Gottsuche

So spricht der HERR: Suchet mich, so werdet ihr leben.
Amos 5,4

Sucht mich in euren Herzen,
spricht der HERR,
dann werdet ihr mich in euren Werken
und in eurem Alltag finden.

Hier bin ich

Siehe, hier bin ich. Der HERR mach’s mit mir, wie es ihm wohlgefällt.
2.Samuel 15,26

Siehe, HERR, hier bin ich.
Ich will das mit voller und reiner Brust sagen können.

Halleluja

Am Ende des Tages im Aufbruch.
Am Ende des Tages müde.
Am Ende des Tages nicht fähig abzuschalten.
Am Ende des Tages erschöpft.
Am Ende des Tages –

kein Ticket für dich.
Alles schon mal dagewesen,
einfach stehen gelassen.
Mit letzter Kraft aufgelehnt.

Am Ende der Woche – ausgepowert,
wie ein Luftballon,
dem die Luft ausgegangen ist.

Auf dem ganzen Nachhauseweg aus voller Kehle das
HALLELUJA
gesungen.

Am Ende des Tages,
in kürzester Zeit:
wieder aufgefüllt.

Was so ein HALLELUJA alles bewegen kann!

HALLELUJAH!

Halleluja

Ignoranz

Der HERR macht das Wort seiner Knechte wahr und vollführt den Ratschluss, den seine Boten verkündigt haben.
Jesaja 44,26

Nicht hinhören,
ignorieren,
sein Herz verschließen,
hilft nicht:

Der HERR macht das Wort,
das er ausrichten ließ,
wahr und tut es.

Ausstrahlung

Wir verkündigen dem kommenden Geschlecht den Ruhm des HERRN und seine Macht und seine Wunder, die er getan hat.
Psalm 78,4

Gott will gelebt sein.
Sein Ausstrahlen
wärmt den,
der in seine Nähe kommt,
so dass er seine Anwesenheit spürt,
auch wenn er ihn nicht sieht,
nicht hört, nicht begreift.
Gott lebt und wirkt.
Durch wen,
ist sein Geheimnis.

Bonhoeffer – Vom rechten Beten

Gestern (09. April) war der 70. Todestag von Dietrich Bonhoeffer.

Ich schlage aus diesem Anlass die Nachfolge auf und lande – Zufälle gibt es nicht: Beim Beten im Stillen Kämmerlein und bei seiner Auslegung des Vaterunsers.

Dietrich Bonhoeffer schreibt in der „Nachfolge“ im Kapitel über „Die Verborgenheit des Gebetes“, dass man auch beim Beten im stillen Kämmerlein Gefahr laufen kann, sich zu beweihräuchern: Am Beten an sich. Der Mensch ist auch nicht im stillen Kämmerlein sicher, dass er Gottes Wille mit seinem Willen überlagert. Er schreibt:

Wie soll ich mich selbst schützen?
Vor meiner Reflexion?
Wie töte ich mit meiner Reflexion die Reflexion?
Das Wort ist gefallen: mein eigener Wille, mit meinem Gebet irgendwie mich selbst durchzusetzen, muss sterben, getötet werden. Wo Jesu Wille allein in mir herrscht und all mein eigener Wille in seinen hineingegeben ist, in der Gemeinschaft Jesu, in der Nachfolge, stirbt mein Wille. Dann kann ich beten, dass der Wille dessen geschehe, der weiß, was ich bedarf, ehe ich bitte. Dann allein ist mein Gebet gewiss, stark und rein, wenn es aus dem Willen Jesu kommt. Dann ist Beten auch wirklich. Das Kind bittet den Vater, den es kennt. Nicht die allgemeine Anbetung, sondern das Bitten ist das Wesen des christlichen Gebets. Das entspricht der Haltung des Menschen vor Gott, dass er mit ausgestreckter Hand den bittet, von dem er weiß, dass er ein väterliches Herz hat.

Das Vaterunser richtet das Gebet – ohne Heuchelei – allein auf Gott aus. Das Vaterunser ist DAS Gebet schlechthin. Alles Beten hat in ihm sein Wesen und seine Grenze. Jesus führt mit dem Vaterunser in die volle Klarheit des Gebets. In der Gemeinschaft Jesu Christi haben die Nachfolgenden ihren Willen ganz an Gottes Willen hingegeben, kein Geschöpf soll ihm widerstreben.

