Unterdrückung

Was ist nach dem Gesetz mit der Königin Vasti zu tun, dafür daß sie das Wort des Königs Ahasveros durch die Kämmerer nicht befolgt hat? ESTER 1:15 ELB

Frauen als Eigentum der Männer zu deren Dienst und Disposition, wenn sie rufen, haben die Frauen zu springen, was sie sagen, haben sie zu tun: 2000 Jahre Menschheitsentwicklung oder -rückentwicklung seither haben daran in vielen Ecken menschlicher Gesellschaften nichts geändert. Gottes Wille ist dieser männliche Unterdrückungs- und Diskriminierungsapparat nicht – Gott kennt keine Menschen 2.Klasse – sondern allein männlicher HERRschafts-Wille. Auch das sieht Gott und leidet mit. Nichts dazugelernt.

Handelsware

Siehe, meine Tochter, die Jungfrau, und sein Kebsweib, lasset mich doch sie herausführen; und schwächet sie und tut mit ihnen, was gut ist in euren Augen; aber an diesem Manne begehet nicht diese Schandtat! RICHTER 19:24 ELB

Frauen sind in vielen Teilen der Welt bis heute Handelsware, ohne die Möglichkeit über sich selbst zu entscheiden. Damals wie heute fürchterliche Schicksale, die sich daraus entwickeln, menschengewollt, nicht gottgewollt.

Gefängnis

Aber die Königin Vasti weigerte sich, auf das Wort des Königs zu kommen, welches ihr durch die Kämmerer überbracht wurde. Da erzürnte der König sehr, und sein Zorn entbrannte in ihm.
Ester 1,12

Die Frau ist dem Mann nicht untertan,
sei er König, Milliardär oder Bettler.
Die Frau mache sich dem Mann nicht untertan,
lasse sich nicht kaufen durch
Sicherheit,
Reichtum,
soziales Prestige.
Gott zeigt den Weg aus dem Gefängnis.

Wenn schon, denn schon

Heute war ein typischer Wenn-schon-denn-schon-Tag.
Die ganze Woche nur 4-5 Stunden geschlafen, deshalb schon übermüdet aufgewacht. Noch nicht bei der Arbeit angekommen, fällt mir auf, dass ich ja gar keinen Koffer bei mir habe. Weder Chauffeur noch ich sind auf die Idee gekommen, mit mir auch meinen Koffer auszuladen. Sofort im Hotel angerufen, der Shuttle ist noch nicht soweit weg. Ja, der muss erst zurück, der Fahrplan, kann 20 Minuten dauern. Ich habe keine Zeit, 20 Minuten zu warten. Nach etwa 7 Minuten war der Shuttle wieder da. Wortlose Kommunikation mit dem immer etwas verpeilten Chauffeur. Wortlos stellt er meine Koffer heraus, wortlos nehme ich ihn. Gemeinsame Fehlleistung. Ich glaube, darin waren wir uns wortlos einig. Wortlos eilt jeder seines Weges.

Im Büro treffe ich als erstes auf die Kollegin, die am Vorabend einen veritablen Nervenzusammenbruch hatte. Abgekanzelt, heimgeschickt, ihre Hausaufgaben zu machen. Ich bin ihr beigesprungen, anstatt Feierabend zu machen, habe ich ihr Daten ausgewertet und aufbereitet, mit denen sie besser bestehen kann. Als ich ihr freudig zeigen will, was ich gefunden habe und was ihr hilft, war sie schon wortlos und grußlos gegangen. Ein bisschen hat mich das schon fassungslos gemacht.

