Ende des Konjunktivs

Wenn doch mein Volk mir gehorsam wäre! 
Psalm 81,14
Ja, wenn.
Auch Gott kennt den Konjunktiv
aber auch das Ende des Konjunktivs:
Am Ende wirst du, mein Volk, jubeln,
ich werde jubeln,
und wir werden gemeinsam Jubeln.
So wahr ich euer Gott bin.

Gottes Lied vom Leben und Sterben

Lieber Luther,
oft denken wir, wo Gott ist, muss alles gut sein, insbesondere unser Leben, das Leben der anderen, wo Gott ist, muss Friede sein. Wenn wir uns umschauen, müssen wir erkennen, dass das nicht so ist. Welche Rolle spielt da Gott, in diesem Spiel des Lebens?
Gott lässt uns Mensch sein und steht mit uns das Menschsein durch. Mit Jesus tat er das fleischlich und konkret. Wie das auf einer abstrakteren Ebene geht, erklärt uns Gott im Lied vom Leben und Sterben, Gottes Lied, gesungen durch Mose (5.Mose 32, 1-43).
Es klingt in unseren Ohren zunächst martialisch, nach einem zornigen, rächenden Gott. Wenn wir es uns aber genau ansehen, erkennen wir, dass es das Gegenteil ist, es zeigt uns, wie Gott mit unseren Verfehlungen umgeht: Gott sichert uns seine Treue und sein Erbarmen zu, wie viel Unrecht wir auch tun, wie oft wir uns auch gegen ihn stellen, wie sehr wir auch fehl gehen.
Wenn wir dieses Lied des Lebens und des Sterbens in unsere Sprache übersetzen, erkennen wir, dass es noch genau so aktuell ist wie vor 3400 Jahren. Ich will mich da auch nicht weiter einmischen:
„Horch auf, du Himmel, ich will reden, und die Erde höre die Worte meines Mundes. Wie Regen träufle meine Lehre, wie Tau riesele meine Rede, wie Regenschauer auf frisches Grün und wie Regengüsse auf (welkes) Kraut!“ (2)
Hört und seht, der Fels ist vollkommen und all meine Wege sind recht. Ich bin ein Gott der Treue, egal wie ihr euch mir darbietet. Ihr versündigt euch gegen mich, ihr verweigert mir eure Kindschaft und macht euch damit selbst zum Schandfleck.
Aber ihr seid ein Teil von mir und ich ein Teil von euch. Ihr seid die Nachkommen Jakobs, den ich behütete wie meinen Augapfel und den ich unter meine Fittiche genommen und auf meinen Flügeln getragen habe. Das will ich auch euch, als seine Erben, tun, wenn ihr auf mein Wort hört und mich euren Gott sein lasst.
Aber, ihr seid eine verkehrte und verdrehte Generation, seit vielen Generationen, die auf mein Wort nicht hört. Ihr seid nicht treu, schafft eure eigenen Götter. Ihr werdet daran zu tragen haben – Männer, Frauen, Kinder, Alte, Junge. Und ich, Gott, lasse es zu, ich rette euch nicht vor euch selbst. Ihr werdet ernten, was ihr sät. Ihr werdet die Konsequenzen eures Tuns selbst tragen müssen. Alles Jammern wird euch nicht helfen, auch nicht, dass ihr mich für eure Taten verantwortlich macht, dass ich retten soll, was ihr verbockt habt.
Dennoch verlasse ich euch nicht, denn ich bin ein treuer Gott. Ich werde nicht zulassen, dass das Böse am Ende über das Gute triumphiert und das Böse sich für das Gute ausgibt.
Du, mein Volk, hörst auf keinen Rat, zeigst keine Einsicht, wie trostlos du dir deine Welt auch bereitest, wie groß die Zeichen auch sind, die ich schicke. Ich kann nicht alles gut heißen, was du tust, deshalb tue ich Zeichen, die nur ich tun kann. Seht sie, hört sie, handelt danach.
Ihr habt immer die Wahl, ihnen zu folgen oder nicht. Jeden Tag könnt ihr euch von neuem für mich entscheiden. Wenn ihr meinem Wort und meinen Zeichen nicht folgt, ist es eure Entscheidung, ihr müsst dann aber auch mit den Konsequenzen leben, im Hier und Jetzt, im Leben und im Sterben. Ich kann euch tot lassen, aber auch zum Leben erwecken, ich kann zulassen, dass ihr euch gegenseitig zerschlagt, aber auch heilen. Ihr solltet erkennen und anerkennen, dass nur ich das kann, so wahr ich ewig lebe.
Wenn du weise wärest, mein Volk, würdest du bedenken, dass du mit all deinem Tun einmal konfrontiert wirst. Dann wirst du dein Böses und Gutes erkennen und mit mir gemeinsam ansehen. Das werde ich dir und mir nicht ersparen, aber es reinigt und versöhnt uns miteinander. Und dann, wenn ich sehe, dass ihr erschreckt vor dem Bösen, das Böse loslasst und euch ihm verschließt, werde ich Erbarmen mit euch haben und ihr werdet erkennen, dass ich euer Gott bin und kein anderer Gott neben mir ist.
Dann wirst du, mein Volk, jubeln, dann werde ich jubeln, dann werden wir gemeinsam jubeln.
So wahr ich euer Gott bin.

