Coronaweihnachten! Eine Wort, von dem wir vor einem Jahr noch nicht gewusst haben, dass es existiert. Jetzt ist es rund um den Globus das Sinnbild für den Albtraum, in dem wir uns befinden und den Abgrund, an dem potentiell jeder stehen kann. Das erste Weihnachten meines Lebens, das ich ohne Familie verbringen muss, ohne Kinder, ohne Enkelin.
Ich habe viel nachgedacht, ob das nicht eine Chance ist, Weihnachten zu entzaubern. Weihnachten einfach ausfallen zu lassen. Es für das zu nehmen, was es ist: Ein Datum im Kalender, das irgend jemand mal für Marketingzwecke für seine (christliche) Sache vereinnahmt hat und darin ziemlich erfolgreich war.
Mittlerweile ist der christliche Teil ein Tarnmäntelchen, das die meisten abgelegt haben. Der dieses Jahr sich hoffentlich erübrigende Kirchgang ist ein nettes Event, das die Kirchgänger in kindlich vernebelte Kindheitnostalgie versetzt. Stille Nacht, heilige Nacht… Etwas fürs Gefühl. Ich bin nicht sicher, ob alle Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die Weihnachten feiern, überhaupt noch wissen, was da eigentlich nach Kirchenlesart gefeiert werden sollte. Wie die Lemminge bewegt sich ein Teil der Menschheit jedes Jahr im Kaufrausch auf der hochtourigen Kommerzmaschine auf Weihnachten zu. Das große Lamento um den coronabedingten Weihnachtsumsatzausfall hallt in die ursprünglich Stillenacht in ärmlichsten Verhältnissen.
Also die Gelegenheit packen und mal fühlen, was es aus mir macht, wenn Weihnachten einfach nicht stattfindet? Um es kurz zu machen: Ich habe keinerlei Geschenke gekauft, kein Päckchen mit Weihnachtsplätzchen verschickt, der Adventskranz gammelt noch undekoriert auf der Gartenbank vor sich hin. Aber ich habe, nach langem Zögern, vor drei Tagen doch noch einen der mittlerweile recht einsamen Weihnachtsbäume gekauft – einer der Übriggebliebenen. Und ihn sogar geschmückt. Keinen verspielten Kinderbaum wie sonst, sondern einen nüchternen Erwachsenenbaum. Wieso?
Darüber denke ich nach, seit er nun im Wohnzimmer steht und bin mir nicht sicher, ob es eine gute Idee war. Ich habe ihn mit so viel Distanz wie nie geschmückt, mich innerlich auf Abstand gehalten. Ich konnte mich nicht auf ihn einlassen. Es ist kein perfekter Baum, oben sind die Äste zu kurz gewachsen und auch sonst gibt es Lücken. So, wie in meiner Familie, die sich dieses Jahr nicht unter unserem Tannenbaum versammelt. Der unperfekte Tannenbaum als Symbol für das ausgefallene Familienhochfest.
Irgendetwas in mir sagt mir, dass es ein Familienweihnachten, wie ich es seit über einem halben Jahrhundert kenne, für mich so nicht mehr geben wird. Der Weihnachtszauber hat sich unwiederbringlich bei mir tödlich mit Corona infiziert. Es ist in mir etwas zerbrochen. Ich spüre den Schmerz darüber bis in mein Innerstes. Loslassen, was einem heilig war, ist nicht leicht.
Fröhliche Weihnachten? Dieses Jahr sicher nicht.
Vielleicht nicht fröhlich, aber gesegnet. Und – du hast deine geistige Verwandtschaft. Auch hier – fühl dich gedrückt, liebe Deborrah 🙂 Gesegnete Weihnachten 🕯♾
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Ja gut, die geistige Verwandtschaft zu haben! Einmal drücken zurück! Dir auch gesegnete Weihnachten und einen sonnigen Weihnachtstag!
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Ich hatte noch nie einen Baum … mir konnte sich der Sinn nicht zeigen darin, mir einen armen, abgeholzten Baum in den Raum zu stellen, der dann hinterher auf dem Müll landet
Für mich war Weihnachten immer die Christmette
… und da ich viele Heiligabende in Südtirol verbracht habe, wo der Kirchgang in einem katholischen Kloster statt fand, habe ich schon seit zehn Jahren die Tradition, mir den evangelischen Gottesdienst um Viertel nach Vier in der ARD anzugucken
Das habe ich auch gestern gemacht und es hat genau so gewirkt wie immer
Es hat mich alle Jahre wieder daran erinnert, dass das Licht immer leuchten wird, egal, was um uns herum passiert
Der Pfarrer regte an, nach dem Gottesdienst drei Menschen anzurufen, die vielleicht einsam sein könnten … wenn das alle täten, wären das drei Millionen Anrufe …
Ich mochte die Idee, aber sowieso habe ich ein paar Menschen angerufen, ein paar WA Sprach Nachrichten verschickt … an die, mit denen ich eh in Kontakt bin, aber auch an Menschen, mit denen ich schon länger keinen Kontakt mehr hatte
Über Telefon kann ich mich auch gut verbinden … und … was ist so schlimm am alleine sein ?
