Das walte Gott

Und siehe, es war in Jerusalem ein Mensch, mit Namen Simeon; und dieser Mensch war gerecht und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels; und der Heilige Geist war auf ihm. LUKAS 2:25 ELB

Auf den Tröster in uns müssen wir nicht warten, wir müssen nichts tun, sondern ihn nur machen lassen.

Dazu kommt mir ein Lied in den Sinn, wie man den Tag, das Jahr, einen neuen Lebensabschnitt, das Leben nicht besser beginnen und beenden kann. Mein Großvater hat es mit mir als kleines Kind gesungen:

Das walte Gott, der helfen kann
Mit Gott fang ich die Arbeit an
mit Gott nur geht es glücklich fort
drum ist auch dies mein erstes Wort
Das walte Gott

All mein Beginnen, Tun und Werk
erfordert von Gott Kraft und Stärk´
mein Herz zu Gott ist stets gericht´
drum auch mein Mund mit Freuden spricht:
Das walte Gott!

So Gott nicht hilft, so kann ich nichts
wo Gott nicht gibet, da gebricht´s
Gott gibt und tut mir alles Guts
drum sprech ich auch nun guten Muts
Das walte Gott!

Will Gott mir etwas geben hier
so will ich dankbar sein dafür
auf sein Wort werf ich aus mein Netz
und sag in meiner Arbeit stets
Das walte Gott!

Anfang und Mitte samt dem End
stell ich allein in Gottes Händ
er gebe, was mir nützlich ist
drum sprech ich auch zu jeder Frist:
Das walte Gott!

Legt Gott mir seinen Segen bei
nach seiner großen Güt und Treu
so gnüget´s mir zu jeder Stund
drum sprech ich auch von Herzensgrund
Das walt Gott!

Trifft mich ein Unglück: unverzagt
Ist doch mein Werk mit Gott gewagt
er wird mir gnädig stehen bei
drum dies auch meine Losung sei
Das walte Gott!

Er kann mich segnen früh und spat,
bis all mein Tun ein Ende hat
er gibt und nimmt, macht´s, wie er will
drum sprech ich auch fein in der Still
Das walte Gott!

Gott steht mir bei in aller Not
und gib mir auch mein täglich Brot
nach seinem alten Vaterbrauch
tut er mir Guts, drum sprech ich auch
Das walte Gott!

Ohn ihn ist all mein Tun umsonst
nichts hilft Verstand, Witz oder Kunst
mit Gott geht´s fort, gerät auch wohl
dass ich kann sagen glaubensvoll
Das walte Gott!

Teilt Gott was mit aus Gütigkeit
so acht ich keiner Feinde Neid
lass hassen, wer´s nicht lassen kann
ich stimme doch mit Freuden an
Das walte Gott!

Tu ich mein Werk mit Gottes Rat
der mir beistehet früh und spat
dann alles wohl geraten muss
drum sprech ich nochmals zum Beschluss
Das walte Gott!

Text:: Johann Betichius (1650-1722)

Geben und Nehmen

Der sein Geld nicht auf Zins gibt, und kein Geschenk nimmt wider den Unschuldigen. Wer solches tut, wird nicht wanken in Ewigkeit. PSALM 15:5 ELB

Es heißt, das Leben ist ein Geben und Nehmen. Es bedeutet, den anderen nicht auszunutzen, ihn nicht zu übervorteilen, ihn nicht zu schikanieren, ihn nicht zu erpressen, nichts zu erwarten. Wenn dem so wäre, wäre die Welt im Gleichgewicht.

Weihnachtsandacht

Coronaweihnachten! Eine Wort, von dem wir vor einem Jahr noch nicht gewusst haben, dass es existiert. Jetzt ist es rund um den Globus das Sinnbild für den Albtraum, in dem wir uns befinden und den Abgrund, an dem potentiell jeder stehen kann. Das erste Weihnachten meines Lebens, das ich ohne Familie verbringen muss, ohne Kinder, ohne Enkelin.

Ich habe viel nachgedacht, ob das nicht eine Chance ist, Weihnachten zu entzaubern. Weihnachten einfach ausfallen zu lassen. Es für das zu nehmen, was es ist: Ein Datum im Kalender, das irgend jemand mal für Marketingzwecke für seine (christliche) Sache vereinnahmt hat und darin ziemlich erfolgreich war.