Mein Volk

Sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein in Treue und Gerechtigkeit. 
Sacharja 8,8
Siehe,
ich will mein Volk retten,
aus dem Land des Aufgangs der Sonne, diejenigen, die leben und
aus dem Land des Untergangs der Sonne, diejenigen, die tot sind.
Alle – ausnahmslos – zählen zu meinem Volk.
Ich will ihr Gott sein, das ist mein väterlicher Wille.
Ich bin treu, auch wenn sie treulos sind,
Ich bin gerecht, auch wenn sie ungerecht sind.
Ich will in ihre Augen schauen und in ihren Augen mich sehen.
Ich will sie heimführen, an dem Tag, den ich für sie bestimme.
Ich freue mich auf den Tag, da sie alle kommen werden.
Ich freue mich auf jeden einzelnen.

Warnung

Hüte dich nur und bewahre deine Seele gut, dass du nicht vergisst, was deine Augen gesehen haben. 
5.Mose 4,9
Das ist eine Warnung an dich, o Seele,
du hast gesehen und läufst trotzdem Gefahr,
dir untreu zu werden,
dich davon zu machen,
in ein Land,
das nicht das Land ist,
das du gesehen hast.

Entlastung

Jauchze, du Tochter Zion! Frohlocke, Israel! Freue dich und sei fröhlich von ganzem Herzen, du Tochter Jerusalem! Denn der HERR hat deine Strafe weggenommen. 
Zefanja 3,14-15
Der Herr entlastet.
Die Felsbrocken rollen von meiner Seele
und ich bin wie neu geschaffen.

König, Bettler, Biedermann

Einem König hilft nicht seine große Macht; ein Held kann sich nicht retten durch seine große Kraft.
Psalm 33,16
König,
Held,
Biedermann,
Bettler:
alle enden vor dem Einen,
alle werden mit dem einen Maß gewogen.
Am Anfang und am Ende
sind wir alle gleich.
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Worte wie Silber

Die Worte des HERRN sind lauter wie Silber, im Tiegel geschmolzen, geläutert siebenmal.
Psalm 12,7
Die Worte des Herrn.
gewogen,
geprüft,
geklärt,
zu Sätzen geschmiedet,
von Menschenverstand,
kündend von
Wahrheit,
Glaube,
Demut,
Recht,
Gerechtigkeit,
Gnade und
Erlösung.

Ewiger Bund

Kommt, wir wollen uns dem HERRN zuwenden zu einem ewigen Bunde, der nimmermehr vergessen werden soll! 
Jeremia 50,5
Ein Bund braucht immer mindestens zwei,
zwei die ihn schließen,
zwei die ihn halten,
zwei, die zueinander stehen,
was immer passiert.
Der Bund ist ein Band,
das zusammenhält,
aber auch beweglich ist und
dem anderen die Freiheit,
sich zu entscheiden,
nicht nimmt.
Ein wahrer Bund
funktioniert nur
aus reiner Freiwilligkeit beider,
die den Bund schließen.
Ein Bund, der von Herzen kommt,
beinhaltet auch ein Kündigungsrecht für den jeweils anderen.
Denn, wenn ein Teil den Bund nicht mehr halten will,
bricht er ihn und mit den anderen.
So oder so,
vergessen wird dieser Bund nimmer mehr.
Ist insofern ein ewiger Bund,
ein Bund fürs Leben.
Er besteht wahrhaftig nur in der Auflösung.
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Glauben

