Bedenke, aus was du gefallen bist. Wer die Welt überwindet, dem werde ich vom Holz des Lebens zu essen geben. Tue Buße, sonst sinkt dein Stern und dein Licht wird nicht mehr leuchten (Offb 2, 1-7).

Ich kenne deine Werke, deine Trübsal, deine Nöte, in denen du trotz alledem reich bist , die Anfeindungen, die du von denen erfährst, die von sich behaupten, sie haben die wahre Lehre für sich gepachtet, aber in Wirklichkeit falsche Lehrer sind. Auch wenn sie dich in die Finsternis stoßen, sei getrost, so will ich dir die Krone des Lebens geben. Wer die Welt überwindet, dem wird der Tod nichts anhaben können (Offb 2, 8-11).

Ich kenne deine Werke, dass du inmitten Gottloser wohnst, wo das Böse regiert. Du hältst an meinem Namen und an meinem Glauben fest, auch gegen höchste Bedrängung der Gottesverächter. Aber, dein Tun ist zweischneidig. Wie Bileam lässt du dich missbrauchen, heulst mit den Wölfen, verbeugst dich vor Götzenbildern, lehrst vor und von falschen Göttern, wenn es opportun erscheint, und führst dabei meinen Namen im Mund. Lass das sein und tue Buße, sonst schneidest du dich von mir ab. Wer die Welt überwindet, den will ich nähren, der wird ein reiner Stein werden, auf den ich bauen werde, und auf dem der Name stehen wird, bei dem ich dich rufen werde (Offb 2, 12-17).

Ich kenne deine Werke, deine Liebe, deinen Glauben, deine Geduld, dass du je länger, je mehr tust. Aber du lässt falsche Propheten gewähren, die meine Knechte dazu verführen, anderen Göttern nachzulaufen, sie davon abhalten, mein Brot zu essen. Ich habe dir Zeit zum Nachdenken und zur Umkehr eingeräumt, aber du willst nicht. Du schiebst keinen Riegel vor und tust nicht Buße. Deshalb wirst du zusammen mit denen untergehen, denen du nicht wehrst, wirst keine Frucht mehr bringen. Alle werden erkennen, dass ich es bin, der bei jedem Herz und Nieren erforscht und jedem nach seinen Werken geben wird. Wer die Welt überwindet und meine Werke bewahrt bis ans Ende, den werde ich teilhaben lassen an meiner Macht und Herrlichkeit, ihm, gleich wie mir von meinem Vater gegeben ist, Macht über die Heiden geben, sie zu weiden, um das Böse mit ehernem Stab wie Töpfergefäße zu zerschmettern. Ich werde ihnen den Morgenstern geben, sie werden als erste Lichter am neuen Himmel des neuen Tages leuchten (Offb 2, 18-29).

Ich kenne deine Werke, denn du lebst und bist doch tot. Werde wach und stärke das Übrige, das im Begriff steht zu sterben. Du bewirkst nicht, was du bewirken könntest. Denke daran, jeder tue, nachdem er empfangen und das Wort gehört hat. Bewahre dies und tue Buße. Wach auf, damit du bereit bist, wenn ich komme. Wenn du nicht aufwachst, werde ich in dein Haus kommen wie ein Dieb und du wirst überrascht sein über mein Kommen und es verschlafen. Du weißt weder Tag noch Stunde. Besudle dein weißes Kleid nicht in der Dunkelheit. Wer die Welt überwindet, muss mit weißen, reinen Kleidern angetan sein, dann soll sein Name nicht ausradiert werden aus dem Buch des Lebens und ich will mich zu ihm vor meinem Vater bekennen (Offb 3, 1-6).

Ich kenne deine Werke, ich habe vor dir eine Tür aufgeschlossen, die niemand zuschließen kann. Ich habe dir eine kleine Vollmacht gegeben, du hast meine Worte behalten und meinen Namen nicht verleugnet. Diejenigen, die Böses tun und doch sagen, sie seien christlich und sind es nicht wirklich, werden zu deinen Füßen niederfallen und erkennen, dass ich dich geliebt habe. Weil du geduldig auf mich geharrt hast, werde ich dich vor der Versuchung durch das Böse bewahren, die alle heimsucht, die auf der Erde wohnen. Siehe, ich komme bald, halte, was dir gegeben ist, damit dir niemand deine Krone nehme! Wer die Welt überwindet, den will ich auf ewig zum Pfeiler im Tempel meines Gottes machen. Ich will auf ihn schreiben den Namen meines Gottes, den Namen des neuen Jerusalem und meinen neuen Namen (Offb 3, 7-13).

Ich kenne deine Werke, dass du weder kalt noch warm bist, dass du nicht anecken, nicht Position beziehen willst. Ach, dass du kalt oder warm wärst! Weil du lau bist, werde ich dich ausspeien. Du sagst: Ich bin reich, satt und bedarf nichts. Du weißt nicht, dass du elend und jämmerlich bist, arm, blind und deine Schande offenbar. Ich rate dir, von meiner Wahrhaftigkeit zu kaufen, die von allem Selbstbetrug gereinigt ist, damit du reich wirst. Kaufe dir weiße Kleider, damit die schändliche Blöße, die du dir gibst, bedeckt wird. Salbe deine Augen mit Augensalbe, damit du der Wahrheit in Gesicht sehen kannst. Die ich liebhabe, fordere ich auch. Deshalb mache dich auf, beweg dich und tue Buße. Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hört und seine Tür aufmacht, zu dem werde ich eingehen und mit ihm das Abendmahl halten und er mit mir. Wer die Welt überwindet, der wird mit mir auf meinem Stuhl sitzen, gleich wie ich überwunden habe und mich mit meinem Vater auf seinen Stuhl gesetzt habe (Offb 3, 14-22).

Ich kenne deine Werke. Lieber Luther, man kann sich an der einen oder anderen Stelle ertappt fühlen und feststellen, dass man auf dem Holzweg ist. Das ist Sinn der Sache, nämlich uns zu belehren, uns zu helfen, uns Orientierung und Anstoß zum Nachdenken zu geben, uns die Richtung zu weisen, uns den Weg zu zeigen. Ich kenne deine Werke, sagt Christus, aber kenne ich seine auch? Oder schönfärbe ich? Gehe ich den Weg seiner Werke, den er vorausgegangen ist? Wer die Welt überwindet … Fast unüberwindlich für uns.

Herzliche Grüße
Deborrah

Richter Simson

Lieber Luther,

der Mensch fehlt, solange er lebt. Deshalb haben soziale Gemeinschaften seit jeher nur existieren können, wenn in dieser sozialen Gemeinschaft oder Gesellschaftsordnung jemand die Autorität hatte, Recht zu sprechen. Ohne Rechtsprechung herrscht in einer Gesellschaft Mord und Totschlag, Anarchie. Keiner kann in Sicherheit wohnen und leben.

