miles & more

333 miles to go.
Vor mir fällt im Mittelgang ein Tablett vom Servierwagen.
Ziemlich unappetitlich.
Ich mag gar nicht hinsehen.
Die Flugbegleiterin flucht vor sich hin.
Besser die Augen zumachen,
bevor es mir noch den Magen umdreht.
Ich schließe die Augen und denke,
was für ein Meilenstein muss es sein,
einzuschlafen: einfach schlafen,
ohne irgendetwas zu träumen.
Wie entlastend muss
der letzte Meilenstein sein.
Ich spüre, wie mich eine Kraft von oben erfasst,
sinne nach wie ich es benennen könnte.
Plötzlich fällt es mir ein:
Wie Elia, als er gen Himmel gefahren ist.
So ist Elia gen Himmel gefahren.
Eine Kraft, die nicht zu beschreiben ist,
die schräg nach oben zieht.
weiß anziehende Kraftlinien.
Vielleicht nehmen sie mich mit,
denke ich.
Aber:
We are starting to descend
und das übliche Bla-bla.
Was für ein Widerspruch,
Flugzeug und ich mit ihm streben nach unten,
die Kraft zieht nach oben.
Die Kraftlinien werden,
entsprechend unserem Neigungswinkel,
steiler und zentrieren sich auf meinem Scheitel.
Ich sehe Flämmchen auf meinem Kopf,
ein kleines Feuerchen das schnell verlöscht,
abgelöst von einem Art Vulkanausbruch in dünnen Fäden,
Gebirge fallen in mir um,
innere Seufzer der Erleichterung.
Euch werden eure Sünden auf den Kopf fallen.
Wie oft steht das in der Schrift?
Das ist schnell vorbei und ich sehe,
wie sich zart rosafarbene Mandelblüten um mich legen und
ich eine Blüte in Gottes Garten werde.
Nur Blüte sein, mehr ist es nicht,
aber es fühlt sich wunderbar an.
Hier möchte ich bleiben,
eine Mandelblüte in Gottes Garten.
Welch ein Friede.
Cabin crew, 10 minutes to land.
Das ist gemein.
Das Flugzeug setzt mit einem harten Ruck auf.
Die Erde hat mich wieder.
Ganz gegen meine Gewohnheit zuckle ich auf dem Nachhauseweg
in aller Seelenruhe hinter einem Laster her. Ich merke es gar nicht.
Mein Auto fährt ohne mich.
Elia, schießt es mir durch den Kopf.
Elia!
Mir kommt mein Kind in den Sinn,
das nur in mir gelebt,
aber nie geatmet hat.
Dieses Kind, von dem ich mich so schwer trennen konnte.
Jahrzehnte hat es gedauert.
Lange habe ich nicht mehr an ihn gedacht.
Elia!
Wie wunderbar ist diese Gotteskraft!
Als ob ich endgültig meinen Frieden
mit diesem Schmerz geschlossen hätte.
Wie wunderbar ist diese Gotteskraft!
Ich kann es immer wieder nur sagen.
Die Kraft,
die Frieden gibt,
wenn die Zeit da ist,
und neue Lebenskraft schafft!
Miles and more.
Ich fliege,
Richtung Gottes-Garten.
Elia in der Mandelblüte
Elia, wie Gott ihn in den Himmel ruft.
Elia in der Mandelblüte
Himmelfahrt des Propheten Elia

3 Kommentare zu „miles & more“

  1. Welch berührende Worte! Ganz zufällig habe ich heute diese Seite gewählt. Dabei bin ich gerade dabei mich von meinem Kind- erwachsener Sohn- zu verabschieden. Eine harte Zeit liegt hinter uns, 1 1/2 Jahre des aneinander Reibens, des langsamen Erkennens, dass er gehen muss. Es ist kein gutes Sein miteinander, obwohl das Haus reichlich Platz für uns geboten hätte, ist es nötig den richtigen Abstand zueinander zu finden. Erkennen müssen, dass er auf allen Ebenen versagt hat. Nicht wissend ob er jeVerantwortung für sein Leben übernehmen wird. Ich weiß er ist in Gottes Hand…
    Ich kann den Schmerz nicht in Worte fassen.

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    1. Nichts ist Zufall… Ich kann dir das sehr nachfühlen. Auch ich habe einen Sohn, der wegstrebt. Wir verstehen uns sehr gut. Aber er möchte sein eigenes Studentenleben führen, obwohl er pendeln könnte. Eigentlich völlig unnötig. Auch bei uns im Haus Platz genug. Noch widerstrebe ich. Aber ich fühle, dass ich in absehbarer Zeit meinen Widerstand aufgeben werde, obwohl es auch mir das Herz bricht, diesen Sohn gehen lassen zu müssen. Weil ich es auch verstehe. Es ist gut, wenn Kinder ihr Leben in die eigene Hand nehmen.

      Wenn du sagst, ich weiß nicht, ob er je die Verantwortung für sein Leben übernehmen wird: Er kann es nur lernen, in dem er anfängt es zu tun. Es wir Pleiten geben. Ich habe noch einen Sohn, bei dem ich bis heute im Zweifel bin, ob das wohl hinhauen wird. Aber, ich habe gelernt, mich zurückzunehmen, ihn zu lassen, ohne mich mundtot zu machen. Auch ich habe eine Verantwortung ihm gegenüber und die wird erst mit mir sterben. Egal, wie es ist, es bleibt wichtig, in den Pleiten da zu sein, zu helfen, zu raten. Wenn sie nicht hören: auch die Konsequenzen gehören zum Lernprozess. Das selbst hinzunehmen, verlangt Demut. Auch wenn das Herz weint. Eltern sein heißt, den eigenen Schmerz nicht auch noch dem Kind aufzuladen. Es hat schon beim Erwachsenwerden genug mit sich selbst zu tun.

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