Ich frage sie, wie es ihr heute morgen geht. Sie antwortet: Ich habe meine Emotionen im Griff. Gut sage ich, ich habe Ansatzpunkte gefunden, ich zeige sie dir gleich. Gleich war dann nicht sofort, weil mein Laptop den USB Stick nicht erkannte, schicken konnte ich die Datei nicht, zu groß für einen Emailanhang. Also rebooten, das hilft meistens. Das Herunterfahren dauert und dauert und dauert.. Schließlich nehme ich den Laptop aus der Konsole, was nicht das beste ist, das weiß ich aus Erfahrung. Ohne Erfolg. Der Laptop fährt mittlerweile seit etwa 12 Minuten herunter. Schließlich drücke ich den Ausknopf. Die Zeit drängt, die Kollegin hat in 20 Minuten dieses wichtige Meeting, zu dem sie meine Daten braucht. Laptop meldet Hyroglyphen: Booten sie neu, wenn kein Erfolg, melden Sie sich beim Administrator –
Pah, denke ich, solche Meldung schreckt mich schon lange nicht mehr, mich kannst du nicht einschüchtern, und drücke mutig den Ausknopf ein weiteres Mal. Und – sag ich doch – klappt. Auch den USB Stick erkennt Rechnerchen inzwischen wieder, in Windeseile die Datei kopiert.

Aus dem Raum, in dem die Kollegin mit einer weiteren Kollegin der Marke „Liebste Freundin – Falsche Schlange“ verschwunden ist, dringt hysterisches Geschrei. Diese meint: Sie kann nicht in das Meeting, das gibt ein Desaster. Aber die Kollegin lässt sich nicht unterkriegen. Ich lade die Daten, Monate lassen sich leider nicht richtig sortieren. Also Pivot-Tabelle kopieren, manuell sortieren. Gelingt mir zu langsam. Französische Tastatur, ihr Rechner tut einiges, aber nicht das, was ich will. Während sie sich die Tränen trocknet, schärfen wir ihr ein: Du nimmst das genau so, wie ich das aufbereitet habe – basta, keine weitere Diskussion. Sie muss ins Meeting. Sie tätschelt ihre Wangen und versucht, die Weinspuren aus ihrem Gesicht zu verbannen. Passt – beruhigen wir sie – geht. Und auf….

Wohlgemerkt, es ist noch nicht einmal 9.00.

Später treffe ich sie wieder: War ein Erfolg diesmal, habe mit meiner Analyse ins Schwarze getroffen. Sie bedankt sie viele Male. Frau hält zusammen, eine lässt die andere im Haifischbecken nicht im Stich. Das Ganze hat mich energenisiert. Ein Gemeinsam-sind-wir-stark Gefühl bereitete sich wohlig in mir aus. Nein, wir lassen uns nicht unterkriegen.

Eigentlich hätte ich die Zeit abends und morgens gebraucht, um einen User – Acceptance – Test vorzubereiten. Habe eine Präsentation dafür gebraucht. Die hatte ich ja nun nicht. Also muss es auch ohne gehen. Da sowieso nichts geklappt hat, waren wir uns dann schnell in dem Meeting einig, dass wir mein Thema auf später verschieben, da wir so oder so nicht viel testen können. Manches regelt sich von allein, man muss nur das nötige Zutrauen haben, dass dies auch so ist.

Mittagspause. Schnell vor dem Teammeeting Datenauswerten, die die Chefin nächste Woche für das Topmanagement braucht. Ich muss heute liefern. Dateninkonsistenz. Meinen Chefreporter kontaktiert, der gottseidank schon aus der Mittagspause zurück war. Er hatte nicht richtig verstanden, welche Daten ich brauche. Sprachbarrieren. Montag kann er liefern. Nix Montag, heute! Ihm nochmals erklärt, was ich brauche und siehe da, es ging doch schneller. Aber für die Auswertung hatte ich nun keine Zeit mehr. Also muss ich das wohl auf dem Rückflug machen. Chefin eine Email geschickt, sie muss sich noch gedulden, dann ins Teammeeting. Wo ist das Team? Wo wir sonst sind, waren sie nicht. Eine Raumangabe im Outlook, die ich nicht zuordnen konnte. Mail geschickt: Liebes Team, wo seid ihr, wollt ihr das Teammeeting ohne mich machen? Inzwischen treffen schon die ersten Mails ein, die Webex funktioniere nicht. Welch ein Wunder, ich habe sie ja noch gar nicht aufgemacht… Mit 17-minütiger Verspätung launche ich die Webex. Was soll‘s, wir sind ja in Frankreich, also fast pünktlich…