In Gottes Ordnung ist es genauso. Weiterlesen „Richter Simson“

Wolke

Lieber Luther,
gerade liegt Himmelfahrt, Pfingsten und Trinitatis hinter uns, lauter Kirchen“feste“, vor denen sich mancher Pfarrer fürchtet, weil er selbst nicht so recht weiß, was er davon halten soll. ImSpiegel wird von Religion ohne Gott berichtet und ein Pastor zitiert, der mit Gottes Wolke nichts anfangen kann. „Wie anders wir heute zum Himmel schauen als die Menschen der Bibel, wie viel mehr wir wissen als sie, wie viel weniger wir glauben als sie, wie unterschiedlich unsere Bilder von der Welt sind“. Im Himmel sei kein dinglicher Raum, in dem Gott wohne und in diesen Himmel werde heute niemand mehr in einer Wolke aufgehoben. Wirklich Herr Pfarrer? Ist das ernstlich Ihre Botschaft?
In den zehn Geboten heißt es: ich bin der Herr dein Gott, du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Du sollst dir kein Götterbild machen, auch keinerlei Abbild dessen, was oben im Himmel ist, noch dessen, das unten auf Erden oder im Wasser unter der Erde ist. Bete sie nicht an und diene ihnen nicht. Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott, der die Schuld der Väter heimsucht an den Kindern, an der 3. und 4. Generation derer, die mich hassen, der aber Gnade erweist tausenden von Generationen, die mich liebhaben und meine Gebote halten (2.Mose 20, 2-4).
„Ich bin“ heißt, ich, Gott, bin eine Realität, meine HERRlichkeit und Fülle ist so groß, dass ihr euch kein Bild davon machen könnt, ihr werdet unweigerlich in die Irre gehen und Götzen nachlaufen und mein Götzenbild nach euren Vorstellungen bauen. Gott kann man nur unmittelbar erfahren. „Mein Angesicht kannst du nicht sehen; denn kein Mensch wird leben, der mich sieht.“ (2.Mose 33,20). Wie ist Gott dann zu erkennen?
Ein Bild, das in der gesamten Bibel für die Gegenwart Gottes steht, ist die Wolke: Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken, als Zeichen des Bundes zwischen euch und mir, zwischen allen lebendigen Seelen in allem Fleisch, das auf Erden ist (1.Mose 9, 12-17). Den gesamten Auszug des Volkes Israel aus Ägypten begleitet Gott, indem er in der Wolke voranzieht. Mose richtet sich danach. Ob das Volk weiterzieht oder nicht, die Wolke bestimmte die Pace. Gott spricht aus der Wolkensäule. Was man sich darunter vorzustellen hat, ist Psalm 105, 39 zu entnehmen: Er bereitete eine Wolke aus zur Decke.
Das heißt, die Wolke ist ein Bild für den schützenden und leitenden Geist Gottes, sein Segen, der über dem Geschehen liegt. Wie mit einer schützenden Wolkenhülle legt er seine segensreiche Gegenwart um uns, keine Spur von Person, aber viele Spuren von Geist, denn: Sie haben alle einerlei geistliche Speise gegessen und haben alle einerlei geistlichen Trank getrunken; sie tranken aber vom geistlichen Fels, der mitfolgte, welcher war Christus (1.Kor 10, 1-5).
Bei Jesu Taufe fiel eine Stimme aus der Wolke, die sprach: Dies ist mein lieber Sohn, ihn sollt ihr hören (Luk 9, 35). Bei Jesu Tod verfinsterte sich die Erde durch Wolken, Gottes Trauer legte sich über die Erde und schließlich wurde Jesus emporgehoben und eine Wolke nahm ihn auf.
Was heißt das? Nichts anderes als dass Jesus von Gott zu sich empor gehoben wurde und sich mit ihm vereinigt hat, zukünftig den Blicken in der Wolke entzogen ist, wie Gott. Gott und Jesus vereinen sich wieder zu einem EINEN, für uns offenbart in der Wolke. Die Verheißung ist, dass er so kommen wird, wie die Jünger ihn hingehen haben sehen (Apg 1, 9-11): Sie werden sehen des Menschen Sohn kommen in den Wolken mit großer Kraft und Herrlichkeit“ (Mk 13, 26). Das heißt am Tag, wenn Gottes Reich auf Erden kommen und jeder ihn schauen wird, wird er sich aus der Wolke offenbaren.
Dass Jesus in der Wolke wieder zu Gott zurückkehrt, spricht für die Konsistenz und die Authentizität dessen, was die Jünger gesehen und erlebt haben und mit ihnen das gesamte Volk Israel zuvor. Zu viele Menschen haben dieses erlebt und bezeugt, um es als Humbug abzutun. Es ergibt sich zwangsläufig so aus der Bibel. Das Gottesgeschehen ist kein alltägliches Geschehen und was auch geschieht, verwundert die Menschen. Damals wie heute. Das war so, als Gott aus der Wolke sprach, bei Jesu Wundertätigkeit, bei seiner Taufe, als die göttliche Stimme aus der Wolke kam, desgleichen bei seiner Aufnahme in den Himmel. Es ist bezeugt, darauf besteht Petrus: Denn wir haben euch die Macht und Ankunft unseres Herrn Jesus Christus kundgetan, nicht in dem wir fabulierten, sondern weil wir Augenzeugen seiner herrlichen Größe gewesen sind (2.Petrus 1, 16). Augenzeugen!
Lieber Luther, schauen wir also anders in den Himmel als die Menschen vor 2000 Jahren? Und wissen wir mehr? Die Antwort heißt: Manche Menschen schauen in den Himmel, wie manche Menschen vor 2000 Jahren. Es gibt immer diese und jene. Jener Teil der Menschheit sieht eine Wolke und nichts als eine Wolke, eine Ansammlung von Wassertröpfchen. Und er wundert sich dann, dass in diesen ihren Himmel niemand aufgenommen wird, auch sie nicht. Sie denken tatsächlich, sie wissen mehr als die Menschen damals und schauen nur auf die Wassertröpfchen, übersehen aber den Urquell der Wassertröpfchen und verstehen schon gar nicht seine Sprache. Welche Blindheit und Taubheit bei all dem Wissen! Wissen kann auch blind und taub machen.
iWissen die Menschen heute mehr als das Volk Israel, das über Jahrzehnte der Wolke gefolgt ist? Aus seiner Gotteserfahrung heraus. Unter Leitung eines Auserwählten Gottes. Sie hatten ein Wissen, Gottes-Erfahrungswissen, das heute weitgehend nicht mehr besteht. Die Menschen sahen, wer diese Wolke gebildet hat und warum, verstanden noch die Zeichen, die ihnen gegeben wurden. Die Menschen heute hantieren mit vielen Zeichen und Formeln, aber wissen weniger, als die einfachen Menschen, die durch die Wüste zogen, als die Apostel, die Jesu Aufnahme in den Himmel gesehen und bezeugt haben. Im Lesen der Zeichen Gottes stehen wir heute weitgehend Analphabeten gegenüber. Der eingangs erwähnte Pfarrer ist nur ein Beispiel.
Lieber Luther, die Frage im Spiegel lautete: Religion ohne Gott? Die Frage müsste heißen, Kirche ohne Bibel? Welche Zukunft hat eine Kirche, deren Lehrer und Pastoren des Bibellesens unkundig sind, die das Wort Gottes dahinter, die Zeichen und die Lehre nicht mehr verstehen, denen manche Teile gar peinlich sind und, wie sie meinen, den Menschen heute unzumutbar? Wobei man, lieber Luther, das weißt auch du, jeden Teil der Bibel mit Gewinn lesen kann, mit Botschaft an jeden von uns, wenn man sie denn entziffern kann. Die Kirche müsste dringend anfangen, ihren Lehrern das ABC wieder beizubringen, damit sie das entscheidende Dokument, auf das sich die Christenheit beruft, wieder lesen lernen und dann vielleicht auch wieder vermitteln können, eine Botschaft an die Menschen haben, die sie verstehen, weil sie selbst sie auch wieder verstehen. Damit sie wieder anstatt von Wolkenkuckucksheimen von Gottes Wolke predigen können.
Lieber Luther, dass die Prediger die Menschen nicht mehr erreichen, weil man den Eindruck hat, sie haben Gott selbst verloren, hat gesellschaftliche Auswirkungen, über die man erschrecken kann. Baal hat Hochkonjunktur und Aarons, die als Pfarrer goldene Kälber bauen, gibt es auch genug. Aber, lieber Luther, auch das zeigt die Bibel, der EINE Gott lässt die Baals eine zeitlang gewähren, aber nur eine zeitlang … Das tröstet.
Herzliche Grüße
Deborrah

Lest

Lieber Luther,

wenn einer das Wort Prophet verdient, dann ist es sicher Jesaja. Kein anderer hat so die Zukunft geschaut, Jesus mal abgesehen, wie Jesaja. Jesaja ist Weisheit, deshalb sollten wir ihm zuhören. Was er angekündigt hat, ist so eingetreten. So zitieren wir ihn auch gerne, insbesondere an Weihnachten, wenn es um seine Hin- und Vorschau auf Jesus geht. Aber, haben wir auch den ganzen Jesaja gelesen? Sind wir bereit, ihm ganz zuzuhören, oder nur auf dem netten Ohr, mit der Botschaft, die in unser Gottesbild, das wir uns tunlichst nicht machen sollten, passt?