Mittlerweile ist der christliche Teil ein Tarnmäntelchen, das die meisten abgelegt haben. Der dieses Jahr sich hoffentlich erübrigende Kirchgang ist ein nettes Event, das die Kirchgänger in kindlich vernebelte Kindheitnostalgie versetzt. Stille Nacht, heilige Nacht… Etwas fürs Gefühl. Ich bin nicht sicher, ob alle Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die Weihnachten feiern, überhaupt noch wissen, was da eigentlich nach Kirchenlesart gefeiert werden sollte. Wie die Lemminge bewegt sich ein Teil der Menschheit jedes Jahr im Kaufrausch auf der hochtourigen Kommerzmaschine auf Weihnachten zu. Das große Lamento um den coronabedingten Weihnachtsumsatzausfall hallt in die ursprünglich Stillenacht in ärmlichsten Verhältnissen.

Also die Gelegenheit packen und mal fühlen, was es aus mir macht, wenn Weihnachten einfach nicht stattfindet? Um es kurz zu machen: Ich habe keinerlei Geschenke gekauft, kein Päckchen mit Weihnachtsplätzchen verschickt, der Adventskranz gammelt noch undekoriert auf der Gartenbank vor sich hin.  Aber ich habe, nach langem Zögern, vor drei Tagen doch noch einen der mittlerweile recht einsamen Weihnachtsbäume gekauft – einer der Übriggebliebenen.  Und ihn sogar geschmückt. Keinen verspielten Kinderbaum wie sonst, sondern einen nüchternen Erwachsenenbaum.  Wieso? 

Darüber denke ich nach, seit er nun im Wohnzimmer steht und bin mir nicht sicher, ob es eine gute Idee war. Ich habe ihn mit so viel Distanz wie nie geschmückt, mich innerlich auf Abstand gehalten. Ich konnte mich nicht auf ihn einlassen. Es ist kein perfekter Baum, oben sind die Äste zu kurz gewachsen und auch sonst gibt es Lücken. So, wie in meiner Familie, die sich dieses Jahr nicht unter unserem Tannenbaum versammelt. Der unperfekte Tannenbaum als Symbol für das ausgefallene Familienhochfest.

Irgendetwas in mir sagt mir, dass es ein Familienweihnachten, wie ich es seit über einem halben Jahrhundert kenne, für mich so nicht mehr geben wird. Der Weihnachtszauber hat sich unwiederbringlich bei mir tödlich mit Corona infiziert. Es ist in mir etwas zerbrochen. Ich spüre den Schmerz darüber bis in mein Innerstes. Loslassen, was einem heilig war, ist nicht leicht.

Fröhliche Weihnachten? Dieses Jahr sicher nicht.

Hütte

Und sie gebar ihren erstgeborenen Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Raum für sie war. LUKAS 2:7 ELB

Seit es Menschen gibt, gibt es Menschen, die besser gestellt sind und welche, denen es schlechter geht. Platz ist in jedem Stall. Nicht unser äußerer Zustand bestimmt unser Nähe zu Gott, sondern unsere innerer Glanz. Wie armselig unsere äußere Hütte auch sein mag.

Wüsten

Und alsbald treibt der Geist ihn hinaus in die Wüste. MARKUS 1:12 ELB

In der Stille, ohne äußere Ablenkung, können wir Gottes Stimme am besten in uns hören. Aber auch die Teufel. Deshalb fürchten sich so viele davor. Je sehr man sich auch mit Lärm umgibt, die Stunde kommt, in der niemand mehr den Wüsten in sich ausweichen kann.

Eispanzer

Der Schnee gibt wie Wolle, Reif wie Asche streut; der sein Eis wirft wie Brocken: wer kann bestehen vor seinem Frost? Er sendet sein Wort und schmelzt sie; er läßt seinen Wind wehen: es rieseln die Wasser. PSALM 147:16‭-‬18 ELB

Gott ist in allem und in allen, auch wenn wir ihn in uns in Eis eingeschlossen haben. Irgendwann wird der Eispanzer eines jeden schmelzen und dann grünt jeder Baum wieder.

Teilen

Und in deinem Weinberge sollst du nicht nachlesen, und die abgefallenen Beeren deines Weinberges sollst du nicht auflesen: für den Armen und für den Fremdling sollst du sie lassen. 3 MOSE 19:10 ELB

Teilen kann man, auch wenn es materiell knapp zugeht. Kleine Hilfestellungen können Großes bewirken. Zuwendung, digital oder in sicherem Abstand, erzeugt auch in der Ferne Nähe. Zeit mit einem Mitmenschen zu teilen, verbindet, auch wenn man räumlich getrennt ist. Immer besser als nichts.

An allen Coronafronten wird gerade eingeteilt, aufgeteilt, zugeteilt. Auch diejenigen, die einsacken, was geht, sind wieder unterwegs: Du sollst nicht hamstern, sondern teilen!