Genau das habe ich in meiner kleinen Vaterunser-Reihe herausgearbeitet: Jesus begibt sich ganz in den väterlichen Willen, unterwirft sich total, ist 100% Demut, 100% Gottes Wille. Er unterwirft sich nicht nur im Gebet, sondern in seinem ganzen Sein. Wir sind aufgefordert es ihm nachzutun.

Ich denke, Dietrich Bonhoeffer hat dies verinnerlicht:

DEIN WILLE GESCHEHE.

Das letzte, was von Dietrich Bonhoeffer übermittelt ist:

DAS IST DAS ENDE – FÜR MICH DER BEGINN DES LEBENS.

Bevor ihm die Schlinge über den Kopf gezogen wurde, hat er innig gebetet, sich ganz in den göttlichen Willen begeben. So kann man gelassen gottergeben sterben.

WIE SOLLTE DER NICHT FRÖHLICH SEIN,
DER AUF DEN HERRN HOFFT!

(Dietrich Bonhoeffer in einem Nachruf)

rote-glockenblume

Nachfolge – Joseph

Lieber Luther,

manche Geschichten in der Bibel fesseln einen, sie sind spannender als jeder Krimi. So ist es mit der Geschichte von Noah, Abraham und Sara, Isaak und Rebekka, Jakob Israel mit seinen vielen Frauen und 12 Kindern. Der Kreis wird in der Genesis geschlossen mit der Geschichte Josephs und seiner Brüder. Die Geschichte hat mich so gefesselt, dass ich auf meinen Sonntagsspaziergang verzichtet habe, um die Geschichte ganz zu lesen. Wegen ihrer Bedeutung, nimmt sie viel Raum ein. Das Wesentliche versteht man nur im Zusammenhang und der ist überraschend: Hier wird die Geschichte Gottes mit den Menschen erzählt, das ganze Panorama, von gut bis böse(1.Mose 37-50).

Die Geschichte kann man unter zwei Aspekten sehen: Das Verhältnis Josephs zu seiner Familie, insbesondere seinen Brüdern, und das Verhältnis zwischen dem Pharao, seinem Volk und Joseph. Beides ist so voller Botschaften, dass es nicht in einen Brief passt. Deshalb wende ich mich zunächst dem unglaublichen, unbegreiflichen, wunderbaren Verhältnis zwischen Joseph und den Ägyptern zu. Joseph und die Ägypter ist eine Beschreibung, wie Gott sich unser Verhältnis zu ihm idealtypisch vorstellt, seine ideale Konstellation zwischen König und Knechten, zwischen Gott und den Menschen, das ideale Zusammenleben in Überfluss und auch in der Not. Es ist eine große Vision, die schon auf Jesus vorgreift, gleich ganz am Anfang der (biblischen) Geschichte zwischen Gott und Mensch.

Ausgangspunkt ist die besondere Liebe Jakobs zu seinem jüngsten Sohn, Joseph, und der Neid der Brüder auf diese Liebe. Sie beschließen ihn zu beseitigen. Eigentlich wollten sie ihn umbringen, aber Ruben, der älteste Sohn, verhindert das, und so beschließen sie, ihn als Sklaven nach Ägypten zu verkaufen. Dem Vater gaukeln sie vor, er sei von einem wilden Tier zerrissen worden.

So kommt Joseph als unfreier Fremdling nach Ägypten, so wie auch schon sein Vater, Großvater und Urgroßvater jeweils Fremdlinge an den verschiedenen Orten, an denen sie sich aufhielten, waren. Was Joseph anfasst, gelingt, er hat die Gabe einer besonderen Gottesnähe, die ihn verstehen lässt, was andere nicht verstehen. Wie auch schon Abraham, Isaak und Jakob. Was erst einmal als Unglück daherkommt, entpuppt sich später als Vorsehung, um Schlimmes zu verhindern und Gutes zu bewirken, zu retten.

Joseph hat eine besondere Ausstrahlung. Die Dienstherrn, an die er kommt, erkennen das und stellen ihn jeweils über ihre Habe, verlassen sich völlig auf ihn, anerkennen seine Besonderheit und treten selbst zurück. Sie erkennen den Segen, der über Joseph liegt und auf sie ausstrahlt. Sein erster Dienstherr wird Potiphar, der Kämmerer des Pharao, ein mächtiger Mann. Er gibt alle Befugnisse an Joseph, den Fremdling, ab: er setzt ihn über sein Haus und all seine Güter. Zum Verhängnis wurde ihm die Frau seines Dienstherrn, die ihm vergebens nachstellte und ihn dann bei ihrem Mann falsch anschwärzte. Der Dienstherr glaubte der falschen Frau anstatt Joseph und so kam er ins Gefängnis.