Lieber Luther,
vor mir liegt ein Senfkorn. Ich habe es vom heutigen Sonntagsgottesdienst mitgebracht. Es ist klein, trotzdem habe ich es nicht verloren. Was hat es mit diesem Senfkorn auf sich?
„Und die Apostel sprachen zu dem Herrn: Stärke uns den Glauben! Der Herr aber sprach: Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn und sagt zu diesem Maulbeerbaum: Reiß dich aus und versetze dich ins Meer! so wird er euch gehorsam sein.“ (Luk 17, 5-6).
Die Predigt fand ich schön und zunächst eingängig und konsistent. Die Apostel hätten gar nicht den Glauben gemeint, Glaube könne man nicht stärken. Glaube sei eine Beziehung zu Gott, hieß es da. Gott, Jesus an sich sei Glaube.
Die Fragen sind erst hinterher gekommen. Kann man Glauben wirklich nicht stärken, mehren, vertiefen? Widerspruch hat sich in mir geregt, deshalb, lieber Luther, musst du wieder herhalten.
Glaube besteht sicher auch in einer „Beziehung“ zu Gott. Aber gerade Beziehungen muss man pflegen, man kann sie stärken, man kann sie auch schwächen, man kann sie beenden, sich nicht entwickeln lassen oder ihnen auch den Todesstoß versetzen. Beziehungen sind fragil und immer in Gefahr, die Beziehung zwischen Menschen, aber auch zu Gott.
Für Jesus kam die Frage der Apostel nicht überraschend, er kannte das schon: Wieso ist euer Glaube so klein, kommt es postwendend zurück. Der Kleinglaube der Apostel war bei Jesus oft Gegenstand seiner Belehrungen. Sie, die „Glauben“ in die Welt tragen sollten, zu stärken, gehörte zum Kern der Mission Jesu, seine Apostel, seine Nachfolger, zu lehren undauf seine Nachfolge vorzubereiten.
Zunächst: Was ist Glaube? Sich über etwas zu verständigen, das so abstrakt und individuell ist wie Glaube, ist schwierig. Wie äußert sich Glaube? Eine allgemeingültige Antwort gibt es hier nicht, es gibt wahrscheinlich so viele individuelle Ausprägungen, wie es gläubige Menschen gibt. Deshalb gibt es wohl „den“ Glauben nicht, sondern nur Glaube.
Wenn man anfängt auszusortieren, scheint zumindest klar zu sein, dass es Menschen gibt, die glauben und Menschen die nicht glauben – egal um welche Religion es sich handelt. Glaube ist also etwas, das an das Individuum, an den Menschen, an den jeweiligen Menschen, an den Einzelnen, dich, mich gebunden ist oder auch nicht. Glauben tut man oder eben nicht. Insofern ist das nichts, das man selbst beeinflussen kann. Glauben, glauben können an sich, ist zunächst eine göttliche Gnade. Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass man niemand einen Vorwurf machen kann, wenn er nicht glaubt. Gott weiß, dass erst am Ende der Zeit alle glauben werden. Insofern sieht er das wahrscheinlich wesentlich unaufgeregter als die Gläubigen, die die Zahl der Ungläubigen bejammern.
Wäre noch die Frage, ob man den Glauben durch fromme Übungen, durch Gebete, durch Bibellesen herbeibeten kann. Sicher nicht, das bewirkt eher das Gegenteil und endet im schlechten Fall in Psychosen. Man kann sich auf die Suche nach Gott machen, im Idealfall in und mit guter Begleitung, und er wird sich sicher finden lassen, aber auf seine Weise und nicht wie wir uns das idealisiert ausmalen.
Wie man aber glaubt, wenn man glaubt, in welcher Sicherheit, in welcher Tiefe, in welcher Unangefochtenheit, in welcher Stärke, mit welcher Berge versetzender Kraft, darin besteht ein Unterschied. Der Weg im Glauben ist lang, steinig und schmerzhaft. Man sollte sich das nicht so vorstellen, dass man eine Erleuchtung hat, wie Paulus, und dann ist man Apostel. So ist das sicher nicht. Glaube ist auch Arbeit, um Glaube muss man ringen, im Glauben ist man Anfechtungen ausgesetzt, Glaube muss man pflegen und gießen, sonst wächst das Senfkorn nicht. Glauben muss man erfahren, erleben, jeden Tag. Es ist auch notwendig, seinen Glauben immer wieder zu hinterfragen, damit man nicht für Glauben hält, was am Ende Aberglauben ist. Aber genau das stärkt den Glauben und lässt einem im Glauben wachsen. Es ist die Anfechtung, nicht selbstgerechte Gewissheit. Selbst Jesus ist in seinem Glauben in der Wüste angefochten worden. In dem Fall hat die Seele Fastenzeit. 