Teammeeting läuft gut, wir sind ein gutes Team, ein sehr gutes Team sogar. Wir müssen Schluss machen, ich muss zum Airport, muss schon rennen, unten wartet der Fahrservice – eigentlich. Es war nämlich, als ich unten ankomme, unüblich kein Auto da. Ich warte und warte und werde unruhig. Der Flieger wartet ja nicht auf mich. Beim Fahrservice angerufen: Keiner nimmt ab. Nachricht auf Anrufbeantworter hinterlassen. Über Blackberry Email geschickt: Wo bleibt mein Shuttle? Keine Antwort. Ich stehe bei 32° in der vollen Sonne und schwitze. Was jetzt? Mitarbeiterin angerufen und gefragt, ob sie mich nicht zum Airport fahren kann. Sie kann… Auf Team ist Verlass. Ein weiteres Mal an diesem Tag konnte ich dies mitten im Chaos erfahren. Es ist ein gutes Gefühl und hilft, dass ich der Stein in der Brandung sein kann, als den mich viele Kollegen sehen. Sie verlassen sich auf mich und vertrauen mir. Ein gutes Gefühl zu wissen, dass ich mich auch verlassen kann, wenn es bei mir gerade auch nicht läuft, wie es sollte.

Als ich in der Schlange im Checkin stehe, meldet sich dann endlich auch der Fahrservice und fragt mich, wo ich jetzt bin. Ich bin inzwischen schon auf dem Airport…. Ein Missverständnis mit dem Fahrer. Die Fahrer sind immer die gleichen. Sie haben mich schon zig Male Freitag nachmittags am gleichen Fleck abgeholt… Wieso klappt das das 101st Mal nicht? Wir sind in Frankreich…

Ich bin spät dran, so boote ich in der Wartehalle den Rechner nicht mehr hoch, um noch meine diversen Arbeiten vor dem Wochenende zu erledigen. Dann die Meldung: 1 Stunde Verspätung. Neiiiiiin! Doch. Ok, doch noch eine Runde arbeiten. Der Pilot erklärt später, eine kleinerer Flugunfall auf unserer Landebahn… Und er bitte doch darum, den Ärger über die Verspätung nicht am Flugpersonal auszulassen… Freitagabendsverspätungen sind sehr unbeliebt. Da hatte sich der ein oder andere wohl nicht im Griff. Mein Kopf ist inzwischen ziemlich leer. Meine Auswertung, die ich heute abliefern soll, wird zwar, aber irgendwie will ich noch ein Unbekanntes mehr, das mir aber vor der Landung nicht mehr gelingt.

Ausnahmsweise regnet es mal nicht, als wir aussteigen. Das Kofferband rollt an, ein paar Koffer kommen und – rumps – Band steht – und läuft auch nicht mehr an. Neiiiin, entfährt es mir. Der Kollege neben mir sagt: Wenn schon, denn schon. Ich antworte: Genau das habe ich gerade auch gedacht….

Als ich mit letztendlich verträglicher 1-stündiger Verspätung nach Hause komme, ist es schon wieder dunkel. Der Sommer, auf den ich immer noch warte, kommt wohl dieses Jahr nicht. Morgen muss ich wohl oder übel doch noch meine Auswertung fertig machen…. Wenn-schon-denn-schon-….

 Wenn schon, den schon

Unglücksfrauen

Und über Isebel redete der HERR auch und sprach: Die Hunde sollen Isebel fressen an der Mauer Jesreels (1.Könige 21:23)

Aus Bösem kann nichts Gutes werden.
Unglücklich geboren,
böse gelebt,
böse gestorben.
Aus Bösem kann nichts Gutes werden.

 Und über Isebel redete der HERR auch und sprach: Die Hunde sollen Isebel fressen an der Mauer Jesreels ( 1.Könige 21,23 )

Wackere Frauen

 Die Anmut ist Trug, und die Schönheit Eitelkeit; ein Weib, das Jehova fürchtet, sie wird gepriesen werden ( Sprüche 31, 30 )

Eine wackere Frau,
wer wird sie finden?