Propheten zählen nichts im eigenen Land. Das wusste auch schon Jesaja. Damals wie heute wollten die Menschen nur die eine Seite der Medaille mit Gott hören, die andere aber nicht. Jesaja ist sich dessen bewusst. Deshalb legt er genau dorthinein seinen Finger. Gott befiehlt ihm: Gehe hin, schreib es ihnen vor, auf eine Tafel und zeichne es in ein Buch, dass es bleibe für und für ewiglich. Dass sie nicht sagen können, sie können es nicht wissen.

Denn, es ist ein ungehorsames Volk und verlogene Kinder, die das Gesetz des Herrn nicht hören wollen, sondern sie sagen zu den Sehern: Ihr sollt nichts sehen. Und zu den Schauern: Ihr sollt uns nicht die rechte Lehre schauen lassen. Predigt uns sanft, schaut uns Täuscherei. Geht uns aus dem Weg, aus unserem Gesichtsfeld mit euren Warnungen: Hört auf vom Heiligen Israels zu predigen, wie ihr predigt. Wer will das schon hören (Jes 30, 8-11).

Was antwortet Gott? Ihr verwerft dies Wort und trotzt ihm mutwilllig, ihr seid wie eine undurchdringliche Mauer, aber irgendwann fängt euer Putz, von dem ihr denkt, er hält euch zusammen, an zu rieseln. Irgendwann fallt ihr zusammen und nichts wird von euch übrigbleiben. Wenn ihr umkehren und still sein würdet, so würde euch geholfen, durch Stillesein und Hoffen würdet ihr stark sein. Aber: ihr wollt nicht: Ihr meint davonrennen zu können, Tausende werden fliehen vor eines einzigen Schelten (Jes 30, 12-17). Darum harret der HERR, dass er euch gnädig sei. Er hat sich aufgemacht, damit er sich eurer erbarme; denn der HERR ist ein Gott des Gerichts. Wohl allen, die sein harren (Jes 30, 18).

Gott ist ein Gott des Gerichts. Das Gericht ist Erbarmen. Das steht im gesamten Jesaja, in der gesamten Bibel, in beiden Testamenten, aber verstehen wollen das heute nur Wenige. Weil vor allem nicht mehr verstanden wird, dass es eine Freudenbotschaft ist. Bei dem Wort „Gericht“ zittern schon viele, es scheinen viele an Ungerechtigkeit zu denken anstatt an Gerechtigkeit. Wieso muss man sich vor Gerechtigkeit fürchten? Trauen wir Gott so wenig zu? Oder uns selbst? Wohl beides.

Für Jesaja gab es da keinen Zweifel: Wenn Gott mit seinem Zorn kommt, da werdet ihr singen wie in der Nacht eines heiligen Festes und euch von Herzen freuen, wie wenn man mit Flötenspiel geht zum Berge des HERRN. Und der HERR wird seine herrliche Stimme erschallen lassen, dass man seinen ausgereckten Arm sieht, wie er zornig herannaht, mit verzehrendem Feuer, Blitz, Starkregen und Hagel (Jes 30, 29-30). Ein Sommergewitter. Wenn der Feigenbaum wieder grünt werdet ihr wissen, dass der Sommer nahe ist (Mark 13, 28).

Siehe, es wird ein König regieren, Gerechtigkeit anzurichten, und Fürsten, die das Recht handhaben (Jes 32, 1). Die sehenden Augen werden sich nicht blenden lassen, die Ohren der Zuhörer werden aufmerken und die Unvorsichtigen werden Klugheit lernen. Es wird nicht mehr ein Narr Fürst heißen, denn ein Narr bewirkt Heuchelei und predigt Unsinn, so dass er die hungrigen Seelen aushungert und den durstigen das Trinken wehrt. Der Geizige, der dem Volk nur ein Teil des Wortes sagt, richtet Schaden an, er gönnt dem Armen sein Recht auf Gerechtigkeit nicht (Jes 32, 1- 8).

Wer meint in seinem Glaubensmäntelchen immer auf der sicheren Seite zu sein, das Gericht leugnet, wer denkt, ohne Gottes Gericht in seine Ewigkeit zu ziehen, ohne Buße, ohne Reinigung, der täuscht sich: Nach Jahr und Tag werdet ihr Sicheren zittern; denn es wird keine Weinernte geben. Erschreckt Ihr Stolzen, zittert, ihr Sicheren! es ist vorhanden Ausziehen, Blößen und Gürten um die Lenden (Jes 32, 10-12).

Ihr wollt nicht unter einem verzehrenden Feuer wohnen, nicht bei der ewigen Glut? Wer in Gerechtigkeit wandelt und Wahrheit redet, wer Unrecht hasst, mit dem Wort nicht geizt durch Weg- und Auslassungen, wer sich nicht mit falschen Versprechungen bestechen lässt, wer seine Ohren nicht verstopft, um etwas über seine Schuld zu hören, wer sich die Augen nicht zuhält, damit er ja nicht Arges sehe, der wird in der Höhe wohnen, und Felsen werden seine Feste und Schutz sein. Sein Brot wird ihm gegeben, sein Wasser hat er gewiss (Jes 33, 14-16).

Gottes Gerechtigkeit, lieber Luther, ist eine Heilszusage, Gott, Jesus, der zu seiner Rechten sitzt und der Richter sein wird, ist ein gerechter Richter. Ich kann es nur mit Jesaja halten: Freut euch und jubelt, wenn ihr vor ihm stehen werdet, wird uns Gerechtigkeit angetan werden. Wir werden das erreichen, nachdem wir hier auf Erden – vielleicht vergeblich – streben. Ich traue Jesus zu, dass er gerecht sein wird. Warum die Angst vor diesem gerechten Richter? Warum die Angst vor dem Abstreifen aller eigener Ungerechtigkeit? Wo ist das Vertrauen?

Die Angst, lieber Luther, ist geschürt in jahrhundertelanger Sünden-Lehre und Predigt. Daraufhin ist man ins andere Extrem verfallen. Predigt uns sanft, schaut uns Täuscherei. Nur Sünde oder nur voraussetzungslose, gleichmacherische Liebe Gottes zu predigen, ist gleichermaßen einäugig und nimmt sich in ihrer Halbheit nichts. Wer Gericht als Strafe interpretiert und als Bedrohung, hat nicht viel von der Botschaft und dem Geist in der Bibel verstanden – als Ganzes gesehen, nicht in ausgewählten Halbsätzen, so wie das heutzutage so üblich ist. Es geht um den Tenor. Es sind keine Drohungen, es sind Warnungen, ein Werben, Mensch, so hör doch. Wie ein Wetterbericht, der vor dem Donner-Wetter warnt, das am Ende den Segen im Regen bringt. Man vorenthält den Menschen dadurch ihre Chance auf Gottes reinigenden Regen, weil sie nicht entsprechend umkehren können, weil es ihnen niemand sagt. Es wird eine Bahn sein und ein Weg, welcher der heilige Weg heißen wird, auf dem kein Unreiner gehen darf (Jes 35, 8). Dies den Menschen vorzuenthalten, ist verantwortungslos.

Es ist gerade das Verschweigen, das Ängste schürt. Lass uns, lieber Luther, das gerechte Gericht ans Licht holen, damit der Mensch wieder lernen kann, dass das Gericht nichts anderes heißt als dass ich Gerechtigkeit erfahren werde. Es ist Teil der Heilsbotschaft, auch von Jesu Heilsbotschaft. Auch er hat von einem Gericht gesprochen. Die Wortgeizigen, die Wortunterdrücker, verschweigen das und richten damit, wie Jesaja schreibt, viel Unheil an. Auf Gottes Fügung kam dies Wort zu uns, lass es uns auch hören. Denn der HERR ist unser Richter, der HERR ist unser Meister, der HERR ist unser König, der uns hilft (Jes 33, 22). Suchet nun in dem Buch des HERRN und leset (Jes 34, 16)!

