Kirchentag a la St. Jacobi

Heute war St. Jacobi Kirchentag bei mir. Wie passend ich – unabsichtlich – in dieser Kirche gelandet bin, ist mir erst beim Mittagsgebet aufgefallen, das von einem Pilgerpfarrer gehalten wurde. Da ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen: Pilger und St.Jakob gehören zusammen. Ja, Ja.
Und überhaupt, Kirchen liegen mir besser, insbesondere so alte mit viel Ausstrahlung, wie St. Jacobi in Hamburg. Von den 8 Stunden heute auf dem Kirchentag habe ich 7 in St. Jacobi verbracht und den Kirchentag dort an mir vorbeiziehen lassen.
Mitbekommen habe ich dabei eine „Führung“ des Hausherrn der Orgel, sehr witzig und informativ. Die Arp-Schnitger Orgel in St.Jacobi ist die größte „in ihrem klingendem Bestand“ erhaltene Barockorgel Norddeutschlands. Sie hat rund 60 (!) Register und 4.000 Pfeifen und rund ein Viertel geht auf die Zeit vor Arp Schnitger zurück. Einige davon sind noch vorreformatorisch und wurden, nach Abhaltung einer Prüfung, für protestantisch erklärt, so der Kirchenmusikdirektor augenzwinkernd. Man konnte den berechtigten Stolz auf „seine“ Orgel hören.
So hatte ich den ganzen Tag über das Glück, diese Orgel immer wieder erklingen zu hören. Wunderschön in ihrer Vielfalt und in ihrem Klang. Ein Kulturdenkmal ersten Ranges. Wie meinte doch der Organist: Wenn diese Orgel erklingt, kann sich keine Sünde hinter einer Säule verstecken. Dem Klang dieser Orgel kann keine entkommen. Und: die weißen Tasten machen die göttliche Musik, die schwarzen treiben den Teufel aus. Wie das geht, hat er prompt vorgeführt. Ist das nicht schön?
Ja, und dann gab es noch einen Gottesdienst zu „Wieviel Ordnung braucht der Mensch?“. Ein Gottesdienst der Polizeiseelsorge mit großem Orchester. Ein „ernst heiterer“ Gottesdienst mit Komiker, Clown und Pantomime, aber auch Predigt. Ich habe mich richtig gefreut, einen Talar zu sehen anstatt Kirchentagsschal. Die Kirche war rappelvoll, rund 1000 Menschen. Im Gang getanzt wurde auch. So viele Menschen „Weißt du wieviel Sternlein stehen …“ in dieser alten Kirche, begleitet von dieser schönen Orgel singen zu hören, hinterlässt einen klingenden Eindruck. Ich kann das gar nicht genau beschreiben: Es hat irgendwie alles gepasst.
Danach war eine Pause bis zum Abendgebet um 18.00. So habe ich die Kirche kurz verlassen, bin aber nur über die Straße gekommen. Dort hat Luther eingeladen. Natürlich blieb ich da hängen. Ich kam gerade richtig: Ein kleiner Chor stellte sich gerade auf, begleitet vom Pastor – es war sicher der Pastor, er sah so aus – an der Klampfe. Da hab ich mich doch gleich auf einen Lutherhocker gesetzt und mitgesungen bis zum Abendgebet.
Danach bin ich in der Kirche geblieben bis zur nächsten Veranstaltung. Auf dem Kirchentag musst du in der Regel eine Stunde vor Beginn der Veranstaltung da sein, wenn du noch einen Platz willst. Auch diese Veranstaltung ein absolutes Highlight: Christ, der du bist der helle Tag. Ein Konzert des Kammerchors Fontana d’Israel. Stücke von Scheidemann, Praetorius, Schein, Poulenc, Lechner und Schütz. Die Frauenstimmen haben sich zeitweise in lichte Höhen aufgeschwungen, wie wenn man Engelschöre gehört hätte. Dazwischen immer wieder kurze Orgelstücke.
Das war doch mal ein Kirchentagstag nach meinem Gusto. Richtig schön. Und alles völlig ungeplant. Abendprogramm habe ich keins mehr gebraucht, der Tag klingt und singt noch in mir.
Engeslchöre
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