Sie sucht Wolle und Flachs,
sie arbeitet, ohne zu klagen.

Sie ist Kaufmannsschiffen gleich,
und von fernher bringt sie ihr Brot herbei.

Sie steht auf, wenn es noch Nacht ist,
organisiert ihre Familie, plant den Tag.

Sie sinnt auf ein Feld und erwirbt es;
von der Frucht ihrer Hände pflanzt sie einen Weinberg.

Sie sammelt ihre Kraft und stärkt ihre Schaffenskraft.
Sie erfährt, dass sie auf dem richtigen Weg ist.

Nachts geht ihr Licht nicht aus,
sie arbeitet auf, was sie unter Tags nicht geschafft hat.

Sie breitet ihre Hand aus zu dem, der Hilfe braucht,
und streckt dem, der bedürftig ist, ihre Hände entgegen.

Sie fürchtet nicht für ihr Haus, wenn Schnee fällt,
sie hat gegen Kälte vorgesorgt.

Sie schmückt ihr Haus und
Purpur ist ihr Kleid.

Macht und Hoheit sind ihr Gewand,
und so lacht sie dem künftigem Tag entgegen.

Sie tut ihren Mund auf mit Weisheit und
kluge Rede ist auf ihrer Zunge.

Viele Töchter haben wacker gehandelt,
du aber hast sie alle übertroffen.

( Sprüche 31 )

https://www.bible.com/de/bible/58/pro.31

Das Neue Testament: Antisemitisch, frauenfeindlich, homophob?

Lieber Luther,

ich will nahtlos an meinen letzten Brief anknüpfen, an die These Ehrmanns, dass das Neue Testament ein gefährliches, frauenfeindliches, antisemitisches und homophobes Buch ist. Es ist natürlich so gekommen, wie es schon vorauszusehen war: Schon allein, wenn man sich der These stellt, die ja nicht so weit hergeholt ist, wenn man die Texte neutral liest, wird einem Unglauben unterstellt, wird gerichtet, mit dem Finger gezeigt, ganz unchristlich Christus im Munde führend. Aber ist es nicht eine Chance nachzudenken und Antworten zu finden, die in unsere Zeit passen? Ich will mich der These stellen, ich finde es herausfordernd, spannend. Zerbröckelt der Glaube unter den Erkenntnissen der Wissenschaft und lässt er sich wirklich nur verteidigen, indem man anfeindet, negiert und in bewährter paulinischer Tradition ausgrenzt?
Weiterlesen „Das Neue Testament: Antisemitisch, frauenfeindlich, homophob?“

Grenzüberschreitungen

Lieber Luther,

mitten in meine Erstarrung und Lesehemmung hinein ist mir ein Büchlein zugeflogen, über „Grenz-Gängerinnen“. Es handelt von vier Frauen, den vier Frauen aus dem Stammbaum Jesu. Das vermochte mich nun doch zu locken.

Wieso sind bei Matthäus (nicht bei Lukas) diese Frauen erwähnt? Wieso überhaupt Frauen, die Handelsware in damaliger Zeit? Es ist Tamar, Rahab, Ruth und Bathseba. Was soll uns das sagen? Welcher Gewinn sind sie mir heute noch?
Alle vier Frauen sind tief ins Leben verstrickt, so wie Leben spielt, auch heute noch: Verrat, Vergehen, Täuschung, Enttäuschung, Lüge, Unrecht, Verlassenwerden, Verlassenheit, Ehebruch, bis hin zu Mord. Beteiligt daran, Ursache, Verursacher, Versucher, Auslöser sind Männer. Es sind Gottes Männer, die tief menschlich sind und – wie alle Menschen – gute und böse Züge haben. Alle stehen trotz ihrer teilweise bösen Taten in der Ahnenreihe Jesu.