Joseph nahm alles mit Demut und der Gefängnisaufseher befahl alle Gefangenen und alles was im Gefängnis geschah unter die Hand Josephs, denn der HERR war mit Joseph und was er tat, dazu gab der HERR Glück. Im Gefängnis traf er 2 Bedienstete des Pharaos, die von Träumen geplagt wurden. Joseph legte die Träume aus und was er voraussagte geschah. Auch der Pharao hatte einen Traum, er sah sieben fette und sieben magere Kühe, und niemand konnte ihn auslegen, bis sich einer der Bediensteten, der Joseph vom Gefängnis kannte, seiner erinnerte. So wurde Joseph zum Pharao gerufen und sagte sieben Jahre im Überfluss und sieben Jahre der Not voraus. Joseph sagte: Gott verkündigt, was er vorhat. Und der Pharao vertraute Joseph blind und bedingungslos.
Joseph gab auch noch einen Ratschlag: Sammle Getreide in den üppigen Jahren, dass du Speise hast in den Notjahren. Der Pharao folgt: Weil dir Gott solches alles hat kundgetan, ist keiner so verständig und weise wie du. Du sollt über mein Haus sein und deinem Wort soll all mein Volk gehorsam sein; allein um den königlichen Stuhl will ich höher sein als du. Siehe, ich habe dich über ganz Ägyptenland gesetzt. Er ließ ihn mit seinem Wagen fahren und ließ ausrufen: Der ist des Landes Vater! Und setzte ihn über ganz Ägyptenland. Ich bin der Pharao aber ohne deinen Willen soll niemand seine Hand und Fuß regen in ganz Ägyptenland. Und nannte ihn den heimlichen Rat (1.Mose 41, 39-45).

Hier ist ein Rat, der dem späteren Wunderrat im Alten Testament sozusagen in der Tat, mitten im Leben, voran geht. Joseph hat weniger gelehrt, er hat umfassend vorgelebt, getan und bewirkt, was Jesus später gelehrt hat. Im Gegensatz zu allen anderen Personen, ist von Joseph nichts Böses berichtet. Er war das personifizierte Gut, wie später Jesus. Sein Leben wird von seinen Brüdern verkauft, aus Neid, wie später Jesus von den Pharisäern gekauft wird, aus Neid, um ihn zu töten. Der Verkaufte wird zum Herrscher. Hier wie dort wird Korn in die Scheuer gesammelt. In dem einen Fall praktisch, in dem anderen Fall durch Wort und Predigt.

Das Volk der Ägypter unterwirft sich demütig dem Diktat Josephs ohne zu murren, nicht nur der Pharao, auch das Volk vertraut ihm, dem Fremdling mit dem fremden Gott, blind und Joseph speist sie auch in den Jahren der Not. Sie geben ihm all ihr Habe, alles Geld, alles Vieh, alles Land: Also kaufte Joseph dem Pharao das ganze Ägypten, ausgenommen das Land der Priester. Ihnen war verordnet, dass sie sich nähren sollten von dem Verordneten, das er ihnen gegeben hat. Deshalb brauchten sie ihr Land nicht verkaufen. Sie veräußern ihm alles und er gibt ihnen Brot, speist sie, gibt ihnen Samen, damit sie auf dem verkauften Land säen können. Von dem Getreide sollen sie den 5ten an den Pharao geben, vier Teile dürfen sie behalten, um ihre Familien zu ernähren. Was antwortete das Volk? Du hast uns am Leben erhalten; lass uns nur Gnade finden vor dir, unserm Herrn, so wollen wir gerne Pharao leibeigen sein. So machte Joseph ein Gesetz „bis auf diesen Tag“ über „der Ägypter Feld“, dem Pharao den 5ten zu geben, bis auf das Land der Priester, das ihm nicht zu eigen war (1.Mose 47, 25-26)