Regenbogen

Meinen Bogen setze ich in die Wolken, und er soll das Zeichen des Bundes sein zwischen mir und der Erde. Und es wird geschehen, wenn ich Wolken über die Erde führe, so soll der Bogen in den Wolken erscheinen, und ich werde meines Bundes gedenken, der zwischen mir und euch ist und jedem lebendigen Wesen, von allem Fleische; und nicht mehr sollen die Wasser zu einer Flut werden, alles Fleisch zu verderben. 1 MOSE 9:13‭-‬15 ELB

Gott strahlt auch im Regen sein Licht auf uns, er vergisst seine Zusage nicht. Die Coronawelle wird uns nicht wegschwemmen, auch wenn wir eine zeitlang einen Rettungsschirm brauchen.

Innendienst

Grasendes Rind

Und Ephraim ist eine ans Joch gewöhnte junge Kuh, die zu dreschen liebt; und ich, ich bin über die Schönheit ihres Halses hergefahren: ich werde Ephraim einspannen, Juda soll pflügen, Jakob soll eggen. HOSEA 10:11 ELB

Der arbeitende Mensch ist eingespannt in tägliche Routinen, oft angespannt angesichts der täglichen Anforderungen und Überforderungen. Andererseits ist es für alle, die ihr Brot selbst verdienen müssen, eine große Erleichterung, Arbeit zu haben. Viele bangen augenblicklich, sehen mit Ungewissheit in die Zukunft. Ein Job, der allen bleibt und zumindest innere Stabilität gibt, ist der innere Dienst an Gott. Er verleiht auch in schwierigen Zeiten eine gewisse Stabilität.

Lebensreise

Und der Mann sah ihr staunend zu und schwieg, um zu erkennen, ob Jehova zu seiner Reise Glück gegeben habe oder nicht. 1 MOSE 24:21 ELB

Das ganze Leben ist eine Reise. Ob wir auf gutem oder weniger gutem Weg sind, erkennen wir meistens erst, wenn wir schon unterwegs sind. Tief in uns beschleicht uns aber meistens, wenn wir innehalten, eine Ahnung, Gottes Echo in uns, das wir viel zu oft überhören.

Taube

Und er ließ die Taube von sich aus, um zu sehen, ob die Wasser sich verlaufen hätten von der Fläche des Erdbodens; 1 MOSE 8:8 ELB

Manchmal braucht man Geduld. Die Hoffnung geht aus und denkt, es möge vorbei sein. Aber sie kommt unverrichteter Dinge zurück. Noah musste auch lange warten bis er auf einen grünen Zweig kam. Aber nachdem seine Geduld und Gottvertrauen auf eine harte Probe gestellt wurden, hatte er ihn in Händen.

Kröten

Und du wirst eine prachtvolle Krone sein in der Hand Jehovas und ein königliches Diadem in der Hand deines Gottes. JESAJA 62:3 ELB

Im Laufe des Lebens müssen wir viele Kröten schlucken. Gott hilft, sie wieder auszuspucken. Der gallige Geschmack verliert sich am Tisch Gottes und wir erkennen, dass wir eine Perle Gottes sind.

Coronainsel

Wir müssen aber auf eine gewisse Insel verschlagen werden. APOSTELGESCHICHTE 27:26 ELB

Jeder ist gerade auf seine eigene Insel verschlagen, gestrandet im Coronastrom. Nicht jedem gelingt es, mit sich selbst oder dem nächsten Nächsten etwas anzufangen. Eine gute Gelegenheit, um nach innen zu lauschen, um zu hören, dass es dort eine Quelle gibt, die einen grünen lässt.

Vervollkommnung

Ich werde weilen in deinem Zelte in Ewigkeit, werde Zuflucht nehmen zu dem Schutze deiner Flügel. PSALM 61:4 ELB

Es ist ein großes Glück, zu Gott Zuflucht nehmen zu können, dass Gott den Glauben in einem nicht verdörren lässt. Noch größeres Glück ist, wenn die Seele dereinst vom Körper abhebt und wieder vollkommen eins mit Gott ist. Das Leben vervollkommnet sich am Ende.

Gotteslob

Am Tage der Wohlfahrt sei guter Dinge; aber am Tage des Unglücks bedenke: auch diesen wie jenen hat Gott gemacht, damit der Mensch nicht irgend etwas nach sich finde. PREDIGER 7:14 ELB

Wer Gott nur an guten Tagen lobt, lobt nicht Gott, sondern vergöttert sein eigenes Wohlbefinden.