Vaterunser (8) – Versuchungen

Lieber Luther,

… und führe uns nicht in Versuchung. Wie oft habe ich schon gehört, Jesus versucht nicht, das wollen wir von unserem guten Jesus nicht hören und nicht sehen. Er will nur das Beste für uns. Stimmt. Deshalb steht es auch im Vaterunser:

Und führe uns nicht in Versuchung.

Korrekt übersetzt heißt es: Und führe uns nicht in die Prüfung. Was meint das? Weiterlesen „Vaterunser (8) – Versuchungen“

Vaterunser (7) – Schulden (3)

Lieber Luther,

seit ein paar Wochen und Blogs schon beschäftige ich mich mit dem Vaterunser und bin hängengeblieben beim:

Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

Das Thema ist voller Missverständnisse. Seit wir von Gott wissen, vergibt er uns unsere Missetaten. Bis auf Jesus hat jeder Grund zu sagen: Vater, vergib mir meine Schuld. Zu sehr lassen wir uns ablenken und unsere Aufmerksamkeit von Gott weglenken, denken in unseren rein menschlichen Kategorien, die für Jesus eine Kategorie ohne Bedeutung war. Jesus ist voll auf Gott fokussiert. Jesus dreht die Sichtrichtung wieder um. Er predigt, man muss Vater und Mutter verlassen, Jedermann auf Erden, und zum Vater, zum Lebensspender zurückkehren. Mit Jesus schließt sich der Kreis, ist die Richtung zum Leben wieder in ihren Ursprung zurückgedreht, im Wort und im Tun. Jesus ist der Wendepunkt, der uns wieder auf Gott zurückverweist, uns neu verpflichtet, im neuen Bund. Weiterlesen „Vaterunser (7) – Schulden (3)“

Vaterunser (6) – Und vergib JEDERMANNs Schuld (2)

Lieber Luther,

die Entdeckung der Bildlichkeit in 1.Mose 4, 17-25, von der ich dir gestern geschrieben habe, hat mich nicht ruhen lassen. Das was da erzählt ist, hat schon eine Vorgeschichte. Also muss ich auch die Vorgeschichte mit neuen Augen betrachten. Mein Thema gerade, das Vaterunser,

Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsren Schuldigern,

hat ihre Wurzeln ganz am Anfang. Wir müssen also noch einen Schritt zurück gehen.

Ich habe mich schon verschiedentlich mit der Schöpfungsgeschichte, mit Teilen daraus, beschäftigt. Man spricht von der 1. Schöpfungsgeschichte (den 7 Tagen an denen Gott die Welt erschuf) und der 2. Schöpfungsgeschichte, die Paradiesgeschichte. Gestern ist mir aufgegangen, dass das nicht 1. und 2. Schöpfungsgeschichte ist, sondern EINE Schöpfungsgeschichte, bis man anfängt auf der Erde den Namen des HERRN zu predigen. Weiterlesen „Vaterunser (6) – Und vergib JEDERMANNs Schuld (2)“

Vaterunser (5) – Und vergib uns unsere Schuld (1)

Lieber Luther,

zum nächsten Teil des Vaterunsers:

Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern,

musste ich einen langen Anlauf nehmen, neu Kraft schöpfen. Schon der erste Teil des Vaterunsers fordert viel, überfordert uns oft.

Der Anlauf geht ganz zurück, ganz an den Anfang der Schrift. Weiterlesen „Vaterunser (5) – Und vergib uns unsere Schuld (1)“

Vaterunser (4) – Unser täglich Brot gib uns heute

Lieber Luther,

essen muss man jeden Tag. Es fragt sich nur was. Die einen ernähren sich gut, die anderen ungesund, die einen reichlich, die anderen bewusst. Beim Essen scheiden sich die Geister. Heute, Teil 4 der kleinen Vaterunser Reihe. Es geht um das Brot:

Unser täglich Brot gib uns heute.

