Engel – eine unpopuläre Betrachtung

Was sind Engel?

Um Engel machen wir gerne viel Wind und viel Geheimnis. Es gibt unzählige Literatur, Erzählungen, Internetseiten zu dem Thema. Ja, es gibt eine ganze Engelindustrie, die mit der Hype um Engel gute Geschäfte macht.

Auch ich habe einige sehr schöne Bücher, Bildbände und einige Engelfiguren. Wenn ich Karten schreibe, benutze ich bevorzugt Engelkarten.

Auch ich kenne Engel. Würde man mich fragen, wie sehen sie aus, würde ich antworten: Ich kenne zwei: Gabriel ist gelb, Raphael ist blau, beide afigürlich. Sie sind einem aufgeschweist und wie ein Korsett im Rücken – der eine oder der andere, je nachdem, wen ich brauche.

Jedoch: Engel sind Engel – Gott ist Gott: Wähle ich doch lieber den direkten Kontakt.

Dagegen stehen Engel wie Nichtse. Traumbilder, Traumwelten, Traumwünsche, in die wir uns gerne selbst hineinträumen, hineinflüchten und verrennen.

Ja, sie kommen vor. Aber sie sind nichts als Sendboten Gottes, die in verschiedenster Form – bevorzugt als Mensch im Gegenüber – in Erscheinung treten. Ganz unspektakulär und unscheinbar. Ganz so, dass wir sie zu langweilig finden, um ihnen überhaupt Aufmerksamkeit zu schenken.

Es gibt keine Denk- oder Handlungsweise der Engel. Engel sind keine Personen wie wir. Was sie vermögen, vermögen sie aus verliehener Kraft – nicht weniger und nicht mehr. Aus eigener Kraft vermögen sie nichts. Sie haben weder ein Empfinden, noch einen eigenen Charakter oder Fähigkeiten, noch nicht mal eine spezielle Form. Aus sich heraus vermögen sie rein gar nichts.

Engel, die einem erscheinen, offenbaren sich in der Weise, wie sie von demjenigen, für den sie bestimmt sind, erfasst werden können. Weder Form noch Art und Weise ist vorhersehbar noch zu vereinheitlichen. Engelsysteme sind deshalb Humbug, menschliche Verstandesgeburten. Die Namen der Engel sind nur Bilder für ihre Erscheinung an sich, aber nicht für das Wie im Einzelfall.

Engel sind hilfreich, Hilfsboten, Hilfskonstrukte Gottes, Sendboten, seine Dienstboten, sofern man sie personalisieren will. Gottes Angesicht können wir nicht ertragen, Engel wohl. Sie sind Botschaftsträger, auf das jeweilige Begreifen zugeschnitten.

Ist eine solche Betrachtungsweise desillusionierend? Nein, ganz im Gegenteil. Sie gibt den Engeln den Rang, der ihnen zugewiesen ist und macht sie nicht selbst zu (falschen) Göttern. Der von Gott geläuterte Mensch steht als sein Ebenbild über jedem Engel.

Der Blutegel hat zwei Töchter: gib her! gib her! ( Sprüche 30,15 )

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