Fliehendes Land

Ich weiß genau,
wo meine Heimat ist,
ich weiß genau,
wo ich hingehöre.
Noch ist es ein fliehendes Land.

Du weißt genau,
wo deine Heimat ist,
du weißt genau,
wo du hingehörst.
Noch ist es ein fremdes Land.

Wir wissen genau,
wo unsere Heimat ist,
wir wissen genau,
wo wir hingehören.
Noch ist es kein gemeinsames Land.

Dieses Jahr haben wir es nicht erreicht.
Leer und verlassen liegt es da, unbefreit.
Es war nicht zu finden, in der Dunkelheit.

Vielleicht kommt nächstes Jahr ja die richtige Zeit.
Vielleicht sind wir nächstes Jahr ja endlich bereit.
Vielleicht verschieben wir nächstes Jahr aber auch – in die Ewigkeit.

Fernes Land

Zwischen den Jahren

Zwischen den Jahren,
Zeit innezuhalten.
Zwischen Vergangenheit
und Zukunft
Im Jetzt.

Und doch,
im Jetzt fühle ich in mir
eine Sehnsucht,
die das Morgen sucht.

Psalm 119.
Meine Augen sehnen sich
nach deinem Wort und sagen:
Wann tröstet du mich?

Zwischenstation

Silvesterbewegungen

Weihnachtszeit,
besondere Zeit
mit bewegender Kraft.

Gerade angefangen,
obwohl man den Eindruck haben kann,
sie ist schon zu Ende.

Die Menschen eilen weiter
in ruhelosem Getriebe,
bewegt von was?

Ach ja,
Silvester steht vor der Tür,
große Geldbewegungen.

Partylärm,
verpulverte Millionen,
pyrotechnischer Hüttenzauber.

Verpuffter Weihnachtszauber.

Silvester

Rückblick

Auf das Jahr zurückblicken?
Will ich das?
Auf die Erdbeben?
Auf die Trümmer?
Auf die herumfliegenden Gesteinsbrocken?
Steingebirge,
eingewickelt in Stacheldraht.
Nein altes Jahr,
ich wein dir keine Träne nach.

Franz von Sales,
wie von dir geraten:

Ich vergrabe den Schlüssel
unter dem
untersten Felsbrocken,
schreibe mir keine Erinnerungskarte
und geh.

Felsbrocken

Psalm 23

Mein weiser Bruder hat mich heute an die innere Weisheit von Psalm 23 erinnert.

Der Herr ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue und
führt mich zum frischen Wasser.

Er erquickt meine Seele,
er führt mich auf rechter Straße
um seines Namens willen.

Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal
fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir,
dein Stecken und Stab trösten mich.

Du bereitest mir einen Tisch
im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl
und schenkst mir voll ein.

Gutes und Barmherzigkeit
werden mir folgen
mein Leben lang und
ich werde bleiben
im Hause des Herrn
immerdar.

So bekräftigt werde ich mich auf den Weg machen, dem Sonntagsläuten entgegen, mit Anlauf und hoffentlich ohne Schlaglöcher.

Schlaglöcher

Wie Sterntaler

Ich kenne einen Weihnachtsort, der ist etwas ganz besonderes.
Man findet ihn vielleicht nicht auf Anhieb, aber
wenn man ihn gefunden hat,
tut sich der Himmel auf,
in silbernen und goldenen Fontänen
regnet es Sterne herab,
bedecken die Welt und
bedecken mich.
Wie Engelshaare.
Wie Sterntaler.
Machen mich zu einem
Segenstaler.

Ein wahres Weihnachtsmärchen.

Segenstaler

Das verschwundene Christkind

Als ich heute Nachmittag das Christkind besuchen wollte, war es aus seiner Krippe verschwunden. Wo mag es wohl hin sein? Hat es ihm in seiner Krippe so alleine in der leeren Kirche nicht mehr gefallen?

Kein Mensch kümmerte sich mehr um es. Alle haben vermeintlich etwas besseres zu tun, gehen schon wieder shoppen. Oder fahren in Urlaub. Weihnachten ist abgehakt. Jetzt kann Konsum, Wellness und Freizeitvergnügen wieder in den Vordergrund rücken. Mit Silvester wartet schon das nächste Event. So mancher wird aufatmen. Gottseidank haben wir dieses Weihnachtsgedusel für dieses Jahr hinter uns gebracht.

Das Christkind hat das vorausgesehen. Es kennt das. Seit vielen Jahrhunderten ist das so. Deshalb hat es schon an Weihnachten beschlossen, dass es keinesfalls so einsam und allein in seiner Krippe in der kalten Kirche zurückbleibt. Wohin ist es verschwunden?

Wenn ihr nicht zu mir kommt, dachte das Christkind ganz pfiffig, dann komme ich eben zu euch. Es hat sich heimlich, still und leise an Weihnachten in die Herzen der Menschen geschlichen, die es an Heilig Abend mit glänzenden Augen angesehen haben. In die Herzen der Menschen, die sich an ihm gewärmt haben. Als Dank wärmt es nun diese Menschen von innen heraus, unabhängig von Weihnachten.

Eigentlich bin ich damit ganz zufrieden, denkt das Christkind bei sich, in den Herzen der Menschen ist es schöner als alleine in der leeren ungeheizten Kirche. Es strahlt vor Freude über seinen Einfall. Die Menschen, in denen das Christkind strahlt, spüren das. In ihren Augen spiegelt sich das Strahlen des Christkinds und – wenn sie einem anderen Menschen in die Augen sehen – geben sie dieses Strahlen weiter.