Ganz oberflächlich und menschlich leiblich gedacht heißt das: Lieber Gott sorge du dafür, dass ich etwas zu beißen zwischen den Zähnen habe. Ist das so einfach gemeint? Weiterlesen „Vaterunser (4) – Unser täglich Brot gib uns heute“

Vaterunser (2) – Dein Wille geschehe

Lieber Luther,

um den Faden von gestern wieder aufzunehmen. Ich bin auf der Spur nach Jesu Lehre, so wie er sie gelehrt hat, nicht so wie sie uminterpretiert wurde und wir das einfach nachplappern. In den Evangelien und der Alten Schrift ist genug übermittelt, um sich seine Lehre und seine Wurzeln selbst zu erschließen. Die herrschende Lehre geht in vielen Teilen paulusgeleitet fehl, ist jedenfalls nicht Jesu Lehre, auch heute wird sich das wieder zeigen. Weiterlesen „Vaterunser (2) – Dein Wille geschehe“

Vaterunser (1) – Dein Name werde geheiligt

Lieber Luther,

wie gestern bereits geschrieben, sieht Jesus seine Mission darin, von der Wahrheit zu zeugen. Das hat er Pilatus geantwortet, als dieser ihn gefragt hat, ob er ein König sei. Das ist sein Testament. Unter der Wahrheit versteht er, unverrückbar für die Wahrheit und Wahrhaftigkeit Gottes zu stehen, seine Größe, Zuverlässigkeit und Treue zu seinem Volk. Er steht ein für seinen Vater, den allumspannenden Herrscher, den Anfang und das Ende im Wort und im Leben, den Ausgangs- und Endpunkt, den Kristallisationspunkt von allem, was vom Menschen denkbar ist. Das war sein Credo.

Lieber Luther, ich will heute weiter auf Spurensuche nach dem unverfälschten Jesus gehen, um irgendwann zum wahren Ostergeschehen durchzubrechen. Auf dem Weg dorthin gab es ja schon einige Überraschungen, auch heute, das kann ich dir schon jetzt versprechen. Weiterlesen „Vaterunser (1) – Dein Name werde geheiligt“

Wortreich

Lieber Luther,

was hat Jesus gedacht? Wofür stand er? Was waren seine Grundüberzeugungen? Wie sieht er sich selbst? Hat er seine Person so in Vordergrund gestellt, wie wir das tun? Ist das nicht ein großes Missverständnis? Die Antwort lässt sich erschließen.

Die Bergpredigt ist immer eine gute Quelle der Erkenntnis. Gleich der erste Satz der Bergpredigt ist eine Grundsatzerklärung Jesu. Sein Manifest des Glaubens. Von Königsherrschaft und vom Reich Gottes ist die Rede. Schon sein erstes Statement enthält alle Zutaten, aus denen ihm später ein Kreuz gezimmert wird. Er sagt:

Von Gott gesegnet und endgültig in die Gemeinschaft mit ihm aufgenommen werden diejenigen, die sich beugen vor Gottes Wind, das heißt diejenigen, die vor Gott demütig sind. Sie werden Anteil haben an der Königsherrschaft des jenseits aller Materie Allumfassenden, an dem, was Matthäus bildlich das „Himmelreich“ nennt. Wie ist das anzustellen? Wie kann man dieses Himmelreich gewinnen? Weiterlesen „Wortreich“

Ackermann

Lieber Luther,

was hat sich kurz vor der Verhaftung Jesu abgespielt, was an seinem Todestag und was danach? Ein großes Rätsel? Oder ist es nachträglich zum Rätsel gemacht worden? Aus diversen (Macht-) Interessen heraus? Spielt bei der ganzen Diskussion überhaupt Jesus noch eine Rolle? Wird auch nur ein Versuch gemacht, das Geschehene aus seinem Lebenswerk und –wirken heraus zu erklären? Jesus wird zum Sündenopfer für uns alle erklärt, uns mit seinem Tod von aller Sünde befreiend. Stimmt das? Ist das aus Jesu Wort wirklich zu entnehmen oder ist das hineingepredigt worden? Weiterlesen „Ackermann“

Lebendiges Wort

Lieber Herr Jesu,

Was willst du von mir?
Was sagst du mir?
Wie soll ich dich verstehen?

Dein Wort in mein Auge.
Dein Wort in mein Ohr.
Dein Wort in mein Herz.

Dein Wort sagst du mir.
Dein Wort zeigst du mir.
Dein Wort erklärst du mir.

Dein Wort ist der Weg.
Dein Wort ist der Maßstab.
Dein Wort ist die Wahrheit.

Dein Wort will ich halten.
Dein Wort will ich verkünden.
Dein Wort will ich preisen.

Dein Wort schützt mich,
Dein Wort leitet mich.
Dein Wort klärt mich.

Preis,
Lob und Dank
für dein Wort.