Joseph respektierte die Bräuche der Ägypter, es war ihnen zum Beispiel ein Gräuel, mit den Hebräern Brot zu essen. Joseph zwang sie nicht dazu, er ließ es ihnen getrennt zu den Hebräern servieren. Sogar die Integration von Josephs Sippe gelingt. Joseph bittet, der Pharao hat Verständnis, er gibt den Fremden das fruchtbarste Land, damit sie ihr Vieh weiden können.
Als Jakob in Ägypten stirbt, salben die Ärzte dort Israel, der Name, den Gott Jakob gegeben hat. Sie beweinen ihn 70 Tage. Der Pharao erlaubt Joseph, der verspricht wieder zu kommen, die Reise nach Kanaan, wo er seinen Vater wunschgemäß in der Familienbegräbnisstätte beerdigen will. Und – wie bemerkenswert – alle Ältesten des Landes Ägypten ziehen den weiten Weg mit. Sie erweisen Jakob und seinem ganzen Haus die Referenz. Die Trauerfeier wurde in Goren-Atad gehalten, das heißt Tenne des Dornbusches. Als die Kanaaniter das sahen, nannten sie den Ort Abel-Mizrajim, das heißt Trauer der Ägypter. Wohlgemerkt die Ägypter, bei denen Jakob Aufnahme suchte in der Hungersnot, trauerten um Jakob, nicht die Kanaaniter. Sie taten es, um Josephs willen, weil Jakob sein Vater war. Wie sie Joseph ehrten, ehrten sie auch sein ganzes Haus. Joseph hielt Wort und ging wieder zurück nach Ägypten.

Was für eine (Liebes-)Geschichte zwischen Joseph und dem ägyptischen Volk. Wenn man es auf einen kurzen Nenner bringen kann: Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit, Vertrauen, Demut, veräußern, teilen, gegenseitiger Respekt und Verlässlichkeit. Es ist kein böses Wort oder Widerspruch, Widerstreben des Volkes Ägypten gegen die Herrschaft dieses Fremdlings in der ganzen Geschichte. Joseph fordert viel, aber die Ägypter murren nicht, sie glauben und folgen ihm, weil sie an das Heil und das Gute, das er bringt glauben. Sie glauben ihm, obwohl er ein Fremdling unter ihnen ist und Joseph respektiert sie, obwohl sie andere Götter haben. Die Ägypter folgen dem Gott Josephs, da er sie in der Person Josephs völlig überzeugt. Joseph war der Inbegiff von Glück für das ägyptische Volk, obwohl für Joseph alles gar nicht glücklich angefangen hat.

Lieber Luther, die ganze Geschichte ist irgendwie Ball paradox. Joseph wird von seinen Brüdern böswillig verkauft und die Ägypter verkaufen sich Joseph freiwillig. Seine Brüder, von Jakob sicher gottesfürchtig erzogen, wissen nicht, was Gottesfurcht ist, aber die Ägypter wissen es. Seine Familie ist ihm gegenüber arglistig, die Ägypter ihm gegenüber vertrauensvoll. Jakob und die Ägypter ist eine Geschichte, was Gott bewegen kann, wenn Gott für einen ist, egal wie schlecht die Umstände sind. Die Joseph-Geschichte ist eine Heilsgeschichte. Sie zeigt, wie Gott sein Volk sammeln möchte. Die Ägypter geben alles, was sie haben, weg, Geld, Häuser, Felder, im bloßen Vertrauen auf Joseph und Gott. Sie folgen Joseph einfach nach, was immer er von ihnen fordert, sie hinterfragen ihn nicht. Joseph ist der Retter. Die Heiden versammeln sich hinter Joseph, werden gesammelt und gerettet, die Familie, seine Brüder, müssen ihr Vergehen an Joseph schwer büßen, sie müssen sich ihm zu Füßen werfen, sich demütigen und auf seine Bedingungen eingehen, wollen sie überleben. Über dieses besondere Familienverhältnis schreibe ich dir demnächst, sobald ich Zeit finde.

Lieber Luther, diese Josephsgeschichte ist ein Schatz, den wir immer zur Hand nehmen sollten, wenn wir nicht verstehen, was Gott uns will, wenn wir lamentieren, wenn wir meinen, Geld und Gut sei das Wichtigste, wenn wir meinen, Unglück, sei Unglück. Joseph hat gezeigt, dass dies nicht so ist, sondern der Leitspruch gilt: Wenn Gott für uns ist, wer mag wider uns sein. Vielleicht gefällt mir deshalb diese Geschichte so gut, da dies ja – wie schon öfters geschrieben – mein Konfirmationsspruch ist. Mit einem Augenzwinkern,

Herzliche Grüße
Deborrah

Demütigung

Wie lange weigerst du dich, dich vor mir zu demütigen?
2.Mose 10,3

Demütigen hat etwas mit Demut zu tun.
Man kann sich vor anderen demütigen,
vor sich selbst,
vor dir, o Gott.

