Rabe und Feigenbaum

Ein Feigenbaum stand in der Wüste,
kahl, wie verdörrt.
Kein Blatt, keine Frucht,
Jahr um Jahr.
Ein Rabe,
der seine Arche ganz in der Nähe geparkt hatte,
kam aus der Luke,
suchte ein Blatt am Feigenbaum.,
Vergeblich,
Jahr um Jahr.
Der Feigenbaum schüttelte ihn ab.
Nein, ich treib nicht aus,
sonst kommt nur der Rabe und
holt sich ein Blatt.
Jahr um Jahr.
Hin und weder kamen Sperlinge,
sie machten sich keinen Kopf um das Blatt.
Sie setzten sich einfach auf einen kahlen Zweig
und zwitscherten dort unbekümmert auf Platt.
Jahr um Jahr.
Doch der Feigenbaum
erfreute sich nur kurz an ihrem Gesang,
So flatterten sie wieder davon,
zum nächsten Baum,
Jahr um Jahr.
Der Feigenbaum fragte sich,
soll ich wieder grünen?
Frucht treiben?
Der Gedanke gefiel ihm gut,
aber dann fehlte ihm der Mut.
Jahr um Jahr.
Es könnte ja ein Sturm kommen,
der die Blätter wieder vom Baum weht.
Meine Äste sind viel zu schwach,
um den Raben zu tragen.
Jahr um Jahr.
Er schwankte
zwischen Befürchtung und Hoffnung,
zwischen Hoffnung und Befürchtung,
Jahr um Jahr.
Der Rabe blieb, treu,
die Nahrung im Schnabel,
wartete und wartet
und schaut auf den Feigenbaum
Jahr um Jahr.
Rabe und Feigenbaum.
Das ungleiche Paar.
Baum und Vogel
sprechen nicht dieselbe Sprache.
Jahr um Jahr.
Irgendwann wird Sommer sein.
Für den Feigenbaum und den Raben.
Auch wenn es dauert,
Jahr
um
Jahr.
(Gedanken zum Evangelium vom 2. Advent, Lukas 21, 25-33)

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