David ist der Hervorstechendste unter ihnen. Seine Frau, ist eigentlich „die des Urija“. Er lässt Urija in einem Auftragsmord beseitigen, um zu verbergen, dass Batscheba schwanger von ihm ist. David, der Psalmschreiber, der Schöngeist. Er erliegt den weiblichen Verlockungen, dem Allzumenschlichen. Er kann dem Versucher nicht widerstehen und übertritt die Gesetze, die er gut kennt. Das erste Kind, während des Ehebruchs gezeugt, stirbt. Batscheba weiß es von vornherein, David erdrückt fast der Schmerz um das Kind. Da kommt Nathan, der weise Prophet und öffnet David die Augen für sein Unrecht. Jetzt erst erkennt es David. Er betet, bereut ehrlich und Gott verzeiht. Erst jetzt findet er zurück ins Leben. (2. Samuel 11-12)

Weiter zurück, Rut. Sie heiratet einen Einwanderer. Als alle Männer der Familie sterben, ist das Unglück groß bei den drei verwitweten Frauen. Als Witwe hatte man nichts mehr vom Leben zu erwarten. Die Schwiegermutter, Noemi, die Liebliche, gibt nicht auf, sondern handelt. Sie entschließt sich, in ihre Heimat zurückzukehren, in der Hoffnung, ein Überleben bei der Verwandtschaft zu finden. Rut geht mir ihr, aus ihrer Heimat in die Fremde, wie zuvor ihre Schwiegermutter. Sie sagt „dein Gott ist mein Gott“. Eine unendlich lange Reise in damaliger Zeit, noch dazu zwei Frauen ohne männlichen Schutz. Sie haben Mut, die zwei Frauen, unendlich viel Gottvertrauen und sie haben Glück. Bòas, ein angesehener Verwandter, stellt sie unter seinen Schutz, verliebt sich in Rut und nimmt sie schließlich zur Frau. Eine wunderschöne, poetische Geschichte mit Happy End nach viel Leid, Entbehrung, Strapazen, Angst. Die beiden Frauen vertrauen in Demut auf Gott und Gott nimmt sie bei der Hand und führt sie einen weiten Weg nach Hause. (Ruth 1-4)

Die Geschichte der Rachab, einer Tempeldirne, beginnt mit Verrat. Sie verrät ihr Volk, die Bewohner von Jericho, und trägt damit zum Fall Jerichos bei. Die Israeliten stehen vor den Toren, Kundschafter haben sich eingeschlichen und werden gesucht. Rachab versteckt sie, belügt die eigenen Leute und lässt sie nachts über die Stadtmauer entkommen. Wieso tut sie das? „Ich weiß, dass der Ewige euch dies Land gegeben hat.“ Sie beruft sich auf Gott. Ihm allein fühlt sie sich verantwortlich und handelt entsprechend. Auch sie ist äußerst mutig. Zum Dank wird sie beim Fall Jerichos verschont. Sie wird die Frau von Jehoschùa und damit eine Ahnin von Jesus. (Josua 2)

Schließlich Tamar, die Frau, die den Söhnen des Juda den Tod brachte und deshalb von Juda aus der Familie verstoßen wurde, zurückgeschickt zu ihrer Familie. Eine Katastrophe für Tamar in damaliger Zeit. Recht- und schutzlos war sie dadurch geworden. Doch Tamar weiß sich zu wehren. Sie verdingt sich als Zonàh, als Hure, und als Juda des Weges kommt, setzt sie sich in Positur. Juda kommt nicht an ihr vorbei. Sie verlangt ein Pfand von ihm: Siegelring, Richterschnur und Hirtenstab, die ganzen Insignien seiner Macht. Und, kaum zu glauben: Er gibt sie ihr, liefert sich aus. Tamar, die sich nicht zu erkennen gab, wird schwanger. Ein weiteres „geht gar nicht“ in ihrem Leben. Juda hört, dass seine Schwiegertochter schwanger ist und will sie zur Rechenschaft ziehen. Tamar zieht ihren Trumpf aus der Tasche: Siegelring, Richterschnur und Hirtenstab. Juda sieht sein hässliches Gesicht im Spiegel. Er lenkt ein: „Lasst sie. Wahrlich , sie ist eine Gerechte! Sie ist im Recht gegen mich.“ Sie ist schön, so nimmt er sie zur Frau und hilft ihr aus der Not, in die er sich gleich doppelt gebracht hat (1. Mose 38)