Uns gegenseitig demütigen?
Schaffen wir Menschen problemlos.
Das ist Teil unserer bösen Seite.

Sich vor sich selbst demütigen?
Manchmal denken wir, das tun zu müssen,
weil du, o Gott, es von uns verlangst.
„Stell dich zurück und ordne dich unter“, hallt es dann in uns
und wir stellen alle inneren Bedenken zurück, weil wir glauben,
dass wir tun, was du, o Gott, von uns verlangst.
Wenn es sich dann herausstellt, dass ich mich wohl verhört habe,
wie schäme ich mich dann vor mir und vor dir, o Gott, für meine Anmaßung.

Uns vor dir demütigen?
Heißt in Demut deinen Willen annehmen,
auch auf die Gefahr hin,
uns zu demütigen,
vor anderen Menschen, vor uns selbst und vor dir.

Hassen – Perspektivwechsel

Lieber Luther,

heute ist der 5.Sonntag nach Trinitatis. Nichts besonderes. Gottesdienstalltag in der Kirche, möchte man meinen. Und doch war es heute nicht so, der Predigttext eine Herausforderung: Lukas 14, 25-33. Man muss jedoch den ganzen Abschnitt lesen, da er zusammengehört und eine eindeutige Botschaft enthält. Ich kann ihn hier nicht ganz wiedergeben, du kannst ihn selbst nachlesen. (Lk 14, 25-35)

Die Pastorin hat ihn in 3 Teile geteilt und keinen Zusammenhang gefunden. Sie hat sich sehr schwer getan mit dem Teil: „So jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater, Mutter, Weib, Kinder, Brüder, Schwestern, auch dazu sein eigen Leben, der kann nicht mein Jünger sein“ (Lk 14, 26). Wie soll man das auch auffassen, als Mutter, Familienmensch? Guter Gott, was mutest du uns da wieder zu? Das kann doch nicht dein Ernst sein? Weiterlesen „Hassen – Perspektivwechsel“

Zwischenruf

Der Lehrtext zur Tageslosung heute lautet:

Seid Täter des Worts und nicht Hörer allein; sonst betrügt ihr euch selbst.
(Jakobus 1,22)

Der Tag birgt noch Möglichkeiten.
Wenn jeder eine ergreift, ist schon viel getan.

Täter des Wortes

Treue

In fester Treue stehe ich zu dir,
wenn auch nach außen
alles an mir wankt,
wenn auch nach innen
alles in mir schwankt.

In fester Treue stehe ich zu dir,
weiß ich doch
um dein unergründlich Wesen,
weiß ich doch
um dein unerbittlich Weben,
weiß ich doch
von dir.

In fester Treue stehe ich zu dir,
dann stehst
in fester Treue
du zu mir.
Mag meine Welt auch noch so beben,
mag meine Welt auch untergehen.

Treue

Verlassenheit

Tiefe Dunkelheit – und dann wieder Licht.
Der Blog der letzten Wochen ist ein Spiegel.
Ich hadere, aber auch wieder nicht.

Heinrich Seuse in seinem Büchlein von der Ewigen Weisheit:

Was will der allerhöchste Geist von mir?

Antworten der ewigen Weisheit:

In allem Gottes Willen zu tun.

Und wüsste ich,
ich müsste Nesseln ausreißen und anderes Unkraut,
so würde ich nichts anderes lieber tun.

Eine Gelassenheit ob aller Gelassenheit ist gelassen sein in Verlassenheit.

Wie erfahre ich Gottes Gegenwart?

„Wenn ich mich verberge und das Meine der Seele entziehe, so wirst Du erst inne, wer ich bin und wer Du. Ich bin das ewige Gut, ohne das niemand etwas Gutes hat. Und darum, wenn ich mich, das ewige Gut, so gütig und in Liebe ergieße, so wird gut alles das, wohin ich komme. Daran mag man meine Gegenwart erkennen, wie die Sonne an ihrem Glanze, die man doch nach ihrer Substanz nicht sehen kann. Empfandest Du mich je, so geh in Dich selber und lerne, die Rosen von den Dornen scheiden und die Blumen aus dem Grase lesen“.

