Seltsam unbestimmt gehe ich ins Neue Jahr. Wenn ich in mich hineinsehe, sehe ich nicht viel: wenig Emotionen, wenig Erwartungen, eine Landschaft im Dämmerlicht, ohne Berg und Tal, reine Ebene.
Ein Wüstenjahr habe ich hinter mir. Ich bin dankbar, dass ich es durchwandert habe. Ohne die Einsamkeit der Wüste, das Verlassen sein oder Verlassen, wäre ich niemals den Weg gegangen, den ich gegangen bin, wäre zwischendrin abgelenkt worden, hätte der Bequemlichkeit des Denkens und Handelns Platz gelassen. Die Wüste eröffnet einem innere Horizonte, die man niemals sehen würde, wenn sie von äußeren Gebäuden und Mauern verstellt wären. In der Wüste braucht man nichts, außer?
Die Bibel, mein Bibelleseplan hat mich durch das ganze Jahr begleitet. Überall hin. Ich habe gelernt und erfahren, dass die Bibelkapitel, die ich jeden Tag gelesen habe, mir Kraft, Ruhe und Frieden gegeben haben. Was ich jeden Tag gelesen habe, habe ich gebraucht. Es hat immer gepasst und mich bei mir und in meiner Mitte gehalten. Ich habe gelernt, dass es nichts außer Gott für mich braucht. Das Jahr in der Wüste hat mich unabhängig und frei gemacht. Gott sorgt für mich. Ich habe verstanden, was es heißt, wenn Jesus sagt: Seht die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr denn sie? (Mt 6, 26).
Er hat mich dorthin geführt, wo ich hin sollte. Ich habe das ganze vergangene Jahr keinen Gottesdienst besucht, an keinem Abendmahl teilgenommen, seit der Vorweihnachtswoche keine Kirche mehr betreten. Es ist eine Art Sterben, das Absterben von etwas, was man gemeint hat, zu brauchen. Mein Jahr mit Gottes Wort allein hat mich weit abrücken lassen von Kirche, insbesondere von kirchlicher Lehre. Es hat mir einen neuen Blick, neue Einsichten, viel neues Verstehen gegeben. Ich denke nicht, dass ich dahin gekommen wäre, wenn ich weiterhin mitgeschwommen wäre. Alles hat seinen Sinn. Wenn ich konsequent wäre, müsste ich austreten, aber davor schrecke ich immer noch zurück. Auch das wird seinen Sinn haben.
Mein Leben hat sich im vergangenen Jahr komplett verändert. Ich arbeite fast nur noch im Ausland. Abgesehen von den hohen Reisestrapazen und den Auswirkungen auf meine frei verfügbare Zeit, ist die Herausforderung groß, Menschen aus anderer Kultur sind mir gegeben, ich ein Fremdling dort, mit meiner deutschen Art. Aber gerade als Fremdling findet man Gott im Nächsten, ist gezwungen, Sprach- und Kulturbarrieren zu überwinden, denjenigen, der dir gegenübersteht, genau anzusehen, sorgsam und feinfühlig mit ihm umzugehen, wie mit einem kostbaren Gut. Das ist schwer und nicht immer zu schaffen im generellen Anspruch, ohne Gott habe ich keine Chance und ich schaffe nur, was ich mit seiner Leitung und seinem Segen tue. So ist meine Jahreslosung für 2015:
Wenn du dein Herz richtest, deine Hände ausbreitest, die Untugenden von deiner Hand fern hältst und die Augen aufhebst ohne Tadel, bist du fest und brauchst dich nicht zu fürchten. Dann siehst du die Mühsal wie Wasser, das vorüberzieht, das Leben geht auf wie die Sonne am Mittag, das Finstere wird zum lichten Morgen und du tröstest dich an der Hoffnung. Du legst dich in Sicherheit schlafen, ruhst in dir und niemand kann dich aufschrecken (nach Hiob 11, 13-20).
So bitte nun um Spätregen, so wird der HERR dir Gewölk machen und dir Regen genug geben zu allem Gewächs auf deinem Feld (Sacharja 10, 1). Fürchte dich nicht und stärke deine Hände. Das ist es was ihr tun sollt: Rede einer mit dem anderen Wahrheit, richtet recht, schafft Frieden in euren Toren, denke keiner Arges in seinem Herzen wider seinen Nächsten und schwört keine falschen Eide. Dann werdet ihr zu einem Segen! (nach Sacharja 8, 13-17)
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