Gott kommt nicht Donner, Gott kommt nicht im Rauschen des Windes
Gott ist in der Stille
Das Licht ist in mir und wenn ich es da nicht finde, muss ich ewig Kerzen anzünden um die Dunkelheit zu überwinden
Allein sein ?
Mit Gott an meiner Seite bin ich nie alleine und auf Menschen ist kein Verlass … die können jederzeit sterben oder mich verlassen.
Wenn ich mich nicht auf Gott verlasse, bin ich verlassen
Ich wünsche dir von Herzen, dass du das Licht und die Liebe in dir wieder findest ❤❤❤
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Der grüne Baum ist in der Bibel das Sinnbild für den grünenden Menschen. Jeder hat seine individuelle Gestalt, jeder duftet anders, auch geschmückt sieht jeder anders aus.
Was für dich an Weihnachten gut und in Ordnung ist, muss es für mich nicht sein und ist es nicht. Ich bin in einer großen Familie aufgewachsen und ein Familienmensch. Gemeinsam das Essen vorzubereiten, lange gemeinsam essen, die Kerzen am Weihnachtsbaum anzuzünden, Gemeinsam zu singen, gemeinsam die Päckchen auszupacken, die Spielesammlung auszupacken und gemeinsam zu spielen, zu lachen und fröhlich zu sein. Darin finde ich den Kern von Weihnachten.
Natürlich haben wir gestern stundenlang telefoniert, mit meiner Schwester, der Schwägerin, einem Freund. Aber es ist etwas anderes, jemanden an der Strippe zu haben oder mit jemandem gemeinsam den Heiligabend zu leben.
Die Kirche und ihre Lehren sind nicht mehr MEINS, seit ich vor 5 Jahren aus der Kirche ausgetreten bin. Gerade an Weihnachten. Ich habe schon viel darüber geschrieben, darüber hinaus gibt es dazu nichts mehr zu sagen.
Jeder kann Weihnachten feiern oder nicht, wie es sich für ihn gut und richtig anfühlt. Das ist die Freiheit eines Gottesmenschen.
In diesem Sinne ein gesegnetes Weihnachtsfest!
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Ja, ich kann das gut nachempfinden. Es geht mir ähnlich. Ich teile Weihnachten in 2 Teile auf. Der erste Teil ist „Business Christmas“ und das ist dieses Jahr ausgefallen. Mein Weihnachtspäckchen an die Eltern konnte ich nicht verschicken weil wir bei uns im Dorf keine Post mehr haben. Wir haben nur eine Poststelle. Die Poststelle ist im Schreibwaren Laden und der Schreibwaren Laden hat wegen des Lockdowns geschlossen. Die Weihnachtsdeko werde ich aus dem Päckchen wieder heraus nehmen und den Inhalt später mit anderer Deko verschicken. Vielleicht bin ich aber dann auch schon geimpft und kann entlich meine Familie wieder sehen und ihnen ein Geschenk machen. Mir fehlt der Chor, das gemeinsame Singen und mit meinen Kameraden zusammen zu sein. Im Advent war das schon eine tolle Zeit, mit dem Chor von Kirche zu Kirche reisen und überall singen. Danach zusammen feiern, sich austauschen, lustig sein und einfach dumme Witze erzählen. Tja, alles weg gefallen und wer weiß ob das wieder kommt. Ich versuche momentan alle Kumpel Online zusammen zu bekommen. Bislang ist es mir noch nicht gelungen. Ich gebe nicht auf und probiere es weiter. Das echte Weihnachten war für mich immer am 6. Januar und der Taize Gottesdienst am Sonntag darauf………. ach wie war das feierlich mit so vielen Kerzen und Lichtern. Taize, so ganz anders und keine Tradition aber trotzdem Glaube. Den Glauben habe ich nicht verloren, das Gegenteil ist der Fall. Ich fange an den Glauben mit anderen Augen zu sehen und finde Hinweise über diesen Weg in der Bibel. Die Tradition spielt keine Rolle, wenn es um den Glauben geht. Der Glaube ist alles…. die Tradition ist ein Nichts dagegen. Trotzdem ist Corona ein Alptraum und ich fühle mich wie im falschen Film. Dieser Alptraum hört einfach nicht auf…. sondern geht immer weiter mit noch mehr Toten und noch mehr Infizierten. Auch für mich wird Weihnachten nicht mehr so sein wie es immer war. Der Glaube vertieft sich aber. Es ist eigenartig und kaum zu verstehen.
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Es klang so dunkel und hoffnungslos, das tat mir leid 😕
Alles Liebe ❤
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Danke🙏🙏🙏 es sollte nicht hoffnungslos klingen, sondern einfach die ungeschminkte Wahrheit sein, auch wenn sie schwer zu ertragen ist. In meiner weitverzweigten Verwandtschaft wurde viel über Weihnachten kommuniziert, es sind 3 Babies unterwegs, meine Enkelin ist zuckersüß, auch in der Ferne. Da kann man nicht hoffnungslos sein 😊, auch wenn einem der Zustand gerade nicht gefällt 💖💝
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