Herzliche Grüße
Deborrah

Segen und Fluch

Lieber Luther,

Gott ist das ewige Gut und wir ein Teil davon. Doch vor dem ewigen Gut steht viel Ungutes, viel Ungehorsam, viel Leid, mangelnde Demut, Eigenwille und Renitenz, kurz, der Mensch, so wie er geschaffen ist. Anzunehmen, der Mensch erreiche das ewige Gut, solange er menschlich lebt, ist Augenwischerei. Aber nicht nur, es ist auch Last und Belastung, das Postulat allein Beschwernis und Last. Gott wusste das. Deshalb hat er zum Segen auch immer den Fluch gesellt, zum ewigen Heil das ewige Gericht. Im ersten wie im zweiten Testament. Nicht nur der Mensch, auch Jesus und Gott sind zornig. Wären sie es nicht, wir – und unser Tun – wären ihnen gleichgültig, es bräuchte sie gar nicht. Ein Maßstab ohne Maßstab ist keiner. Es ist ja nicht unbegründeter Zorn. Wer das weg definieren will, verschließt die Augen vor 2,5 Millionen Jahren Menschheitsrealität.

Gott hat einen Bund mit uns geschlossen und die dazugehörige Handlungsanleitung ist einfach: So haltet nun die Worte dieses Bundes und tut darnach, auf dass ihr weise handeln möget in all eurem Tun (5.Mose 29, 9 ff). Du, jeder einzelne, der vor mir steht, sich zu dem Bund bekennt, tritt in den Eid auf den Bund mit mir ein. In diesem Bund und mit diesem Eid, besiegelt mit meinem Blut, richte ich dich zu meinem Volk auf. Ich sammle euch in dem Bund und unter diesem Eid. Ob dies der alte oder neue Bund ist, spielt keine Rolle, es ist immer der EINE Bund mit dem EINEN Gott, die EINE Stadt, das EINE Haus, der EINE Tempel, der EINE Zionsberg, das EINE Kreuz, der EINE Christus.

Gedenkt immer des Bundes, den ihr mit diesem EINEN geschlossen habt. Gedenkt eurer Geschichte und nehmt sie als Warnung, fallt nicht in eurem Herzen von mir ab, dient nicht anderen und falschen Göttern. Vor allem hüte dich davor, obwohl du diese Worte und diesen Fluch hörst, dich selbst in deinem Herzen zu segnen und zu sagen: Es geht mir wohl, obwohl du nur tust, was dir dein Herz sagt. Die sich an sich selbst betrinken, werden verdursten: Da wird der Herr nicht gnädig sein; sondern dann wird sein Zorn und Eifer rauchen über solchen Menschen, und es werden sich alle Flüche auf ihn legen, die in diesem Buch geschrieben sind; und der HERR wird seinen Namen austilgen unter dem Himmel (5.Mose 29, 20). Er wird ihr Land mit Schwefel und Salz verbrennen, dass es nicht besät werden kann, noch etwas darin wächst, noch ein Kraut aufgeht, gleich wie in Sodom und Gomorra. Warum? Weil du den Bund verlassen hast, den Eid gebrochen.

Gott ist ein zorniger Gott, aber auch ein langmütiger Gott: Wenn nun alles über dich kommt, nach deiner Wahl, der Segen und der Fluch, und du in dein Herz gehst, auch wenn du unter den Heiden bist, zu denen du verstoßen bist, Gott nicht kennst, und umkehrst, dich zu Gott bekehrst, seiner Stimme gehorchst, von ganzem Herzen und ganzer Seele, so wird dein Gott dir dein selbstgewähltes Gefängnis wenden. Selbst wenn du bis an der Himmel Ende verstoßen wärst, wird dich der Herr, dein Gott, von dort sammeln (5.Mose 30, 4).

Ihr habt keine Ausrede. Das Gebot, das ich euch gebe, ist nicht verborgen, ihr könnt nicht sagen, wer will uns über das Meer fahren und dein Wort uns holen, dass wir es hören und tun. Es ist da, es ist in der Welt. Es ist Verheißung, Hoffnung und Warnung. Denn seht, dass ich’s allein bin und ist kein Gott neben Mir! Ich kann töten und lebendig machen, ich kann schlagen und heilen, und ist niemand, der aus meiner Hand errette (5.Mose 32, 39).

Ich habe euch Leben und Tod, Segen und Fluch vorgelegt, dass du das Leben erwählst (5.Mose 30, 19). Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch, bis dass es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens (Heb 4, 12). Mensch, du hast die Wahl, auf mich, deinen Gott, kannst du es nicht schieben, wenn du meiner Stimme nicht gehorchst und du die Konsequenzen tragen musst.

Und es wird Konsequenzen haben. Auch darüber habe ich euch ausführlich belehrt. Denn, alle Menschen, die meine Herrlichkeit und meine Zeichen gesehen haben und mich dennoch zehnmal versucht, meiner Stimme nicht gehorcht, mir gelästert haben, sollen das Land nicht sehen, das ich ihren Vätern verheißen habe, sie werden nicht in meine Ruhe kommen (4.Mose 22 ff). Welchen schwur er aber, dass sie nicht zur Ruhe kommen sollten, wenn nicht den Ungläubigen (Heb 3, 18)?

Lieber Luther, auch mit mancherlei Speis und Trank, mancherlei Taufen und äußerlicher Heiligkeit ist es nicht getan, den Gott sieht in alle Herzen (Heb 9, 10) und wartet hinfort, bis dass seine Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt werden (Heb 10, 13). Mir kommen die Konfirmationen dieser Tage in den Sinn. Oder auch Taufen. Viel äußerliche Heiligkeit, wenn überhaupt, nicht nur von denen, die so scheinheilig vor den Altar treten, sondern auch derjenigen, die mitspielen und ihren Segen dazu geben.

Und, passend zu Pfingsten, lieber Luther, eine wie viel ärgere Strafe wird der verdienen, der den Sohn Gottes mit Füßen tritt, den Bund, den er geschlossen hat, das Blut des Testamentes, unrein achtet, durch welches er geheiligt ist, und den Geist der Gnade schmäht? Schrecklich ist’s, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen (Heb 10, 29-31), in jeglicher Beziehung, in Gutem wie im Schlechten. Erschrecken von der Größe des Segens, aber auch vor der Größe des Zorns. Ich kenne beides, du, lieber Luther, sicher auch. Umfassende, mich ganz erfassende Gottesfurcht und –ehrfurcht.

Die An- und Aufforderung, lieber Luther, ist also nicht, vor all dem Unguten die Augen zu verschließen, sich in die vereinfachte Formel zu flüchten, Gott vergibt alles. Am Ende, lieber Luther, vielleicht ja, das ist die Hoffnung, aber davor steht der zornige, der richtende Gott, der sich unsere Untaten alle ansieht. Und das ist gut so. Mich erleichtert das. Ich kann vor ihn nicht nur meine Fürbitten, sondern auch meine Flüche legen. Er kennt beides. Er, der gerechte Richter, wird sie wiegen und wägen und nach seiner Gerechtigkeit bewirken, richten und rächen. Zu Gott wie auch zu mir, gehören Segen und Fluch. Wer nur den Segen sieht und den Fluch negiert, halbiert Gott und Mensch. Licht macht die Dunkelheit zum Licht.