(nach Psalm 119)

Wortgesang

Lebensmelodie der Bärenraupe

Eine Ostergeschichte

Keine Chance. Sechs Meter Asphalt. Zwanzig Autos in einer Minute.
Fünf Laster. Ein Schlepper. Ein Pferdefuhrwerk.
Die Bärenraupe weiß nichts von Autos. Sie weiß nicht, wie breit der Asphalt ist.
Weiß nichts von Fußgängern, Radfahrern, Mopeds.
Die Bärenraupe weiß nur, dass jenseits Grün wächst. Herrliches Grün, vermutlich fressbar.
Sie hat Lust auf Grün. Man müsste hinüber.
Keine Chance. Sechs Meter Asphalt.
Sie geht los. Geht los auf Stummelfüßen.
Zwanzig Autos in der Minute.
Geht los ohne Hast. Ohne Furcht. Ohne Taktik.
Fünf Laster. Ein Schlepper. Ein Pferdefuhrwerk.
Geht los und geht und geht und geht und kommt an.

Die Bärenraupe weiß nichts von Autos, Lastwagen und Pferdefuhrwerken, die einen überfahren könnten.

Sie ist mutig ohne zu wissen, dass sie mutig ist.

Bärenraupe in Menschfell hat einen Kopf zum Denken. Der sagt, ich hab Angst.
Bärenraupe in Menschenfell hält nach einem Ausschau, der mit ihr geht.
Bärenraupe in Menschenfell sieht sechs Meter entfernt eine andere Bärenraupe.
Bärenraupe in Menschenfell denkt, das ist gut, da lauf ich hin.
Bärenraupe in Menschenfell auf der anderen Straßenseite denkt das Gleiche.

Beide Bärenraupen in Menschfell laufen los.
Es kommt ein Pferdefuhrwerk.
Bärenraupe in Menschfell weicht aus.

Zwei Bärenraupen in Menschenfell laufen aufeinander zu und verfehlen einander.

Bärenraupe in Menschenfell steht auf der einen Straßenseite.
Bärenraupe in Menschenfell steht auf der anderen Straßenseite.
Beide Bärenraupen in Menschenfell weinen.

Sehnsüchtig geht der Blick über die Straße ins Grün auf der anderen Straßenseite.

Bärenraupe denkt: Bärenraupen in Menschenfell haben es gut, die können reden.
Bärenraupe weiß nichts von Bärenraupen in Menschenfell.

Bärenraupe in Menschenfell gibt nicht auf.
Bärenraupe in Menschenfell denkt:
Hoffentlich kommt dieses Mal kein Lastwagen

und

läuft voller Hoffnung wieder los.

PS 10. April 2014: Die Bärenraupe hat sich umsonst abgemüht. Es kam ein Panzer. Er hat sie unerbittlich platt gemacht. Es gab für sie kein Entkommen.

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Wortwunden

Worte, in Ärger, Hass, Unachtsamkeit gesprochen,
haben in der Welt schon viel zerbrochen.

Manche prallen an dir ab,
manche schickten dich ins Grab, bevor es dich so richtig gab.

Der Ton, in dem abweisende Worte klingen.
bringt dich ins Beben und ins Schlingern.

Du kennst ihren Klang,
seitdem dich jemand ins Leben zwang.

Sie haben dich schon früh verstört,
als noch keiner dachte, dass du hörst.

Worte, die bewusst oder nicht,
du dein ganzes Leben nicht vergisst.

Gelangen sie dann unerwartet an dein Ohr,
finden sie in dir ein ungeschütztes Einfallstor.

Wenn sie dich dann so erreichen,
kannst du ihnen nicht entweichen.

Sie lassen deine Welt schmerzvoll erschallen,
Und alle Krücken auseinander fallen.

Worte, in Ärger, Hass, Unachtsamkeit gesprochen,
haben in der Welt schon viel zerbrochen.

Gemütssache

Das wirkliche Haben Gottes liegt nicht im möglichst häufigen an Gott Denken,
sondern in einem inwendigen Streben zu Gott hin.

„Denn je entblößter und lediger das Gemüt Gott zuneigt
und von ihm dann gehalten wird,
desto tiefer wird der Mensch in Gott hineingepflanzt,
umso empfänglicher wird er für die wertvollen Gaben Gottes.

Denn allein auf Gott soll der Mensch bauen.“

(Meister Eckhart, Vom Adel der menschlichen Seele)

Wenn Widerworte Leben schaffen

Widerworte können wirken wie Widerhaken.
Ein Blick auf das Gegenüber reicht und du siehst den Schmerz,
den deine Widerworte ausgelöst haben.