Alle vier Geschichten sind Geschichten der Bewegung, der Umkehr von Unrecht in Recht: Juda und David sehen ihr Unrecht an den Frauen ein, sie bereuen und kehren um zu den Frauen und damit zu Gott. Noemi, Rut und Rachab brechen auf im Vertrauen auf Gott. Für alle ist ein Weg zu Ende und fängt ein neuer an. Der Weg ist steinig, Unglück, Not, Angst und Bedrängnis säumen die Wegränder. Es kommen aber alle an. Keine der Frauen gibt auf. Gott ist ihnen Stecken und Stab, der einzige, auf den sie sich wirklich verlassen können.

Das Verwunderliche ist, dass aus so viel Not, Elend, Vergehen und Sünde Menschen hervorgegangen sind, die zu Jesus hinführen. Zu demjenigen, der allein ohne Sünde ist. Das ist eine starke Botschaft, die uns heute auch noch betrifft, eine Botschaft, die klärt.

Genau deshalb stehen die Frauen bei Matthäus in Jesu Stammbaum. Jesus ist körperlich aus einer Frau hervorgegangen. Frauen haben ihren Platz bei Gott und er sorgt für sie, in allem Unglück. Die Zahl vier meint in der biblischen Zahlensymbolik die Vollständigkeit der Schöpfung. Nur mit Männern und Frauen ist die Schöpfung vollkommen, wenn auch nicht vollkommen nach Gottes Recht. Vollkommene unvollkommene Schöpfung, eine ewige Dialektik. Genau das zeigen uns die vier Geschichten.

Wie unvollkommen wir auch sind, sofern wir ehrlich unsere Vergehen vor Gott bekennen, solange wir umkehren, solange wir uns wieder dem anderen zukehren können, bei allem Unrecht, das zwischen Mann und Frau geschehen kann, wie die Geschichten zeigen, solange verzeiht Gott und nimmt uns bei der Hand. Die Geschichten dieser Frauen zeigen, menschliches Leben hat oft mit Grenzverletzungen und Grenzüberschreitungen zu tun, ist oft grenzwertig. Opfer sind wir alle, unserer selbst und des anderen. Und das Wunderbare daran ist: Es kommt trotz allem immer neues Leben hervor. Das Leben siegt. Gerade deshalb stehen hierfür auch diese Frauen in Jesu Stammbaum.

Lieber Luther, das tröstet ungemein. Wenn ich all diese Prüfungen sehe, die diese Frauen – und in ihrem Gefolge auch die mit ihnen verbundenen Männer – über sich ergehen lassen mussten, wenn ich sehe, wie sie immer wieder die Kraft gefunden haben, aufzustehen und weiterzugehen, dann färbt etwas von ihrer Kraft auch auf mich ab. Über Jahre sind sie weitergegangen, auch wenn es geschmerzt hat, auch wenn sie zwischendurch gefallen sind, im festen Vertrauen auf Gott. Gott ist mit den Sündern. Gott gibt den Sündern Kraft, Einsicht und Wegweisung. Manchmal ist dazu auch – oder gerade – eine Grenzüberschreitung notwendig. Aufmachen und umkehren müssen immer alle Beteiligten, auch das zeigen diese Geschichten.
Passt irgendwie zur Losung heute. Muss in der Luft liegen.

In diesem Sinne,
Herzliche Grüße

Deborrah

PS: Das Buch, das mir den Impuls gab: Elsbeth Weymann: Grenz-Gängerinnen. Die Frauen im Stammbaum Jesu. Urachhaus. 2007

Mann sagt…

Mann sagt,
Maria und Martha gehen nicht zusammen,
Frau überfordert sich.
Mann sagt,
Verwunderlich,
dass gerade Frauen beides wollen.

Frau sagt,
Mann, du hast nichts begriffen.
Es geht um die Seele, um das Innenleben,
nicht um das äußerliche Sein.