Herzliche Grüße
Deborrah

Mose – ein Nachruf

Es sind dürre Worte, die die Botschaft vermelden:
Also starb Mose, der Knecht des HERRN, im Land der Moabiter nach dem Wort des HERRN (5. Mose 34, 5)
Er war 120 Jahre alt. 120 Jahre im peinvollen Dienst für Gott. Meistens das Volk gegen sich, immer für es in die Bresche springend: HERR vergib ihnen, sie wissen nicht, was sie tun.
Mit einer Ausnahme: Am Haderwasser, am Haderwasser haderte auch Mose mit seinem Gott. Genug, für Gott, um ihn nicht in das gelobte Land zu lassen. Mose wäre gern hineingegangen, nach all der Mühsal, nach all dem Schmerz, nach all den Toten, nach all dem Widerstand. Mose war müde, schon lange, aber immer treuer Diener. So auch in seinem Sterben. Er wusste, er würde das Land, in dem Milch und Honig fließt, nur sehen, aber er würde nicht in ihm leben. Gott hatte es ihm gesagt. Demütig nahm er es hin. Er mahnte ein letztes Mal und er segnete ein letztes Mal. Jeden einzelnen Stamm, wie es zuvor schon Jakob getan hatte. Juda, Levi und Joseph waren die drei Säulen für die Zukunft des Volkes Israel, für die Bewahrung des Glaubens an den EINEN Gott.
Dürre Wort für einen Mann, über den später nur Jesus stehen wird: Und es stand hinfort kein Prophet in Israel auf wie Mose, den der HERR erkannt hätte von Angesicht zu Angesicht. Mose war wie ein Stiefsohn Gottes. Nur sein wahrer Sohn, Jesus, hat ihn als Mensch in der Nähe zu Gott übertroffen. Keiner war so auf Du zu Du mit Gott, wie Moses. In Jakob setzte er Mensch auf seine Spur, in Mose sammelte er die Menschen zu seinem Volk, mit allen Abgründen, in Jesus verkörperte sich Gott, um das Menschsein mit allen Konsequenzen selbst zu durchleben. Die Konsequenz der Konsequenz. Wie als Abbitte für all diejenigen, die für ihn schon gelitten haben und leiden werden.
Mose hat sich dieses besondere Verhältnis zu Gott nicht ausgesucht. Er wollte es nicht, wollte die Aufgabe nicht annehmen. Gottes Wille ist mächtiger als des Menschen Willen. Das hat Mose begriffen und gehorcht. Mose, der als Ägypter aufgewachsen ist, als Fremdling, war Zeit seines Lebens auf der Reise und auf Erden ein Fremdling, wie das halsstarrige Volk, das er anführte, heimatlos. Immer das Messer an der Kehle, offener Meuterei ausgesetzt, selbst seine Getreuesten, wie Aaron, fielen ab von Gott, damit von ihm, sobald er ihnen den Rücken kehrte. Nur indem er diesem widerstrebenden, der Vielgötterei und den Menschenopfern frönendem Volk, Gott wie einen Blitz entgegenschleuderte, konnte er es einigermaßen in Gottes Bahnen halten. Einigermaßen – und mit unendlicher Mühe.
Aber, und das ist das Tragische, es ist Mose schon im Angesicht des Todes klar, dass sein Reden auf taube Ohren gestoßen ist. Das Volk hat nicht verinnerlicht. Es wird den falschen Göttern nachlaufen. Alles Mahnen war umsonst, hat nichts genützt, bis auf den heutigen Tag. Du wusstest das schon. So müssen dich, o Mose, zwiespältige Gefühle auf dem Berg Horeb ergriffen haben.
Einerseits: unendliche Erleichterung, diese Last endlich von den Schultern gleiten zu lassen, die Verpflichtung los zu sein, der Müdigkeit ihren Raum zu lassen, zu sagen: HERR, ich habe alles getan, was in meiner Macht steht, aber ich weiß, dass es ungenügend war, da ich auch nur ein fehlbarer Mensch bin, so wie ich gefehlt habe vor dir am Haderwasser. Vergib mir HERR meine Schwäche.
Anderseits: Unendliche Sorge um dieses halsstarrige Volk. Er wusste, sie werden nicht halten, was ich sie gelehrt habe. Alle Schreckensszenarien, die ich aufgebaut habe, waren nicht schrecklich genug, um ihnen ins Bewusstsein zu bringen, dass Gott allein ihr Heil ist. Sie sind geblendet von dem äußerlichen Schein ihrer kleinen Welt, der sie den Glanz von Gottes großer Welt nicht sehen lässt. Vergib Ihnen HERR, sie sind, wie ich nur schwache Menschen.
Also starb Moses, als Fremdling in fremden Land. Fremd den Mensch, die er 120 Jahre geführt hat. Er, ein großer Diener Gottes, aber kein Erbe im gelobten Land, keine eigenen Nachkommen. Er hat gedient. Wenn es von einem gesagt werden kann, dann von Mose, 120 Jahre lang. Wieviel Kraft ist dazu notwendig? Wieviel Durchhaltevermögen? Wieviel ertragen können?  Wieviel Zuversicht? Unvorstellbar. Ohne Gottes Gnade, ohne Gottes Leitung wäre dieses Joch nicht tragbar gewesen.
Aber, Gott sieht. Und Gott wiegt und wägt. „Und er begrub ihn im Tal der Moabiter gegenüber Beth-Peor. Und niemand hat sein Grab erfahren bis auf diesen heutigen Tag“. Wie tröstlich ist das. Gott hat selbst Hand angelegt, um seinen treuen Diener zu begraben, ihn der Erde zurückzugeben und ihn mit seinem Volk, dem geheiligten Volk, vor ihm und mit ihm zu sammeln. Gott selbst hat dafür gesorgt, dass kein Mensch sein Grab berühren kann, sein Grab kennt. Mose hat Gott gedient mit allem, was er hatte und Gott hat sich ihm in seinem Tod angenommen. Er hat ihn hinfort genommen, wie später Jesus, kein Mensch konnte ihn mehr entheiligen.
Mose war zwar müde des Wanderns und müde des widerspenstigen Volkes, aber er war nicht müde, Gott zu dienen, bis zuletzt: Seine Augen waren nicht dunkel geworden, und seine Kraft war nicht verfallen. Er sah nach wie vor mit aller Klarheit und setzte Gottes Wort mit dem Glanz aus der Wolke in aller Entschiedenheit auch gegen den Willen des Volkes in Wahrheit.
Und es stand hinfort kein Prophet in Israel auf wie Mose, den der HERR erkannt hätte von Angesicht zu Angesicht.
Himmelwärts