Wenn die Jünger ihren Glauben klein fanden und gerne darin bestärkt werden wollten, ist das etwas, was für Menschen normal ist. Sie – und wir – sind nicht wie Jesus, sie sind nicht Gott, sie sind schwach und können nur versuchen, stärker zu werden. Sie bitten den um Hilfe, der allein helfen kann. Es zeugt von gesundem Realismus, dass sie sich ihrer Schwäche – auch im Glauben – bewusst sind, mit Jesus als Gallionsfigur jeden Tag vor Augen sowieso.
Im Glauben hat man eine Beziehung zu Gott, man vertraut sich Gott an, bekennt sich zu Gott, wirft sich ihm in die Arme, redet mit ihm, sitzt mit ihm zu Tisch. Dass die Jünger einen solchen Glauben, eine solche Glaubensbeziehung, hatten, steht außer Frage. Das ist, was Mensch aus sich heraus vermag: Sein Vertrauen in Gott setzen, an Jesus glauben und ihm nachfolgen. Das ist, was Jesus in seiner Brotrede gemeint hat. Das ist sozusagen der Glaubensalltag.
Das ist aber nicht das, was Jesus wirklich in Frage stellte mit diesem Senfkorn-Vergleich. Jesus meint hier einen ungleich größeren Glauben, einen Glauben, der Berge versetzen kann oder eben Maulbeerbäume.
Deutlicher wird dies bei der Heilung des Fallsüchtigen: Die Jünger versuchen nach dem Vorbild Jesu zu heilen, schaffen es aber nicht. Jesus herrscht sie an: „Ungläubiges und verkehrtes Geschlecht! Bis wann soll ich bei euch sein? Bis wann soll ich euch ertragen? Die Jünger fragen, wieso ihnen nicht gelungen sei, zu heilen. Die Antwort ist eindeutig: Wegen eures Kleinglaubens, „denn wahrlich ich sage euch, wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so werdet ihr zu diesem Berg sagen: Hebe dich weg von hier dorthin! Und er wird sich hinwegheben und nichts wird euch unmöglich sein.“ (Matth 17, 17 ff). Jesus ist fast am Ende seines Weges und seine Jünger haben immer noch nicht den Glauben, der heilen lässt, sie sind kleingläubig. Das Beispiel, als Petrus über das Meer gehen will und versinkt, sagt nichts anderes (Matth 14, 30-31).
Es geht also um einen Glauben, der Dinge vermag, die außerhalb der menschlichen Möglichkeiten liegen, Berge oder Bäume versetzen allein, aus Glaube. Übers Meer gehen. Nichts wird euch bei diesem Glaube unmöglich sein, so sagt Jesus. Da stehen wir ganz klein vor unserer Angst. Das trauen wir uns dann doch nicht zu. Das Vertrauen in dieses Wort ist nicht groß genug, dass wir genug Vertrauen zu uns hätten, dem zu glauben.
In der Elberfelder Übersetzung bitten die Apostel Jesus auch , MEHRE uns den Glauben, das heißt: Gib zu dem Glauben, den wir schon haben, noch das Stück Glaube hinzu, das uns heilen, das uns andere heilen, das Berge versetzen, übers Meer gehen lässt. Es ist hier von einer Glaubensgröße die Rede, die uns – mich jedenfalls – erschauern lässt. Trauen wir uns das zu? Oder muss sich unser Glaube nicht doch noch mehren, stärken? Glauben wir Jesus und gehen los, gegen jeglichen Verstand, gegen jegliches Naturgesetz? Es gibt Menschen, die das können, es ist nicht unmöglich.