Martha steht für die Bereitschaft der Seele zu dienen,
Maria steht für „meine Seele erhebe sich zum Herrn“.
Maria und Martha stehen für die Ganzheit der Seele.

Mann, das lässt Frau sich nicht von dir absprechen.
Mann, egal ob Mann oder Frau,
Dienen und Loben,
das ist Ursprung und Ziel der Seele im Menschen.

Plädoyer für Martha

Darf oder muss der Mensch sich Sorgen machen um seinen Nächsten? Oder lässt er alles fahren? Gott sorgt ja für einen? Er wird schon den Strick, an dem der andere mit schon blau angelaufener Zunge hängt, durchschneiden. Hauptsache ich sorge für mich. Martha oder Maria?

Martha würde sofort zur Hilfe eilen.
Dennoch hat sie schlechte Karten.
Sie wird abgekanzelt.
Sie ist die Geringere.
Sie ist zu irden.
Sie steht zu sehr mit beiden Beinen im Leben.
Sie ist keine Tagträumerin.
Sie nimmt die Verantwortung für den Nächsten.
Sie reagiert weiblich mütterlich.
Sie handelt reif.

Aber:
Sie schneidet im allgemein (männlichen) Urteil in ihrem Handeln für den Nächsten schlecht ab.
Maria hat den „guten Teil“.
Sie himmelt an,
ist Frauen-Seelchen –
im wahrsten Sinne des Wortes.

Das schmeichelt.
Das tut Männerseelen gut.
Den historischen wie den heutigen.

Ohne Martha könnte die Männerschar sehen, wo sie die Nacht über bleibt. Die hungrigen Mägen würden hungrig bleiben. Würde Manna vom Himmel fallen? Was tun, wenn kein Manna vom Himmel fällt? Nur vom Anhimmeln leben? Wunder passieren nicht jeden Tag.

Das wird hart, Ihr Männer.

Martha, Martha, nimm es gelassen. Sie haben es nicht verstanden:

„eins aber ist not. Maria hat das gute Teil erwählt“.

Heißt: Eins-Sein tut Not, jungfräuliche Seele bewahren und reife Frucht bringen. Maria ist der eine Teil, Martha der andere. Nur zusammen sind sie eins. Für die Seele zu sorgen, ist ein Teil. Die Seele im göttlichen Grund ist per se das „Gute“. Aber

ohne irdenes Gefäß,
ohne fruchtbringendes Handeln,
ohne weibliches Gebären im Körperlichen,
ohne Tun für den Nächsten,

verhungert die Seele, bliebe sie allein, unvollendet. Weil dies so ist, hat Gott die Welt geschaffen. Ohne diesen anderen Teil würde das Ganze seinen immanenten Sinn verfehlen, wäre es nicht eins. Aber es ist der fleischlich, irdene Teil, der nicht göttliche, der sündhafte, der der fehlen kann. Deshalb hat Maria das gute Teil gewählt.

Martha steht für die reife Frau. Sie nimmt nicht alles hin, sie hinterfragt. Sie sagt nicht, obwohl sie das Kraft ihrer Stellung könnte, „Maria, geh in die Küche“, sie lässt Maria gewähren. Sie fordert Jesus heraus, indem sie provozierend fragt. „Willst du nicht …“. Die vordergründige Antwort hat sie sicher schon vorher gewusst, und trotzdem hat sie ihn gefragt, weil sie die Begründung gereizt hat. Und sie versteht sie. Da gibt es nichts zu widersprechen.

Martha ist es, die nach Lazarus Tod Jesus entgegeneilt. Sie weiß was zu tun ist. Sie weiß, wer helfen kann. Daraus entwickelt sich der faszinierendste Dialog, den Jesus in der Bibel mit einer Frau führt.