Mut zum Wort

Lieber Luther,
das Leben ging weiter. Nachdem Jesus endgültig zu seinem Vater zurückgekehrt war, waren die Jünger auf sich selbst gestellt. Es war niemand mehr da, der erklärt hätte, was unklar war und geklärt hätte, worüber keine Einigkeit herrschte. Die göttliche Wahrheit musste fortan über Menschen vermittelt und ausgelegt werden. Wenn Jesus, seine Lehre, schon in Frage gestellt wurde, wie schwierig war es erst für die Jünger, eine Bresche für den christlichen Glauben durch Heiden- und Judentum zu schlagen. Eine unendlich schwere Aufgabe. Jesus hat die Jünger beauftragt: Gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes (Mt 28, 19).
Die Jünger nahmen den Auftrag an. Allerdings wäre es blauäugig zu glauben, dass mit Jesu Tod der schwelende Konflikt zwischen Jesu Lehre und den jüdischen Geistlichen mit einem Schlag beendet gewesen wäre. Mitnichten. Jesu war nur der Erste, der in seinem Namen verfolgt und getötet wurde, viele folgten. Der Konflikt verschärfte sich noch mit der Kunde von Jesu Auferstehung. Das wurde als weitere Provokation angesehen.
Einerseits verstanden viele Menschen das Zeichen der Auferstehung, die göttliche Botschaft dahinter. Sie trieb die Menschen in Scharen den Jüngern zu, öffnete sie für den Glauben an Christus. Natürlich war das den jüdischen Glaubenshütern weiterhin ein Dorn im Auge, bedrohlich für ihre Autorität. Jetzt soll dieser Jesus auch noch auferstanden sein.
Andererseits gab es auch viele, die zweifelten, so wie heute auch.
Als Jesus noch körperlich auf der Erde weilte, gab er den Jüngern schon Mut: sorgt euch nicht, ihr werdet dem Volk predigen, was ihr predigen sollt, ich lege euch das Wort durch den Heiligen Geist in euern Mund. Da Jesus wusste, dass einer die Führung übernehmen musste, gab er Petrus die Rolle. Er war die Autorität, die anerkannt wurde und so war es auch Petrus, der die Richtung vorgab (Apg 2, 14 ff): Es ist in der Schrift verheißen, dass Christi Seele nicht dem Tode überlassen wird und sein Fleisch die Verwesung nicht sieht. Wir Jünger können bezeugen, dass dies so eingetreten ist, wir haben den Auferstandenen gesehen. Er ist nun, wie es geschrieben steht, durch die Rechte Gottes erhöht, er hat den Heiligen Geist von seinem Vater empfangen und ihn wiederum über uns ausgegossen. „So wisse nun das ganze Haus Israel gewiss, dass Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zu einem HERRN und Christus gemacht hat“. Deshalb tut Buße, lasst euch taufen zur Vergebung eurer Sünden, dann werdet auch ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. Denn das ist euch und allen, die Gottes Ruf folgen, verheißen.
In der Nachfolge Jesu tat auch Petrus Zeichen und Werke, die nicht jeder vermag. Das Volk war beeindruckt und das war Sinn und Zweck der Sache. Gottes Geist wirkte mit. Die geistlichen Würdenträger waren, wie schon bei Jesus, pikiert: Wie konnten diese ungebildeten Menschen all dies reden und bewirken? Sie mussten verschwinden, wobei sie, wie schon bei Jesus, die große Zahl der Anhänger fürchteten (Apg 4,21). Deshalb gingen sie durchtrieben Schritt für Schritt vor, schüchterten die Apostel ein, indem sie sie stäupten (Apg 5, 40) und aus der Stadt vertrieben. Mit Stephanus wurde ein erstes tödliches Fanal gesetzt. Er war angesehen, voll großem Glauben, wundertätig und voller Weisheit. Mit seiner Verurteilung konnte man ein Zeichen setzen. Nach dem gleichen Rezept wie Jesus, wurde er verleumdet und schließlich gesteinigt (Apg 6-7). Jakobus starb als nächster (Apg 12, 2). Das Wunder war, sie verzagten nicht, ließen sich weder einschüchtern noch beirren, räumten das Feld nicht.
Lieber Luther, wieso erzähle ich das alles? Wir sind beim heutigen Predigttext angelangt. Paulus, der über den Heiligen Geist die Mission hatte, insbesondere Gottes Wort unter die Heiden zu bringen, ist in Athen angekommen. Dort herrschen die griechischen Götter und Paulus ist zornig über das Maß der Abgötterei dort. Er versucht, die philosophisch gebildeten Griechen mit ihren Mitteln zu schlagen: Er sagt, auf einem eurer Altäre habe ich gelesen: Dem unbekannten Gott. Ich sage euch, wer der euch unbekannte Gott ist (Apg 17, 23). Er wohnt weder in euren Tempeln, noch bedarf er eurer. Die goldenen, silbernen und steinernen Bilder, die ihr gemacht habt, sind falsche Götterbilder. Gott hat bisher eure Unwissenheit übersehen, aber nun fordert er von euch Buße. Ihr werdet einst, nach eurer Auferstehung, vor Gott stehen und er wird euren Glauben ansehen (Apg 17, 22-31).
Was passierte, liebe Luther? Als die wohlgebildeten Griechen die Botschaft von der Auferstehung der Toten hörten, spotteten sie über Paulus. Buße? Das entsprach nicht derepikurischen Lebensphilosophie der maximalen irdischen Glückseligkeit. Leben nach dem Tod? Der Tod geht uns nichts an, denn solange wir sind, ist der Tod noch nicht da; aber wenn der Tod da ist, sind wir nicht mehr.
Kommt uns das nicht, lieber Luther, bekannt vor? Paulus und die Athener damals, die sauertöpfischen christlichen Mahner, die wagen, daran zu erinnern, dass es auch ein Leben und eine Verantwortung für sein Leben nach dem Tod gibt, heute. Das will unsere körperorientierte Wellness- und Spaßgesellschaft nicht wirklich hören. Sich mit dem Tod und unserer Eigenverantwortung für unser Leben nach dem Tod auseinandersetzen? Muss das sein? Haben unsere Prediger den gleichen Mut, die gleiche Unverzagtheit, die gleiche Geradlinigkeit und Klarheit in der Botschaft wie die Apostel und Jünger? Wagen sie unbequem zu sein? Oder ziehen sie sich auf die Wellness konforme Botschaft „Gott ist die Liebe“ zurück? Da kann man weder anecken noch etwas falsch machen. Die Jünger waren mutiger, konsequenter, einsatzbereiter, haben eine Mission und eine Berufung verspürt, der sie persönliche Belange, bis hin des eigenen Lebens, unterstellt haben. Freiwillig und aus eigener Glaubensüberzeugung. Dietrich Bonhoeffer ist ein jüngeres Beispiel für solch einen Mut, Verantwortung zu übernehmen.
Was lernen wir also, lieber Luther, aus dem heutigen Predigttext? Wir sollten uns an den Aposteln und Jüngern ein Beispiel nehmen: Durchhalten, nicht verzagen, nicht klein beigeben, sich nicht verstecken, unermüdlich sein in der Botschaft, im Wort, in der Predigt, nicht nach dem Mund reden, sich nicht einschüchtern lassen, wahrhaftig sein im Wort, auch wenn es nicht gern gehört wird. Anecken, wenn es sein muss. Auferstehen aus dem nichtssagenden Schlaf.
Ich weiß wohl, lieber Luther, auch Mut gehört dazu, Löwenmut, wie ihn die Apostel vorgelebt haben. Heute wird man, zumindest in unseren Breitengraden, zwar nicht mehr den Löwen vorgeworfen, wenn man von der Auferstehung nach dem Tod und unserer eigenen Verantwortung für unser Leben nach dem Tod spricht, aber ein Shitsturm kann einen trotzdem treffen. Sehen wir auf die Apostel und Jünger und lernen wir bei ihnen, haben wir Mut zum wahren Wort.
Herzliche Grüße
Deborrah

Ruth ruht

(Rainer Maria Rilke, in: Das Buch von der Pilgerschaft; nach Rut 1-4)
Und meine Seele ist ein Weib vor dir.
Und ist wie der Naemi Schnur, wie Ruth.
Sie geht bei Tag um deiner Garben Hauf
wie eine Magd, die tiefe Dienste tut.
Aber am Abend steigt sie in die Flut
und badet sich und kleidet sich sehr gut
und kommt zu dir, wenn alles um dich ruht,
und kommt und deckt zu deinen Füßen auf.
Und fragst du sie um Mitternacht, sie sagt
mit tiefer Einfalt: Ich bin Ruth, die Magd.
Spann deine Flügel über deine Magd.
Du bist der Erbe …
Und meine Seele schläft dann bis es tagt
Bei deinen Füßen, warm von deinem Blut.
Und ist ein Weib vor dir. Und ist wie Ruth.
Grenzüberschreitungen. Erinnert mich irgendwie an die Osternacht.

Ruth ruht

Glaubt!