Was sagt uns die Symbolik des Senfkorns? Es gibt annähernd 400 Gattungen von Senf. Senf ist also nicht gleich Senf. Senf ist ein Kreuzblütler, das ist schon eine Symbolik an sich. Es gibt Arten, die als Wildpflanzen und auf Schutt wachsen, wild, unkultiviert, nicht domestiziert. Es gibt aber auch Arten, die als Nutzpflanzen, als Gemüse-, Würz-, Arznei- oder Futterpflanzen dienen. Auch hier, wie kürzlich schon vergleichbar bei dem Baumverweis, wird auf die Vielartigkeit in Gottes Reich, in dem Fall im Bild des Senfs, des Senfkorns, hingewiesen.
Das Senfkorn muss gesät werden, gehegt und gepflegt. Es kann unter Dornen fallen, auf Fels oder auf unfruchtbaren Boden, wie im Gleichnis vom Sämann beschrieben. Nur wenn das Senfkorn auf fruchtbaren Boden fällt, wächst und gedeiht es, so wie es bei Markus beschrieben ist, als die Jünger fragen, wie das Reich Gottes zu beschreiben ist und Jesus antwortet:
Es ist wie ein Senfkorn, das, wenn es auf die Erde gesät wird, kleiner ist als alle Arten von Samen, die auf der Erde sind. Wenn es aber ausgesät ist, geht es auf und wird größer als alle Kräuter und es treibt große Zweige, so dass unter seinem Schatten die Vögel des Himmels nisten können (Mar, 4, 30 ff).
So wird aus etwas, was zu Beginn das Kleinste ist, am Ende das Größte. Das Senfkorn ist der Glaube. Aber: Das Senfkorn braucht Zeit, sich zu entwickeln, zu wachsen, und es braucht die entsprechende Umwelt, damit es überhaupt wachsen kann. So ist es mit den Jüngern: Ihr Glaube ist zwar schon aus dem Senfkorn gewachsen, treibt und wächst, aber er hat noch nicht die Größe, dass er den Vögeln des Himmels eine Wohnung geben könnte. Er ist noch nicht so groß, dass er für andere eine heilsame Kraft sein kann, dass er Maulbeerbäumen gebieten könnte und sie gehorchen würden.
Der Maulbeerbaum steht hier als Symbol für den Menschen. Das Charisma der Jünger ist noch nicht so groß, dass sie die Menschen bewegen könnten, gar heilen. Der Maulbeerbaum galt als Symbol der Klugheit, als der Weiseste der Bäume. Wenn Jesus sagt: Wenn ihr nur so viel Glauben habt wie der kleinste aller Samen, das Senfkorn, dann vermögt ihr die Weisesten der Menschen aus ihrer Verhaftung zu lösen und sie würden „gehorchen“, d.h. sie würden Jesu Wort nachfolgen. Seine Apostel und Prediger würden mehr können, als sie nur aus sich heraus vermögen. Jesus formuliert hier die Glaubensvoraussetzungen, die es – noch nicht zu diesem Zeitpunkt, aber später – den Aposteln doch noch möglich machte, größer als sie selbst zu sein, zu heilen, ohne zu wissen wie, das Wort in die Welt hinauszutragen, ohne in ihrer Mission zu scheitern.
Wie viel Zeit, wie viel Lernen notwendig ist, um zu so einem Glauben zu gelangen, hat Jesus in dem Weg gezeigt, den er mit den Aposteln gegangen ist. Es war ein hartes Stück Arbeit für ihn, in ihnen ihren Glauben so wachsen zu lassen, so zu mehren, so zu stärken, dass sie die Glaubensstärke hatten, die notwendig war, um die Botschaft in die Welt hinaus zu tragen und die Leiden, die ihnen dabei auferlegt waren, mit Demut zu tragen. Das konnten sie nur durch eine innere Stärke, zu der sie erst gelangen mussten. Ihr Senfkorn musste erst zu einem Heilkraut mit großen Ästen wachsen, in denen andere Geschöpfe sich bergen konnten.
Jesu redet in diesem Senfkornbild von der Zukunft: Wenn ihr so viel Glauben habt …. Ja, lieber Luther, bis wir so viel Glauben haben, dass im Vertrauen auf diesen Glauben auch das scheinbar Unmögliche möglich wird, dass wir über uns hinauswachsen können, wir unsere (Selbst-)Beschränkungen, unser uns Nichtzutrauen, hinter uns lassen können, wir Berge versetzen könnten im Glauben, das wird sicher noch dauern. Jedenfalls bei mir. Ich werde das Senfkorn aufheben, als Ansporn. Ob wir, lieber Luther, jemals Berge versetzen können?
Herzliche Grüße
Deborrah