 

„Wenn Lieb bei Lieb ist,
weiß Lieb nicht,
wie lieb Lieb ist;
wenn aber Lieb von Lieb scheidet,
so empfindet erst Lieb,
wie lieb Lieb war“

Dunkelheit und Licht

Plädoyer für Martha

Darf oder muss der Mensch sich Sorgen machen um seinen Nächsten? Oder lässt er alles fahren? Gott sorgt ja für einen? Er wird schon den Strick, an dem der andere mit schon blau angelaufener Zunge hängt, durchschneiden. Hauptsache ich sorge für mich. Martha oder Maria?

Martha würde sofort zur Hilfe eilen.
Dennoch hat sie schlechte Karten.
Sie wird abgekanzelt.
Sie ist die Geringere.
Sie ist zu irden.
Sie steht zu sehr mit beiden Beinen im Leben.
Sie ist keine Tagträumerin.
Sie nimmt die Verantwortung für den Nächsten.
Sie reagiert weiblich mütterlich.
Sie handelt reif.

Aber:
Sie schneidet im allgemein (männlichen) Urteil in ihrem Handeln für den Nächsten schlecht ab.
Maria hat den „guten Teil“.
Sie himmelt an,
ist Frauen-Seelchen –
im wahrsten Sinne des Wortes.

Das schmeichelt.
Das tut Männerseelen gut.
Den historischen wie den heutigen.

Ohne Martha könnte die Männerschar sehen, wo sie die Nacht über bleibt. Die hungrigen Mägen würden hungrig bleiben. Würde Manna vom Himmel fallen? Was tun, wenn kein Manna vom Himmel fällt? Nur vom Anhimmeln leben? Wunder passieren nicht jeden Tag.

Das wird hart, Ihr Männer.

Martha, Martha, nimm es gelassen. Sie haben es nicht verstanden:

„eins aber ist not. Maria hat das gute Teil erwählt“.

Heißt: Eins-Sein tut Not, jungfräuliche Seele bewahren und reife Frucht bringen. Maria ist der eine Teil, Martha der andere. Nur zusammen sind sie eins. Für die Seele zu sorgen, ist ein Teil. Die Seele im göttlichen Grund ist per se das „Gute“. Aber

ohne irdenes Gefäß,
ohne fruchtbringendes Handeln,
ohne weibliches Gebären im Körperlichen,
ohne Tun für den Nächsten,

verhungert die Seele, bliebe sie allein, unvollendet. Weil dies so ist, hat Gott die Welt geschaffen. Ohne diesen anderen Teil würde das Ganze seinen immanenten Sinn verfehlen, wäre es nicht eins. Aber es ist der fleischlich, irdene Teil, der nicht göttliche, der sündhafte, der der fehlen kann. Deshalb hat Maria das gute Teil gewählt.

Martha steht für die reife Frau. Sie nimmt nicht alles hin, sie hinterfragt. Sie sagt nicht, obwohl sie das Kraft ihrer Stellung könnte, „Maria, geh in die Küche“, sie lässt Maria gewähren. Sie fordert Jesus heraus, indem sie provozierend fragt. „Willst du nicht …“. Die vordergründige Antwort hat sie sicher schon vorher gewusst, und trotzdem hat sie ihn gefragt, weil sie die Begründung gereizt hat. Und sie versteht sie. Da gibt es nichts zu widersprechen.

Martha ist es, die nach Lazarus Tod Jesus entgegeneilt. Sie weiß was zu tun ist. Sie weiß, wer helfen kann. Daraus entwickelt sich der faszinierendste Dialog, den Jesus in der Bibel mit einer Frau führt.

Da sprach Martha zu Jesus: Herr, wärest du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben! Aber auch jetzt weiß ich, was immer du von Gott erbitten wirst, das wird Gott dir geben. Jesus spricht zu ihr: Dein Bruder soll auferstehen! Martha spricht zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird in der Auferstehung am letzten Tage. Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt; und jeder, der da lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben. Glaubst du das? Sie spricht zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll. (Joh 11, 22-28)

Martha glaubt ohne Wenn und Aber. Das, was Maria noch lernen musste, war für Martha längst ein „Wissen“. Sie sieht Jesus bereits als den Christus, felsenfest, ohne Zögern, ohne Wanken, reif. Sie ist darin das weibliche Pendant zu Petrus, sie ist Petrusin. Weit herausragend, tief verkannt.

Nein Martha, lass die nicht irritieren, schneide den Strick um den Hals deines Nächsten durch, lass ihn nicht ersticken.

Täter des Wortes
Täter des Wortes

„Ich weiß … „