Lieber Luther,
am Glauben scheidet sich Geist von Geistern. Warum glauben Menschen? Was ist rechter, wahrer Glaube, was Unglaube, was Heuchelei, verdeckt unter dem Scheinmäntelchen Glaube? Wie manifestiert sich Glauben?
Jesus hinterlässt uns: Wer da glaubt und getauft ist, der wird selig werden (Mk 15, 16).
Wenn man das liest, scheint der Weg zur Seligkeit nicht so schwierig. Aber, wieso zweifeln dann so viele am Glauben, machen sich gar über Menschen, die glauben lustig, lästern über Gott? Viele schwanken auch im Glauben oder zweifeln, ob sie wirklich glauben oder suchen den Glauben und finden ihn nicht. Nein, mit dem Glauben ist es nicht so einfach. Er ist etwas, was sich kein Mensch der Welt kaufen kann. Er ist nicht käuflich, nicht erzwingbar, auch nicht abzulegen, wenn man ihn hat. Glaube steht außerhalb menschlichen Einflusses. Glaube ist von Gott gegeben. Gott streut ihn aus.
Jesus sagt: Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, dass ihn ziehe der Vater, der mich gesandt hat. Dereinst werden alle vom Vater gelehrt sein. Wer es hört vom Vater und lernt es, der kommt zu mir (Joh 6, 44-45). Jesus ist Gottes Sprachrohr, er predigt die Botschaft, die Gott ihm aufgetragen hat. Der Weg zum Sohn führt erst über den Vater. Im Vater ist der Sohn. Nach dessen Erhöhung von der Erde, wenn Vater und Sohn wieder vereint sind, werde ich sie alle zu mir ziehen, sagt Jesus (Joh 12, 32). Es ist ein Ziehen, auch wenn wir wie störrische Esel sind und uns mit aller Kraft dagegen stemmen. Eines Tages wird jeder ein lastbarer Esel sein, der Jesus trägt, irgendwann erkennt er den Weg und die Richtung. Jesus leuchtet den Weg. Glaubt an das Licht (Joh 12, 36). Das Licht durchbricht unsere Finsternis. Ohne das Licht bleibt es dunkel in uns.
Damit sind wir beim springenden Punkt: die Dunkelheit in uns, der Mensch und sein Misstrauen, der Mensch und sein unverständiger Verstand, der Unglaube, die bösen Gedanken und Taten, die Falschheit, der Neid, die Eifersucht, die falschen Götter, der Zorn, die fehlende Demut, die dunklen Geister, das was man gemeinhin mit Teufel oder Satan bezeichnet. Satan und Teufel sind höchst irden und menschlich gemacht, die Höllen bestehen zuerst in uns und im schlechtesten Fall machen wir die Welt zur Hölle, für unseren Nächsten, für die Familie, für mein Umfeld, für unsere Mitmenschen. Wir selbst sind die Teufel der Welt, die dunklen Fürsten, die Versucher, die sich gegenseitig versuchen. Andere Teufel als die in uns gibt es nicht, genauso wie es keine anderen Götter als den EINEN in uns gibt. Wer die Oberhand behält, liegt auch an uns. Gott respektiert uns als Mensch.
Gott will die Menschen zu sich ziehen, die Menschen widerstehen ihm, bewusst oder unbewusst. Das ist das Thema der Bibel, alle Geschichten im Ersten und Zweiten Testament erzählen davon. Sie erzählen von Gott, der uns zu sich ziehen will, und den Menschen, die nicht auf sein Wort hören, sondern nur auf ihr eigenes. Gott zieht jeden Einzelnen, müht sich mit jedem Einzelnen ab, auch wenn er vielleicht erst von uns erhört wird, wenn wir im Tod bei ihm im Eingangstor zur Ewigkeit stehen. Um uns zu ziehen, braucht Gott Menschen, die mit ihm ziehen, er braucht Vermittler.
Mose war einer, der die Menschen in Gottes Namen ziehen sollte. In aller Wahrheit will sich Mose dem göttlichen Auftrag entziehen: Siehe, sie werden mir nicht glauben (2.Mose 4, 1). Gott ist erfinderisch, wenn es darum geht, uns zu sich zu ziehen. Er weiß, der Mensch glaubt am ehesten das, was er sieht. So gibt er Mose einen Stab in die Hand, ermöglicht ihm in seinem Namen Dinge zu bewirken, die kein Mensch bewirken kann. So wie auch Jesus im Zweiten Testament. Wasser bricht aus dem Felsen, als das Volk dürstet, es gibt Himmelsbrot in der Wüste, als das Volk hungert, Jesus speist 5000 mit 5 Broten und ein paar Fischen, er weckt Tote auf, heilt und sagt: Siehe, dein Glaube hat dich gerettet, siehe dein Glaube hat dir geholfen, die Rettung ist da, du bist geheilt, du kannst sehen, du kannst gehen, du kannst hören, du kannst essen und trinken. Siehe, was dein Glaube alles bewirkt.
Alle Werke und Zeichen in der Bibel sind getan, um uns Zeichen zu setzen, uns in Werken zu sagen: ehrt Gott, ehrt seinen Namen. Die Zeichen sind gesetzt, um von seiner Herrlichkeit und Macht zu künden, davon, dass er sich für uns interessiert und sich um uns bemüht, versucht, uns auf diese oder jene Weise zu sich zu ziehen. Mit Zeichen und Werken, die der Mensch versteht, die er sieht, damit es ihm leichter fällt zu glauben, da es nicht jedem Menschen gegeben ist, an die Macht und Herrlichkeit eines unsichtbares Abstraktums zu glauben, einem, von dem wir nichts sehen, hören oder wissen. Woran würden wir ihn dann erkennen? Ob wir die Werke und Zeichen als real oder Bilderbotschaften ansehen wollen, spielt keine Rolle, es ändert absolut nichts daran, dass der Inhalt, der damit transportiert wird, uns das eine sagt: Ich bin euer Gott, glaubt an mich, ihr sollt den Namen und das Wort eures Gottes ehren.
Der Glaube ist unser Bindeglied zu Gott. Es geht um wahrhaften Glauben, Glauben in der Nachfolge des Lichts, das Jesus leuchtet, und des Wortes, das er uns gepredigt hat. Wichtige Glaubenssätze hat Jesus mit „WAHRlich ich sage euch“ eingeleitet.
Jeden Sonntag in den Gottesdienst zu rennen, fromme Lieder zu singen und gute Werke zu vollbringen, machen noch keinen Glauben. Sie helfen, das Licht zu suchen, das Wort zu hören, Zeichen und Werke zu setzen, dass wir uns finden lassen wollen, aufzwingen tut sich Gott nicht, erzwingen lässt er sich auch nicht. Er will wahrhaftig gesucht sein, in unserem Herzen. Er lässt sich von uns nicht blenden, er sieht, was wir ehrlich meinen und wo wir heucheln. Aber, er zieht und leuchtet uns weiter, wenn wir unsere eigene Heuchelei erkennen: So ihr bleiben werdet an meiner Rede, so seid ihr meine rechten Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen (Joh 8, 31-32). Das ist ein Wort, auf das sich bauen lässt.
Lieber Luther, bittet, so wird euch gegeben, suchet, so werdet ihr finden, klopfet an, so wird euch aufgetan (Luk 11, 9-10). Das ist die Aufgabe im Glauben, die jeder einzelne hat, damit die Verheißung für uns ganz persönlich Wahrheit wird: Wer da glaubt und getauft ist, wird selig werden. Und lieber Luther, unsere Hausaufgabe ist, uns immer daran zu erinnern, den Teufelchen in uns, wenn sie gerade ihr Unwesen treiben, ein Licht im Wort anzuzünden, so dass sie nicht mehr im Dunkeln walten können. Und den Ölvorrat nicht vergessen, damit unsere Lampen nicht ausgehen! Werde gleich noch Nachschub besorgen.
Herzliche Grüße
Deborrah

