Ich war sehr gespannt, wie denn eine Taufe in Zeiten von Corona so abläuft. Beim Einzug in die Kirche herrscht Mundschutzpflicht. In den Bänken darf der Mund-Nasen-Schutz abgenommen werden. Anwesend sind nur die 20 engsten Angehörigen. Jede 2. Kirchenbank bleibt leer, aber in einer Bankreihe dürfen 5 Personen Platz nehmen.
Die Pastorin beginnt mit einer Corona-Verhaltens-Aufklärung. Eigentlich hätte man den Gottesdienst gerne im Freien abgehalten, aber wir sind im Norden und das Wetter ist nordisch wechselhaft. Damit wir trotzdem singen können, wird es ein Wandel-Gottesdienst der eigenen Art. Für jedes Lied wird die Maske aufgesetzt und nach draußen gewandelt. Wir verteilen uns zwischen den Grabsteinen – der Friedhof beginnt direkt hinter der Kirchentür, der Gitarrenspieler und die Pastorin legen los und der Rest versucht zu folgen. „Lobe den Herren“ kennen noch einige, aber mit den modernen Kirchenlieder ist es so eine Sache. Sie werden von den Täuflingseltern zwar gerne ausgewählt, aber singen kann sie am Ende fast keiner. „Vergiss es nie, dass du lebst, war keine eigene Idee“ kennen nur sehr wenige. Das dritte Lied „Wasser des Lebens“ wird zur Melodie von „Morning has broken“ gesungen, was den Chor etwas anschwellen lässt. Ein sehr schöner Text (siehe den Post morgen).
Dann das Taufgeschehen an sich. Die Pastorin findet einfache erklärende Worte, was denn so eine Taufe bedeutet. Die Taufkerze wird vom Paten entzündet, der Taufspruch von der Patin vorgelesen, die Täuflingsmutter hält das Kind über das Taufbecken, der Vater – nicht die Pastorin – tauft das Kind. Die Pastorin hält sich in sicherer Entfernung.
Der Pate glaubt sich zu erinnern, dass er im Konfirmationsunterricht gelernt hat, dass er nur Nottaufen vornehmen dürfe und meint deshalb trocken: Dann ist das also eine Nottaufe.
Man wundert sich, zu welchen Zugeständnissen Kirche in Coronazeiten bereit ist: Der Vater tauft sein Kind und die Pastorin schaut zu. Mir gefällt das. Es handeln diejenigen, die es angeht: Die Mutter und der Vater wollen ihr Kind taufen und sie tun es selbst vor Gott. Für mich fühlt sich das sehr ursprünglich an, fast vor-christlich.
Darum gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes, und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende
(Matthäus 18, 19-20).
Hierfür wurde gestern für den Täufling das Grundgerüst gelegt. Darüber, dass dies geschehen ist, bin wohl ich am meisten überrascht. Der gelegte Samen ist aufgegangen, was ich kaum erwartet habe. Ich stehe, staune und bin dem dankbar, der ihn wachsen ließ.
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