Angst

Die Angst meines Herzens ist groß; führe mich aus meinen Nöten! 
Psalm 25,17
Ein Herz voller Angst
zieht sich zusammen,
zieht sich zurück,
zieht nach unten.
Hab keine Angst, mein Herz,
Gott wärmt dich,
Gott nährt dich,
Gott wohnt mit dir.
Juble,
mein Herz,
und freue dich,
der Himmel steht dir offen.
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Stachel im Fleisch

Der HERR liebt Gerechtigkeit und Recht.
Psalm 33,5

Gerechtigkeit und Recht.
Das ist der Stachel im Fleisch unseres Wohlbefindens.
Ahnen wir doch,
wissen wir doch,
wir werden diesem Maßstab niemals gerecht.

Wahrheit

Leite mich in deiner Wahrheit und lehre mich!
Psalm 25,5
Wahrheit, das klingt weit weg,
Können wir deine Wahrheit erreichen?`
So lehre mich,
deiner Wahrheit ein Stück näher zu kommen.
(PS: das ist eigentlich die Losung von gestern. Und die Losung von gestern ist die Losung von heute … Bemerke ich erst jetzt. Ändert nichts an der Losung, aber am Inhalt. Gestern hätte ich sicher etwas anderes geschrieben als heute. Und morgen wieder etwas anderes als heute. So stehen wir im Augenblick und in der jeweiligen Wahrheit. Ist Gottes Wahrheit auch so abhängig vom Augenblick?)
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Mitleid

Ein Mensch.
Ein Augenblick.
Ein Blick.
Du siehst
seine Verlassenheit,
seine Trauer,
seine Verlorenheit.
Du siehst
und er dauert dich.
Alles Mit-Leiden
fließt aus dir heraus,
umfließt ihn,
schließt ihn ein,
voller Wärme,
voller Zärtlichkeit,
voller Liebe.
Ein Blick,
ein Augenblick voller Erkennen,
der sich in die Seele einbrennt.
Bis in die Ewigkeit.
Gott sieht,
hat Mitleid,
rührt an,
weckt auf.

Rettung

Von dem Herrn kommt es, wenn des Mannes Schritte fest werden. Fällt er, so stürzt er doch nicht, denn der Herr hat ihn fest an der Hand.
Psalm 37, 23.24
Entschlossen gehe ich auf deinem Schotterweg weiter,
wanke ich auch im Sturm,
rutsche ich auch aus auf meinen Hoffnungssplittern,
falle ich auch aus meinen guten Absichten,
versinke ich auch in Trauer und Schmerz,
deine Hand fängt mich auf,
hält mich,
zieht mich heraus,
hin zu dir.

König

Der König antwortete Daniel und sprach: Es ist kein Zweifel, euer Gott ist ein Gott über alle Götter und ein Herr über alle Könige. 
Daniel 2, 47
Gott über alle selbst ernannten Götter,
Herr über alle selbst geschaffenen Königreiche,
Herrscher über alle Scheinwelten,
ohne Zweifel.
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Jakob

Jakob zog seinen Weg. Und es begegneten ihm die Engel Gottes.
1.Mose 32,2

Jakob zog dorthin zurück,
woher er gekommen ist.
Auf dem Weg aus der Heimat haben ihn Engel begleitet,
auf dem in die Heimat haben ihn Engel geleitet.
In die Fremde gehen und zurückkommen,
dorthin, wo Heimat ist.
Die Engel, Gott zeigt den Weg,
laufen wir ihnen einfach nach,
auch wenn es lange dauern kann
bis wir ans Ziel kommen.

Jakob weist den Weg.

Störrisches Volk

Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen und ihr Geschrei über ihre Bedränger gehört.
2.Mose 3,7
Ich habe gesehen,
ich habe gehört,
ich habe gehandelt.
Mein Volk hat mich gesehen,
mein Volk hat mich gehört,
mein Volk hat trotzdem nach
seinem eigenen Willen gehandelt.
Wieso ist es nur so störrisch?

Gefängnislicht

Das Gefängnis, in dem man sitzt, kann ein reales sein, Lebenswelten, Arbeitswelten, aber auch die Gedanken, in denen man gefangen ist. Letzteres ist oft noch einengender als nur räumliche Unfreiheit. Das Sichtbare ist fassbar, das Unsichtbare nicht. Wie kann man auch im Gefängnis frei sein, leben? Kann man das lernen? Bei einem anderen abschauen?

„Wenn man Gefangener ist, weiß man nichts, ist man sich über nichts sicher. Gerade das macht das Gefängnis aus. Man hat das Vertrauen verloren. Es ist mit einem Schlag abgeschnitten. Man findet sich in einer schrecklichen Welt wieder, in der nicht mehr Bestand hat, in der das einzig gültige Gesetz von Menschen gemacht ist. Und plötzlich begreift man, dass von allen Gefahren des Universums der Mensch die schlimmste ist“. Weiterlesen „Gefängnislicht“