Da sprach Martha zu Jesus: Herr, wärest du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben! Aber auch jetzt weiß ich, was immer du von Gott erbitten wirst, das wird Gott dir geben. Jesus spricht zu ihr: Dein Bruder soll auferstehen! Martha spricht zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird in der Auferstehung am letzten Tage. Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt; und jeder, der da lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben. Glaubst du das? Sie spricht zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll. (Joh 11, 22-28)

Martha glaubt ohne Wenn und Aber. Das, was Maria noch lernen musste, war für Martha längst ein „Wissen“. Sie sieht Jesus bereits als den Christus, felsenfest, ohne Zögern, ohne Wanken, reif. Sie ist darin das weibliche Pendant zu Petrus, sie ist Petrusin. Weit herausragend, tief verkannt.

Nein Martha, lass die nicht irritieren, schneide den Strick um den Hals deines Nächsten durch, lass ihn nicht ersticken.

Täter des Wortes
Täter des Wortes

„Ich weiß … „

Heilige Tage

Liebe Teresa,

meine Lehrerin, Schwester und Freundin, heute ist Dein Gedenktag. Den ganzen Tag über bin ich schon in Gedanken bei Dir, denn Du bist mir nahe und erfüllst mich ganz.

Ich denke zurück, als Du mich gelehrt hast zu beten, als Du mir erklärt hast, was innere Burgen sind. Ohne Deinen Schleier, der mir Sicherheit und Selbstverständlichkeit verleiht, wäre ich oft verloren.

Danke auch für die Stunden, die Du mit mir gebetet hast, damit ich nicht so ein einsamer Beter sei. Vorne rechts ist dein Platz heute noch. Aufrecht und würdevoll kniest Du da. Von Dir geht eine Ruhe und Sicherheit aus, die auch auf mich ausstrahlt. Auf Dich ist immer Verlass, wenn die Kirche auch ansonsten leer ist.

Du hast Zeit Deines Lebens mit männlicher Kontrolle und Bevormundung leben müssen. Du hast sehr darunter gelitten. Du konntest Dich nicht so entfalten, wie Du das heute vielleicht tun könntest. Sie wollten Dich dumm und stumm halten. Das ist Ihnen aber nicht gelungen. Was Du sagen wolltest, hast Du am Ende auch gesagt und sei es durch die Blume. Sie konnten dich nicht klein halten und nicht klein kriegen, da hattest Du einen zu machtvollen Beschützer.

Was würdest Du heute wohl machen? Christliches Glauben und alles was dazugehört zu lehren und zu leben, war zu Deiner Zeit sicher leichter. Das ist heute nicht mehr selbstverständlich, sondern eher exotisch, eine Randerscheinung ewig Gestriger. Du würdest wahrscheinlich über die geistliche Armut in der heutigen Zeit zutiefst erschrecken.

Dein „Werke, Schwestern, Werke“, habe ich immer im Ohr. Frommer Müßiggang, das selige Schwelgen in Gedankenparadiesen, war Dir immer ein Gräuel. Du warst eine Frau der Tat und hast das auch von Deinen Mitschwestern eingefordert.

Die Arbeit, die heute zu leisten ist, besteht im Dienst an denen, die auf den ersten Blick gar nicht bedürftig aussehen, bei der Masse der Bevölkerung, im ganz alltäglichen Dienst am Nächsten. Ich bin mir sicher, hier würdest Du heute die Ärmel aufkrempeln. Dieser Gottesferne könntest du nicht tatenlos zusehen.

Du warst eine Kämpferin und darin bist Du mir nahe. Um Deine Ziele zu erreichen, bist Du auch mal einen Schritt zurückgegangen, hast Deine Widersacher schmeichelnd hartnäckig umgarnt. Da kann ich sicher noch von Dir lernen.

Der Geist, der aus Deinen Schriften weht, kommt mir heute noch zugute und gibt mir Kraft und Leitlinie. Wenn ich ansehe, wie viel Mühsal, Schmerzen und Ungemach Du auf Dich genommen hast, um Deine Mission zu erfüllen, brauche ich nicht jammern.

Danke für alles Lehrreiche,
Danke, dass Du so gegenwärtig bist,
Danke, dass Du mir heute so nahe warst!

Deine Schwester
Deborrah

Burgtore