Auferstehung – Des Pudels Kern

Lieber Luther,
Jesus ist auferstanden. Das wird gerade von jeder Kanzel gepredigt. Aber wieso ist er auferstanden? Welches Zeichen ist uns dadurch gesetzt? Dazu noch ein Zeichen, mit dem sich viele schwer tun, auch Prediger. Wie soll das gehen? Auferstehung von den Toten. Was ist damit gemeint? Und was, das ist die entscheidende Frage überhaupt, sagt uns das auch heute noch?
Für Gelehrte, Berufene und nicht Berufene scheint es die Frage der Fragen zu sein: Wie kann das zugehen, dass das Grab leer war? Die Wissenschaftler unter uns sagen strikt: geht nicht und fangen an Biologie zu predigen. Suchen sie da nicht des Pudels Kern anstatt den Kern des Auferstehens?
Jesus wurde verfolgt und ermordet, weil er die Hohepriester, Pharisäer und Schriftgelehrten in Frage stellte, das Wort, das sie predigten, in die Mülltonne steckte und das wahre Wort in Stein meißelte. Er befreite damit den Glauben von Mühlsteinen, die zu einem Hindernis für Glauben geworden waren. Er predigte einen einfachen Weg, der für jeden gangbar ist.
Jesus vermag nichts aus sich selbst heraus, in sich selbst ist er nur Mensch. Alles, was er vermag, sieht er beim Vater, was dieser tut, tut er auch, auch Werke „über die ihr euch wundern werdet“ (Joh 5, 20). Wie der Vater von den Toten auferweckt und die Toten lebendig macht, so macht auch der Sohn lebendig. Dazwischen steht Jesu Gericht, er schaut uns ins Angesicht, Auge in Auge. Diese Vollmacht hat Jesus von Gott übertragen bekommen. Er, der die Menschen kennt, da er selbst einer war und er selbst das Menschsein durchlitten hat. Gott ehren ohne Jesus zu ehren geht nicht, das sagt Jesus klar und deutlich, das heißt auch seine ihm von Gott verliehene Macht anzuerkennen, auch in dem, in dem wir uns verwundern (Joh 5, 23, 27).
Für uns steht und fällt alles mit dem Glauben: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen. Es kommt die Stunde und ist schon da, dass die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören; und die sie hören werden, werden leben. (Joh 5, 24).
Die Stunde ist schon da, sagt Jesus, ich habe jetzt schon die Macht über den Tod, die Toten können jetzt schon meine Stimme hören, so wie Lazarus seine Stimme gehört hat, Lazarus, veni foras. Lazarus war ein glaubender Mensch. Deshalb hat er Jesu Stimme gehört und ist auferstanden von den Toten. Alle Totenerweckungen, die Jesus bewirkt hat, sind zum Zeichen gewirkt, dass wir dieses Wort glauben: Der Sohn Gottes hat die Macht, Tote zu erwecken. Die Stunde ist schon da, dass sie die Stimme des Sohnes Gottes hören. Es ist ein göttlicher Akt, den Jesus schon als Menschensohn bewirken konnte, weil ihm, dem Gottes Sohn, Gott die Macht dazu gegeben hat.
Und, Jesus sagt: Es kommt die Stunde, zu der alle, die in den Gräbern sind, meine Stimme hören werden (Joh 5, 28). Das ist die Verheißung, ja, wundert euch darüber nicht, dass am Ende alle in das göttliche Leben auferstehen werden, auch diejenigen, die nicht glauben. Jesus sagt: alle, die in den Gräbern sind, werden die Stimme des Sohnes Gottes hören, zuvor allerdings auch die Stimme des Menschensohnes, dem die Macht über das Gericht gegeben ist.
Es ist eine Heilsbotschaft, die das ganze Menschengeschlecht umfasst. Das Heil, dass Jesus jedem das Tor und die Ohren am Ende öffnet, so dass jeder seine Stimme hören kann. Er kümmert sich im Tod um jeden einzelnen, schaut ihn an und lässt ihn sich selbst anschauen. Das Gericht ist eine Heilsbotschaft, keine ewige Höllenverdammnis. Hölle ist ein Ort der Dunkelheit, der Abgründe, des Todes, des Teufels, wenn man so will. Gerade dort will uns Gott nicht. Er will alle sammeln, auch das letzte verlorene Schaf. Auch zu dem macht sich der Sohn Gottes, wenn er stirbt, auf den Weg und ruft solange, bis auch dieses Schaf seine Stimme hört. Er wird alle suchen, bis alle ihn finden, er wird alle rufen, bis sie alle hören.
Lieber Luther, die Auferstehung wird uns alle im Tod zuteil. Das ist die Heilsbotschaft für jeden von uns. Jesus lässt uns auferstehen nach dem Tod. Das soll uns in seiner Auferstehung gezeigt werden. Deshalb steht auch im Matthäusevangelium (Mt 27, 51-53):
Und siehe da, der Vorhang im Tempel zerriss in zwei Stücke von obenan bis untenaus. Und die Erde erbebte, und die Felsen zerrissen, die Gräber taten sich auf, und standen auf viele Leiber der Heiligen, die da schliefen, und gingen aus den Gräbern nach seiner Auferstehung und kamen in die heilige Stadt und erschienen vielen.
Genauso ist das. Mit Jesu Auferstehung ist die Auferstehung aller aus den Gräbern möglich. Jesus sitzt mit seiner Auferstehung zur Rechten Gottes, an seinem Platz, bereit, unser Heil zu bewirken, und alles, was in den Gräbern war, kann direkt ins Leben auferstehen oder Jesus ins heilbringende Angesicht sehen, so dass auch für diejenigen, die Übles vor Gott getan haben, die Möglichkeit zur Auferstehung ins Leben haben. Wir brauchen nicht warten bis Irgendwann. Jesus hat mit seiner Auferstehung die Zeit verkürzt.Er ist als Erster vorangegangen und wir dürfen ihm nachfolgen, im Leben oder im Sterben, das kann jeder entscheiden wie er will. Jeder muss selber sehen, wie er sich auf seine Auferstehung vorbereitet, wie er dem Gottessohn dereinst unter die Augen treten will.
Lieber Luther, die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube, das ist des Pudels Kern. Ob Jesu körperlich auferstanden ist oder nicht, ist eine Debatte, um der es rein um das Fleisch geht. Kann einer, der angefangen hat, zu verwesen, körperlich wieder auferstehen? Ist das nicht eine Fragestellung, die von der Verwesung des Glaubens zeugt? Wen kümmert das Fleischliche? Jesus nie, alles, was er am Fleisch gewirkt hat, ist nur gewirkt um des Zeichens willen. Jesus geht es nur um den Glauben an Gott und ihn, als den Sohn Gottes. Jesus sagt: Wie der Vater die Toten auferweckt und macht sie lebendig, so macht auch der Sohn lebendig. Nimmt man das ernst: Wie sollte er noch im Grab liegen? Wenn selbst wir auferstehen, wie könnte Jesus nicht auferstanden sein?
Lieber Luther, wenn wir einfältig glauben, tun wir uns mit der Auferstehung leichter, mit dem Wort, in der Nachfolge und, wenn es soweit ist, im tatsächlichen Auferstehen nach unserem Tod. Dann verstehen wir mehr und sind besser vorbereitet als mit aller Biologie. Manchmal, lieber Luther, wünschen wir uns Jesus wieder herbei, um Mühlsteine aus dem Weg zu räumen, die wir selbst an unsere Füße gebunden haben. Aber, es ist nicht wirklich notwendig, alles ist offengelegt, welches Los wir wählen, liegt bei uns. Das ist die Heilsbotschaft von Jesu Auferstehung.
Österlich gestimmt,
herzliche Grüße
Deborrah

Jesu Blut für unsere Sünden vergossen?

Lieber Luther,

um Jesus ist es einsam geworden, bevor er sich aufmacht, um das zu durchleiden, vor dem es auch ihm gegraut hat. Der Satan, das menschlich Teuflische, wirkt an ihm, zerschindet seine Ehre, seinen Körper, peitscht sein Fleisch. Der Mensch greift nach ihm. Den Menschen in aller Grausamkeit zu durchleiden, ist nicht nur für uns, war auch für Jesus eine Herausforderung.

Zeit Bilanz zu ziehen, sich im Klaren zu werden, ob er nun alles erreicht hat, was ihm aufgetragen ist. Ob er manchmal daran gezweifelt hat, angesichts des anklagenden, geifernden Volkes? Weiterlesen „Jesu Blut für unsere Sünden vergossen?“

Hosianna – Jesu Einzug in Jerusalem

Lieber Luther,

alles läuft so, wie es verheißen war. Die Schrift muss erfüllt werden. Die Schrift ist das Wort Gottes. Gott ist die Weisheit, der Allwissende. Er weiß schon vor dem Anfang das Ende. Es ist alles gewoben, hat aber noch kein IST. Manches IST ist schwer zu ertragen. Für Jesus wie für uns.
Wie muss er sich gefühlt haben als er in Jerusalem einzog (Mt 21, 1-10)? Es muss wie ein Film vor seinen Augen abgelaufen sein, als er in den Tunnel des Massenjubels eintauchte. Befremdlich für ihn die Masse der Menschen, die heute Hosianna rufen und morgen kreuzige ihn. Was hat er wohl gedacht, als sie Palmzweige vor ihm hinwarfen? Weiterlesen „Hosianna – Jesu Einzug in Jerusalem“