Man kann sich das so vorstellen, wie wenn bei der Christmette das Weihnachtslicht weitergereicht wird, von Mensch zu Mensch und manchmal auch von Herz zu Herz.

Kettenlicht

Joseph

Joseph, der Stille, der im Hintergrund lebt,
Joseph, der nicht auf die anderen hört.
Joseph, der sich der Aufgabe stellt,
Joseph, der sich verlässlich verhält.
Joseph, der handelt und nicht wankt,
Joseph, der tut, was Gott verlangt.
Joseph, der voll Demut gehorcht,
Joseph, der Frau und Kind umsorgt.
Joseph, der tut, was der Engel befiehlt.
Joseph, der mit seiner Familie flieht,
Joseph, der Gott allein vertraut.
Joseph, der fest auf den Glauben baut.

Joseph, du zeitloser Held,
vor dir verneige sich die Welt.
Joseph, dein selbstloses Handeln,
sei Beispiel auch in heutigem Wandel.
Joseph, deine Demut ohne Klagen
gebe mir Mut und lass mich es wagen.

Herzenslicht

Weihnachtskirchgang

Gottes Kind kommt in der Nacht und
hat das Licht mit sich gebracht.
Der neue Tag, von seinem Glanz erhellt,
wie neu erschaffen ist die Welt.
Klarheit liegt in der Luft, der Wind weht leise,
die Sonne strahlt und wärmt auf ihre Weise,
die dunklen Wolken sehen zu,
und lassen ihre Schleusen zu.
Ein Loblied liegt auf meinen Lippen,
Hier steh ich an Deiner Krippe,
Hier seh ich Deine Schöpferkraft,
Gesegnet sei die Heilge Nacht.

Weihnachtsmorgen

Weihnachten – Fest der Liebe

Weihnachten ist,
wenn du einen steilen Berg erklimmst,
mit großen Mühen,
immer in Gefahr aufzugeben,
immer in Gefahr abzustürzen,
unter Tränen weiter gehst,
bedrängt von Blitz, Donner und Hagelschlag,
schließlich
durchnässt, frierend und entkräftet
den Gipfel erreichst,
für einen kurzen Augenblick
die Wolken aufreißen und
du einen zärtlichen Blick werfen darfst
in das verheißene Land deiner Sehnsucht,

Dann hält –
einen Wimpernschlag lang –
die Welt
den Atem an und
du bist nichts
als Liebe.

Verheißenes Land

Ich steh an deiner Krippen hier

Ich steh an deiner Krippen hier,
o Jesu Du mein Leben.
Ich komme, bring und schenke Dir,
was du mir hast gegeben.

Nimm hin,
es ist mein Geist und Sinn,
Herz, Seel und Mut,
nimm alles hin und
lass Dir’s wohl gefallen.

Da ich noch nicht geboren war,
da bist du mir geboren und
hast mich Dir zu eigen gar,
eh ich dich kannt,
erkoren.

Eh ich durch Deine Hand gemacht,
da hast Du schon bei Dir bedacht,
wie Du mein wolltest werden.

Ich sehe Dich mit Freuden an und
kann mich nicht satt sehen; und
weil ich nun nichts weiter kann,
bleib ich anbetend stehen.

Oh dass mein Sinn ein Abgrund wär und
meine Seel ein weites Meer,
dass ich Dich möchte fassen.

(Paul Gerhardt)

Im Stall

Christ-Metten-Gang

Kurz vor Mitternacht habe ich mich auf den Weg gemacht.
Wandere auf stillen Wegen dem Christkind entgegen.

Plötzlich höre ich ganz erschrocken
in der Ferne die ersten Weihnachtsglocken.

Sie erfüllen mit ihrem himmlischen Schall
um mich herum das weite All.

Keine Zeit zum Träumen.
Ich will das Christkind nicht versäumen.

Christmetten-Gang

Heiliger Abend

Heiliger Abend
Glockenklang
Weihnachtsglanz

Funkelnder Lichterbaum
Glänzende Kindergesichter
Welt im Weihnachtsrausch

Volle Kirchen
Voller Menschen
Weihnachtsfolklore

Verdeckt von Geschenkpapierbergen und
fast vergessen in all der Pracht,
der Ursprung der Heiligen Nacht.

Heiliger Abend

Vierter Advent

Unruhig gehe ich in den vierten Advent,
Wieso bin ich so bewegt?

Unruhig lausche ich in den vierten Advent.
Was bringt die Saiten in mir so ins Schwingen?

Unruhig wandere ich durch den vierten Advent.
Eiskalter Dezemberregen durchnässt mich, ohne mich zu kühlen.

Unruhig gehe ich aus dem vierten Advent.
Wehend hinein in die Heilige Nacht.

Heilige Nacht

Arm und reich

Durch alle Dunkelheit hindurch,
sehe ich Dein Licht,
durch alle Angst,
alles Leid,
alles Nichtverstehen hindurch,
leitet mich Deine Hand.

Dein Licht leuchtet,
auch wenn ich es nicht sehe,
Deine Kraft waltet,
auch wenn sie verborgen ist,
Du sprichst mit mir,
auch wenn meine Ohren es nicht hören.

Du wirkst so wunderbar,
dass ich als Mensch es nicht begreifen kann.
Mein Verstand vermag Dich nicht zu fassen,
mein Tun ist mehr ein Unterlassen,

Arm und doch so reich steh ich vor DIR.

Blöße