Sie haben ihre Spuren hinterlassen,
im Gesicht,
in der Körperhaltung,
in der Seele,
in der ganzen Person,
haben sich sichtbar im Fleisch verhakt,
Dornen und Stacheln körperlich fühlbar.
Verletzt.

Verwundung, die du angerichtet.
Aus deiner eigenen Verwundung heraus.
Gemeinsam leidend und doch jeder für sich.
Dornenkronen.
Heilende Kronen.

Der Haken muss Widerstand spüren,
damit er zum Widerhaken wird.
Inneren Widerstand.
Wider was?

Den Widerstand auflösend,
gebären wir durch die langen Geburtswehen hindurch,
gefangen im Schmerz,
nicht davonlaufen könnend,
verzweifelt,
resignierend,
entkräftet,
um Atem ringend,
der Schmerzen überdrüssig,
trotzdem nie aufgebend,
immer wieder Mut fassend,
hoffend,

das eigene göttliche Kind.

Stachel

Vulkanausbruch

Manche Dinge sind nicht aufzuhalten. Sie brechen mit Urgewalt aus einem heraus. Sie fließen ohne großes Zutun aus dem Innersten, ohne dass man zögert. Die Finger fliegen über die Tasten. Man schreibt in absoluter Übereinstimmung. Hin und wieder kurzes innehalten, nach innen hören. Hier braucht es noch eine kleine Korrektur und da stimmt ein Wort noch nicht ganz. Man weiß genau, was da heraus will, ohne es eigentlich zu wissen. Es steht schon in einem geschrieben.

Den Adrenalinschub, den dieser Vulkanausbruch verursacht, spürt man noch Tage.

Wenn das Nachbeben verhallt ist, herrscht erfüllte Leere und Erleichterung. Was schon lange nach außen gedrängt hat, ist endlich draußen.

Wie bei einer Geburt.

Vulkanausbruch
Vulkanausbruch

Herbst

Herbst. Das Leben in Veränderung. Was das Jahr über gewachsen ist, geht der Vollendung entgegen. Natur in ihrer Fragilität.

Fragilität
Fragilität

Die Zeichen des Umbruchs sind nicht zu übersehen. Die Farben können nicht darüber hinwegtäuschen. Sie sind wie Potemkinsche Dörfer vor dem Grau des Novembers.

Umbruch
Umbruch

Gewachsene Strukturen lösen sich auf. Die Lebensgeister entfliehen der Materie.

Lebensgeister
Lebensgeister

Gott als das stets sich verändernde Leben. Er wirkt und seine Natur wird, auch in der Auflösung.

Auflösung
Auflösung

„Das Ziel und Ende, zu dem alle Dinge als zu ihrer letzten Vollendung hindrängen, ist an keine bestimmte Weise gebunden. Es entwächst der (begrenzten) Weise und geht in die (unbegrenzte) Weite.“ (Meister Eckhart)

Lebenswolken
Lebenswolken

Vertrauen

„Vertrauen wagen dürfen wir getrost, den du, Gott, bist mit uns …. „

Ja, vertraue ich?
Vertraue ich bedingungslos?
Wem vertraue ich?
Oder vertraue ich nur zu meinen Konditionen?

Vertraue ich auch, wenn ich verletzt bin?
Vertraue ich dem, der mich menschlich enttäuscht?
Vertraue ich, wenn nichts als Schweigen ist?
Vertraue ich auf meinen Weg?
Vertraue ich meinem Vertrauen?

Wieso ist Vertrauen so wichtig?
Wieso brauche ich Vertrauen?
Wieso gebe ich Vertrauen?

Was ist Vertrauen?
Wann gebe ich es?
Wann verweigere ich es?

Ist Vertrauen ein Vorschuss, den ich gewähre,
in Erwartung, dass irgendwann etwas zurück kommt?
Von einem Mitmenschen?
Von Gott?

Ist es eine Komfortzone,
in die ich mich begebe,
damit meine Angst weicht und
ich mich sicher fühle?

Brauche ich Antworten auf all diese Fragen?

Vertrauen kennt keine Fragen und braucht keine Antworten.

Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr uns weist,
Vertraut den neuen Wegen und wandert in die Zeit,
Vertraut den neuen Wegen, auf die uns Gott gesandt.

Und so wandere ich weiter, einfach vertrauend. Ganz einfach.

Vertrauen im Nebel